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Neues von uns und "Storchenkinder"

Hallo, alle zusammen! Ich habe mich fast völlig ausgeklinkt in den letzten Wochen – oder sind es schon Monate? Ich weiß es selbst nicht. Wir sind einfach nicht mehr „in tune“. Vielleicht frustriert es mich deshalb, vom Thema windelfrei zu lesen, weil es für uns derzeit und schon seit langem gar nicht mehr „klappt“. Wir wickeln tagsüber fast Vollzeit 🙁 Vor allem deshalb, weil sie ihre bis zu drei großen Geschäfte am Tag kommentarlos loslässt.

Es gibt Null komma Null Kommunikation zu diesem Thema. Auf allen anderen Gebieten dafür umso mehr, zB was Zeichen-/Zwergensprache angeht. Wir kommunizieren echt extrem gut, und die süße Maus ist extrem extrovertiert – eben bis auf das Thema Ausscheidung. Sie macht groß und klein still und gewollt in die Windel. Jedes Angebot, aufs Klo zu gehen, wird kopfschüttelnd verweigert. Sie sagt nicht mal etwas, wenn ihr stundenlang (ich übertreibe anschaulich) keiner in die Windel schaut – und wenn dann mal einer schaut, ist der Po Pavianrot – dann ist allerdings das Geschrei riesig, wenn ich die Knöke entfernen will)…

Ich muss mich schon wundern, denn das ist doch eigentlich das, was ich von Kindern kenne, die nie einen Zugang zu windelfrei hatten, die es einfach nicht anders machen durften. Aber meine Tochter hat 11 Monate ihres Lebens ihr Nest nicht beschmutzen müssen, und die folgenden 6 Monate hat sie genau dies selber so gewollt. Ich stehe staunend davor.

Allerdings bin ich nach wie vor sehr glücklich, dass „windelfrei“ zumindest mal ein Thema war, denn so habe ich Tricks kennengelernt, ohne Windeln auszukommen. Es ward nämlich Samstag abend so, dass ich feststellte, ich habe nur noch 2 Windeln fürs Wochenende… Das haben wir ohne Probleme hingekriegt. Nachts lege ich sie durchaus weiter nur mit Mullwindel hin – Allerdings bekommen wir es kaum mehr hin, dass diese trocken bleiben. Aber egal. Drei nasse Mullwindeln in der Nacht sind besser als die ganze Nacht ein nasse Windel am Po (Logik, wo bist Du?, aber ich finde es logisch :p) Ausserdem ist ihr roter Po so auch im Null komma Nix geheilt. Und Tags bekommt sie dann halt mokomidis an. Nur unterwegs haben wir dann eine WWW benutzt.

Es gibt sie also doch noch, hier und da versteckt, – die kleinen schönen Grüße aus der windelfreien Zeit wie aus einem anderen Zeitalter. So auch meine neueste Errungenschaft, die uns vielleicht wieder auf den Pfad der Tugend führen könnte:

-> Die Wollhose „Wollebi“ von „Storchenkinder“
Storchenkinder WollunterhoseStorchenkinder WollunterhoseStorchenkinder Wollunterhose

Besonders ansprechend finde ich die Tatsache, dass es sich nicht um ein riesiges Paket handelt, sondern tatsächlich Unterhosencharakter hat. Geben tut’s sie zB hier.

Ich schöpfe hiermit neue Hoffnung, dass wir uns auch im Winter wieder der Windelfreiheit nähern können – zumindest der Möglichkeit, nicht so viele WWW benutzen zu müssen.

Teilzeit-windelfrei ohne EC

oder

Warum unser Kind ganz ohne Signale trotzdem mehr als Hälfte des „Tages“ ohne Windel sein kann

Wir waren 11 Monate ein eingespieltes Team. Klar hatten wir auch unsere Pannen, aber wir kommunizierten miteinander. Es gab schon einmal einen längeren Streik, aber danach ging es einfach wieder windelfrei und EC-mäßig weiter.

