Wir sind windelfrei und mein Sohn ist definitiv mit seinen knapp 24 Monaten TopfFit – aber noch nicht sauber. Und ich frage mich heute, ob das am Attachment Parenting liegt.
Denn das Attachment Parenting oder das Natürliche Elternsein beinhaltet ja auch, auf die Bedürfnisse der Kinder zu achten. Möglicherweise hat das bei uns dazu geführt, dass ich erstens seine Bedürfnisse schon versuche wahrzunehmen, bevor er selbst drauf kommt und zweitens unangenehme Dinge sofort beseitige, wenn er das selbst noch nicht kann.
Das führt bezüglich des Sauberwerdens dazu, dass ich regelmäßig frage, ob er mal muss. Und wenn er – was meistens der Fall ist – „Nein“ sagt, dann akzeptiere ich das – aber nicht immer. Manchmal, um nicht zu sagen häufig (oder sogar meistens?) frage ich gar nicht erst, ich weiß ja, dass ich wahrscheinlich ein „Nein“ bekomme. Ich weiß aber mittlerweile, wann er „theoretisch mal wieder müssen müsste“ und dann schnappe ich ihn mir, kündige an, „Wir gehen jetzt mal…“ und dann gehen wir halt. Und nur wenn er dann protestiert, lasse ich es sein. Und es kommt auch immer etwas. Aber hätte er wirklich „gemusst“?
Ich kam ins Zweifeln, als er letztens bei seinem Vater aus dem Mittagsschlaf aufwachte. Ich halte ihn normalerweise nach dem Schlafen immer ab, alte Gewohnheit aus Baby-Tagen. Und er muss auch immer. Aber diesmal war er bei Papa aus dem Mittagsschlaf aufgewacht und als ich geschlagene 1,5 Stunden später dazukam, hatten die Zwei gespielt, aber waren nicht im Bad gewesen. Wider erwarten, war aber die Hose meines Kindes noch trocken! Was mir zeigt: Er muss vielleicht gar nicht mehr immer sofort nach dem Aufwachen. Und er muss vielleicht auch sonst nicht so häufig, wie ich ihn abhalte. Er hat aber gar nicht die Chance, eine so volle Blase zu bekommen, dass er selbst den Drang nach Erleichterung verspürt, weil ich ihn alle 60-90 Minuten präventiv abhalte.
Die zweite Sache: Nasse Hosen. Wenn er eine nasse Hose hat, dann kommt er zu mir, sagt: „Mama, Pipi! Nass!“ und ich wechsele sofort die Hose. Danach wische ich eventuelle Pfützen auf, zu denen er mich auch schon zuverlässig hinführt, wenn ich sie nicht gleich finde oder gesehen habe. Nun frage ich mich auch hier: Ist das vielleicht kontraproduktiv? Er hat ja nie das unangenehme Gefühl, was es heißt, eine nasse Hose zu haben. Zumindest nie länger als zwei oder drei Minuten.
Bei beiden Aspekten frage ich mich nun, ob das eventuell verhindert oder zumindest verlangsamt, dass er selbst Verantwortung übernimmt. Denn ich nehme ihm beides ab: Ich sorge dafür, dass er regelmäßig Pipi macht und damit sorge ich aber auch dafür, dass er nie wirklich den Drang danach hat.
Warte ich hingegen mal wirklich so lange, bis er dringend muss, habe ich auch keine Diskussion im Bad, sondern er lässt sich problemlos abhalten oder aufs Töpfchen setzen. Allerdings habe ich auch häufiger mal eine Pfütze, wenn ich das ausprobiere, weil er es beim Spielen noch allzu häufig vergisst. Wenn das Kind keine Hose anhat und der Topf in der Gegend rumsteht, kann es auch sein, dass er sich von selbst draufsetzt und ein winziges Bächlein macht, einfach, weil er das gerade lustig findet. Hm. Grübel.
Naja und wenn er es mal vergisst, dann ist es nicht lange unangenehm für ihn, weil er sofort umgezogen wird. Ich könnte mir in meinem Erwachsenenhirn schon vorstellen, dass es im Kinderhirn so eine Abwägung gibt: Spiel unterbrechen ist jetzt störender als in die Hose machen, die wird ja schnell gewechselt.
Nein, ich habe noch keine Handlungskonsequenz-Idee aus diesen Gedanken. Es sind minus fünf Grad in Berlin und ich habe nicht vor, ihn ständig in die Hose pinkeln oder gar mit nasser Hose rumlaufen zu lassen. Aber mal sehen, vielleicht werde ich etwas mutiger, lasse die Zügel mehr los und fange an, ihm mehr die Führung zu überlassen.
So wie ich früher schrieb „es ist ja seine Windel“ könnte man also sagen, ich komme mehr dahin zu sagen „es ist ja seine Hose“. Wir werden sehen!
🙂