Alle Beiträge von christinabaris

Der COWORKING TODDLER braucht Euch JETZT!

Über ein halbes Jahr habe ich den Coworking Toddler 2014 (die ursprüngliche Idee findet Ihr hier) aktiv begleitet und vorangetrieben, dann übernahm die Juristin Sandra Runge vom Blog Smart Mama mit ihrem Mann zusammen den Staffelstab und organisierte ein Team um sich herum. Jetzt 2015 soll der Coworking Toddler endlich laufen lernen. Dazu bedarf es dringend die Crowd, also viele kleine und große UnterstützerInnen: STARTNEXT – Coworking Toddler.

ct startnext

Nun ist nur noch eine Woche Zeit bis die Fundingschwelle von 15.000 € erreicht sein muss, sonst geht das Geld an alle bisherigen Unterstützer zurück. Das wäre sehr schade und das Coworking Toddler-Konzept würde in weite Ferne rücken.

Also macht mit! Auch einzelne Euros helfen zur Realisierung des Projektes! Jeder Euro lohnt sich!

DANKE!!!

#Elternprotest – neue und wichtigste Petition!

Ihr lieben Windelfrei-Blogleser,

lange habe ich nicht mehr gebloggt, dabei wäre da so vieles – u.a. unsere Windelfrei-Geschichte – zum Schreiben. Doch das Familienleben und das Arbeiten an der Klinikfront als Ärztin machen derzeit überwiegend meinen Alltag aus.

Doch nebenher bleibt immer ein kleinwenig Zeit, um nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Seit fast einem Jahr unterstütze ich aktiv den Elternprotest für Hebammen und eine bessere geburtshilfliche Versorgung in Deutschland.

Auf facebook füttere ich regelmäßig die Seite „Rettet unsere Hebammen“ und ich konnte die Vereinsentstehung von Mother Hood begleiten.

Nun ging es noch einen Schritt weiter: wir starteten am 1. Mai 2015 unsere Petition auf Change.org:

Geburt darf keine Privatleistung werden – Gegen die wirtschaftlich optimierte Geburt!

Blog Bild Petition

Die Petition richtet sich an die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) Dr. Doris Pfeiffer. Sie soll die Übernahme der Kosten für Hebammen unabhängig vom Geburtsort und Geburtstermin sichern.

Wir freuen uns, wenn Ihr mitzeichnet und uns somit eine starke Stimme gebt!

Lest auch hier: Geburt wird zur Privatleistung

Erwartungen zurückgeschraubt

Heute kommt ein Bericht von Madeleine für unsere Serie der Windelfrei-Erfahrungen:

Wie bist Du zu Windelfrei gekommen?
Ich bin selbst Hebamme und eine meiner Kolleginnen im Geburtshaus hat mir davon erzählt. Ich war in der Schwangerschaft dann überzeugt davon, das zu machen und dass es auch einwandfrei funktionieren müsste. Jetzt habe ich meine Erwartungen ziemlich zurückgeschraubt und mache nachts windelfrei (da habe ich wirklich Glück, denn sie schläft zwar nicht durch, aber pinkeln tut sie erst morgens wieder, sodass sie nachts tatsächlich ohne Windeln schlafen kann) und tagsüber windelwenig: wenn ich sie zu Oma bringe oder wir unterwegs sind, trägt sie Stoffwindeln, aber wenn es warm ist, wir im Sommer viel draußen waren oder ich mit ihr alleine zuhause bin, dann bleibt sie einfach unten ohne und ich habe eine 50:50 Chance, Pipi und Kacka zu erwischen, weil sie (für mich) nicht eindeutig signalisiert. Ansonsten wische ich eben viel auf und hoffe, dass sie, sobald sie größer ist und sich mitteilen kann, dann sagt, wann sie muss und dadurch früher trocken wird als andere Wickelkinder.

