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Tipps für ein sicheres Familienbett

Meine 10 Tipps für ein sicheres Familienschlafen – im Bett oder Babybalkon

1. Simplify! Je einfacher ihrer Bettstatt ist, desto sicherer das gemeinsame Schlafen: eine Matratze auf dem Boden, leichte Decken, kleine feste Kissen.

2. Fest! Das Baby sollte (neben oder mit Ihnen) auf einer sauberen, festen Matratze liegen

3. Abstand! Stellen Sie Bett oder Matratze weg von Wänden oder Möbeln

4. Raus hier! Halten Sie das Bett frei von älteren Kindern, Tieren oder Kuscheltieren

5. Rückenlage! Legen Sie das Baby auf den Rücken zum Schlafen. Akzeptiert es dies nicht, achten Sie darauf, dass es in der Bauch- oder Seitenlage den Kopf drehen und gut atmen kann.

6. Schutz! Legen Sie das Baby möglichst zwischen beide Eltern, so dass es nicht aus dem Bett fallen kann

7. Kein Sofa! Schlafen Sie niemals mit ihrem Baby auf einem Sofa, es kann sehr leicht zwischen den Kissen ersticken.

8. Ihre Chance! Haben Sie in der Schwangerschaft geraucht oder Drogen genommen, ist das der Moment, um damit aufzuhören. Geht dies nicht, lassen sie ihr Baby im selben Raum aber auf einer eigenen Matratze schlafen.

9. Geduld! Haben Sie das Gefühl, ihr Kind hängt ihnen ständig an der Brust, halten Sie durch: Es macht wahrscheinlich gerade eine Wachstumsphase durch. Hält der Zustand länger als zwei Wochen an und weint ihr Kind viel, gehen Sie zum Kinderarzt und schließen Sie eine organische Ursache (z.B. Reflux) aus.

10. Kopf frei! Legen Sie ihr Baby so hoch ins Bett, dass Sie ihre Decke über ihren eigenen Kopf ziehen müssten, um seinen Kopf zuzudecken

angelehnt an James McKenna, Sleeping with Your Baby: A Parent’s Guide to Cosleeping

Wie schläft mein Baby wirklich sicher? – Gedanken jenseits des Halbwissens

Auf Süddeutsche.de ist ein Artikel zum Thema sicherer Babyschlaf. Die SZ hat offenbar diese Pressemitteilung der Plattform „Kinder- und Jugendärzte im Netz“ ungeprüft übernommen. Heraus kommt ein Artikel voller Halbwissen, in dem man z.B. folgendes liest:

Säuglinge liegen am besten im eigenen Bett. Schlafen sie bei den Eltern, steige die Gefahr, dass sie am Plötzlichen Säuglingstod sterben, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln. „Liegt das Kind bei den Eltern, bekommt es von deren Körpern Wärme ab, so dass der kleine Körper einer übermäßigen Wärmezufuhr ausgesetzt ist“, erklärt BVKJ-Vorstand Professor Hans-Jürgen Nentwich. Überhitzung gelte als ein möglicher Faktor für den Plötzlichen Kindstod.

Nicht erwähnt wird hier, dass diese Tipps stark verkürzt und daher m.E. mißverständlich sind. US-Amerikanische Forscher gehen davon aus, dass das Familienbett – von nicht rauchenden, nicht Drogen nehmenden, nicht übergewichtigen Eltern – der sicherste Ort für ein Baby ist. Ihr Forschungsergebnisse lassen sie davon ausgehen, dass der Körperkontakt die SIDS-Wahrscheinlichkeit verringert, was ihrer Meinung nach daran liegt, dass die Kinder nicht soviel Zeit in tiefen Schlafphasen verbringen.

Es geht bei der SZ weiter:

Eine niederländische Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass das Teilen des Betts mit dem Kind bei Babys im Alter zwischen einem und zwei Monaten das Risiko für den Kindstod um den Faktor neun erhöht, so der BVKJ. Auch die BZgA rät zum eigenen Kinderbett – insbesondere, wenn ein Elternteil oder beide Raucher sind.

Diese Studie befindet sich offenbar in einem Sonderheft, auf die Studie selbst wird nicht verlinkt.

Stellen sich mir folgende Fragen: Welche Studie ist das? Wer hat sie durchgeführt? Ging es um rauchende Eltern? Was ist mit nicht-rauchenden Eltern? War es SAFE-Co-Sleeping, was dort praktiziert wurde oder waren dicke Decken, Kissen etc. im Spiel? Handelte es sich um eine Querschnittsstudie oder um eine bestimmte Bevölkerungsschicht?

Es wird ein paar Zeilen weiter auf eine andere Arbeit hingewiesen, erschienen im Februar im Magazin der amerikanischen Kinderärzte Pediatrics.

Im Amerika hat sich die Zahl der Babys, die versehentlich im elterlichen Bett umkamen, seit 1984 vervierfacht, da das Bed-Sharing mit dem Stillen immer beliebter geworden war.

Eigenartig. Ruft man die Zusammenfassung der Studie auf, dann steht da:

Infant mortality rates attributable to accidental suffocation and strangulation in bed have quadrupled since 1984. The reason for this increase is unknown.

Der Grund für die Vervierfachung ist unbekannt. Mehr noch – eine schnelle Recherche zeigt, dass SIDS vor allem bei der Afro-Amerikanischen Bevölkerung in den USA auftritt

African American babies were 2.3 times more likely than non-Hispanic White babies to die of SIDS. The rate for White babies was 48.8 per 100,000, while the rate for African American babies was 111.5 per 100,000.

