Wie viel pinkelt ein Windelfrei-Baby?

Donnerstagsserie – Irgendwo zwischen Windelfrei und Wegwerfwindel

Wer mag Zahlen und Fakten?

Kaum jemand weiß zum Beispiel, wie viel in so einen Magen eines Neugeborenen passt. So wird häufig bei einem noch nicht 48 Stunden alten Baby gern mal auf einer Wochenbettstation nach einem Fläschen gerufen, weil das Kleine doch noch so unruhig ist und die mütterliche Brust scheinbar nicht ausreicht. Aber passt ein 100 ml-Fläschen in ein 10-20 ml fassenden Magen?

Wie sieht es mit Babys Pipi und einer Wegwerfwindel aus? Die Fassungsmenge der Blase eines 2 Wochen alten reifen Neugeborenen beträgt circa 25 ml und davon verbleiben bei einer Entleerung noch gute 8 ml in der Blase [1]. Um die 17 ml pro Pipi und dann eine Windel mit megasuperduper Absorbiersystem?! Passt das zusammen? Im Laufe des ersten Lebensjahres steigert sich das Blasenvolumen: 3 Monate altes Baby etwa 28 ml, 6 Monate auf 35 ml, 9 Monate auf 38 ml und 12 Monate 40 ml. Dabei nimmt die Restharnmenge eines Windelfrei-Babys zum 9. Lebensmonat auf kleiner 1 ml ab [1].

Blasenfüllung eines Babys

Interessant dabei ist, dass nicht abgehaltene Windel-Kinder – der Durchschnitt der westlichen Babys – die vollständige Blasenentleerung erst mit dem späteren Zeitpunkt des Töpfchentrainings beherrschen. Das ist ungefähr mit 27 Monaten der Fall [1].

Wie häufig entleert sich so ein Baby? Im ersten Lebensjahr pullern bis zum Ende des sechsten Lebensmonats vollgestillte Babys in einem 4 Stunden Beobachtungszeitraum im Schnitt dreimal. Nur um den dritten Lebensmonat ist es mit viermal pinkeln in 4 Stunden häufiger [1]. Laurie Boucke schreibt dazu: „Viele Babys urinieren in einigermaßen regelmäßigen Abständen. Zum Beispiel kann es sein, dass Neugeborene und sehr junge Säuglinge nach einer Mahlzeit ein paar Mal aller 5 bis 15 Minuten pinkeln. Ein drei Monate altes Baby macht vielleicht nach dem Stillen drei oder vier Mal alle 15 bis 20 Minuten, dann mag sich der Abstand erhöhen auf 30 Minuten, oder vielleicht muss das Baby auch nur einmal nach 30 Minuten und dann nicht mehr, bis es wieder etwas zu sich nimmt.“ [2]

[1] Development of bladder control in the first year of life in children who are potty trained early.  Duong TH, Jansson UB, Holmdahl G, Sillén U, Hellstrom AL. J Pediatr Urol. 2010 Oct;6(5):501-5.
[2] TopfFit!. Laurie Boucke. Seite 40

14 Gedanken zu „Wie viel pinkelt ein Windelfrei-Baby?

  1. Bei unserem ersten Windelfrei-Baby, bei dem wir erst mit drei Monaten ohne Windel angefangen haben, glaube ich mich zu erinnern, dass er ziemlich häufig musste. Vielleicht hab ich das aber nur so empfunden, weil es eine total neue Situation war und ich die ganze Zeit nur darauf achtete, wann ich ihn abhalten muss. Mit dem zweiten und jetzt dritten Windelfrei-Baby ist das viel weniger der Fall. Müssen sie weniger oft, weil sie bereits ab Geburt abgehalten wurden oder denke ich das nur, weil es für mich nicht mehr neu ist? Schwer zu sagen 😉

  2. Bei uns hab ich überrascht beobachtet, dass sich die Pipimengen nicht kontinuierlich steigern, sondern ebenso wie alle anderen Essen-, Verdauungs-, Wachstums- und sonstigen Entwicklungsschritte in Schüben. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, musste er nicht mehr so oft, dafür aber in sehr viel größeren Mengen.

    Danke für die spannenden Zahlen!

