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Montags-Mantra: Fasse Dich kurz!

Das Leben mit AP-Kindern – so könnte man meinen – ist eine Aneinanderreihung von erbaulichen Momenten und seliger Glücklichkeit. Nun – zumindest bei uns ist es nicht immer so. Es gibt auch Momente, in denen ich genervt, sauer, gereizt, wütend, müde oder traurig bin. Und dann meckere ich. Doof, ist aber so.

Was ich gelernt habe und was grooooß an meiner Küchentafel steht, ist: Wenn Du schon meckerst oder Dich beschwerst (oder gar belehrst): FASSE DICH KURZ!

Sätze à la: „Wieso liegt der Schulranzen schon wieder mitten im Zimmer? Das nervt! Ich will da weder drüberfallen, noch alles wegräumen! Ich habe Dir schon hundert Mal gesagt, dass ich will, dass hier jeder Verantwortung für seine Dinge übernimmt und sie wegräumt, wenn wir nach Hause kommen. Was ist daran so schwer zu verstehen? Ich finde…“

Vergesst es. Kein Kind hört länger zu als bis „Zimmer“, ganz abgebrühte (und viel angemeckerte) Kinder drehen ab „Warum“ bereits die Ohren ab. Und ich kann sie verstehen. Wie würde es sich anfühlen, wenn uns jemand so angehen würde? Ich würde mich auf dem Absatz umdrehen.

Besonders bei meinem Sohn machen lange Ausführungen absolut keinen Sinn. Auch wenn ich manchmal gerne die gesamte Philosophie von Sinn und Kraft einer Gemeinschaft hinterherschicken würde – er hört es sowieso nicht.

Also habe ich gelernt, mich freundlich und kurz zu halten.

1. Zuerst benenne ich das, was ist, ohne Bewertung: „Der Schulranzen liegt mitten im Zimmer.“

In den allermeisten Fällen ist das vollkommen ausreichend. Sehr effektiv ist auch: „Die Wohnungstür ist noch auf“ – und viel besser als das „Mach die Tür zu!“, was ja schon wieder einen Vorwurf beinhaltet.

2. Wenn das nichts hilft, sage ich klar und kurz, was ich möchte: „Räum bitte den Ranzen weg.“

In 90% der Fälle hilft das jetzt. Allerdings nur, wenn ich mich vorher vergewissert habe, dass ich nicht gerade mit Lego-Yoda um die Aufmerksamkeit meines Sechsjährigen konkurriere (bei uns ist es wie bei Star Wars: Yoda gewinnt immer).

3. Wenn jetzt immer noch nichts passiert, versuche ich erstmal herauszufinden, was beim Kind gerade los ist – oft arbeitet er innerlich an etwas, das seine Kooperationsfähigkeit blockiert. Ist dem nicht so, dann verkünde ich nochmal meine persönliche Dringlichkeit:

„Bitte. Jetzt!“

Genauso gehe ich (in meinem persönlichen Idealfall) vor, wenn mich etwas ärgert, wobei ich a) Du-Botschaften vermeide und b) möglichst sage, was ich will und nicht darüber lamentiere, was ich nicht will.

„Ich will kein Spielzeug am Tisch, ich will essen und mich ohne R2-D2s Geräusche unterhalten.“

Immer wieder erlebe ich – auch bei anderen Kindern – dass lange Vorträge überhaupt keinen Effekt haben, kurze Infos hingegen sehr viel. Vor allem, wenn das Kind genau weiß, was der Punkt ist.
Lustigerweise machen wir das bei kleineren Kindern oft automatisch, wir sagen nicht:

„Ich möchte nicht, dass du an den Herd gehst, du weißt , dass der heiß ist, dass habe ich schon 100 Mal gesagt und ich finde das wirklich nervig, dass ich das immer wieder wiederholen muss und außerdem..“
sondern wir sagen: „Vorsicht! Heiß!“

Es scheint mir – auch bei mir selbst – dass ich mit zunehmender Größe des Kindes auch längere Vorträge halte, was nicht immer sinnvoll ist. Damit soll nicht gesagt sein, dass ich später, wenn der Streit vorbei und der Ärger bei allen abgeklungen ist, mich nicht hinsetze und mit dem Kind bespreche, warum wir uns eigentlich über den doofen Ranzen gestritten haben und was heute los war, dass alles so schwer ist. Aber im Moment selbst führt Kürze bei uns eher zu Verständnis.

