Wir sind aus privaten Gründen vorzeitig zurückgeflogen und wieder in daheim :).
Jetzt richten wir mit unserem „Rest-Urlaub“ gerade das Mutter-Kind-Büro ein – auch nice!
Wir sind aus privaten Gründen vorzeitig zurückgeflogen und wieder in daheim :).
Jetzt richten wir mit unserem „Rest-Urlaub“ gerade das Mutter-Kind-Büro ein – auch nice!
Unsere Infoquellen für Indien:
Times of India – ausführliche Zeitung mit brauchbarer politischer und internationaler Berichterstattung
Business Standard India – ähnlich unserer Financial Times, ausführliche Wirtschaftsberichterstattung
Hindustan Times – leicht verdauliche Tageszeitung mit viel Berichterstattung über Celebrities und Sport, internationale oder politische Themen, eher oberflächlich (lag im YWCA jeden Morgen vor der Tür…)
Wenn es allerdings darum ging, heraus zu finden, was z.B. in bestimmten Orten in Kashmir gerade los ist, war das Internet unschlagbar. So haben wir z.B. entschieden, nicht nach Srinagar zu fahren, obwohl man uns natürlich vielerorts sagte, wie schön es dort sei etc.. Auch die Sicherheitshinweise auf der Seite des Auswärtigen Amtes waren auf meiner persönlichen regelmäßig-lesen-Liste. Die internationale Seite (und die Tweets) von Lonely Planet waren eine unterhaltsame, manchmal hilfreiche Info-Quelle.
Und zu guter Letzt war unser Lonely Planet Reiseführer wirklich klasse. Vor allem alle, wirklich alle, Touri-Fallen, die dort aufgeführt sind, sind uns exakt wie beschrieben begegnet. Ich hab trotzdem zwei Kurtas gekauft, die ich eigentlich gar nicht haben wollte ;), aber gegen vieles andere waren wir dann schon gewarnt und konnten lächelnd und freundlich ablehnen.
Simple, aber effektive Sicherheitsmaßnahme: Wenn wir z.B. auf Märkten unterwegs sind oder sonst an Orten, an denen eine einzige unaufmerksame Sekunde dazu führen kann, dass man das Kind aus den Augen verliert,
schreiben wir dne Kindsnamen und den Namen des Hotels (und wenn er, wie die Tochter einer Freundin, uns lässt, auch unsere Handynummer) auf den Arm
In der Hoffnung, dass ein aufmerksamer Mensch ihn dorthin zurückbringt oder uns anruft. War bisher aber nie nötig, wir passen auf wie naja, wie Eltern eben 🙂
Indische Kindheit – meistens dachte ich an zwei Dinge: Armut und Windelfrei. Das eine ergibt sicher oft das andere. Aber je laenger ich hier bin, desto mehr habe ich das Gefuehl, dass da noch etwas ist. Jenseits der schockierenden Bilder, die wir alle kennen.
Von aussen betrachtet, sind natuerlich viele Kinder nach unseren Massstaeben vernachlaessigt und das kann einen gar nicht kaltlassen. 80% der Inder leben von weniger als 2 $ am Tag, das hinterlaesst ueberall seine Spuren.
Ich sehe sie, die Kleinkinder, die unbeachtet und an den lautesten Strassen auf den Baustellen spielen, waehrend ihre Eltern Koerbe mit Baumaterialen auf dem Kopf hin und her tragen. Ich sehe sie, die bettelnden kleinen Haende am Connaught-Platz in Delhi. Ich schaudere beim Anblick der auf Tueten auf dem Boden schlafenden Kinder, gesehen auf einem Markt auf der Insel Diu. Keine Frage.
Aber ich sehe auch noch etwas anderes und moechte es nicht unter den Tisch fallen lassen (auf die Gefahr hin, hier ordentlich ausgeschimpft zu werden).
Ich sehe Kinder auf dem Arm, an der Hand, im Tuch. Ich sehe Kinder mit Kindern, Kinder, die spielen, rennen, lachen, an ihren Geschwistern haengen. Ich sehe Kinder, die arbeiten, die aber ein Laecheln im Gesicht haben. Ich sehe keine weinenden Saeuglinge in Kinderwaegen. Ich sehe keine teilnahmslosen Mamas. Ich sehe keine gestressten Muetter, die ihre „bockigen“ Kleinkinder auf offener Strasse anschreien.
