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Willkomen zurück, lieber Jesper!

Lieber Jesper,

2 Jahre – genau auf den Tag – nach Deinem letzten Auftritt im Babylon Berlin-Mitte fiel mir gestern die neue GEO Wissen in die Hände. Ich freute mich sehr, darin ein 5 Seiten starkes Interview mit einem aktuellen Foto von Dir zu finden.
Klar, Du schienst nie wirklich weg zu sein, konnte man Dich doch regelmäßig auf derStandard.at lesen. Aber ich denke, keiner von uns kann nur erahnen, welche körperlichen und psychischen Grenzerfahrungen Du in den letzten 2 Jahren durchleben musstest. Desto großartiger finde ich, dass Du Deinen persönlichen Weg gehst und Dich nicht trotz der Mühseligkeiten des Alltags aufgegeben hast. Sehr dankbar bin ich auch darüber, dass Deine Krankheit Deinen Kopf verschont hat und Du Deine Kompetenz, Impulse für Eltern bei der Beziehungsgestaltung zu ihren Kindern zu setzen, behalten hast. Denn seien es Deine Bücher oder auch Deine Auftritte in Berlin, sie haben mich maßgeblich beeinflusst und werden es sicherlich weiterhin tun.
Bei Dir findet man keine „7 Schritte zum perfekten Elternsein“, dafür aber Anregungen und Denkanstöße zur Selbstreflektion der eigenen Werte und des Handelns. Dein Hauptaugemerk liegt in der zwischenmenschlichen Beziehung und das im kleinsten Kreise, der Familie. Du weißt um die entscheidende Kleinkindzeit. Auch ist es Dir wichtig, hier eine klare und gleichwürdige Sprache zu haben.

Jesper Juul in GEO WISSEN
„Nutze deine Intelligenz, Neugier und Empathie, um dein Kind in den ersten drei Jahren seines Lebens kennenzulernen. Verbringe so viel Zeit wie möglich mit ihm; wir sollten die Erziehung nicht schon mit sechs oder zwölf Monaten Institutionen überlassen, etwa den Erzieherinnen im Hort. Wenn du nicht weiterweißt, frag dein Kind um Hilfe und Inspiration – kommuniziert miteinander! Achte auf die Botschaften deines Kindes, nicht nur auf das, was es sagt, und nimm das ernst. Gewinne Klarheit über dich selbst und versuche, du selbst zu sein, denn das hilft nicht nur in der Beziehung zum Kind, sondern in allen Beziehungen.“
– Jesper Juul

GEO WISSEN Nr. 54 S. 28 „Wie sollten Eltern mit ihren Kindern umgehen?“ 

Dir ist es nicht egal, wie wir miteinander umgehen, weil wir den sicheren Hafen der Familie oder auch einen anderen Ort, an denen wir ebenso bestmögliche Bindungen eingehen können, brauchen. Jeder Mensch – der kleine als auch der große – will gehört und gesehen werden, um selbstsicher und mit Vertrauen in die eigenen Stärken durch die Welt zu gehen. Dabei beachtest Du, dass jede Familie, jedes Elternteil seinen persönlichen Rucksack an Erfahrungen und Wertvorstellungen mit sich trägt. Mitgegeben werden dabei Wünsche und Hoffnungen, die auf die Heranwachsenden projiziert werden. Du schaffst es, dass sich Eltern statt zu Erziehern zu Begleitern entwickeln, die mit ihren Kindern wachsen und lernen.
Ich schätze Deine achtsame Haltung gegenüber jeder Person und Deine Weitsicht über das kleine Rädchen Familie hinaus für unsere Gesellschaft.

Dankeschön dafür, Jesper, und ein herzliches Willkommen zurück in den Mainstreammedien (wie es die GEO ist)!

Jesper Juul stellt sein neues Buch vor

… und kommt dafür am 13. November 2012 nach Berlin ins Babylon.

Titel der Veranstaltung und des neuen Buches – eher Broschüre – ist:

„Wem gehören unsere Kinder – dem Staat, den Eltern oder sich selbst?“

Jesper Juul, der bekannte dänische Familientherapeut und Bestsellerautor, entlarvt in seiner Streitschrift die Interessen, die hinter der Kampagne »Jedem Kind einen Krippenplatz« stehen, ruft zur Selbstbestimmung der Eltern auf und macht sich für eine dramatische Verbesserung der Qualität unserer Kinderkrippen und Kindergärten stark.

Ob Betreuungsgeld oder Krippenplatz – kaum ein Thema wird von Politikern und Eltern derzeit heftiger diskutiert. Was dabei häufig aus dem Blick gerät, ist das Wohl der Kinder, und damit das, worum es in dieser Debatte, so Jesper Juul, doch eigentlich gehen sollte. Juul beruft sich auf jahrzehntelange Erfahrungen beim Kita- und Krippenausbau in Skandinavien, wenn er uns eindringlich vor den gesellschaftlichen Folgen warnt, die Frühbetreuung nicht an die Bedürfnisse unserer Kinder anzupassen. Dass es möglich ist, dafür gibt er Beispiele und Eltern den Rat, sich nachhaltig für verschiedene Möglichkeiten optimaler Frühbetreuung ihrer Kinder einzusetzen.