– die wiederum in Fokus ist, weil sie die niedrigsten Stillraten hat – aber das durchs Stillen beliebtere Bed-Sharing (Familienbett) soll dran schuld sein?

Es wird auch nicht erwähnt, dass Co-Sleeping Kinder nach Ansicht anderer Forscher emotional stabiler und früher selbstständig macht. Es ist das „evolutionär ursprüngliche Verhalten“ – wie deutsche Forscher in der Freiburger Säuglingsstudie schreiben (Frühe Säuglingsunruhe: Einfluss westlicher Betreuungspraktiken und Effekte auf Aktivitätsmuster und biologischen Rhythmus). Co-Sleeping-Kinder werden häufiger und länger gestillt, gut für die Gesundheit von Mutter und Kind.

Und jetzt? Tun Sie, was sich für Sie und ihre Familie richtig anfühlt. Wenn Sie sich fürs Familienbett entscheiden, machen Sie es sicher. Meine 10 Tipps – angelehnt an McKenna et.al. folgen im nächsten Posting.

Allseits gute Nacht!

McKenna: Die Biologie des Familienbetts (Video)

Vorige Woche hat Meredith Small erklärt, wie sie Babies nach ihren Recherchen sieht: Als zu früh Geborene, die in einer engen Bindung an eine Bezugsperson leben müssen, die sie trägt, stillt und auf ihre Zeichen reagiert.

Diese Woche erklärt James McKenna seine Ansichten zum Familienbett. Er ist Direktor Mutter-Kind-Schlaflabors an der Universität Notre Dame, USA und argumentiert ähnlich wie seine Kollegin und Freundin Small: Menschliche Babies werden zu früh geboren und brauchen nach der Geburt Zeit, um ihre Schwangerschaft zu beenden – auch nachts. Er konzentriert sich auf die biologischen Argumente: Herzschlag, Atemfrequenz und Immunsystem, all das funktioniert nach seinen Forschungen besser, wenn Babies bei der Mutter schlafen und auch nachts nach Bedarf gestillt werden.

You can find the original English-Version here.

Auf Baby.de

Wir sind übrigens auf Baby.de erwähnt:

Viele Informationen zu der Weltstillwoche gibt es beispielsweise auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen e.V (AFS). Auch viele Blogs zum Thema Baby und Kind widmen sich dem Thema Stillen & Stillwoche. So gibt es etwa bei 123-windelfrei ein Still-Video, das beim Unterscheiden eines zufrieden saugenden Babys von einem nur oberflächlich nuckelnden Baby hilft.

"Wo Gewalt entsteht" – AP als Gewaltprävention

Caroline Fetscher schreibt heute im Tagesspiegel einen Kommentar über den Mord in der Münchner S-Bahn und die Rufe der Politiker nach härteren Strafen. Sie fragt dabei, wo Gewaltprävention ansetzt und antwortet: Bei der Hebamme.

Hier kreuzt sic der Ansatz des Attachment Parentings oder des Steinzeit-Babies mit gesellschaftlichen Anliegen. Wenn wir lernen, unsere Babies zu lesen, auf sie adäquat zu reagieren, wenn kleine Kinder diesen Umgang sehen und nachahmen, dann erschaffen wir auch weniger gewaltbereite Erwachsene. Denn wer sich in den anderen hineinversetzen kann, reagiert seltener mit Gewalt.

Natürliche Säuglingspflege als Gewaltprävention? Vielleicht eine Chance. Denn der Kern des „natürlich“ ist, dass wir die Bedürfnisse unserer Babies nach Nähe, Zuwendung und Körperkontakt achten und befriedigen – und damit positive Grunderfahrungen schaffen. "Wo Gewalt entsteht" – AP als Gewaltprävention weiterlesen

Still-Videos – so gehts

Zur Weltstillwoche: Auf der Seite der kanadischen Still-Klinik von Jack Newman (Wiki-Eintrag) gibt es eine Reihe hervorragender Videos, die an verschiedenen Babies den Unterschied zwischen gut angelegt, weniger gut angelegt und nur „nuckelndem“ Baby zeigen. So kann man auch als Erstlings-Mama gut sehen, was ein sattes, zufriedenes Baby von einem unzufriedenen schon beim Stillen unterscheiden kann.

Absolut Sehenswert.

jack newman website

Newmans Mantra ist übrigens: „Bringt erst das Stillen in Ordnung!“ und zwar bei Gelbsucht, wunden Brustwarzen, angeblich zu geringer Gewichtszunahme, Schlafmangel etc. Einen Vortrag von ihm kann man sich bei der AFS hier herunterladen.. Handzettel zum allen möglichen Fragen rund ums Stillen (bisher nur auf Englisch) hier.

Stillberatung! Und es hilft tatsächlich!

Vor ein paar Wochen lernte ich auf der Strasse eine Nachbarin kennen, die kürzlich entbunden hatte. Sie klagte über Stillprobleme, es hakte hier und da: Wunde Brustwarzen, Kind trank nicht genung, Stillen im Liegen ging nicht, dadurch waren die Nächte sehr anstrengend etc.

Ihr Bericht erinnerte mich daran, wie es mir gewesen war und viele Probleme kamen mir sehr bekannt vor. Jetzt aber hatte ich Informationen, die ich damals nicht hatte! Sie wollten verbreitet werden. Also ging ich am nächsten Tag nochmal vorbei, klingelte mich im Haus durch und warf ihr einen kleinen Zettel in den Briefkasten:

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