Heute erreichte mich über Facebook eine Nachricht von einer Mama, deren Kind streikt. Er lässt sich einfach nicht mehr abhalten.
Das Thema taucht immer wieder auf: (Chaos, Pannen, Papa-Blicke, Windelfreistreik – was tun? und „Streik und schon vorbei„) und andere Mamas haben hier schon erzählt, dass z.B. bei J. nach 1 Jahr (!) der Pinkelstreik endlich beendet war, auch bei Kati gabs mal einen Pinkelstreik und Claudias Tochter hat windelfrei irgendwann komplett verweigert.
Streik gehört dazu. Aber es ist doof – was also tun?
Zuerst wäre mein Rat: Entspannen. Loslassen. Wickeln. Wenn das Kind nicht will, will es nicht und zu EC gehören nun mal zwei. Und es sagt überhaupt nichts über eure Qualität als Mutter aus, ob das jetzt klappt oder nicht!
Was bei uns bisher immer geholfen hat und was man auch immer mal wieder hört, ist Abwechslung. Das kann heißen: Neue Position, neuer Ort, neue Stadt, neuer Mensch, neues Bild im Klodeckel, neues Toilettenlied. Einfach mal im Stehen oder im Sitzen, draußen am Baum oder bei einer Freundin, vor einem Spiegel oder alleine in der Wanne stehend probieren. Häufig sind Streiks ein Zeichen dafür, dass das Kind entweder mit etwas anderem beschäftigt ist (Krabbeln, Laufen, Sprechen lernen z.B.) oder eine Selbstständigkeits-Schub hat. Beides ist ja an sich klasse. Jetzt nur nicht nervös werden. Es wird alles gut.
Ist das Kind einfach abgelenkt, kann man wickeln und entspannt warten, bis es wieder vorbei ist. Ist das Kind gerade auf eine neue Stufe der Selbstständigkeit geklettert, kann man versuchen, ob auch das Windelfrei mitklettern kann – mehr Selbstständigkeit anbieten. Also alleine ausziehen oder alleine pieschern oder so möglich? Super, probiert das. Vielleicht im Stehen in der Dusche? Jetzt, da es warm ist, auch mal nackig draußen? Lasst eurer Phantasie freien Lauf. Bei uns z.B. durfte die Oma oft, was ich nicht mehr durfte. Kann mal jemand anders das Kind abhalten? Wenn davon etwas klappt – super. Wenn nicht: Entspannen. Es hilft ja nix. Ohne Kind gehts eben nicht (und das ist auch gut so).
Ich erinnere mich, bei Jean Liedloff gelesen zu haben, dass die Yekana ihre Kinder „vor die Hütte jagen“, wenn sie plötzlich lospinkeln. Liedloff bemerkt dazu, dass die Kinder bis dahin schon soviel Liebe erfahren haben, dass das „Hinauswerfen“ ihren kleinen Seelen nichts ausmache. Mein Gedanke dazu: Streik tritt meistens ein, wenn sie selbstständiger werden, also krabbeln oder laufen können. Dann ist es natürlich super, wenn man dem kleinen Streik-Kind, nennen wir es vielleicht das Selbstständigkeits-Kind, einfach sagen kann: Okay, Du willst nicht mehr mit Hilfe, super, dann mach aber bitte draußen vor der Hütte!
Wer starke Nerven, eine gute Beziehung zu seinem Wischmop, einen Garten oder ein Bad mit Abfluss hat, kann es theoretisch ähnlich machen: Das Kind unten ohne lassen, nur mit Babylegs und Hausschuhen oder nackig, und dann wie einen jungen Hund immer beim Lospieseln an den Ort bringen, an dem es darf (Bad, Dusche, Gartenecke etc.). Das ist allerdings im Moment eine theoretische Überlegung, eine Idee. Hat es schon mal jemand so versucht? Wenn es bei uns soweit ist, probiere ich das auf jeden Fall aus.
Wir hatten Glück und haben alle Streiks mit Entspannung, Windeln und immer-mal-wieder-anbieten „durchgestanden“. Wir sind nie zu Vollzeitwickeln auf Dauer zurückgekehrt. Ich habe immer mal wieder das Abhalten angeboten und irgendwann ging es einfach wieder. Aber ich kenne auch andere Geschichten, von Kindern, die dann einfach nicht mehr mitgemacht haben. Warum auch immer – man erspart sich und dem Kind viel Stress, wenn man das irgendwann akzeptiert.
Meine Empfehlung nochmal in Kürze:
– Wickeln
– neue Positionen oder Orte oder Lieder oder Personen
– Abhalten zu Standardzeiten anbieten, wenn die Blase vorr. voll ist (vor allem morgens nach dem Schlafen)
– Mehr Selbstständigkeit ermöglichen
– Entspannen, entspannen, entspannen.
Und: Laurie Boucke, TopfFit lesen. Das motiviert ungemein. Allen gerade Streik-geplagten alles, alles Gute!!
(Danke an S. für deine Frage!)