Ein Aspekt davon ist sicher, dass indische Kinder mehr auf Gehorsam oder Gruppenkompatibilitaet getrimmt sind als unsere, und zwar von klein auf. Das sieht man immer wieder, wenn man Schulklassen in Museen oder im Zoo sieht. Aber auch indische Kinder sind mal unleidlich. Auch indische Saeuglinge weinen. Und daher ueberlege ich: vielleicht ist der Umgang irgendwie noch mehr als anders als bei uns.
Wenn unser Sohn z. B. auf der Strasse weint, weil er muede ist oder weil er sich weh getan hat, dann schauen sofort alle. Und ich meine zu bemerken, dass die Blicke erwartungsvoll sind. Und dass sie erschrocken bis entsetzt sind, wenn wir nicht innerhalb von Sekunden reagieren (weil ich erst das Glas wegstellen muss, weil Papa gerade die Rikscha bezahlt…). Sie schauen. Und sie sind immer kurz davor, unser Kind fuer uns zu troesten. Als ich einmal zu weit weg war, um sofort als Mama-von-weinendem-Kind identifiziert zu werden, hat ihn auch schon mal jemand zu troesten versucht.
Die Kinder werden hier einerseits viel mehr in Ruhe gelassen, sie sind viel mehr auf sich gestellt und das ist bestimmt nicht immer gut. Gleichzeitig werden sie soweit ich das bisher sehe sofort auf den Arm genommen, wenn sie weinen, sie sind nie alleine mit einem gestressten Elternteil, die Grossen sind haeufig in Gruppen mit ihren Freunden.
Ich will das erstmal nur feststellen und nicht bewerten. Es ist einfach anders. Und auch hier sieht man natuerlich Eltern, bei denen man eher das Wort „vernachlaessigend“ im Kopf hat als andere.
Man sieht eben alle Arten von Eltern auch hier und vielleicht hier noch viel offener, weil sich das Leben vor allem in laendlichen Gegenden noch viel mehr auf der Strasse abspielt. Aber ich hab so das Gefuehl, dass die Haltung Kindern gegenueber grundsaetzlich positiv ist. Sie duerfen laut sein, spielen, weinen, sie werden nicht angeschrien. Das kenne ich von zu Hause auch anders…
Auf Reisen lerne ich immer ganz neue Seiten an mir kennen. Diesmal hat mich eine eigenartige Sammelleidenschaft gepackt: Ich sammle die Tüten, in denen die Airlines das Besteck verpacken
Bisher war es nämlich bei mir IMMER so, dass irgendeine Creme in meinem Kulturbeutel während der Reise auslief gerne auch zwei oder drei. Das hieß: Fluchen, alles auspacken, alles abspülen, Beutel auswaschen, trocknen lassen, alles einräumen, beten. Das kostet Zeit, fluchen ist in Kind-Gegenwart nicht angebracht und außerdem hab ich diesmal ja ungefähr das Doppelte an Creme-Zeug dabei wie auf meinen Reisen als nicht-Mutter. Juchuh, die Sauerei ist jetzt vorbei! Nicht, dass die Cremes nicht nach wie vor freudig auslaufen würden. Aber jetzt sind sie alle hübsch einzeln in diese unbezahlbaren, kleinen, praktischen, verschließbaren Tüten verpackt.
Wenn also die Bio-Mücken-Lotion das Weite sucht, stoppt sie die Tüte und so muss ich nur hin und wieder alles durchsehen, die einzelnen Übeltäter identifizieren, einzeln saubermachen, zurückpacken, fertig. Bewährt hat sich zudem, ein wenig Toilettenpapier mit in jede Tüte zu packen, das flüchtige Flüssigkeiten gleich aufsaugt, z.B. die No-Bite-Lösung, die den Druckunterschieden im Flugzeug meiner Erfahrung nach besonders gerne erliegt.
Eine faszinierende Sache in Nordindien ist, dass viele Leute sooo viel Zeit haben. Das ist mal wieder so ganz anders. In Europa, in Deutschland hat JEDER IMMER irgendetwas zu tun, irgendeinen nächsten Termin. Wie lange hast Du Zeit? ist in meinem Leben eine ganz normale Frage.