Wie alt war dein Kind, als Du mit Windelfrei angefangen hast?
Mit zwei Wochen habe ich angefangen sie abzuhalten. Als sie drei Monate wurde, habe ich die Windeln ganz weggelassen, was nachts gut klappt, tagsüber eine 80%ige Erfolgsquote hatte (bis sie zu essen anfing) und dann mit ca. 6 Monaten angefangen sie tagsüber wieder mehr zu wickeln, weil unten ohne zu kalt war und sie anfing sich von ihren Tüchern wegzubewegen. Außerdem war sie wahrscheinlich verwirrt, dass sie manchmal in die Windel machen musste (wie bei Oma) oder wenn wir im Auto saßen, dass sie sich das Signalisieren vielleicht auch wieder abgewöhnt hat.

Wie viele Windeln hast Du vorher pro Tag verbraucht (Durchschnitt)?
Das weiß ich nicht mehr genau. Einige… 10-12? Zeitweise mussten wir die Stoffwindeln sogar trocknen ohne zu waschen, um hinterher zu kommen.

Wie viele Windeln verbrauchst Du derzeit und wie alt ist Dein Kind mittlerweile?
5-6 pro Tag, Sie ist jetzt über 7 Monate.

Nutzt Du auch andere Backups?
Ich hatte zu unserer Hochzeit vor kurzem ein Paket WWW gekauft und brauche das jetzt noch auf. Ich habe aber ein richtig schlechtes Gewissen dabei, als würde ich es mir einfach machen, auf Kosten meines Babys. Aber es ist einfach so einfach und vor allem bleiben die Klamotten trocken. Da ich die Schurwollüberhose über den Bindewindeln weglasse, weil das Paket dann so riesig ist, wird bei einem Pinkeln mittlerweile alles nass und man hat den halben Tag ein feuchtes Kind auf dem Arm, aber ich kann sie auch nicht alle halbe Stunde komplett umziehen, weil sie das ganz fürchterlich findet. Mein Mann findet die Pampers aber auch doof und meint, wir sollen bei den Stoffwindeln bleiben, deswegen werde ich jetzt Überhosen mit einer Nässesperrschicht besorgen und dafür die Bindewindeln weglassen, die man unserem kleinen Wickel-Flüchtling ohnehin kaum noch gescheit umbinden kann.

Hattet/habt ihr Probleme mit Wundsein?
Sie ist manchmal zeitweise etwas gerötet in der Pofalte, aber da das ihre einzige Reaktion auf alles Saure ist, was wir essen, ist das verzeihlich. Ich achte darauf, ihr eine nasse Windel sobald wie möglich zu wechseln und schmiere mit einer homöopathisch zubereiteten Salbe aus Muttermilchnosoden ein. Sie ist nie wirklich richtig wund geworden.

Welche Standardsituationen probierst Du aus?
Nach dem Aufwachen – morgens ja, sofort. Dann kommt auch immer etwas. Bevor sie angefangen hat mitzuessen, kam auch hier immer der einzige Stuhlgang am ganzen Tag. Mittlerweile macht sie manchmal bis zu 6 Mal am Tag groß.
Nach den Tagsüber-Schläfchen nicht immer, weil sie da selten macht. Erst wenn sie dann wieder eine Weile unterwegs war.
Beim Stillen – nein, bzw. selten. Nur wenn ich sie aufs Töpfchen setze und sie weint, ich aber weiß, dass sie muss, z.B. morgens.
Nach dem Stillen – ja, klappt auch meistens.
Nachmittags – wenn vorher meiner Erfahrung nach noch nicht genug Stuhlgang für einen Tag da war.

Wann klappt es am besten?
Morgens direkt nach dem Aufwachen. Das ist das eine Mal am Tag, das wirklich zuverlässig von Anfang an funktioniert.

