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Schöner Streiten – jetzt in der SZ

„Vorbildlicher Zoff“ – so heißt mein neuester Artikel in der SZ, online hier. Freue mich über Feedback!

Vorbildlicher Zoff
11.06.2010, 15:58

Von Nicola Schmidt
Wenn Eltern ihre Konflikte konstruktiv austragen, können Kinder sogar von den Streitereien profitieren.

Es geht um den Abwasch, ums Geld oder um die Frage, ob der Älteste heute noch ins Kino darf. Wenn Eltern streiten, sind die Kinder häufig anwesend – und viele Eltern haben hinterher ein schlechtes Gewissen. Studien zeigen, dass andauernder Streit zwischen Vater und Mutter für Kinder schlimmer ist als eine Trennung der Eltern. Mit diesem Wissen im Kopf zischt schon mal die wohlmeinende Schwiegermutter: „Streitet euch nicht vor den Kindern!“ Doch dieser Ratschlag ist kaum einzuhalten. 190000 Ehen mit minderjährigen Kindern wurden in Deutschland 2008 geschieden, und der Scheidung geht häufig eine Zeit intensiver Auseinandersetzungen voraus. Wissenschaftler können besorgte Eltern jedoch beruhigen: Nicht jeder Zoff um den Abwasch schadet der Entwicklung der Kinder. Im Gegenteil.

Wider die Perfektion: Windelfrei ist kein "Super-Mutter"-Test

Aus den Zeilen einer befreundeten Mutter las ich jüngst, dass Windelfrei sie in zwei Konflikte stürzte. Der Vater des Kindes fand es albern (oder sie glaubte das zumindest) und das Kind streikte und war von Mamas Abhalte-Aktionen genervt. Sie fühlte sich einerseits gestresst und „schuldig“, dass es nicht mehr „klappte“, wollte aber andererseits nach fast einem Jahr windelfrei jetzt auch nicht riskieren, dass ihr Kind alles „verlernt“.

Ich sehe Laurie Boucke vor mir, wie Sie angesichts solcher Gedanken liebevoll den Kopf schüttelt und mit ihrem hinreißenden, niederländischen Akzent sagt: „Ihr deutschen Mütter seid einfach so perfektionistisch…“.

Windelfrei teilt mit dem Stillen das Schicksal, das wir häufig von der Meinung anderer Leute beeinflusst werden und sie uns zumindest unter Druck setzen können. Wenn die Schwiegermutter strikt gegen das Stillen ist, dann stillt die junge Mutter eher ab, bei windelfrei ist es nicht anders: Schüttelt ein Familienmitglied bei jedem Abhalten oder jedem Protest des Kindes genervt den Kopf, vergeht uns bald die Lust (dabei ist Protest normal und auch das Stillen klappt ja nicht immer 100%ig). Laufen lernt man nun einmal nur, wenn man einmal mehr aufsteht als hinfällt.

Dass wir uns immer selbst die Schuld geben, wenn es „nicht klappt“ – ob stillen oder windelfrei – das scheint mir sehr deutsch zu sein. Dabei haben wir das einfach nicht in der Hand. Ich kenne Mütter, die aus meiner Sicht einfach absolute Wunder-Mamas sind und bei denen EC/Windelfrei trotzdem nicht „geklappt“ hat, weil ihre Kinder einfach keinen Bock drauf hatten (siehe Claudias Posting). EC ist kein Wie-gute-Mutter-bist-Du-Test. Es ist ein Angebot. Es sagt ÜBERHAUPT NICHTS über unsere Qualifikation als Mutter, über unsere Liebe, über unser Sein aus, ob unser Baby das gerade gut findet oder nicht.

In anderen Ländern und Umständen kann man ein nicht-abhaltewilliges Kind halt viel einfacher mal in Ruhe lassen. Wenn Kinder in Zentralafrika oder Südindien Krabbeln oder Laufen lernen, sind sie ja eh mehr draußen, so who cares? Das ist anders, wenn ein Kind in der Bonner Innenstadt im Winter Laufen lernt ;).