Daher ist mein Mantra, besonders beim Großen: Fass Dich kurz!

Puh – hab ich lange gebraucht, um das auszuführen ;)?

Allen eine gute Woche!

Der erste Attachment Parenting Kongress in Deutschland

Das liebe Team von Einfach Eltern um Frauke Ludwig und Diana Schwarz richten am 11. und 12. Oktober 2014 den ersten Attachment Parenting Kongress aus.

Die bekanntesten Fachleute und AutorInnen der Szene geben ihr Wissen weiter.

Jetzt haben sie eine Rabattaktion gestartet:
Bis morgen 14 Uhr gibt es die Karten für den Kongress zum ermäßigten Preis!

Schaut auch hier, warum für Eltern der Kongress ebenso eine tolle Bereicherung ist.

"In den Schlaf gewiegt zu werden ist Gewohnheit" – Gedanken zum Interview mit A. Kast-Zahn in der ELTERN – ein fehlendes Puzzleteil

Nachdem eine Petition im Internet die Rücknahme von „Jedes Kind kann schlafen lernen gefordert hat“ („Shitstorm“ hieß es sogar), führte Eltern-Autorin Nora Imlau mit der Autorin Kast-Zahn ein starkes Interview für die Zeitschrift ELTERN. Imlau und Kast-Zahn diskutieren über den Sinn und Unsinn von Schlaflernprogrammen, über Studienergebnisse und darüber ob das sogenannte Ferbern jetzt schädlich sei für die Kinder oder nicht.

Aus Artgerecht-Sicht fehlt bei der Diskussion noch ein wichtiges Puzzleteil. Es geht nicht nur darum, ob Ferbern langfristig schädlich ist, was Eltern oder Babys aushalten können und wer was wie wissenschaftlich nachweisen kann oder nicht. Es geht noch um etwas ganz anderes.

Gleich vorneweg: Aus Sicht des Artgerecht-Projektes ist ein Konzept wie in „Jedes Kind kann schlafen lernen“ völlig indiskutabel. Keine Frage. Und wir werden diese Aussage auch weder relativieren noch zurücknehmen. Keine Kompromisse. Ferbern geht nicht. Aber: Verzweifelte Eltern ohne Hilfe zu lassen, geht auch nicht.

Die AP-Szene hat also ein Dilemma:

Verzweifelte, erschöpfte, unter Schlafmangel leidende Eltern brauchen Hilfe.
Schlaflernprogramme sind keine Hilfe.
Verzweifelte Babys alleine schreien zu lassen geht für uns nicht.
Verzweifelte, erschöpfte Eltern ohne Hilfe zu lassen geht auch nicht – und ist gefährlich.

Was also tun? Was empfehlen?

Nora Imlau löst diesen Konflikt, indem sie Schlaflernprogramme als letzten Ausweg anbietet, wenn sie in ihrem Gastbeitrag auf Geborgen-Wachsen.de schreibt:

„Kurz: Selbst wenn tausend Studien die Unbedenklichkeit von Schlaflernprogrammen belegen würden, es bliebe trotzdem ganz großer Mist, sie anzuwenden – außer in jenen wirklich seltenen Situationen, in denen Eltern kurz davor stehen, ihre Kinder an die Wand zu klatschen von lauter Wut und Frust über die eigene Schlafsituation.“

Herbert Renz-Polster tut in seinem Buch „Kinder verstehen“ dasselbe, er schreibt:

„Wenn Eltern also ihre Kinder „ferbern“, weil sie schlicht am Ende ihrer Kräfte sind und andere Methoden nicht richtig funktioneren, dann kann (kursiv im Original) das eine Notlösung sein – ein schlafendes Kind kann nun einmal für die Eltern den Unterschied zwischen Himmel und Hölle, ja sogar zwischen Gesundheit und Krankheit bedeuten.“

Wir sollen unsere Babys also nicht ferbern – außer, wenn wir nicht mehr anders können. Wie wäre es, wenn wir stattdessen dafür sorgen, dass Eltern erst gar nicht in derart verzweifelte Situationen kommen?

