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Das Welpen-Gleichnis

Auf einer Grillparty, klassische Situation: Ich unterhalte mich mit der Mutter eines Einjährigen, krieg plötzlich dieses komische Kribbeln und entschuldige mich kurz:

„Du, ich glaube, er muss mal“,
schnappe mir meinen Sohn und bin 3 Minuten später wieder da.

„Wie? Der pinkelt?“, fragt sie.

Ich bin natürlich versucht, mit verklärtem Blick zu sagen:
„Tun wir das nicht alle?“,
aber ich erkläre dann doch lieber artig:
„Ja, er ist ein Windelfrei-Kind.“

„Davon hab ich schon gehört, sag mal…“ – und schwupps sind wir im schönsten Wie-das-funktioniert-echt?-Gespräch.

Und dann sagt sie etwas, das mich total begeistert:
„Weißt Du, ich hatte mal einen Hund…ich meine, das ist nicht dasselbe…aber da hab ich beim Welpen ja auch immer aufgepasst: Muss er jetzt? Muss er nicht? Als das Baby kam, hatte ich auch den Gedanken, warum man es da nicht eigentlich genauso macht!“

Ich war begeistert. Warum sollten Babies weniger Recht auf MussErJetztOderNicht-Aufmerksamkeit bekommen als Hunde? Und der Effekt ist derselbe: Irgendwann weiss Mama/Papa/Frauchen/Herrchen einfach, wann der Kleine mal muss.

(Darf man natürlich nur Leuten erzählen, die Hunde haben oder Hunde lieben, alle anderen halten einen für blasphemisch oder schlicht total gaga.)

Windelfrei – für wen eignet sich das?

Immer wieder taucht die Frage auf, für wen Windelfrei oder Abhalten von Babies sich eignet. Die pauschale Antwort lautet natürlich: Für alle. Aber das ist Marketing und genauso aussagekräftig wie: „Sport ist für alle gut“ oder „Gesunde Ernährung ist für jedermann“. Sport ist nur für Leute, die sich gerne bewegen wollen und gesunde Ernährung ist nicht nur nicht jedermanns Sache, sondern bedeutet auch für jeden etwas anderes.

Wie ist es also mit windelfrei? Woher weiß ich, ob sich das für mich eignet? Mein Vorschlag:

Machen Sie ein Gedankenspiel: Wenn ihr Baby eine rote Lampe hätte, die jedesmal leuchtet bevor es ein großes Geschäft macht, würden Sie es dann Abhalten, statt zu warten bis es seine Windel vollgemacht hat?

Wenn ihre Antwort Ja lautet, dann ist windelfrei etwas für Sie! Und jetzt kommt die gute Nachricht: Jedes Baby hat diese rote Lampe. Schauen Sie mal in unsere FAQ – da steht, wo sie sie finden :).

Und klar – dann hat man natürlich alle Vorteile, Effekte und vor allem Freiheiten, die man mit windelfrei eben so hat. Denn genau wie bei der gesunden Ernährung zeigt die Erfahrung, dass jede Familie ihre Art hat, wie oft und wie und wo und wann sie ihre Babies abhalten.

Lautet ihre Antwort Nein – dann wickeln Sie! (Und kommen Sie gerne wieder zu dieser Website, wenn Sauberwerden lange dauert, viel Geld in Windeln verschwindet oder ihr Baby immer wieder wund ist – vielleicht ist es später ja doch noch interessant für Sie).

Ältere Kinder und windelfrei

Heute im Biergarten sprach mich eine nette Mutter darauf an, dass unser Kleiner ja keine Windeln tragen würde. Sie versucht gerade, ihrem 2 1/2 Jährigen das Töpfchen nahe zu bringen und so kamen wir ins Gespräch. Dabei fiel mir mal wieder ein, dass Laurie Boucke – die Windelfrei/Abhalte-Grand Dame, die wir in Colorado besucht haben – in ihrem Buch „Topffit“ (Verlag, Amazon) auch beschreibt, dass man das auch noch mit älteren Kindern machen kann. Ich kann ihr Buch also auch allen empfehlen, deren Kinder schon aus dem Säuglingsalter heraus sind!

Und mir ist ein Zitat von ihr wieder eingefallen, das ich sehr eindrucksvoll fand:

„Sauber sein erfordert Zeit und ist für den Betreuer erst einmal unbequem, egal wann man damit beginnt. Doch Vorsicht: Windeln verschieben diesen Aufwand nur auf später – und sie verschieben ihn auf einen Zeitpunkt, an dem das Kind bereits gelernt hat, seine natürlichen Instinkte zu ignorieren.“
Laurie Boucke, Potty Whispering

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Interview mit Kulturforscherin Meredith Small

Warum geht jede Kultur anders mit ihren Babies um? Warum glaubt jeder, er mache es „richtig“? Was sind die biologischen Bedürfnisse von Babies? Gibt es einen „richtigen“ Weg, einen Säugling zu behandeln?

Auf der Suche nach Antworten zu diesen Fragen war ich in Ithaca bei Meredith Small. Sie ist Anthropologin, hat viele Jahre Primaten erforscht und wenn man sie fragt „warum tun Menschen dieses oder jenes“, wartet sie gerne mal mit Erklärungen auf, die ein paar Millionen Jahren Menschheitsgeschichte abdecken.

Sie kennt James McKenna und seine Forschungen gut, sie selbst ist Mutter eines Teenagers und forscht seit einiger Zeit über die unterschiedlichen Kulturen der Welt und ihren Umgang mit Kindern. Das prägt ihre Sichtweise und von ihr kann man wirklich lernen, dass nichts „gut“ oder „schlecht“ sondern alles in erster Linie kulturell geprägt ist.

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Diskussion über Topffit

Die Experten streiten – wir sind dabei!

Zitat:

Die üblichen Verdächtigen argumentieren pro Topffit, hier als AITT abgekürzt:

An international study of 286 children who started toilet training during the first year of life revealed that over 90% showed elimination signals; mean completion ages for daytime dryness and bowel control were lower than 18 months, and no negative side effects were reported.7 Compared with Western toilet training (started around 2 years of age), stool toileting refusal in AITT drops from 22 to 12%.

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