  3. Also, gestern hat er (3monate) am Tag 15 mal gepinkelt. In der Nacht zwei mal. Ich hatte jedesmal den Eindruck, dass es ungefähr gleich viel war, ausser die Male nach dem Aufwachen, da ist die Menge jeweils grösser. Wie viel genau habe ichnicht gemessen 😛

  4. Laut kurzer Internetrecherche meinerseits passen 5 ml Flüsssigkeit in einen durchschnittlichen Teelöffel, 15 ml in einen durchschnittlichen Esslöffel. Vll hilft das, um ein Gefü hl dafür zu bekommen, wie viel/ wenig so ein Baby pinkelt.

  5. Liebe Windelfrei-Eltern!
    Als Mutter eines inzwischen 10 Monate alten Babys habe ich ein paar Fragen:
    Woher nehmt ihr die Zeit bis zu 18 Mal am Tag das Entlehrungsbedürfnis eures Babys zu erkennen?
    Wann nehmt ihr euch Zeit für Euch selbst, den Haushalt, Sex, Partner, Familie und Freunde oder berufliche Fortbildung?
    Wo haltet ihr das Baby ab, wenn ihr auf Reisen oder einfach nur einkaufen seid? Machen Tagesmütter bzw Kita auch mit windelfrei weiter, wenn ihr arbeiten seid?
    So schön und pädagogisch sinnvoll das Konzept Windelfrei scheint, umso begrenzter sind die Antworten auf die praktischen Fragen dazu. Ich freue mich mich auf eure Antworten!

    1. Liebe Maya,
      Naja, woher nimmst du die Zeit dein Kind 15 mal am Tag zu wickeln, Windeln zu kaufen und den ganzen Müll zu versorgen?
      Zeitlich ist das kein großer Mehraufwand und nach kurzer Zeit signalisiert das Kind ziemlich deutlich, bei uns oft sogar deutlicher als Hunger.
      Also hat man genauso viel Zeit sich selbst, den Haushalt, Sex, den Partner, die Familie, Freunde oder berufliche Fortbildung. (so viel man das mit Kind eben hat). Wenn dein Kind Hunger hat bindet du ihm ja auch nicht den Mund zu, weil du gerade die Küche putzen oder mit deinem Partner erzählen möchtest.
      Wir halten das Baby meistens über die Toilette oder eine kleine Schüssel. Die Schüssel kann man überall mit hin nehmen und Toiletten gibt’s auch fast überall. Außerdem heißt Windel frei ja nicht, dass das Kind nie Windeln an haben darf. Wenn wir länger unterwegs sind wickeln wir manchmal mit einer Stoffwindeln als Sicherheit.
      Wie das dann im Kindergarten wird, kann ich dir leider noch nicht sagen, aber mit 1-2 Jahren können die meisten Kinder ja schon sprechen und sind durchaus im der Lage mit Hilfe auf Toilette oder das Töpfchen zu gehen, da sollte das kein Problem sein.
      Ich hoffe ich konnte dir ein paar deiner Fragen beantworten.
      Liebe Grüße Miriam

