Häufig gestellte Fragen:
Was ist das mit dem Windelfrei?
Eigentlich ist es ganz simpel: Baby abhalten, wenn es mal muss. Ob man zwischendurch nun wickelt oder nicht, darauf kommt es gar nicht an.
Es kommt auch nicht drauf an, ob das Kind für jedes Geschäft abgehalten wird. Es kommt drauf an, das Bedürfnis des Babys wahrzunehmen, denn sie sagen Bescheid, wenn sie abgehalten werden wollen – genauso wie sie sich melden, wenn sie Hunger haben. Und es geht darum, das Körperbewusstsein aufrecht zu erhalten, damit das Kind das Gefühl für sein „ich-muss-mal“ nicht verliert (was mit Windeln unweigerlich passiert). Das ist auch schon alles.
Man kann ein Baby nur nach dem Schlafen abhalten, oder sogar nur morgens nach dem Aufwachen oder nur nach dem Stillen (um das „große Geschäft“ nicht vom Po waschen zu müssen) – all das ist „windelfrei“. All das ist gut gegen wunden Po, Bettnässen, Probleme beim Trockenwerden.
Es gibt sozusagen
die Minimalversion: nur morgens abhalten, sonst immer Windel und
die Mittelversion: nach jedem Aufwachen und auf Zeichen und manchmal auf „sie muss doch mal wieder müssen“ hin abhalten plus Stoff- oder WW-Windel und
die Vollversion: Keine Windeln, immer abhalten oder waschen und wischen. Alles möglich – findet euren Weg.
Trägt dein Kind NIE Windeln?
Doch, er/sie (EDIT 2011) trägt sogar manchmal ganz oft Windel – und manchmal eben gar nicht. Wie es gerade passt, wie es gerade mit dem Abhalten klappt, in welcher Phase er gerade ist. Es geht nicht ums Nicht-Windeln, sondern darum, mit dem Kind zu kommunizieren, das Abhalten zu lernen und dadurch die Wahl zu haben – Windel oder nicht.
Wie fängt man an?
Man bietet dem Kind Gelegenheiten an, sich außerhalb der Windel zu erleichtern. Die meisten Mütter erzählen, dass ihre Kinder immer dann pieseln, wenn sie „gerade auf dem Wickeltisch die Windel aufgemacht haben“ – das ist die ideale Gelegenheit. Sie einfach beim Wickeln abzuhalten verhindert a) dass man vom Pieschern überrascht wird, b) bleibt die neue Windel länger trocken, c) ist es der ideale Moment, um dem Kind zu zeigen, guck mal, ich helfe Dir dabei! Bei meinem Großen haben wir in der siebten Woche so angefangen, bei der Kleinen schon kurz nach der Geburt, in der zweiten Woche erste Reaktionen von ihr, ab dritten Monat dann regelmäßig windelfrei.
Es gibt ein paar Standardsituationen, die man Babies auch sonst einfach mal anbieten kann:
– nach dem Aufwachen
– bis ca. 4 Monate: beim Stillen, ab ca. 4 Monate: nach dem Stillen
– beim Stillen, wenn sie plötzlich heftig an- und abdocken
– wenn sie im Tragetuch plötzlich strampeln, quengeln oder zappeln
– wenn sie sich nachts auch kurz nach dem Stillen noch unruhig hin- und herwälzen
– bei älteren Babies: Morgens nach dem Aufwachen, nach dem Essen, nach dem Mittagsschlaf
Wenn sie merken, dass sie regelmäßig und auch auf ihr Signalisieren hin abgehalten werden, melden sich die Kinder mit immer klareren Zeichen, dass sie jetzt mal müssen.
Wann fängt man an?
Es gibt unterschiedliche Anfangszeiten. In manchen Kulturen beginnen die Mütter von Geburt an, in anderen erst mit zwei Monaten oder sechs Monaten. Also fangt an, wenn es sich richtig anfühlt – es gibt kein zu früh oder zu spät. Allerdings eignen sich die ersten vier Monate sehr gut, da die Kinder hier sehr deutlich signalisieren, wenn sie mal müssen.
Wie weiß ich, dass das Kind muss, wie sind die Signale?
– sie docken plötzlich beim Stillen heftig an- und ab
– sie plötzlich strampeln, quengeln oder zappeln im Tragetuch und wollen raus
– sie wälzen sich nachts auch kurz nach dem Stillen noch unruhig hin- und her (hier Tipps zum sicheren Familienbett)
– sie kriegen „diesen“ Blick, der so aussieht, als konzentrierten sie sich auf etwas
Wie oft musst Du wischen, weil etwas danebengeht?
Eigentlich nie – denn das Kind hat ja immer etwas an. Auch windelfreie Kinder tragen Klamotten und meistens auch noch so etwas wie ein „Back-Up“, also eine gefaltete Stoffwindel in der Unterhose oder eine Mokomidi, etwas, das verhindert, dass ein verpasstes Pipi gleich alles einsaut. Falls das Kind mal nackt ist z.B. im Sommer oder zu Hause ohne Hose spielt, dann wische ich ca. 1 mal am Tag eine dieser Mini-Pfützen weg.