EDIT: Einen weiteren Gedanken hab ich noch: Die Kernfamilie ist auch hier wieder nur ein HIflskonstrukt. Wo neben den Eltern auch Tante, Schwester, Oma und andere Kinder bei der Pflege des Kleinkindes mithelfen, ist auch windelfrei einfacher. Babies lassen sich gerne von größeren Kindern abhalten, bei uns z.B. darf die Oma alles, auch wenn er sonst gerade einen Anzieh-Abhalte- oder sonstigen Streik hat. Es braucht ein Dorf…./EDIT

Aber selbst wenn wir zur Entspannung von Mutter und Kind auf Windeln oder Mullwindeln zurückgreifen und eine Pause machen, werden die Kinder es nicht verlernen.

Manchmal ist es möglicherweise auch genau unsere Perfektion, die uns ein Schnippchen schlägt. Wenn wir immer sofort Hose oder nasse Mullwindel wechseln, haben die Kinder ja nie ein unangenehmes Gefühl. Ich hatte auch mal so ne Phase, in der ich mich gefragt habe, ob mein aufmerksames sofort-Wechseln vielleicht kontraproduktiv ist, weil sie ja nie nass sind. Aber nass sein gehört vielleicht dazu, um zu merken, was da in der Hose passiert?

Ich hatte auch immer mal wieder das Gefühl, dass wir mit Windelfrei am Punkt Null angelangt waren, dass es einfach nicht mehr ging. Meistens hatte ich mich gerade damit abgefunden und zack – ging es wieder, manchmal einfach nur, weil ich die Windeln daheim vergessen hatte :). Ein Lesetipp von mir: Windelfrei-Mythen. Besagt: Windelfrei-Kinder sind weder mit 10 Monaten selbstständig sauber noch ist windelfrei „streikfrei“ wenn Mama nur ausreichend motiviert „dabei ist“.

Mein Tipp wäre auch: Vergesst bei euren Streikkindern doch mal die kleinen Geschäfte und schaut, ob ihr euch auf die großen „einigen“ könnt. Das war bei uns auch lange so und ist bei vielen EC-Mamas so. Wie sagt Laurie Boucke so schön? „Vollzeit-Windelfrei? Wozu??

FC Windelfrei im Halbfinale

Hihi – erinnert sich noch jemand an den Post rund um den FC-Windelfrei?

Auszug:

Das Bestreben der Windelfrei-Truppe ist nach wie vor, den FC Pampers aus dem Turnier zu kicken. Das gelang in letzter Zeit trotz vor allem technischer Neuerungen nicht immer. Intensives Kauen an den Füßen und plötzliches auf-den-Bauch-Werfen behinderten den Spielfluss unserer Mannschaft. Doch gerade in eine durch Schlaflosigkeit und Unruhe geprägte Enwicklungsphase hinein ging die Windelfrei-Truppe durch einen sanften Gegenangriff in Führung.

(mehr)

Und jetzt ist wieder WM – und wir sind schon durch ;).

Windelfrei-Studie: Chance zum Mitmachen

Rita Messmer arbeitet mit den Universitäten Fribourg und Neuenburg zusammen an einer Studie zu Windelfreien Babys. Sie sucht Eltern, die einen kurzen Fragebogen zu ihren windelfreien oder teilzeitwindelfreien Babys ausfüllen und diesen zurückschicken an Rita Messmer.

EDIT: Die Studie ist beendet.

Rita Messmer hat mit „Ihr Baby kann’s“ eines der ersten deutschen Bücher zu Windelfreien Babys geschrieben. Sie ist Mutter von drei Kindern, lebt und arbeitet in der Schweiz und war zwischendurch in Neuseeland. Ihr Fokus liegt derzeit auf den neurologischen Hintergründen zu windelfrei und ihre These ist, dass es es eine sensible Phase dafür gibt (ebenso wie fürs Sprechenlernen), in der die Kinder für Sauberkeitsstimulation offen sind. Sie sagt bewußt „Stimulation“, um abzugrenzen, dass Abhalten kein „Training“ ist.