Seit drei Monaten allerdings kommunizieren wir nur noch eingleisig über das Thema Ausscheidung. Sprich ich sage, „Du kannst jetzt hier Pipi machen, wenn Du möchtest“ und noch das früher bewährte „pssss“ dazu, aber die junge Dame will einfach nicht. Sie sträubt sich beim Abhelten, was ich deshalb schon gar nicht mehr anbiete. Sie steht ja lieber. Aber aus der Badewanne klettert sie mittlerweile selber wieder unverrichteter Dinge heraus – um wenige Sekunden später irgenwoanders hin zu pieseln. Sie muss also, ich denke immer, ihren Bedarf erkannt zu haben, aber sie will es partout nicht umsetzen – zumindest nicht oohne ihr Nest zu beschmutzen.

Denn auch das große Geschäft landet seit Monaten nicht mehr im Klo. Sie muss meist immer noch morgens nach dem aufstehen, aber ich bracuh gar nichtbdran zu denken, mit ihr auf’s Klo zu gehen, auch nicht im Stehen ind er Badewanne. nein ich muss ihr eine Windel anziehen, mit der zieht sie sich dann ans Bett ende zurück, hockt sich hin und knökt hinein… Mir fehlen die Worte, aber es ist ihre freie Entscheidung, oder nicht?

Da tags leider 2-4 Knökrunden dran sind ohne Vorwarnung ziehe ich ihr im Wesentlichen tags eine Windel an – mit geölegentlichen Ausnahmen, die oft genug in Reviermarkierungen jeder Couleur enden.

ABER: nachts, und das meine ich mit der Hälfte des „Tages“, nachts hat sie keine WWW am Po!!! Lediglich ein Mullwindel-Back-up. Nachts wird sie mit Pipi-und Stilldrang wach, ich stille sie über dem Asiatopf, sie erleichtert sich, wir schlafen weiter. Und am nächsten Morgen geht das dann mit der WWW wieder los. Aber nachts war der Po eben durchweg trocken, und das ist doch etwas, was ich jeden Tag feiern kann, oder ?

Und dann kommen noch viele weitere Situationen, in denen sie nicht pinkelt, oder einfach nach Laune pinkeln darf. zB der Mittagsschlaf (noch mal 60-150 Minuten ohne WWW). Spaziergänge in der Manduca (30-180 Minuten), 30 Minuten nach jedem großen Geschäft, in der Sonne draussen auf der Wiese…

-> Insgesamt kommen wir so also auf ca 18 von 24 Stunden, die sie ohne den geringsten Laut oder Hinweis trotzdem windelfrei sein kann. Ich finde das wundervoll und gräme mich nicht mehr, das wir nach so „erfolgreichen“ EC-Monaten in einem Dauerstreik angekommen sind. Ich freue mich einfach über jede windelfreie Stunde statt die WWW zu zählen, die wir jetzt doch wieder fleißig verbrauchen.

Weibliche Perspektive zur Sicht des Mannes auf die stillende Brust

Stillen, Tragen, Kinder ohne Windeln, Familienbett – attachment parenting oder – auf Deutsch – die Familie, die sich voll und ganz auf die Bedürfnisse ihres Nachwuchses einstellt, ist Thema dieses Blogs. So weit, so klar. Seit ein paar Tagen allerdings frage ich mich: Stellen wir, die Autorinnen hier und an anderen Stellen im Familienteil des Internets, nicht allzu häufig die Frau und das Kind allein in den Mittelpunkt und vergessen den Mann.

Nachdenklich gemacht hat mich ein Posting von Philippe Zweifel über „Die Schreckensherrschaft stillender Brüste“. Allerdings nicht so sehr des Postings wegen, sondern vor allem wegen der zum Teil wütenden Diskussion, die in den Kommentaren entbrannt ist. Deshalb an dieser Stelle eine weibliche Sicht auf die Sicht des Mannes. Ich kann mich nämlich gar nicht so aufregen, wie einige der Kommentatorinnen.