Wie viele Minuten (circa) hast du Zeit, um dein Kind abzuhalten (wenn es z.B. gerade aufgewacht ist oder wenn es Zeichen gibt)?
Leider nur sehr kurz: wenn sie merkt, dass sie ausgezogen wird, hält sie ein, aber wenn ich es nicht sofort erkenne oder zu spät reagiere, dann pinkelt sie nach spätestens einer Minute los. Häufig merke ich es leider auch erst daran, dass sie schon drückt und setze sie dann schnell für den Rest aufs Töpfchen, aber manchmal ist sie dann so abgelenkt, dass sie dann nicht zuende macht und eine halbe Stunde später haben wir das gleiche Spiel wieder.

Was benutzt ihr als Töpfchen, wenn ihr eines benutzt?

Zuhause haben wir ein Asia-Töpfchen. Unterwegs, wenn es warm ist, die freie Natur, oder über dem großen Klo. Manchmal habe ich sie auch schon über einer schon nassen Windel abgehalten, wenn nix anderes zur Hand war.

Wie schätzt Du die Arbeitsbelastung ein?
Genauso viel Arbeit wie beim Wickeln – mindestens. Durch das häufigere An- und Ausziehen wahrscheinlich sogar mehr. Und auch die Stoffwindeln machen ja noch zusätzlich Arbeit, zumindest bei meiner Variante. (Man sollte sich auf gar keinen Fall zwischendurch mal WWW besorgen, die zeigen dann nur wie viel einfacher es sein kann. Und wenig hilfreiche Omas sagen das schon oft genug.)

Hat sich in deiner Kindes-Wahrnehmung etwas verändert, seit ihr Windelfrei macht und was?
Ich merke auf jeden Fall, jetzt wo ich sie tagsüber wieder öfter wickele, dass ich weniger darauf achte, ob sie überhaupt signalisiert. Also stärkt das Windelfrei auf jeden Fall die Wahrnehmung für mein Baby. Aber ich denke, auch mit unserer halben Variante verstehen wir uns ziemlich gut und sie kommt ja spätestens dann angekrabbelt, wenn die Windel nass ist und fordert eine neue ein. Das neueste Spiel ist jetzt auch einen See auf den Boden zu machen, nachdem ich sie gerade erfolglos auf dem Töpfchen hatte und dann kichernd davon zu krabbeln. Wahrscheinlich eine Erinnerung, dass ich mich mehr mit ihr beschäftigen soll.

Hast Du einen heißen Tipp für Windelfrei-Mütter in der gleichen Situation?
Kauft euch keine Wegwerfwindeln, so einfach es auch scheinen mag. Und lasst euch nicht reinreden: Wenn ich meiner Mutter nicht nachgegeben hätte und die Kleine bei ihr nur noch in Windeln hatte (und mir das für unterwegs nicht auch angewöhnt hätte), hätte sie sich das Signalisieren vielleicht nicht so verwirrt abgewöhnt, wer weiß?

Vielen Dank für Deinen Bericht über Euren Weg!

Willkomen zurück, lieber Jesper!

Lieber Jesper,

2 Jahre – genau auf den Tag – nach Deinem letzten Auftritt im Babylon Berlin-Mitte fiel mir gestern die neue GEO Wissen in die Hände. Ich freute mich sehr, darin ein 5 Seiten starkes Interview mit einem aktuellen Foto von Dir zu finden.
Klar, Du schienst nie wirklich weg zu sein, konnte man Dich doch regelmäßig auf derStandard.at lesen. Aber ich denke, keiner von uns kann nur erahnen, welche körperlichen und psychischen Grenzerfahrungen Du in den letzten 2 Jahren durchleben musstest. Desto großartiger finde ich, dass Du Deinen persönlichen Weg gehst und Dich nicht trotz der Mühseligkeiten des Alltags aufgegeben hast. Sehr dankbar bin ich auch darüber, dass Deine Krankheit Deinen Kopf verschont hat und Du Deine Kompetenz, Impulse für Eltern bei der Beziehungsgestaltung zu ihren Kindern zu setzen, behalten hast. Denn seien es Deine Bücher oder auch Deine Auftritte in Berlin, sie haben mich maßgeblich beeinflusst und werden es sicherlich weiterhin tun.
Bei Dir findet man keine „7 Schritte zum perfekten Elternsein“, dafür aber Anregungen und Denkanstöße zur Selbstreflektion der eigenen Werte und des Handelns. Dein Hauptaugemerk liegt in der zwischenmenschlichen Beziehung und das im kleinsten Kreise, der Familie. Du weißt um die entscheidende Kleinkindzeit. Auch ist es Dir wichtig, hier eine klare und gleichwürdige Sprache zu haben.