Kast-Zahn sagt auf Noras Frage hin, dass man einem Baby, das nachts acht Mal Mama weckt, durchaus auch kuschelnd Schlafen beibringen kann: „Wenn Eltern dazu die Geduld haben – wunderbar. Aber was meinen Sie, wie viele Eltern das Gebrüll ihrer Babys regelrecht aggressiv macht?“

Genau hier liegt der springende Punkt für mich. Warum macht diese Eltern das Gebrüll ihres Babys aggressiv? Sparen wir uns alle Küchenpsychologie, jeder weiß es: Überlastung und Schlafmangel sind ein explosiver Cocktail, der aus der entspanntesten, liebevollsten Mutter/Vater eine aggressive Furie machen kann.

Diese Eltern machen nichts falsch. Sie haben aus meiner Sicht auch ihren Kindern keine falschen Schlafgewohnheiten antrainiert, wie Kast-Zahn suggeriert. Sie haben eine Situation, mit der sie nicht umgehen können, weil sie am Ende ihrer Kräfte sind. Weil sie übermüdet sind. Weil sie schlafen wollen. Weil diese Situation nicht artgerecht ist.

Menschen waren in den letzten 100.000 Jahren niemals so alleine mit unseren Kindern, wir wir es heutzutage sind. Schon gar nicht mit 24-Stunden-Babys oder Schreibabys. Wir sind auf diese Art von Dauerstress nicht vorbereitet, weil wir ihn niemals aushalten mussten.

Für unsere Situation brauchen wir keine Schlaflernprogramme für die Babys. Die Babys sind okay. Wir brauchen auch nicht noch mehr Schuldgefühle für die Eltern (falsche Schlafgewohnheiten angewöhnt). Die Eltern sind okay. Was wir vor allem brauchen, sind andere Lebensbedingungen für die Eltern.

Wir müssen als erstes die Überlastung der Eltern abstellen. Denn Überlastung ist das Problem. Ohne Überlastung können die Eltern auch ohne „Nothilfe“ oder „Notfallprogramme“ ihren Kindern zeigen, wie in dieser Familie nachts zu schlafen ist.

Ohne chronische Überlastung könnten Eltern ihrem Baby entspannt und gelassen mit Körperkontakt beibringen, dass jetzt Schlafenszeit ist und das Mama nachts nicht acht Mal stillen will oder kann. Und wann sie das macht, kann sie/ können die Eltern dann auch entspannt entscheiden – aus artgerecht-Sicht ergibt es überhaupt keinen Sinn, ständig auf die individuellen Entwicklungsabläufe von Kindern zu verweisen und dann aber pauschal zu sagen: Ab acht Monaten darf man Schreienlassen. Wenn Eltern gar nicht in den Teufelskreis von Erschöpfung, Alleinsein und Schlafmangel geraten, wird sich die Frage ohnehin ganz anders stellen.

Aber warum sind wir Eltern so überlastet? Was ist hier passiert?

Die meisten Eltern – vor allem: Mütter- sind tags wie nachts mit ihren Babys viel zuviel alleine. Würden hingegen immer drei begeisterte Tanten, Großtanten, Omas, Onkels und Nachbarn mit dem Baby auf dem Arm herumlaufen, es trösten, kuscheln, spielen, wenn also Mama und Papa damit nicht alleine sind, kommen die Eltern gar nicht in die Situation, einen „letzten Ausweg“ gehen zu müssen, bevor sie ihrem Kind etwas antun. Aber wenn Eltern 24/7 das „kostspieligste aller Primatenbabys“ (nach Sarah Bluffer Hrdy) alleine großziehen müssen, brechen sie irgendwann zusammen.

Artgerecht ist:

Unterstützung durch andere
Kontakt zu anderen Eltern
mehr Information
Ursachensuche, was die Situation so belastend macht
Lösungen, die die Umgebung ans Kind anpassen und nicht das Kind an die Umgebung

Kurz: Wir brauchen einen Ersatz für unser verlorengegangenes Dorf. Genau deshalb machen wir das Artgerecht-Projekt. Unsere Coaches wollen Eltern dafür sensibilisieren, was sie wirklich brauchen – jenseits aller Rezepte und Vorgaben. Wir wollen Eltern den Clan, das Dorf zurückholen, das ihr Leben so sehr entspannen kann. Jedes Treffen, ob Artgerecht, Stilltreffen, Pikler, aber auch Nachbarschaft oder Familientreffen kann ein Anfangspunkt sein, um das Netzwerk zu bauen, das Eltern stützen kann.