Betrachten wir folgende Situation: Frau in Elternzeit, Mann geht arbeiten, Familienkonzept attachment parenting. Setzen wir zudem voraus, dass der Vater sein Kind über alles liebt, dass er seine Frau in allen Belangen unterstützt (Langzeitstillen, windelfrei, tragen, Familienbett…), dass er seiner Frau den Rücken freihält, um die Erfüllung dieser Belange zu ermöglichen, setzen wir voraus, dass er das Familieneinkommen verdient, damit seine Attachment-parenting-Familie leben kann. Was wir sehen, ist ein Vater, wie wir, die Frauen mit den Windelfrei-Kindern, ihn uns wünschen, ein Vater unserer Zeit, der gerne Vater ist, wahrscheinlich sogar gerne noch mehr Vater wäre, der aber, weil er eben arbeiten geht und das Kind von seiner Frau gestillt wird, nicht so zum Zuge kommt, wie er es gerne hätte.

Unser Vater kommt abends nach einem Arbeitstag, der häufig genug länger als die tariflich vereinbarten acht Stunden dauert, nach Hause, die Hütte brennt, sprich ein, zwei oder mehr Kinder nörgeln, maulen oder weinen – weil abends alle durchhängen – der Vater übrigens auch. Die Mutter drückt ihm dankbar den Nachwuchs in die Hand mit den Worten: „Puh, ich brauch grad mal ’ne Pause!“ Auch das versteht unser liebender und mitfühlender Vater, und er verschafft seiner Frau eine Verschnaufpause. Er hat den schreienden Säugling auf dem Arm, aber Vaterfreuden können nur bedingt aufkommen, denn eigentlich will das Baby nur die Brust, die er nicht hat. Er versucht kleine Spielchen, trägt das Baby in der Manduca, aber das täuscht alles nicht darüber hinweg, dass hier eigentlich nur die Mutter helfen kann. Das Baby ist müde und kann nur an der Brust einschlafen (ist ja ein „attached child“), und die hat er nicht.

Gerade in einer Familie, in der feeding on demand praktiziert wird, hat es der Vater häufig schwer, Nähe zu seinem Kind aufzubauen. Das geht nur, wenn der Nachwuchs ausgeschlafen und gut drauf ist. Unser Vater aber hat Verständnis, nutzt die Intervalle, die sein Kind ihm gibt, nur wenn das Kind alle zehn bis 30 Minuten seinem natürlichen Saugbedürfnis nachgehen will, dann bleibt die enge Mutter-Kind-Bindung nicht aus. Ob der Mann will oder nicht, so bleibt er doch oft außen vor.

Ich glaube manchmal, wir wollen die Eier legende Wollmilchsau: Unser Partner soll uns den Rücken freihalten, uns unterstützen, das Einkommen hereinfahren, damit wir Frauen uns ganz den kindlichen Bedürfnisse des ersten Jahres widmen können. Außerdem soll er ein moderner Vater sein, der nicht nur seine Pflichten ernst nimmt, sondern auch noch liebevoll ist – und obendrein Feuerwehr spielt, wenn der Laden droht, in die Luft zu fliegen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass auch der Mann zunehmend in eine Doppelrolle aus Job und Familie gerät.

Die Frauen dagegen, ganz sicher die, die sich für attachment parenting entschieden haben, steigen dagegen aus dem Job aus und in die Familie ein. All ihre Kraft widmen sie dem Kokon Mutter-Kind. Klar ist das auch wahnsinnig oft wahnsinnig anstrengend, aber es ist eben auch ganz besonders erfüllend, unter anderem auch körperlich. Klar soll der Mann Verständnis haben für die hormonellen und emotionalen Veränderungen bei der Frau, aber haben wir Frauen auch ausreichend Verständnis für den (körperlichen) Frust des Mannes? Haben wir ausreichend Verständnis für die Traurigkeit eines liebenden und liebevollen Papas, der mit ansehen muss, wie sein Kind sich nur von der Mama trösten lässt, sich nur von der Mama ins Bett bringen lässt, weil es nur an der Brust einschläft – weil es dort einschlafen darf? Und schließlich, wünschen wir uns nicht Partner, die es schaffen, über ihre Gefühle zu sprechen, uns ihre Ängste, Sorgen und Wünsche zu vermitteln?