Ganz anders erlebe ich das hier: Überall stehen, sitzen, hocken Menschen, meist Männer, die so aussehen, als hätten sie wirklich überhaupt nichts zu tun. Indien hat eine inoffizielle Arbeitslosenrate von 40%, wie uns ein Schriftsteller, den wir vor drei Tagen kennenlernten, erzählte. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber die Straßen sind voller Menschen, die Zeit haben. Jeder kann mal einen Freund anrufen, der auch immer Zeit zu haben scheint, um ein Moped zu organisieren, den Führer zu machen, etwas zu besorgen. Rikschafahrer warten spontan eine oder zwei oder auch drei Stunden, bis wir uns Moscheen angesehen oder zu Mittag gegessen haben. Es gibt kaum Dinge, die man vorher ankündigen, bestellen oder reservieren muss, die Kapazitäten scheinen immer endlos zu sein. Wenn man jemanden kennenlernt, kann es sein, dass man plötzlich eine oder zwei Stunden gemeinsam herumsitzt, ohne dass man das Gefühl hat, der andere hätte noch etwas anderes zu tun, als sich gerade hier, gerade jetzt mit uns zu unterhalten.
Dazu muss ich sagen, dass es natürlich nicht immer und überall so ist. In Delhi sagt einem auch schon mal ein Fahrer, dass er noch einen Termin hat. Man trifft Einheimische, die als Marketingleiter oder Vertriebler arbeiten und sehr wohl gestresst mit Handy und Terminkalender hantieren. Aber wir treffen eben auch viele, viele andere. Es sind auch Menschen dabei, deren Geschäft darin besteht, Touristen im Restaurant oder auf der Strasse in ein Gespräch zu verwickeln und dann in bestimmte Geschäfte zu lotsen, die dem freundlichen Gesprächspartner entweder gehören, oder von denen er Provisionen bekommt. Aber auch das ein Geschäftsmodell, das unglaublich viel Zeit erfordert für mich unglaublich ineffizient, aber offenbar lohnenswert.
Und dann sind da eben noch die anderen Menschen, die wir treffen, die schlicht
Zeit haben. Zeit, um uns einen Hindu-Tempel zu zeigen oder spontan solange mit mir durch Delhi zu irren, bis ich endlich einen Laden für Haarshampoo gefunden habe
.
Whats your name? ist immer die erste Frage. Es ist die Tür, durch die alle weiteren Fragen gehen, die Fragen woher wir kommen, ob wir etwas kaufen wollen, wohin wir noch fahren werden, ob wir nicht hier etwas essen möchten. Und es ist die Frage, die jemand stellt, der mir eine Handbreit näher auf den Pelz rückt, als ich das gewohnt bin.
Jeder Mensch hat eine kulturell geprägte Grenze, wie weit er andere, unbekannte Menschen körperlich an sich heranlässt. In Europa ist diese Grenze, so meine Erfahrung, überall mehr oder weniger gleich. Auch wenn ich z.B. die Italiener als offener und näher empfinde, ist es doch immer noch im Rahmen dessen, was ich aus Deutschland kenne.
Hier ist es vollkommen anders. OT: Indien – whats my name? weiterlesen
Wenn man erstmal hier ist, dann liegt windelfrei eigentlich wirklich nahe. Die Badezimmer sind alle so gebaut, dass man sie komplett abspuelen kann, alles verschwindet in einem zentralen Abfluss am Boden. Sogar unser Sohn hat schon entdeckt, wie toll es ist, im Stehen dort hinein zu pieschern. Ausserdem ist es schlicht zu heiss fuer Windeln. Nachts macht er erst gar nicht mehr, er schwitzt alles aus ;). Und es ist nicht wie bei uns in der Stadt alles geteert oder betoniert, sondern viel Erde ueberall, in der auch mal was versickert (nicht mehrvon uns, aber waeren wir noch dabei, waere das super). Selbst in einer Grosstadt wie Dehli gibt es immer wieder Sandstreifen, die hin und wieder auch ein grosser Mensch benutzt, um sich zu erleichtern (mal sehen, ob ich euch noch ein paar Bilder liefern kann ;).
Also kein Wunder, dass „Windelfrei“ als Konzept von Laurie hier entdeckt wurde. Hier nennt es sicher niemand so, man macht es einfach. Habe gestern wieder versucht, eine junge Frau, die wir im Hotel trafen, auf das Thema anzusprechen. Aber als ihre Tochter klein war, wohnten sie gerade in Toronto, seufz, verflixte Globalisierung, jetzt sind sie wieder hier, aber sie sagte nur, dass die das im Kindergarten innerhalb einer Woche hingekriegt haetten, aber sie wisse nicht wie.
Ich bleib dran :).