Dankeschön nochmal an kraehenmutter für den Hinweis in ihrem Blog.

EDIT: Juul hat seit dem 14. Oktober eine Kolumne auf derStandard.at und beantwortet nun „alle zwei Wochen Fragen zu Erziehung, Partnerschaft und Familienleben“.

Ein Abend mit Monique Reiter

… von Tragzeit im Rosinchen in Berlin-Karow.
Recht kurzfristig hatte ich diese Veranstaltung ich bei facebook entdeckt und mich auf den Weg gemacht:

… Über Monique Reiter bin ich schon hin und wieder im www gestolpert, wenn meine Surfwelle gerade über Tragen oder Stillberatung lief. So war ich überrascht, dass sie auch Vorträge / Themenabende zum Thema Erziehung und Eltern-Kind-Bindung anbietet.

Mein Herz freute sich, dass sie „Jesper Juuls Theorien“ sehr lebendig und mit vielen bildhaften Beispielen näher brachte.
Wir waren eine schöne Runde. Es wurde viel gelacht und Steffi umsorgte alle Gäste mit leckeren Getränken, Sandwiches, Waffeln und Eis.

Wer es also nicht zu Juul schafft und sich generell viel mehr Praxisbezug und Anregungen für den eigenen Alltag mit seinen Kindern wünscht, der sollte Augen und Ohren nach Monique aus Biesenthal offen halten.

Ebenso ist natürlich auch „Das Rosinchen“ zu empfehlen – ein Eltern-Kind-Café mit leckerer kleiner Speise- und Getränkekarte und einem Spielbereich für die Kinder sowie Stillraum mit Wickelbereich.

Jakob Augstein im Gespräch mit Jesper Juul

In der Gesprächsreihe „Freitag Salon“ sprach Jakob Augstein (selbst Vater von drei Kindern) am 4. März 2012 mit Jesper Juul über: Abenteuer Familie – Beziehung statt Erziehung! Wie schon am 29. Februar 2012 war auch diese Veranstaltung ausverkauft.

Für alle, die nicht dabei sein konnten, hier ist das Gespräch gekürzt im „Freitag“:

Der Himmel für ein Kind

Meine persönliche Lieblingsaussage von Juul in diesem Gespräch – wenn auch nicht von Augstein schriftlich festgehalten – war:

Man kann nicht alles richtig machen. Man kann nur seine Kinder lieben. Lieben und geliebt sowie beliebt zu sein ist ein Stück zu weit.

Jesper Juul – "Wütende Kinder"

Am 29. Februar 2012 hielt Jesper Juul, der dänische Lehrer, Gruppen- /Familientherapeut, Konfliktberater und Buchautor, im Herzen von Berlin vor ausverkaufter Kulisse des Kinos Babylon seinen Vortrag:

Aggression – Ein neues und gefährliches Tabu

Folgende Abfassung beruht auf meinen Notizen und meiner Erinnerung…
(Zitatblöcke stellen seine Vortragsfolien dar.)

Jesper Juul – "Wütende Kinder" weiterlesen

Jesper Juul ist Anfang März in Berlin

Als bekennende Jesper-Juul-Leserin will ich hier Werbung für die noch nicht ausverkaufte Veranstaltung mit Juul am 4. März 2012 in Berlin machen:

Jakob Augstein im Gespräch mit Jesper Juul im Freitag Salon: Abenteuer Familie – Beziehung statt Erziehung

Es gibt hier noch einige Restkarten.

Erstmals habe ich Juul im Herbst 2010 live gesehen und zehre davon noch heute… 😀

Es gibt keine „Probleme“, nur Tatsachen. Wie wir mit Tatsachen umgehen, entscheidet unser Erlebnis von Lebensqualität. Probleme erfordern Lösungen, aber es gibt keine Lösungen, wir können nur feststellen, wie wir mit den Tatsachen umgehen. Wir wissen bei uns nur, wie kann man sich zu den Tatsachen verhalten, unsere Kinder müssen von uns lernen, wie man sich verhalten kann. Die verschiedenen Verhaltensalternativen. Wir können mit Kindern auch genau so über die Dinge reden: Was machen wir mit diesen Tatsachen? Wenn ich nicht mehr weiß, was zu tun ist, dann ist die Antwort der Dialog mit Freunden, Verwandten – oder am besten mit den Kindern selbst.

Für die, die nicht in der Nähe von Berlin leben, und Jesper Juul trotzdem mal hautnah sehen und hören möchten, werden auf seinem persönlichen Veranstaltungskalender oder auf familylab.de ab und zu fündig.