Für mich folgt daraus: Ich kann verstehen, wenn ein Vater wie Philippe Zweifel, der sich aufgrund der engen Mutter-Kind-Bindung 14 Monate lang als Ansprechpartner zweiter Klasse empfunden hat, nun das Abgestilltsein seines Kindes als Befreiungsschlag empfindet, hat er doch nun endlich die Chance, der Vater zu werden, der er immer schon sein wollte.

OT: Die Rechte des Kindes – nach Janusz Korczak

Das ZEIT-MAGAZIN vom 30.07.09 (Nr. 32) kommt mit einem sehr schönen Artikel daher:

„Ich will doch nur spielen“.

Dabei bin ich auf einen mir bisher unbekannten Menschen gestoßen, Janusz Korczak. Er muss großartig gewesen sein. (Er starb 1942 im KZ)
Ich werde mich näher mit ihm beschäftigen. An dieser Stelle möchte ich auf diese website verweisen.

Korczaks drei Grundpfeiler der Pädagogik der Achtung:

– Recht des Kindes auf seinen Tod – „Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreissen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben.“

->Ermöglichung von Verselbständigung und Selbstbestimmung durch Förderung von :

->Möglichkeiten zur Selbstentdeckung

->Möglichkeit zur Willensausübung und -bildung

->Freiheit und Autonomie

->Erfahrungsmöglichkeiten

– Recht des Kindes auf den heutigen Tag – Wir sollten auch die gegenwärtige Stunde achten, den heutigen Tag. Wie soll es morgen leben können, wenn wir es heute nicht bewusst, verwantwortungsvoll leben lassen ?“

->Betonung des absoluten Wertes der Kindheit; impliziert die Forderung nach:

->Gleichberechtigung des Stadiums der Kindheit gegenüber dem Erwachsenen in Familie und Gesellschaft.

->Zubilligung der spezifischen Kinderperspektive, -bedürfnisse und -wünsche im „Hier und Jetzt“.

->Zubilligung altersadäquater Rechte und Pflichten

– Recht des Kindes so zu sein, wie es ist – „Kinder sind doch nötig auf der Welt, und gerade so, wie sie sind.“

->Förderung der Entwicklung von Individualität und Identität impliziert die Forderung nach :

->Abbau eines überhöhten „Kindheitsideals“

->Recht des Kindes auf „Mittelmässigkeit“

->Berücksichtigung von Veranlagung und Erziehungsmilieu als wichtige Erziehungsdeterminanten

->Freie Entfaltungsmöglichkeiten, aber im Hinblick auf soziale Möglichkeiten, Bedingungen, Ansprüche

Vielleicht wird manch einer daraufhin schlucken, vor allem bezüglich des Rechts des Kindes auf seinen Tod, aber es ist genau das in knappe Worte gefasst, was ich in letzter Zeit mit vielen diskutiert habe, die ständig ängstlich um ihr Kind herum schleichen, ihr Kind fortwährend ihren eigenen hohen Erwartungen vom Leben unterwerfen, und pausenlos an die Zukunft ihres Kindes denken während es heute nicht auf einen Baum klettern darf.

"want some bean dip?"

oder

Wie man mit kritischen Stimmen umgehen kann.

Wer kennt sie nicht, die verständnislosen Blicke von Müttern, Omas, Freunden oder wem auch immer?
„Wie lange willst Du stillen? – Zwei Jahre? – Aber wo bleibst Du bei all dem?“
„Was, soll Deine Tochter immer noch bei Euch schlafen, wenn sie zur Schule geht? Du weisst, Du kriegst sie nie mehr raus aus dem Bett.“ (So,weiss ich das?)

