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Hebammen: Bundesregierung will helfen

Dies erreicht mich vom Verein „Hebammen für Deutschland„:

Betreff: Bundesregierung will Hebammen helfen

Beim heutigen Termin, der auf Initiative des Vereins „Hebammen für Deutschland e.V.“ im Rahmen des Bürgerdialogs stattfand, wurde zwischen Bundeskanzleramt und Hebammenverbänden ein konkreter Fahrplan vereinbart, wie die bedrückende wirtschaftliche Situation der Hebammen einer Lösung zugeführt werden soll.

Unter Moderation von Ronald Pofalla, Chef des Bundeskanzleramts, verständigten sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und Familiienministerin Kristina Schröder mit den Hebammenverbänden auf die Einrichtung einer ministerienübergreifenden Arbeitsgruppe, die noch in diesem Jahr beginnen soll, grundlegende Vorschläge zu erarbeiten.

Als erstes will man sich, weil vordringlich, dem Thema „Berufshaftpflicht“ widmen und eine nachhaltige Lösung erarbeiten. Weitere Arbeitsschwerpunkte sollen unter anderem Fragen der Vergütung und der Ausbildung sein. Die Arbeitsgruppe soll sich aber auch mit übergreifenden Themen wie z.B. Versorgung der Bevölkerung mit Hebammenhilfe und Stärkung der Elternkompetenz bechäftigen.

Dem geplanten Arbeitskreis sollen neben der Hebammenseite Vertreter der Ministerien Gesundheit, Familie, Justiz, Finanzen, Arbeit und Soziales angehören, sowie das Bundeskanzleramt und der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft.

Nitya Runte, Vorsitzende der Initiative Hebammen für Deutschland: „Ich habe nach dem heutigen Gespräch die große Hoffnung, dass ein Durchbruch erzielt wurde und wir Hebammen zusammen mit der Politik zu tragfähigen Lösungen kommen werden.“

Arbeitsgruppe. Naja. Oder: Immerhin!!! Glas halb voll.

Gaskin: Menschenrecht für Hausgeburten

Die Alternativer-Nobelpreis-Trägerin des Vorjahres Ina May Gaskin war Anfang September in Deutschland und hinterließ ihre Spuren in der hiesigen Hebammenwelt beim Congress der Deutschen Hebammen Zeitschrift.

In der Kongressnachlese ist zu lesen:

Ein Höhepunkt des Kongresses war der Vortrag der amerikanischen Hebamme Ina May Gaskin, der im vergangenen Jahr der alternative Nobelpreis verliehen worden war. Sie hatte 1971 eines der ersten außerklinischen Geburtszentren in den USA gegründet, in dem bis heute über 97 Prozent der betreuten Geburten ohne medizinische Interventionen auskommen. Ihre Erkenntnisse erweiterte sie auch für die klinische Geburt. „Hebammen, die im Krankenhaus arbeiten, müssen eine starke Stimme haben, damit die Arbeit im Kreißsaal nicht nach Schema F läuft“, schreibt sie in der Kongressausgabe der DHZ. Sie wurde mit stehenden Ovationen schon vor ihrem Vortrag gefeiert, in dem sie die historischen Forschungen von Hebammen rühmte und mit heutigen Entwicklungen verglich.

Ina May Gaskin

Ihre Vorstellungen und Voraussetzungen für eine natürliche Geburt im klinischen Umfeld beschreibt sie in ihrem Artikel in der September-Ausgabe der Hebammen Zeitschrift: Hebammenkunst – Die Rettung der normalen Geburt.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dapd fordert Gaskin sogar ein Menschenrecht für Hausgeburten:

… „Natürlich brauchen wir Krankenhäuser“, sagte die 72-Jährige. Aber es gebe keinen Grund dafür, kerngesunde Frauen in ein Krankenhaus zu bringen. „Ein Krankenhaus ist ein sehr unprivater Ort, wo dauernd Leute in den Raum platzen und stören“, sagte Gaskin. Für die meisten Frauen sei es schwierig, in dieser Atmosphäre zu entbinden. „Der Körper ist keine Maschine – Gefühle sind ausgesprochen wichtig“, bekräftigte sie. …

Artgerecht-Treffen: Vortrag Lotusgeburt

Beim letzten Artgerecht-Treffen hatten wir das Glück, einen spontanen Vortrag zum Thema Lotusgeburt von K., ergänzt von J. und M.. zu bekommen.

Lotusgeburt? Sind das diese Leute, die das Baby nach der Geburt nicht abnabeln? Genau die.