OT: Die Rechte des Kindes – nach Janusz Korczak

Das ZEIT-MAGAZIN vom 30.07.09 (Nr. 32) kommt mit einem sehr schönen Artikel daher:

„Ich will doch nur spielen“.

Dabei bin ich auf einen mir bisher unbekannten Menschen gestoßen, Janusz Korczak. Er muss großartig gewesen sein. (Er starb 1942 im KZ)
Ich werde mich näher mit ihm beschäftigen. An dieser Stelle möchte ich auf diese website verweisen.

Korczaks drei Grundpfeiler der Pädagogik der Achtung:

– Recht des Kindes auf seinen Tod – „Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreissen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben.“

->Ermöglichung von Verselbständigung und Selbstbestimmung durch Förderung von :

->Möglichkeiten zur Selbstentdeckung

->Möglichkeit zur Willensausübung und -bildung

->Freiheit und Autonomie

->Erfahrungsmöglichkeiten

– Recht des Kindes auf den heutigen Tag – Wir sollten auch die gegenwärtige Stunde achten, den heutigen Tag. Wie soll es morgen leben können, wenn wir es heute nicht bewusst, verwantwortungsvoll leben lassen ?“

->Betonung des absoluten Wertes der Kindheit; impliziert die Forderung nach:

->Gleichberechtigung des Stadiums der Kindheit gegenüber dem Erwachsenen in Familie und Gesellschaft.

->Zubilligung der spezifischen Kinderperspektive, -bedürfnisse und -wünsche im „Hier und Jetzt“.

->Zubilligung altersadäquater Rechte und Pflichten

– Recht des Kindes so zu sein, wie es ist – „Kinder sind doch nötig auf der Welt, und gerade so, wie sie sind.“

->Förderung der Entwicklung von Individualität und Identität impliziert die Forderung nach :

->Abbau eines überhöhten „Kindheitsideals“

->Recht des Kindes auf „Mittelmässigkeit“

->Berücksichtigung von Veranlagung und Erziehungsmilieu als wichtige Erziehungsdeterminanten

->Freie Entfaltungsmöglichkeiten, aber im Hinblick auf soziale Möglichkeiten, Bedingungen, Ansprüche

Vielleicht wird manch einer daraufhin schlucken, vor allem bezüglich des Rechts des Kindes auf seinen Tod, aber es ist genau das in knappe Worte gefasst, was ich in letzter Zeit mit vielen diskutiert habe, die ständig ängstlich um ihr Kind herum schleichen, ihr Kind fortwährend ihren eigenen hohen Erwartungen vom Leben unterwerfen, und pausenlos an die Zukunft ihres Kindes denken während es heute nicht auf einen Baum klettern darf.

OT: Beziehung statt Erziehung

Disziplin! Kinder sind Tyrannen! Eltern, wehrt euch, setzt Grenzen! so
raunt es durch den Blätterwald. Dabei geht es auch ganz anders. In der
Süddeutschen erklärt Wolfgang Bergmann, warum Disziplin derzeit das
Allheilmittel sein soll – und es doch nicht ist:

Und damit spricht mir mal wieder einer aus der Seele:
http://www.sueddeutsche.de/leben/368/459014/text/

„SZ: Was stört Sie denn inhaltlich an Bueb und Winterhoff?
Bergmann: Dass sie in ihren Büchern viel zu einseitig auf Gehorsam
abzielen. Gehorsam behindert die Intelligenz, Entfaltung und die
Freiheit eines Kindes. Ich plädiere für mehr Gelassenheit, Geduld und
Liebe im Umgang mit Kindern.“

und weiter

„SZ: Aber wieso haben diese drei (Disziplin-Verfechter, Anm. d. A.)
einen so großen Erfolg? Hat das nicht vor allem damit zu tun, dass die
Kinder von 68 nun selber Kinder haben und die Libertinage ihrer Eltern
satt sind und sich nach klaren Regeln sehnen?
Bergmann: Ach, das ist doch ein Mythos! Die aggressivsten Jugendlichen
gibt es in Ostdeutschland, und dort hat es nie eine 68er Bewegung
gegeben. Ich selbst habe einst den dritten antiautoritären
Kindergarten in Deutschland mitbegründet. Dort gab es
selbstverständlich auch Regeln. Und es gab auch ein Mitfühlen mit den
Schwächeren. Wenn einer den anderen gequält hat, dann wurde auch in
einem antiautoritären Kindergarten der Erzieher zornig.“

Interesse? Hier gibt es mehr Infos – das Wie, das Warum, das Wer:
http://www.voluntarist.de/antipaedagogik/
Letzteres finde ich ziemlich interessant. Endlich hat das Kind einen Namen… Voluntaristen, das klingt doch irgendwie gut…