Ich höre jetzt schon die Kritiker: Nicola, das sind doch alles Illusionen. Die Wirklichkeit ist nunmal anders. Aber wird die Wirklichkeit je anders, wenn wir sie so akzeptieren, wie sie ist? Oft ist Hilfe nur eine Tür, ein Gespräch weit entfernt. Wir müssen wieder lernen, sie zu geben, sie zu fordern, sie nehmen zu können.

Und dann erübrigt sich sehr wahrscheinlich auch die Schlaflerndiskussion.

Weinen Facebook

AP-Kinder – sozial kompetent oder was?

Ich höre und lese immer wieder, dass AP-Kinder ja soooo selbstständig und sozial kompetent seien. Ist das so?, frage ich mich oft.
Wenn mein Großer (fast 6) seinem besten Freund mit Wucht ein Plastikschwert über den Kopf zieht oder die Kleine (fast 3) ihre beste Freundin begrüßt mit „ich mag dich nicht! du sollst weggehen!!!“ um dann 5 Sekunden später bitterlich zu klagen, dass eben jene Freundin nicht da sei, denke ich oft:

AP hin oder her, WIR jedenfalls sind noch im Schimpansenstadium. Wir können zwar kooperieren, aber wenn die Ressourcen knapp sind, wird gefaucht und gebissen.

Als Antwort auf diese meiner unfreundlichen Primatenthesen habe ich von meiner Tochter am vorigen Wochenende eine Lektion in Sachen „kompetente AP-Kinder“ erhalten.

Mutter steht im Kinderzimmer und baut am Schrank herum. Es war mir nicht bewusst, aber ich muss ziemlich rumgejammert haben, Tenor: „Welcher Mensch hat nur die Schlitzschraube erfunden? Wieso sitzt ausgerechnet diese hier so fest? Verflixt nochmal! Autsch!“

Ich war die personifizierte Opferhaltung der Haushandwerkerin. Könnte ich an meiner miserablen Lage etwas ändern? Keine Ahnung! Ich konnte darüber nicht einmal nachdenken. Ich ärgerte mich zu sehr über die Schrauben der Einlegeböden, die sich nicht lösen ließen, ich identifizierte mich mit diesen festsitzenden Schrauben, ich WAR die bockige Schraube.

Meine Tochter spielte friedlich zu meinen Füßen mit Duplosteinen und hörte mir offensichtlich aufmerksam zu. Plötzlich sagte sie mit ihrer hellen Stimme ruhig, bestimmt und wie nebenbei:

„Mama, Du brauchst einen Akkuschrauber.“

WIE BITTE?

Das Kind ist noch keine Drei.

Ich stammelte: „Äh, ja… gute Idee, aber ich wir haben keinen und ich weiß nicht, ob unsere Nachbarn da sind und eigentlich MUSS das doch auch mit dem Schraubenzieher gehen!“ #opfer #bastlerstolz

Meine Tochter hörte mir noch etwa 2 Minuten bei meiner nächsten Hasstirade gegen den Schraubenfabrikanten zu und erklärte dann:

„Ich schau mal, ob A. (unsere Nachbarin) da ist. Du brauchst einen Akkuschrauber.“

Und da stapfte sie auch schon los, verließ die Wohnung, ging durchs Treppenhaus, klopfte bei unserer Nachbarin und ich hörte sie deutlich sagen:

„Mama braucht einen Akkuschrauber. Kann ich bitte euren ausleihen?“

Sie bekam ihn. Als sie zurückkam, trug sie den schwarzen Akkuschrauberkoffer und lächelte mich freundlich und ohne eine Spur Besserwisserei einfach nur an. Sie hatte – im Gegensatz zu mir – die Situation erkannt, eine Lösung gefunden und diese trotz meiner bockigen Weigerung mal eben so umgesetzt. Als ich mich erholt hatte, packten wir den Schrauber gemeinsam aus, ich hob sie in den Schrank und so war die Arbeit gemeinsam in fünf Minuten erledigt – und machte sogar Spass!