K. erzählte detailliert, wie so etwas abläuft und worauf man achten muss.
Die Lotusgeburt ist wegen der Infektionsgefahr bei Ärzten angeblich nicht beliebt: Wenn die Plazenta nicht am Verwesen gehindert wird, können Keime durch die Nabelschnur zum Neugeborenen gelangen (EDIT: Das war die Angst des Papas, der Arzt ist, aber offenbar trocknet die Nabelschnur so schnell ein, dass da nix passieren kann /EDIT). Andererseits habe ich auch gefunden, dass es die Infektionsgefahr verringert. *seufz*. Mediziner, anyone? Christina?

Bei der Lotusgeburt wird dem entgegengewirkt, indem die Plazenta nach der Geburt erst 12 Stunden gewässert und anschließend gepökelt wird. Wir haben von K. gelernt: Die ersten 12 Stunden gut wässern und dann mit grobem Salz pökeln (nicht mit Meersalz, ist selbst zu feucht). Salz sofort wechseln, wenn es feucht wird (K. sagt: anfangs alle 2 Stunden).

Bei K. hat das einwandfrei funktioniert, der Nabel fiel nach 6 Tagen ab. Bei M. war nach 10 Tagen die Plazenta, die ungewöhnlich groß war, immer noch feucht und sie schnitten durch. Bei J. wurde die Plazenta nur 1x täglich neu gepökelt, fing nach kurzer Zeit an zu riechen und wurde dann auch abgenabelt. K. berichtete, dass ihr Neugeborenes jedes Mal reagierte, wenn man auf die Plazenta neben ihm drückte, auch noch lange nach der Geburt.

Der Hintergrund des Ganzen ist,, dass eine Frau mit Namen Lotus gesehen habe, das die Aura des Kindes unter Stress gerate, wenn abgenabelt wird. Im Netz fand ich dazu dies hier. Fotos dazu gibt es hier. Eine detaillierte Anleitung bei Greenfamily.

Danke an euch drei, spannend, mal live zu hören, wie es bei euch war!

Und es ergeben sich so viele Fragen: Die meisten Säugetiere, von denen ich weiß, beißen die Nabelschnur durch und fressen die Plazenta auf. Frage: Warum ist bei uns eigentlich das Problem, dass die Nabelschnur weiterblutet und abgeklemmt werden muss? Ist das bei anderen Tieren auch so? Wie ist das bei Affen? Wie machen Naturvölker das? Weiß jemand was darüber?

Mehr als Babyblues?

Baby-Blues sind auch als Heultage nach der Geburt bekannt. Diese kennen bis zu 70% aller Frauen ab den 2. Tag bis 14. Tag nach der Geburt. Ausgelöst werden sie durch die Geburt in Gang gesetzte rasche hormonelle Umstellung. Es ist keine Behandlung notwendig, außer das liebevolle In-den-Arm-nehmen durch die Liebsten.

Doch was ist, wenn dieser Zustand länger anhält? Und zudem noch Fremdheit dem Kind gegenüber besteht und man glaubt sein Kind nicht zu lieben, sich antriebslos fühlt oder man Zwangsgedanken bekommt, dem Kind etwas anzutun oder jemand anderes könnte das Kind gefährden oder Selbstmordgedanken hinzukommen?

Dann spricht man von Wochenbettdepression…

Betroffen sollen bis zu 20 Prozent der frisch gebackenen Mütter sein.

Zum ersten Mal von diesem „Tabuthema“ hörte ich in einem Uni-Seminar von Frau Prof. Dr. med. Stephanie Krüger im vorletzten Winter. Sie ist deutschlandweit eine der wenigen Ärzte, die eine Spezialsprechstunde für Frauen mit seelischen Erkrankungen anbietet. Ich hätte nie gedacht, dass Depressionen in der Wochenbettzeit ein so häufiges und ernst zu nehmendes Thema ist. Eigentlich sollte jede Frau spätestens wenige Tage nach der Geburt darüber von ihrer Hebamme oder ihrem Frauenarzt informiert werden, dass es dies gibt und wo es Anlaufstellen für Hilfe zu finden sind.

Risikofaktoren sind:

Auswirkungen auf das Baby:

  • weniger Interaktion wie Blickkontakt mit der Mutter
  • körperliche Reaktionen wie Bauchschmerzen und Unruhe
  • weniger eigene Kommunikation durch Laute
  • verlangsamte neuropsychologische Entwicklung im ersten Jahr

Vorbeugend wirkt:

arte widmete im Januar 2011 der Wochenbettdepression einen Themenabend mit dem Spielfilm Das Fremde in mir und dem Dokumentarfilm Traurig nach der Geburt. Leider bin ich erst nach Ablauf der 7 Tage, in welchen arte seine Sendungen online verfügbar stellt, darauf aufmerksam geworden. Und auch heute finde ich leider keine Links zum Schauen im WWW.

Ganz aktuell hat das Magazin ZEIT WISSEN dieses Thema in der neuesten Ausgabe aufgegriffen: Baby-Unglück – Warum manche Mutter nach der Geburt depressiv wird.