Im Winter, wenn Du 3-4 Stunden im Kinderwagen spazieren gehst und das Kind macht sich voll was machst Du dann?
Siehe oben – die Kinder tragen draußen Back-Ups oder Windeln, so dass trotz windelfrei nicht gleich alles naß ist.
Sind die Nächte dadurch nicht sogar unruhiger?
Erstaunlicherweise berichten viele Mütter, dass die Kinder ruhiger schlafen, wenn sie zwischendurch abgehalten werden. Nachts windelfrei – hier ist genau beschrieben, wie man anfängt, wie es geht. Hier gibts unter der Rubrik „Artikel“ deutschsprachige Infos, warum und wie man sicher mit einem Baby in einem Bett schläft, wer das will.
Ist es irgendwann zu spät?
Nein, man kann auch einem Kind mit 12, 14 oder 17 Monaten einfach mal Gelegenheiten bieten.
Führt das nicht zu einer unnatürlichen Konzentration auf die Ausscheidungen, einer Art Co-Abhängigkeit oder Fixierung?
Nein, denn in der frühen Phase mit dem Säugling ist man ja ohnehin mit der Frage „Muss es trinken? Schlafen? Kuscheln?“ beschäftigt und fügt dem lediglich ein „Muss es mal?“ hinzu. Und wie das Stillen wird das Abhalten irgendwann zur zweiten Natur, zur Gewohnheit, man macht es einfach, kennt die Signale oder später die Zeiten oder hat einfach ein Gefühl dafür, wann das Kind mal muss. Der Betreuer/die Betreuerin muss gar nicht mehr darüber nachdenken, ebenso wie man irgendwann das Stillprotokoll nicht mehr führt.
Und was bringt das Ganze?
– wir brauchen statt 6-8 nur noch 2-4 Windeln pro 24 Stunden
– wir brauchen keine Feuchttücher (Toilettenpapier und ggf. Wasser reicht völlig), keine Wickelcremes
– wenn er sich meldet, habe ich 2 – 5 Minuten Zeit, ihn auszuziehen und abzuhalten ganz easy
– die Windel war bei seinen Ladungen oft so voll, dass oben was rauskam: komplett umziehen!
– das Abhalten scheint ihm das Geschäft zu erleichtern, Winde gehen leichter ab
– kein Wundsein, keine Windeldermatitis
– er sitzt nicht mehr in seinem Geschäft, auch nicht für ein paar Minuten
– ich gewöhne das Kind nicht daran, kommentarlos in die Windel zu machen, damit ich es ihm ein paar Jahre später (oft mühsam) wieder abgewöhnen muss
– ich kann das leere Kind anschließend „gefahrlos“ frei strampeln lassen
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Was wir tun:
– Wir bieten unseren Babies Gelegenheiten, sich zu erleichtern, wenn sie mal müssen – wir halten sie ab.
– Wir achten auf bestimmte Signale, denken daran, dass Weinen auch „ich muss mal“ heißen kann und reagieren entsprechend.
– Wir benutzen Windeln, wenn wir es für nötig oder angebracht oder schlicht praktischer halten.
– Wir betrachten Elimination Communication als genau das – als erweiterte Form der Kommunikation.
– Wir machen etwas, was die Mütter in den meisten Ländern der Welt traditionell sowieso tun – ohne dass es dort irgendetwas Besonderes wäre :).
Was wir nicht tun:
– Wir machen KEIN Sauberkeitstraining.
– Wir üben KEINEN Druck aus weder auf das Kind noch auf uns selbst.
– Wir jagen weder Erfolgserlebnisse noch trockene Windeln noch Rekorde.
– Das Ziel ist NICHT, dass die Kinder früher sauber sind (auch wenn das ein häufiger Nebeneffekt ist).
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Grundwissen zum Thema Windelfrei
Der Wiki-Eintrag:
http://en.wikipedia.org/wiki/Elimination_communication
Der Klassiker: http://www.topffit.de wunderbar informative Website von Antje Mattig zum gleichnamigen Buch
Der Ursprung: http://www.natural-wisdom.com/ Website von Ingrid Bauer, die nappyfree in die westliche Welt (zurück-)brachte.
Anleitungen:
http://www.tribalbaby.org/ECindex.html
Sehr ausführliche Infos zur praktischen Seite von Windelfrei von Charndra, Chris und ihrem Sohn Maven aus Canberra. Charndra arbeite an einem Online-Kurs für Teilzeit-Windelfrei unter http://www.parttimenappyfree.com.au/
Die Lern- DVDs (wirklich, das gibts!):
http://www.babiesonpotties.com/
Windelfrei-Lernprogramm für arbeitende Eltern oder Betreuungspersonen (englisch): http://www.viviente.com/2005/10/how_to_do_parttime_pottytraini_1.html-