APKindschraubt

Nachdem ich alles wieder eingepackt hatte, schnappte sie sich wortlos den Koffer, stapfte zurück, sagte „Vielen Dank, wir sind fertig“ und erklärte beim Wiedereintritt in unsere Wohnung: „So, Mama und JETZT spielen wir!“.

Ja, mein Schatz, selbstverständlich, jetzt spielen wir.

Sind AP-Kinder nun selbstständiger oder sozial kompetenter? Ich habe immer noch keine Ahnung. Aber seit Samstag habe ich ein Gefühl dafür, was das heißen könnte.

Montagsmantra: Finde deine Wut!

Kinder bringen uns an unsere Grenzen. Fast jeder kennt das: Es gibt kaum jemanden, der uns so auf die Palme bringen kann wie unsere Kinder. Wenn ihr das nächste Mal Wut in euch aufsteigen fühlt, versucht mal ein kleines Detektivspiel.

Wut ist immer ein sekundäres Gefühl (DANKE an das Kloeters-Forum für diese schöne Formulierung!).

Dahinter stehen z.B.: Angst, Stress, Müdigkeit, Sich-Nicht-Gesehen-Fühlen, Ungeduld… etc.

Stoppt mal kurz!
Wir tun gut daran, in Momenten, in denen unsere Kinder uns wütend machen, innezuhalten und uns zu fragen: Was steht hinter meiner Wut? Was passiert WIRKLICH gerade in mir?

Atmet durch. Stoppt die Aktion. Geht raus, setzt euch hin, schaut kurz weg, trinkt einen Schluck Wasser – was immer euch hilft (Wasser hilft erstaunlich oft!!).

Fragt euer Kind, was es gerade wirklich meint und fühlt. Fragt euch, was ihr gerade fühlt. Es hilft sehr, verstehen zu wollen, was gerade passiert, statt einfach nur genervt zu reagieren.

Findet die Ursache!
Oft können wir feststellen, dass das Kind gar nichts dafür kann, dass wir es jetzt eilig haben, dass wir uns immer noch über den Brief vom Finanzamt ärgern, dass das Kind gerade einen Knopf gedrückt hat, auf dem z.B. steht „Mein Vater hat mir auch immer vorschreiben wollen, was ich zu tun habe…“ oder ähnliches.

Findet heraus, wo eure Wut herkommt. Und wenn das Kind die Ursache ist, raus damit! Bleibt bei euch und kommuniziert es: „Ich fühle mich gerade nicht ernst genommen“ ist soviel hilfreicher als „Was fällt Dir ein, so einen Ton anzuschlagen?!“

Ich bin gesegnet mit einem Kind, das auf Druck (auch Zeitdruck…) sofort mit massivstem Gegendruck reagiert und auf Verständnis sofort mit vollster Kooperationsbereitschaft. Und sogar meine Zweijährige fängt jetzt schon an zu formulieren, wenn sie wütend ist: „Ich bin sauer, weil…“ und erklärt dann in ihren Worten ihren inneren Zustand.

Es ist immer gut, einem Kind klar und kurz zu sagen, was ihr herausgefunden habt, damit es das weiß, dass es nicht „falsch“ ist (siehe das Montagsmantra: Du bist nicht schuld)

Findet das Gefühl hinter eurer Wut. Formuliert es. Oft ist das dann schon der Ausweg aus einer Situation, die sonst zu einem Streit werden würde.

(Lust auf noch mehr Montags-Mantras?).

Windelfrei in New York

Windelfrei in New York: ein neuer Artikel erzählt, wie Eltern erst mit Abhalten anfangen, weil ihr Baby wund ist und dann gar nicht mehr aufhören können, weil sie so stolz sind, jetzt noch viel öfter zu verstehen, was ihr Baby gerade braucht.

Der Artikel steht hier. Danke an Bora fürs Teilen auf Facebook!

http://www.dnainfo.com/new-york/20130418/new-york-city/parents-ditching-diapers-potty-train-tots-sinks-city-streets

Ist windelfrei zu anstrengend?

Immer wieder hört man: Windelfrei sei ja viiiiel zu anstrengend. Attachment Parenting sowieso – Stillen, Tragen, Familienbett, Windelfrei, alles zuviel Arbeit. Ist das so?