In diesem englischen Blog habe ich folgende Strategie gefunden:

It’s something I’ve learned in my years of parenting using alternative ideas. The specifics may change, but the principal doesn’t. When setting boundaries, people (often moms) typically confuse setting the boundary with trying to convince the other person about how right they are in needing to set the boundary. In setting boundaries, we don’t need to convince the other person we are right and they don’t have to agree about the boundary. We just need to be prepared to enforce the boundary, at any cost, using progressively more firm responses (if need be).

I’ve found new moms often confuse boundaries and trying to convince someone of the *rightness* of their choices.

The best thing is to assert your boundary and *not* try to defend your choice.

Some family and close friend help…..

First, I learned early on that most of my choices were on a „need to know“ basis. Most people don’t „need to know“. If asked „how is the baby sleeping?“ Answer: Great! Thanks for asking! Want some bean dip?

„Are you sure you should be picking her up every time she cries?“ Answer:“Yes! Thank you! Want some bean dip?“

„When do you plan to wean“ Answer: „When she’s ready. Thanks! Want some bean dip?“

Now, with some people you will need to set *firm* boundaries. They will need to be backed up with action (like hanging up, leaving the room or even the event). If it’s a pattern of intrusion, for example. Practice kind but firm responses:

„I know you love us and the baby. We are so glad. Our sleeping choices have been researched and made. I will not discuss it again“

Also, don’t confuse setting boundaries with trying to convince someone of the rightness of your choices. New AP moms often struggle with this. The boundary is that no one else has a right to tell you how to parent and create a hostile environment. You set boundaries by doing the above. Where new moms often invite problems is by citing authors, studies and sites to „defend“ themselves. Each time you do so, you create more time for discussion and rebuttal and send the message that your decisions are up for debate. Don’t defend your choices beyond generalities, and then only once or twice. „The doctor is in support of our choices. Want some bean dip?“

Finally, look them in the eye and say simply „I want us to have a good relationship. I want you to *enjoy* the baby. I’ll parent the baby – you enjoy them. Let’s not discuss this anymore. If you bring it up, I will leave the room.“

Fazit: nicht sich verteidigen, sondern Grenzen setzen

In diesem Sinne: „Noch einen Latte?“

1 Jahr und (k)ein bisschen TopfFit

na, habt Ihr sie noch im Ohr, meine Schwärmerei über wie toll und einfach EC sei?
Da halte ich es heute mal mit dem guten alten Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“

Einige Wochen vor ihrem ersten Geburtstag schon hat die Lütte sich wohl gedacht: Signale – sind für Babies.
Das waren sie wohl. Als Baby hat sie gescheit signalisiert, zumindest war ich so gescheit, die Signale zu verstehen. Jetzt ist sie natürlich immer noch gescheit, nur ich so gar nicht mehr in der Lage, ihre Sprache zu kapieren. Wahrscheinlich will sie mir immer wieder sagen: “ Mami, jetzt unterbrich mich nicht, ich will einfach still und leise in meine Windel oder auf den Boden pieseln und knöken, damit ich hier in Ruhe weiterspielen kann, weil spielen, das ist gerade soooooo toll und das kann ich doch jetzt schon so gut. Schau mal hier, ein Buntstift, und ich habe die Spitze gaaaaanz alleine abgebissen“…

So oder so ähnlich wird es sich in diesen kleinen Köpfen vielleicht abspielen, aber das löst mein Problem trotzdem nicht. Ich weiss, Nic, ich muss mich entspannen, kein Druck, kein kalter Entzug, ich höre Dich mich bereits mit Engelszungen beschwichtigen, dass das alles ganz normal ist, aber….., und dieses aber steht mir leider immer wieder im Weg. Mist! Ich will das selber nicht, aber ich kann mich diesem Aber nicht entziehen. Ich will nicht verstehen wollen, warum meine Vier-Jährige nun endlich ihre Nachtwindel aufgibt, und meine Ein-Jährige doch tatsächlich mit Windeln jetzt so richtig anfangen will. Da muss ich doch irgendetwas falsch machen, oder nicht?