Montags-Mantra: Beckenboden, bitte.

Leidiges Thema: Beckenboden-Training. Meist mit Inkontinenz in Beziehung gebracht. Aber soo wichtig! Macht euer Beckenboden-Training nach der Geburt. Am besten jeden Morgen, am besten ein Jahr lang nach der Geburt. Wenn es nur fünf Minuten sind – egal. Besser als nix! Fünf Minuten jeden Morgen machen auch etwas aus!

Ganz nebenbei stärkt ihr damit auch noch Po, unteren Rücken (den braucht ihr zum Baby-Tragen) und Bauch. Ich kann wärmstens empfehlen: Das Cantienica-Yoga von der DVD Mamas Milch. 20 Minuten, die man einfach ein Mal am Tag mitmacht und fertig. Aber egal was und wo und wie ihr es macht – tut es. Eine Freundin hat es vernachlässigt und hatte dann nach dem zweiten Kind so starke Beschwerden, dass sie eine OP brauchte – nicht schön.

Also – ran an den Beckenboden :). Jetzt!

Die nicht stillende Mutter

Manchmal weiß man einfach nicht, wie das Leben spielt und es kommt zu keiner intakten Stillbeziehung. Oder es wird sich – aus welchen Gründen auch immer – bewusst gegen das Stillen und für die Flaschenfütterung entschieden. Doch dies soll kein Hindernis für eine enge Mutter(/Eltern)-Kind-Beziehung sein.

Für einen gelungenen Start ins Leben eines Flaschenkindes sind gleiche ähnliche Voraussetzungen wichtig:

  • Intensiver Hautkontakt mit der Mutter ab dem ersten Atemzug
  • Ersatz für Muttermilch (Pre-Nahrung im gesamten ersten Lebensjahres ausreichend)
  • Fütterung nach dem Vorbild des Stillens (Füttern nach Bedarf des Kindes und Fütterpositionen immer im Körperkontakt)
  • Stillen des Saugbedürfnisses

Weitere detaillierte Hinweise zur Ernährung mit der Flasche gibt es hier: Mit Nähe zum Baby die Flasche geben (Infoblatt der WHO – Babyfreundliches Krankenhaus).

 

Jedes Kind will gestillt werden

„Es gibt kein Kind, das nicht gestillt werden möchte“ – Ein klasse Interview mit Michael Abou-Dakn, dem Geburtsmedizin-Guru in Berlin und in Sachen Babyfreundliches Krankenhaus.

Er nennt drei wichtige Punkte für einen gelungenen Stillstart:

  1. Hautkontakt: „Mutter nimmt primär [direkt nach der Geburt als ERSTE] das Kind und legt es sich auf den Bauch“ – keine Trennen von Mama/Kind für Untersuchungen und Messungen, die warten können
  2. Breastcrawling/vom Kind gesteuerter Stillstart: Kind robbt zur Brust und fängt selbst an zu trinken = autonomes Trinken
  3. Kein Zufüttern von Wasser, Tee oder künstlicher Säuglingsnahrung

… und er ist der Meinung, dass „es kein Kind gibt, das nicht gestillt werden möchte – das wäre ein Selbstmordkandidat“ und dass „ein Kind am Anfang nur zwei Ziele kennt: Sicherheit und ernährt zu werden.“

Außerdem finde ich diesen Part besonders erwähnenswert:

Unsere Gesellschaft ist mittlerweile so vereinsamt, dass wir kaum noch andere Kinder sehen und beobachten. So, wie das früher in Großfamilien üblich war. In Papua-Neuguinea sind Kinder bei der Geburt dabei und beobachten das und lernen voller Stolz, wie das funktioniert. Die Zeiten der Großfamilie sind vorbei in unserer Gesellschaft. Deshalb brauchen wir heute Profis, um unsere Kinder zu verstehen.


Mein Fazit:
Wir brauchen Vorbilder und kompetente Geburtshelfer, die auf unsere natürliche „Kraft und Kompetenz“ vertrauen und uns darin bestärken sowie ein Ende des Versteckenspiels in unseren „Kleinst“-Familien. … Das wäre doch schon ALLES für einen gelungenen artgerechten Start ins eigene Familienleben?!?

EDIT:

Dieses doch alte Video zeigt Neugeborene zu unterschiedlichen Zeiten nach der Geburt mit und ohne äußeren Einflüssen auf den ersten Kontakt zur Mutter. Ich finde es beeindruckend…

… wie schädlich Störfaktoren auf das Breastcrawling und erste intuitive Anlegen wirken. Diese Ergebnisse sind nicht neu. Um so erschreckender finde ich, dass dieses Wissen nicht auf Seite EINS jedes Lehrbuches für medizinisches Personal in der Geburtshilfe steht.