Meine These: Nein, ist es nicht. Wie Monique das in ihrem Blog so schön formuliert hat: Was Du heute kannst besorgen (Nähe geben, stärken, Körperbewusstsein stärken, da sein), das verschiebe nicht auf… den dritten Geburtstag. Oder später.

Was meint ihr?

Montags-Mantra: "Pflüge dein Feld!"

Manche Dinge muss man einfach TUN.

In den USA habe ich mal eine Postkarte gekauft mit dem Text: Du kannst ein Feld nicht pflügen, indem du es im Geiste hin und herwälzt („You cannot plough a field by turning it over in your mind.“).

Manchmal stehen wir vor Aufgaben und grübeln und grübeln und grübeln und wollen es PERFEKT machen – und machen es dann gar nicht.

Ich hab mir zur Regel gemacht: Perfekt ist nicht nötig. Denn: Mit 20 Prozent meiner Arbeit erreiche ich 80 der Effekte. . Die restlichen 20 Prozent zu erreichen, muss ich unverhältnismäßig viel tun! Dahinter steht das Pareto-Prinzip: Mit 20 % des Aufwandes erreichen wir 80% der Effekte (schön erklärt und auch kritisiert hier)

Beispiele:

– Besuch kommt! Schnell aufräumen und Saugen – 80% Effekt. Man kann noch wischen und staubwischen, dann ist es perfekt, aber das sieht doch eh keiner ;).

– 6-Monats-Baby regelmäßig nach Essen und Schlafen abhalten – 80% der Windeln trocken. Jetzt kann man noch versuchen, zwischendrin ständig abzuhalten, um ALLE Windeln trocken zu halten, aber was für ein Aufwand!

Für mich führt 80/20 zu dem Mut, vieles einfach mal zu tun, um dann zu sehen: Hey, es MUSS nicht alles perfekt sein und vielleicht ist das in dem einen oder anderen Fall sogar erstaunlich gut. Also höre ich auf zu grübeln und tue es einfach.

Und so fängt sich auch windelfrei viel einfacher an: einfach mal versuchen. Einfach mal machen. Und dann weitersehen. Es muss nicht perfekt sein. Es muss nicht 100% windelfrei sein. Un-Perfekt ist völlig ausreichend :)!.

Gelernt habe ichs mal wieder von meinem Sohn, der mich vor einiger Zeit rief und sagte:
– Mama, schau mal, eine Ente!
– Eine Ente? Wo?
– Hier!

80 Prozent. Ich war platt. Völlig ausreichend!

ENTE

Montags-Mantra: "Mach es einfach."

Es regnet. Es ist kalt. Es schneit. Es ist Chaos. – was immer es ist, das uns gerade stresst, oft lassen wir uns davon die gesamte Energie entziehen. Wir haben auf nichts mehr Lust. Wir sind nicht mehr kreativ. Wir denken vielleicht noch: „Ach ja, man könnte bei so einem Wetter mal in die Sauna gehen…mal einen Schneemann bauen… mal mit dem Kakao ins Bett liegen….“ aber wir tun es nicht und dann geht es uns nooooch schlechter.

In solchen Momenten hilft es mir, mir einen inneren Ruck zu geben und zu sagen: „Mach es einfach.“
Du willst mit Kakao ins Bett? Nimm die Kinder mit!
Du willst in die Sauna? Ruf alle Freunde durch und finde jemanden, der mit ins Erlebnisbad geht!
Dir ist kalt? Die Kinder müssen trotzdem raus? Warum nicht mal im Schnee zur Grillstelle im Park gehen und ein Feuer anzünden?
Es regnet? Baut Schiffe! Lasst sie in den Pfützen fahren!!

Die meisten dieser Dinge kosten nicht einen Cent und bringen eine Menge Spass – und vor allem bringen sie uns in Bewegung und dann gehts meist gleich besser.

Wir haben auch solche Situationen, in denen ich leer, ausgelaugt und müde bin und das Wetter (oder die Welt oder das Leben im Allgemeinen) mir einfach „den Rest“ gibt. Es hilft mir, mir einen Ruck zu geben. Mich zu fragen: Was hätte ich jetzt gerne? Und es dann – vielleicht abgewandelt und an das Leben mit zwei Kindern angepasst – auch zu machen.