Nein, ich weiss selber, dass ich nichts falsch gemacht habe, ich poste nur einfach meinen Frust früher als Nic, die, kaum, dass ihr Frustposting im Kopf entstanden war, bereits von ihrem kleinen Mann Entwarnung bekommen hat. Erst am Ende des Streikes merkt man, das es einer war, jetzt ist meine Welt diesbezüglich aber noch schwarz, alles scheint umsonst (natürlich auch nicht, denn diese vielen Monate ohne Windeln waren ja bereits ein Segen! Hej, kein wunder Po, nie!), mein Kind hasst abhalten, und vor allem, und das empfinde ich als das Schrecklichste, knökt sie nicht mehr in die Toilette oder sonst in entsprechende Behälter, sondern wahllos auf alles, was sich unter ihrem windelfreien Popo so befindet (Danke, Kind, dass Du das frisch für Dich gestrichenen Schaukelpferd gleich so einweihst :-)), oder eben auch in die Windel, zu der ich mich deswegen durchgerungen habe.

Grad gestern – hach, es ist eigentlich extrem süß – steht sie am Fußende des Bettes, schaut mir tief in die Augen, ich meine, diesen Pipi-Blick durchaus erkannt zu haben, bewege mich in ihre Richtung, sie tappt zwei Schritte zur Seite, ich wieder hinterher, sie wieder zurück, diesmal noch schneller, und so spielen wir eine Weile fangen bis ich kraft meiner Wassersuppe dieses Tete-á-tete gewinne und beim Griff in die Windel nur noch feststellen kann, dass sie nun nass ist. Sie wusste genau, was ich wollte, aber sie wollte eben nicht.

Heute morgen hat’s dann mal wieder geklappt, dass sie nach dem Schlafen in der Badewanne im Stehen gepieselt hat, dann will sie auch immer gleich raus, klettert auf einen kleinen Hocker an der Badewanne, hockt sich tief hin und….ja, dachte ich, ich seh’s Dir an, ok, Du willst Dich hinhocken, gut. Ich trage sie also zum Klo, stelle sie hinten auf die Brille, an der kann sie sich festhalten, sie hockt sich nieder, und da plumst dann das Corpus delicti fein ins Wasser. Prima, dachte, wir schwingen wieder, nehme sie runter, denn sie will da deutlich nicht mehr stehen, und im Laufe der nächsten Minuten verteilen sich weiter Corpora delicti in der Diele, der Toilette, der Küche….

Damit Ihr mich nicht falsch versteht, ich jammere nicht, nein, gaaaaaaar nicht, ich will auch gar keine Beschwichtigungen, ich weiss das ja alles eigentlich auch selber. Ich wollt nur mal das Chaos in meinem Kopf abwerfen, damit ich wieder frei und offen für die neue Sprache meiner Einjährigen sein kann.

Topffit-Telepathie II

Komisch, da blogge ich mal wieder – Danke für die Schubkraft, Nic!! – und dann auch noch über das Thema der Zeichen, Signale, und da vergesse ich eines der Wichtigsten, die Intuition! Da fühlte sich die Intuition zu Recht unter Wert verkauft und gab daher noch einmal eine wunderschöne Vorstellung zum Besten:

Ich sitze vor unserem Apfel am Fenster, schaue Gedankenverloren über den Bildschirm hinweg in die dalmatinische Bergwelt, da kommt mein „unten ohne“ „Affenbaby“ herangekrabbelt, zieht sich energisch empor, lässt sich auf den Schoß setzen, reisst mir mein Top vom Leib (im Ernst, so sieht das mittlerweile aus bei uns, ich wollte das nie, aber das ist unser Alltag…), geniesst ihre Mahlzeit, ich reisse mich von der Bergwelt los, um zu kuscheln, und spüre plötzlich wie’s im Schritt feucht-warm wird.