Jesper Juul in GEO WISSEN
„Nutze deine Intelligenz, Neugier und Empathie, um dein Kind in den ersten drei Jahren seines Lebens kennenzulernen. Verbringe so viel Zeit wie möglich mit ihm; wir sollten die Erziehung nicht schon mit sechs oder zwölf Monaten Institutionen überlassen, etwa den Erzieherinnen im Hort. Wenn du nicht weiterweißt, frag dein Kind um Hilfe und Inspiration – kommuniziert miteinander! Achte auf die Botschaften deines Kindes, nicht nur auf das, was es sagt, und nimm das ernst. Gewinne Klarheit über dich selbst und versuche, du selbst zu sein, denn das hilft nicht nur in der Beziehung zum Kind, sondern in allen Beziehungen.“
– Jesper Juul

GEO WISSEN Nr. 54 S. 28 „Wie sollten Eltern mit ihren Kindern umgehen?“ 

Dir ist es nicht egal, wie wir miteinander umgehen, weil wir den sicheren Hafen der Familie oder auch einen anderen Ort, an denen wir ebenso bestmögliche Bindungen eingehen können, brauchen. Jeder Mensch – der kleine als auch der große – will gehört und gesehen werden, um selbstsicher und mit Vertrauen in die eigenen Stärken durch die Welt zu gehen. Dabei beachtest Du, dass jede Familie, jedes Elternteil seinen persönlichen Rucksack an Erfahrungen und Wertvorstellungen mit sich trägt. Mitgegeben werden dabei Wünsche und Hoffnungen, die auf die Heranwachsenden projiziert werden. Du schaffst es, dass sich Eltern statt zu Erziehern zu Begleitern entwickeln, die mit ihren Kindern wachsen und lernen.
Ich schätze Deine achtsame Haltung gegenüber jeder Person und Deine Weitsicht über das kleine Rädchen Familie hinaus für unsere Gesellschaft.

Dankeschön dafür, Jesper, und ein herzliches Willkommen zurück in den Mainstreammedien (wie es die GEO ist)!

Windelfrei auf der BabyWelt Messe in Berlin

Nun kommt die BabyWelt Messe endlich wieder nach Berlin.
Vom 7. bis 9. November 2014 können sich werdende Eltern und junge Familien über Wissenwertes und Produkte informieren.

Ich werde mit Frau Tragzeit am Samstag und Sonntag vor Ort sein. In knackigen 30 Minuten werden wir Euch an beiden Tagen jeweils von 11 bis 11:30 Uhr einen kleinen Windelfrei-Vortrag zum Besten geben. Finden könnt Ihr uns dann im Workshop-Raum.

Pipi im Klo, Mexiko!

Was rund um den Globus größtenteils normal ist, nennt man in New York Trend. Babys brauchen keine Windeln, auch wenn es die Werbung suggeriert. Jetzt ist es in Berlin angekommen – die Rückbesinnung auf die natürliche Säuglingspflege.

Keine Familie mit Baby entgeht der Toilettenthematik. Es ist nur die Frage, wann sie sich dem stellt. Heute weiß man, dass die meisten Babys von Geburt an signalisieren, wenn sie mal müssen. Wenn die Eltern den Babys dann liebevoll und achtsam dabei helfen, sich zu erleichtern, behalten sie das Bewusstsein für ihre Ausscheidungen und müssen es nicht zum späteren Zeitpunkt mühsam wieder erlernen. Die natürliche Säuglingspflege (in Kurzform Windelfrei) kann eine tatsächliche Alternative zum Vollzeitwickeln mit Stoff- und Wegwerfwindeln sein.