Weitere Infos zu Rita Messmer findet ihr hier: www.rita-messmer.ch.

24 Monate Attachment Parenting – Bilanz

Zeit, mal wieder Zwischenbilanz zu ziehen – nach der Bilanz nach 14 Monaten und der Bilanz nach 18 Monaten nun meine Bilanz nach 24 Monaten Attachment Parenting im Allgemeinen und Windelfrei sowie Unerzogen im Besonderen. Wie sich AP auswirkt bei den Themen: Stillen, Tragen, Familienbett, Gleichwürdigkeit, Essen, Windelfrei, Teilen und Spielzeug. 24 Monate Attachment Parenting – Bilanz weiterlesen

Abwrackprämie für "Gruseltragen"

Hab sehr geschmunzelt. Aktion von Kirschbaeumchen.de:

Kassieren sie jetzt eine Abwrackprämie für ihre alte Babytrage!

Ältere Tragehilfen und die meisten Billigmodelle sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Meistens ermöglichen sie gerade für den Säugling keine ergonomisch korrekte Haltung, führen zu Rückenschmerzen beim Träger oder sind einfach zu kompliziert zu bedienen. Die Materialien sind oft nicht schadstoffgetestet und an der Sicherheit muss manchmal auch gezweifelt werden… (…) Haben sie eine solche „Gruseltrage“ zuhause? Egal ob ursprünglich gekauft, geschenkt oder geerbt…wenn sie wissen, dass sie diese Trage auf keinen Fall mehr für ihr Kind verwenden wollen, sonden auf den besten Tragekomfort für Träger und Kind umsteigen wollen, dann tauschen sie ihre alte Trage einfach bei uns ein!
Helfen sie, ihre alte Trage zu entsorgen und erhalten sie dafür eine „Abwrackprämie“, die sie zum Kauf eines neuen Tragetuchs oder einer neuen Tragehilfe verwenden können.

Kirschbäumchen.de

USA: Stillen könnte Leben retten – und Geld sparen

Wenn mehr Frauen in den USA stillen würden, könnte das 900 Babys jedes Jahr das Leben retten – und dem Gesundheitssystem eine Menge Geld sparen, behauptet die Autorin einer Studie zum Stillen in den USA, Dr. Melissa Bartick.

Die Studie spricht von 13 Milliarden Dollar, die den USA entgehen, allerdings basiert diese Zahl unter anderem auf den hochgerechneten, lebenslangen Löhnen der Babys. Doch es gibt aus 2001 offenbar einen Regierungsbericht, der ebenfalls davon ausgeht, dass 3,6 Miliarden Dollar eingespart werden können (im Gesundheitssystem, nehme ich an), wenn die Hälfte der Mütter ihre Babies wenigstens 6 Monate voll stillen würde:

„The findings suggest that there are hundreds of deaths and many more costly illnesses each year from health problems that breast-feeding may help prevent. These include stomach viruses, ear infections, asthma, juvenile diabetes, Sudden Infant Death Syndrome and even childhood leukemia.
The magnitude of health benefits linked to breast-feeding is vastly underappreciated, said lead author Dr. Melissa Bartick, an internist and instructor at Harvard Medical School.

Die Leute halten Stillen für eine Entscheidung des persönlichen Geschmacks, aber Bartick erklärt es zu einem Thema der öffentlichen Gesundheitssysteme.

The methods were similar to a widely cited 2001 government report that said $3.6 billion could be saved each year if 50% of mothers breast-fed their babies for six months. Medical costs have climbed since then and breast-feeding rates have increased only slightly.“

Und man erinnere: Die WHO empfiehlt 6 Monate voll stillen und mindestens zwei (!) Jahre weiter stillen, um alle medizinischen Vorteile des Stillens für Mutter und Kind auszuschöpfen.