„Ach Mist“, denke ich, „das ist doch noch gar nicht wieder dran, sie hat doch erst vor ’ner halben Stunde…“ Und ich dachte, ich müsste meine gerade getätigten Blogeinträge Lügen strafen (von wegen 3-4 Pipis/Tag), da bescheinigt mir ein Griff in den Schritt, dass da noch alles trocken ist. Aber etwas in mir kommt doch nicht zur Ruhe, und so setzen wir uns doch noch mal kurz an den Asiatopf und siehe da: pssssssssss….. -> Topf gefüllt!

Wunderschön, dieses Gefühl! Irgendwie archaisch. Wie die Berge vor meinen Augen…

Goldene Regel

Nach wie vor muss ich sie mir immer wieder mühsam ins Gedächtnis rufen, die Goldene Regel:

Wenn sie sich sträuben, müssen sie auch nicht!!!

Ich muss es mir immer wieder sagen, auch wenn ich es mal wieder nicht glauben kann, dass sie zB eine Zugfahrt von München nach Berlin mit nur 1x pieseln zu Beginn der Reise übersteht.

Oder dass sie einen ganzen Tag lang letztlich nur 3 oder 4 mal muss.

Auch, dass sie nachts nur noch 2 Mal pieselt. Bei uns meist gegen 23Uhr und gegen 5Uhr. Die restlichen Stillsessions dazwischen mache ich mittlerweile im Liegen.

Und auch nach dem Aufwachen muss sie nicht mehr. Oft muss sie erst wieder ein oder zwei Stunden später.

Mein herzlichster Tip an alle: Vertraut Euren Kinder auch in Sachen Ausscheidungen. Auch wenn unsere Tochter wenig Zeichen von sich gibt, so zeigt sie (fast) immer genau, dass sie jetzt gerade NICHT muss, und das ist doch auch schon ganz schön viel!

Zwergensprache?

Immer wieder werde ich gefragt: „Und das zeigt sie Ihnen an, dass sie muss? Wie denn?“

Ja, das frage ich mich auch des öfteren. Wenn ich mal so drüber nachdenke, dann finde ich kaum mehr Anzeichen. Meistens sind es meine Angebote, die sie wahrnimmt – oder eben auch vehement im wahrsten Sinne des Wortes ausschlägt.

Manchmal ist sie plötzlich ganz unruhig, will immer wieder zu mir, ich lenke sie mit einem Spielzeug ab, weil ich unbedingt noch etwas beenden will, sie insistiert, und schliesslich begreife ich, dass sie mir etwas damit sagen will. Sie ist echt tapfer dabei, wartet brav bis ich ihr endlich die Möglichkeit zum pieseln gebe.

Im Wesentlichen hat sie wohl durch die vielen Monate, die wir das schon machen, gelernt, dass sie auf unseren Schlüssellaut hin (psssssssssss) locker lassen kann, und ansonsten eben physiologisch ihren Blaseninhalt zusammenhält. Was die meisten Kinder ja mühsam mit 2/3 Jahren erst lernen.

Seit Monaten mache ich ausserdem das Pipi-Zeichen aus der Zwergensprache, ich weiss nicht, ob sie etwas damit verbindet, sie selber macht noch keine Anstalten, irgendetwas mit Zeichensprache zu vermitteln – ausser dem deutlichen Griff ans T-shirt, welches energisch heruntergezogen wird 🙂 Aber ich werde das weiter anbieten, und vielleicht werden dann ihre Signale irgendwann eindeutiger.

Über die 11 Monate EC hatten wir folgende Signale: ein schriller Schrei, unruhiges Hin-und Herwälzen, Versonnener Blick nach Innen (dann meist zu spät, oder noch zum Teil in ein Gefäß platziert), angekrabbelt kommen und dabei insistierend meckern (bis heute das zuverlässigste Zeichen).
Aber vor allem: lange Strecken ohne irgendwelche Signale!!!! Das mal so nebenbei, damit Ihr nicht denkt, bei uns herrsche die totale Kommunikation, weil ja EC und so…..

🙂