Im Vortrag gibt es wissenschaftliche Hintergrundinformationen, erste Praxistipps und Raum für Fragen, damit der Einstieg zu Windelfrei gelingt.

Den Vortrag gestalten Monique Reiter (Elternberaterin) und Christina Baris (Ärztin).

ZAPPENDUSTER – Geburtshilfe in Deutschland

zappenduster

Das Sterben ist leiser geworden. Nicht weniger. Lasst das nicht zu!
von Michaela Skott

Ihr Lieben,

wir wissen, dass im wirklichen Leben viele, viele Menschen denken, das Hebammenproblem ist gelöst. Das ist falsch!!!

1. Es betrifft längst nicht nur die Hebammen. Sondern die gesamte Geburtshilfe. Dort wo Kliniken schließen, schließen Geburtshäuser, geben Hebammen ihre Tätigkeit auf. Hebammen, die in größter wirschaftlicher Unsicherheit kalkulieren (müssen) haben keine Kraft oder finanzielle Ressourcen mehr und hören ebenfalls auf. Dadurch werden die weißen Flecken auf der Landkarte der bundesweiten Geburtshilfe immer größer. In vielen ländlichen Gebieten finden sich schon heute keine Angebote mehr.

2. Es gibt KEIN Versicherungsangebot für die Geburtshilfe (GH) nach 2016. KEINES. Das wirkt sich bereits HEUTE aus. Die Hebammen steigen aus, niedergelassene Gynäkologen geben die GH ebenfalls auf. Das ändert sich auch nicht mit den von Hermann Gröhe angekündigten Gesetzesänderungen. Der Versicherungsmarkt in diesem Sektor ist faktisch tot. Ob die kommenden Änderungen zur Wiederbelebung reichen, ist fraglich.

Als Elternprotest arbeiten wir derzeit an einer offiziellen schriftlichen Stellungnahme zu diesem Gesetzesentwurf. Das bindet viele unserer Kapazitäten. Aber wir wollen gehört werden und wir brauchen dafür EUCH!

Verbreitet per Copy-&-Paste und in allen Gesprächen die Nachricht, dass noch lange nichts gelöst ist. Werdet aktiv und holt neue Protestler dazu. WIR alle müssen den Protest von hier nach draußen tragen. Wenn die Welle der Empörung abebbt, wird es bald zappenduster in den Kliniken, Geburtshäusern und Hebammenpraxen landauf und landab. BITTE, BITTE nicht nur abnicken, sondern teilen, teilen, teilen – auch und gerade abseits von Smartphones und PCs! Redet mit euren Abgeordneten, die es vielfach nicht besser wissen, die teilweise selbst glauben, dass das Thema jetzt vom Tisch ist. Weist Freunde und Bekannte auf die Problematik hin. Werdet laut!

Das Sterben ist leiser geworden. Nicht weniger. Lasst das nicht zu!

Am 5. November geben wir unsere Stellungnahme ab. Im Bundestag und öffentlich!

Schaffe eine Standardsituation!

Ich habe mal ein wenig in den Blogeintragsentwürfen gekramt und eine Notiz von mir aus dem letzten Winter gefunden…

Donnerstagsserie – Irgendwo zwischen Windelfrei und Wegwerfwindel …

Immer mal wieder hat mein Babysohn (11 Monate) eine Phase, in der er nicht abgehalten werden möchte und ich doch das Gefühl habe, dass er eigentlich dringlich müsste. In solchen Momenten nehme ich ihn ganz einfach für einige Zeit (ca. 5-10 Minuten) in die Trage und beschäftige mich weiter mit Alltagsdingen. Dann biete ich ihm später das Abhalten noch einmal an und er pinkelt ganz entspannt seine große Ladung.

Diese Standardsituation klappt fast genauso gut, wie nach dem Schlafen bei uns.