Wir sind im Urlaub und der Große will einen Legoflughafen. Also haben wir aus Pappschachteln einfach einen gebaut.

Flughafen

(treue Leser erinnern sich an „Basteln statt Youtube„.)

Wir haben seit Tagen Regen und sind nölig. Plötzlich stellen wir fest, dass unsere Strasse abschüssig ist und Schiffe dort hervorragend im Regen fahren können!

Heute war auch so ein Tag: Es ist kalt. Es schneit. Wir frieren. Es ist irgendwie ungemütlich. Warum nicht einfach mal morgens ein Feuer anmachen? Gesagt, getan:

Feuerfrühstück

Es war ein nettes Frühstück zu Dritt auf dem Boden vor dem Feuer, sehr artgerecht, fast so schön wie im Camp

🙂
In diesem Sinne, was immer euch heute fehlt oder gut tun würde – macht es doch einfach mal.

Montags-Mantra: "Es war eine Phase…"

Das häufigste Mantra bei Müttern um mich herum ist wohl „Es ist nur eine Phase…“. Ich habe dieses Mantra erweitert und empfehle zusätzlich regelmäßige Dosen von: „Es war mal eine Phase…!“

„Es war“? Ja, es war.

Denn viele Verhaltensweisen unserer Kinder (Klammern, Dauerstillen, Einnässen, Schüchternheit, Schlafstörungen, Ungeduld…) machen uns auch deshalb große Sorgen, weil wir fürchten, das könnte jetzt für immer so bleiben.

Wenn der Vierjährige jedes Kind nach fünf Minuten mit seinem Lego-Auto schlägt, was lässt das für seine Zukunft befürchten? Wenn die Fünfjährige immer noch niemandem die Hand geben will und sich hinter Mama vor Fremden versteckt, hört das je auf?

Die Antwort ist: Ja, es hört auf. Es hört oft nicht von alleine auf, aber es hört auf, wenn wir uns darum kümmern. Und mit ausreichend Zuwendung, achtsamem Verhalten und richtiger Reaktion ist so ziemlich allem beizukommen, das sieht man immer wieder.

Wenn eine Mutter mir daher erzählt, dass ihr Kind mit HIER ALTER EINSETZEN leider und schrecklicherweise immer noch HIER VERHALTEN EINSETZEN und dass sie sich nicht mehr ein noch aus weiß, kaum noch schläft und große Sorgen macht, dann empfehle ich einen kurzen

Perspektivwechsel:

Stelle Dir vor, wie du in ein paar Jahren jemandem erzählst: „Jaja, als er/ sie zwei/drei/vier/fünf war, da dachten wir, das geht nie vorbei mit dem XXXX, aber natürlich ging es vorbei, wir brauchten vor allem Geduld!“

Lasst mich nochmal deutlich machen: Ich glaube NICHT, dass alle Probleme mit der Zeit von selbst verschwinden. Mitnichten! Wir müssen sie wahrnehmen, wir müssen uns kümmern, wir müssen uns schlau machen, wie müssen gegebenfalls handeln.

Aber wir müssen mitnichten gleich in Panik ausbrechen, wenn wir den Knopf nicht sofort finden oder wenn uns klar wird, dass wir Fehler gemacht haben. Wir machen alle Fehler. Und wir können sie auch wieder korrigieren.

Es gibt kaum etwas, das liebende, kluge, informierte Eltern nicht auch wieder ausbügeln könnten. Ich erlebe eher, dass Eltern viel zu schnell denken, dass sie jetzt „fürs Leben“ was „verbockt“ haben und ihr Kind da nie wieder rauswächst, wenn sie mal einen Fehler gemacht haben. Aber so ist es nicht. Irgendwann werdet ihr sagen:

„Jaja, es war mal diese Phase, da hatten wir dieses Problem und wir haben echt lange gebracht, um herauszufinden, wie wir damit richtig umgehen und als wir es wussten, brauchten wir nochmal ziemlich lange Geduld, bis es wieder gut war, aber jetzt ist es schon lange vorbei und fast vergessen….“

in diesem Sinne allen einen schönen Wochenanfang!