Montags-Mantra: "Es war eine Phase…"

Das häufigste Mantra bei Müttern um mich herum ist wohl „Es ist nur eine Phase…“. Ich habe dieses Mantra erweitert und empfehle zusätzlich regelmäßige Dosen von: „Es war mal eine Phase…!“

„Es war“? Ja, es war.

Denn viele Verhaltensweisen unserer Kinder (Klammern, Dauerstillen, Einnässen, Schüchternheit, Schlafstörungen, Ungeduld…) machen uns auch deshalb große Sorgen, weil wir fürchten, das könnte jetzt für immer so bleiben.

Wenn der Vierjährige jedes Kind nach fünf Minuten mit seinem Lego-Auto schlägt, was lässt das für seine Zukunft befürchten? Wenn die Fünfjährige immer noch niemandem die Hand geben will und sich hinter Mama vor Fremden versteckt, hört das je auf?

Die Antwort ist: Ja, es hört auf. Es hört oft nicht von alleine auf, aber es hört auf, wenn wir uns darum kümmern. Und mit ausreichend Zuwendung, achtsamem Verhalten und richtiger Reaktion ist so ziemlich allem beizukommen, das sieht man immer wieder.

Wenn eine Mutter mir daher erzählt, dass ihr Kind mit HIER ALTER EINSETZEN leider und schrecklicherweise immer noch HIER VERHALTEN EINSETZEN und dass sie sich nicht mehr ein noch aus weiß, kaum noch schläft und große Sorgen macht, dann empfehle ich einen kurzen

Perspektivwechsel:

Stelle Dir vor, wie du in ein paar Jahren jemandem erzählst: „Jaja, als er/ sie zwei/drei/vier/fünf war, da dachten wir, das geht nie vorbei mit dem XXXX, aber natürlich ging es vorbei, wir brauchten vor allem Geduld!“

Lasst mich nochmal deutlich machen: Ich glaube NICHT, dass alle Probleme mit der Zeit von selbst verschwinden. Mitnichten! Wir müssen sie wahrnehmen, wir müssen uns kümmern, wir müssen uns schlau machen, wie müssen gegebenfalls handeln.

Aber wir müssen mitnichten gleich in Panik ausbrechen, wenn wir den Knopf nicht sofort finden oder wenn uns klar wird, dass wir Fehler gemacht haben. Wir machen alle Fehler. Und wir können sie auch wieder korrigieren.

Es gibt kaum etwas, das liebende, kluge, informierte Eltern nicht auch wieder ausbügeln könnten. Ich erlebe eher, dass Eltern viel zu schnell denken, dass sie jetzt „fürs Leben“ was „verbockt“ haben und ihr Kind da nie wieder rauswächst, wenn sie mal einen Fehler gemacht haben. Aber so ist es nicht. Irgendwann werdet ihr sagen:

„Jaja, es war mal diese Phase, da hatten wir dieses Problem und wir haben echt lange gebracht, um herauszufinden, wie wir damit richtig umgehen und als wir es wussten, brauchten wir nochmal ziemlich lange Geduld, bis es wieder gut war, aber jetzt ist es schon lange vorbei und fast vergessen….“

in diesem Sinne allen einen schönen Wochenanfang!

4 Gedanken zu „Montags-Mantra: "Es war eine Phase…"

  1. Schönes Mantra.
    Ha, so kann man bei der Gelegenheit auch gleich den Verwandten erklären, daß dieses Verhalten nicht unbedingt eine Zeichen des Charakters ist und deswegen der das Kind auf diese Rolle festgenagelt werden muss als ein Kind was immer VERHALTEN XY macht. Es hat nämlich schließlich auch andere ungeliebte Verhaltensweisen wieder aufgegeben. Und „bisset heiratet is det allet verjessn…“ Stimmt’s?

  2. Liebe Nic,

    das hast Du schön geschrieben!
    Ich möchte Dir aber eine Frage dazu stellen und hoffe, Du hast Zeit, mir einen Rat zu geben.

    Heute morgen hatte ich wiedermal eine Auseinandersetzung mit meinem großen Sohn (4 1/2 Jahre alt). Er ist zur Zeit sehr trotzig und wiederspricht bei ungefähr allem was wir sagen. Er hat einen mega Aufstand gemacht weil er unbedingt seine Adidas-Turnschuhe anziehen wollte (Hallenfussballschuhe !) . Über Nacht hat es ja geschneit wie verrückt und es liegen ca 5 cm Neuschnee.
    Ich muss dazu sagen, dass wir auch recht locker erziehen, unser Motto ist eher „Beziehung statt Erziehung“. Wir sind konsequent wenn nötig, aber bleiben trotzdem fair.

    Heute morgen war ich aber echt im Zwiespalt. Ich hab gesagt, er soll seine Winterstiefel anziehen, weil er sonst kalte und nasse Füsse bekommt. Er hat getobt und geweint wie verrückt. Also hab ich irgendwann gesagt „zieh jetzt an was Du willst, wir gehen jetzt los zur Kita“. Dann hat er seine Turnschuhe angezogen. Ich hab die Winterstiefel in ne Tüte gepackt und in der Kita an die Garderobe gehangen.
    Als wir in der Kita ankamen, hatte er wie erwartet nasse Socken. Ich hab der Erzieherin von der Aktion berichtet und ihm trockene Wechselsocken angezogen.
    Es scheint ihn alles gar nicht gestört zu haben.

    Wie handhabt Ihr solche Situationen ?

    Ich habe ihn übrigens auch schonmal im Schlafanzug in den Kindergarten gebracht, weil er sich nicht anziehen wollte. Das hat besser funktioniert, war ihm echt peinlich…

    Danke schonmal und liebe Grüße,

    Livia

    1. Hi Livia,

      hab deinen Kommentar eben erst gesehen…grundsätzlich würde ich das genau so machen wie Du auch. Wenn es dem Kind SO wichtig ist und nicht lebensgefährlich – bitte. Wir probieren das aus. Für mich spannend: Habt ihr das jetzt jeden Morgen oder war es damit gut?
      Ich schätze: Nach 1-2 Mal ist das nicht mehr spannend und dann ist gut. Oder Kind erkältet sich und lernt: Aha, Mama hat recht. So erspart man sich, dass es immer wieder zum Thema wird. Idealerweise geben wir nach, BEVOR das Kind ausrastet. Dann frisst es sich am ehesten nicht fest. Wie ist es jetzt?

      🙂
      nic

  3. Livia, wieso hat es „funktioniert“, wenn es deinem Kind peinlich war?
    Funktioniert hat es, wenn du nicht aus Prinzip konsequent warst, niemand das Gesicht verlor oder zu Schaden kam.

    Du hattest trockene Socken und Schuhe dabei, alles prima, oder?

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