Verkehrte Welt…

Ein Kommentar von Roland Wirzbinna, dem Regisseur von Ozean der Emotionen, geschrieben am 03.10.2014:

VERBOGENES HANDY IPHONE6 VS. DIE ZUKUNFT DER GEBURTSHILFE IN DEUTSCHLAND

Ein Videoclip auf YouTube (Dauer: 4 Min. 31 Sek.) – in dem es darum geht, dass man das IPhone 6 mit den Händen verbiegen kann – wurde innerhalb von 24 Stunden über 20.000.000 (Millionen!) Mal angeschaut. Es steht jetzt seit einer Woche im Netz und wurde bis heute (03.10.2014) 49.856.485 Mal angesehen, 173.732 Mal mit Daumen hoch bewertet und über 41.000 Kommentare wurden abgegeben. Es handelt sich wohl um ein wirklich wichtiges und diskussionswürdiges Ereignis. Ich weiß selbstverständlich, dass die ganze Welt Zugriff auf diesen Clip hat, aber das haben sie auch auf den zum Vergleich unten dargestellten Clip.

BEVOR ICH ZUM VERGLEICH KOMME, IST FOLGENDES ANZUMERKEN: Es ist schon absurd, dass unsere Gesellschaft immer weniger die emotionalen/sozialen Werte, als den Erhalt und die Werte ihrer materiellen Errungenschaften zu würdigen weiß. Sind denn der Fokus und die Einstellung der Menschen nur noch auf das Materielle ausgerichtet? Erkennen wir immer wieder nur dann jenes menschliche Potential in uns, wenn „couragierte Unikate“ in den Medien einen kurzen Moment für ihre außergewöhnlichen Taten (welche doch eigentlich als normal gelten sollten) dargestellt werden?

In Deutschland steht zurzeit die Zukunft der Geburtshilfe und somit auch der Beruf der Hebamme in Frage: „Darf die werdende Mutter weiterhin frei entscheiden, wie, wo und wann sie ihr Baby gebären will und hat sie weiterhin die Möglichkeit, die Hebammenkunst, wie sie zurzeit noch ausgeübt wird, genießen zu können?“ Dürfen die Hebammen endlich einmal wieder ihre Arbeit verrichten ohne dabei ständig von den finanziellen HAFTverPFLICHTungen erdrückt zu werden?

Ich finde die Tragweite dieser Entwicklung einfach so gravierend, da es um die Zukunft unserer Gesellschaft geht. Es ist nicht egal, wie wir geboren werden! Die Geburt hat einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung des Menschen bzw. der Familien und somit auch auf die Entwicklung einer Gesellschaft. Es erschreckt mich, mit welcher Einstellung und geringer Tatkraft einerseits die politischen Verantwortlichen und andererseits der größte Teil der Bevölkerung Deutschlands sich diesem Thema widmen. Mögen die politischen Interessen – wie immer – auf das Fortbestehen der politischen Kultur ausgerichtet sein, so sollte doch aber auf jeden Fall das Interesse der Gesellschaft auf das Fortbestehen ihrer eigenen Lebensqualität größer ausfallen. Doch irgendwie haben sich hier die Prioritäten der Menschen in eine Richtung verschoben, welche ich nur schwer nachvollziehen kann.

NUN DER VERGLEICH: Die Podiumsdiskussion über das Thema „Die Zukunft der Geburtshilfe in Deutschland“ (Länge: 1Std. 36 Min. 15 Sek.) wurde innerhalb von 24 Stunden knapp 1350 Mal angesehen, 9 mal mit „Daumen hoch“ bewertet und mit 1 Kommentar bedacht. Ich danke selbstverständlich allen ganz herzlich, die sich die Zeit genommen haben und sich die Podiumsdiskussion angeschaut haben, die Daumen hoch halten und für den Kommentar! Ich gehe davon aus, dass der überwiegende Teil der Zuschauer Hebammen sind. Doch wo sind die Eltern? Die werdenden Eltern? Eltern, die ihren Töchtern die gleichen Rechte und Rahmenbedingungen ermöglichen wollen, die sie selber in Anspruch nehmen konnten? Würden die Eltern hier nicht Fragen stellen?