  6. Liebe MayaL!

    Unser Kleiner ist auch 10 Monate alt. Bis vor Kurzem war ich in Elternzeit, jetzt ist es mein Mann. Das heißt, es gibt immer einen Erwachsenen, der für das Kind gerade hauptsächlich „zuständig“ ist. Nicht immer erkennen wir seine Signale, aber er meckert zuverlässig, wenn er eine frische Windel haben will. Und dann kriegt er die auch. Das ist keine Frage der Zeit, sondern eine Frage der Ethik, unserem Kind den trockenen Po nicht zu verweigern. Und ansonsten: wenn er deutlich signalisiert, dass er mal muss, dann gehen wir halt mal mit ihm. Wenn er deutlich signalisiert, dass er hungrig ist, dann kriegt er ja auch Milch oder anderes Essen, ohne dass wir uns die Zeit-Frage stellen.
    All die anderen Dinge, die ebenfalls Zeit brauchen, kriegen wir wunderbar parallel unter. So wie ich ihn problemlos stillen kann, während ich mit Freunden gemütlich zusammensitze, so kann ich ihn natürlich auch kurz abhalten gehen, während Besuch im Haus ist. Auf Unverständnis oder gar Ablehnung bin ich jedenfalls noch nie gestoßen, wenn ich gesagt hab, dass mein Kind mal schnell aufs Klo muss und ich gleich zurück bin.
    Unterwegs geht das Abhalten unterschiedlich gut. In Cafés oder im Einkaufszentrum gibts meist Wickeltisch oder Toilette. Im Zug gehen wir aufs Klo oder nehmen eine kleine Schüssel als Töpfchenersatz, die wir dann ins Klo entleeren. Das ist entspannt.
    Ob unsere Tagesmutter windelfrei mitmachen wird, wird sich zeigen, wenn der Kleine 14 Monate alt ist und wir wissen, wie gut er bis dahin signalisiert. Grundsätzlich hat unsere Tagesmutter Interesse bekundet. Was sie dann tatsächlich leisten kann (unser Kleiner ist ja nicht ihr einziges Tageskind), das wird sich nach dem Sommer zeigen. Schlimmstenfalls muss er bei der Tagesmutter immer Wegwerfwindeln tragen, aber ziemlich sicher wird es irgendeine Zwischenlösung geben, die für die Tagesmutter praktikabel und für unseren Kleinen trotzdem nicht unangenehm ist. – Windelfrei ist ja nichts Dogmatisches, wo es nur Alles oder Nichts gibt. 🙂

    Ich kann dir sehr empfehlen, hier im Blog ausgiebig zu stöbern. Du wirst hier auf zahlreiche Varianten stoßen, wie man windelfrei im Alltag praktizieren kann. Und dann werden deine Befürchtungen sicherlich zerstreut werden. 🙂

    Viele Grüße,
    Katharina 🙂

  7. Hm…bezüglich der oben angegebenen Mengen des Blasenvolumens. Wo kommen die her? Meine Tochter ist jetzt 20 Monate alt und hat neulich Nacht auf einen Schlag 220 ml Urin gepinkelt. Mit ca. 12 Monaten waren es mal 100 ml. Danach eine Nacht mal 150 ml.
    Ich messe das natürlich nicht jedes Mal, 🙂 aber in den drei Fällen hab ich ja im Asiatopf gesehen bzw. beim Abhalten gehört, das das grad viel ist und aus Neugierde mal gemessen.
    Nur als Info.

  8. Hi,
    als meine Tochter 8 oder 9 Wochen alt war, habe ich auch mal aus interesse nachgemessen: 50ml! Sie muss auch weniger häufig als andere, habe ich das Gefühl… scheint also sehr individuell zu sein.
    Lg, Ira

  9. Spannend, diese Infos. Gerade hat meine nicht ganz 6 Monate alte Tochter nach 2 Std schlafen recht viel ins Töpfchen gepinkelt. Neugierig geworden hab ich nachgemessen: 80ml; Die Menge ist auf jeden Fall immer unterschiedlich! Nach längerem Tragen oder Schlafen kommt viel mehr, beim nackt Strampeln z.B. häufiger kleine Mengen. Manchmal macht sie ein paar Tropfen (aus Gewohnheit?) wenn ich zum falschen Zeitpunkt abhalte und sie gar nicht muss…

  10. Liebe Leute,
    auch wenn sich hier schon länger nichts tut, möchte ich unsere Erfahrung mit Euch teilen.
    Unser Kleiner (voll gestillt) ist jetzt gut 7 Monate alt. Wir halten ihn ab, seit er 11 Tage alt ist. Unsere üblichen Mengen sind seit einigen Monaten etwa 50 bis 80ml, mit morgendlichen 100 bis 130ml. Nachts sind wir seit langem 8h trocken, mittlerweile problemlos 12h.
    Seit ein paar Wochen sind diese Mengen signifikant weniger geworden. Er geht aber deswegen auch nicht öfter. Mich würde interessieren, woran das liegen kann. Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
    Indizien wären: durchs Zahnen verliert er jetz viel Flüssigkeit durch Speichel; im Herbst/Winter könnte die Milch dicker geworden sein?; nach 6 Monaten sollen angeblich die Nieren voll entwickelt sein – ändert das den Stoffwechsel?
    Beikost nimmt er noch praktisch keine zu sich (baby-led).
    Alles Liebe
    Lydia

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