Ich habe da eine Frage! Was ist das für eine Zeit, wo ein verbogenes Handy mehr Aufsehen erregt als ein Menschenrecht?

An alle Hebammen und alle Menschen, die gegen den oben dargestellten Zustand protestieren, sich aufreiben um gehört zu werden, die für ihre RECHTE (und die Rechte Anderer) einstehen, kämpfen, Zeit und Geld investieren, Projekte aus dem Boden stampfen, Risiken eingehen, Solidarität zeigen u.v.m.: Es tut mir sehr leid, dass wir mit unserer Arbeit nicht einmal einen Bruchteil der Zuschauerzahlen der Handyverbieger erreicht haben. Vielleicht nutzen wir diese Plattform nicht richtig, vielleicht fehlt es noch an Aufklärung, ich weiß es nicht, aber ich werde es prüfen.

Allerdings lässt es auch tief blicken. Es ist zu erkennen, dass der Kampf – wie oben beschrieben – nicht nur ein Kampf gegen eine abwartende Regierung, sondern vielmehr ein Kampf gegen Windmühlen ist, da die Gesellschaft doch bereits verbogen wurde. In dieser krummen Haltung ist es schwierig, einmal einen Rundumblick zu starten. So bildet sich nur ein Tunnelblick und die Wahrnehmung der Mitmenschen bleibt somit auf der Strecke. Daher ist es jetzt umso wichtiger endlich wieder aufrecht zu stehen und sich – auch wenn es einen nicht persönlich betrifft – für das RECHT der werdenden Mütter/der ungeborenen Babys stark zu machen.

An alle anderen Menschen, die mit dem Thema nicht vertraut sind, die ggf. meinen, man kann sowieso nichts ändern und vielleicht schon zu sehr lange verbogen sind, möchte ich folgenden Wunsch äußern: Helfen Sie bitte mit (!), damit die Gesellschaft endlich wieder den Mut hat, aufrecht zu stehen und für die Interessen Anderer einsteht (denn schließlich wurden wir ja alle einmal geboren!) und als Zeichen, dass es uns nicht egal ist, wie sich unsere Zukunft entwickelt und dass ein Handy NICHT wichtiger ist als ein Menschenrecht, würde ich mich sehr freuen, wenn diesem Text (den Inhalten) mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als der Handyverbiegerei.

Anmerkung: Es geht mir hier nicht um „Klick-Neid“, sondern vielmehr um das Verständnis, wie sich eine Gesellschaft nur für so etwas – wie ich finde: unwichtiges – begeistern kann, während ernste Themen von denen irgendwann einmal alle betroffen sein werden – wie z. B. auch der Klimawandel, Freihandelsabkommen, Fracking in Deutschland usw., anscheinend keine Anteilnahme zu erwarten ist. Später im Schaden zu leben und sagen zu müssen: „Das habe ich nicht gewusst“, wäre schließlich der Lohn für die heutige Unaufmerksamkeit.

Herzliche Grüße,
Roland Wirzbinna

Die Zukunft der Geburtshilfe in Deutschland…

… steht wohl in den Sternen. Die Politik erwacht für dieses wichtige Thema nicht aus dem Dornröschenschlaf. Wie sonst konnte zunächst erst schleichend und nun rapide das Hebammensterben voranschreiten und immer mehr Geburtskliniken schließen?! Eine flächendeckende, wohnortnahe geburtshilfliche Versorgung ist in Deutschland nicht mehr gegeben.
Um Aufklärungsarbeit zu leisten, veranstaltete der Filmemacher Roland Wirzbinna im Sommer 2014 eine Podiumsdiskussion mit gut gewählten Gästen. Nun hat er die gefilmte Diskussion aufgearbeitet, geschnitten und sie für alle zugänglich online gestellt.

Prädikat SEHENSWERT!