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Montags-Mantra: Lobt einander! (Coming-Out)

Loben ist ja derzeit tooootal verpönt. „Du LOBST Dein Kind???“ werde ich gefragt, als ginge es um eine völlig überholte, schädliche Erziehungsmethode aus dem Mittelalter. Und es stehen ja meine eigenen Artikel bei urbia.de (Kinder richtig loben) und in der Süddeutschen Zeitung Online (Loben lernen) zur Frage, wie schäääädlich Lob sein kann. Aber wißt ihr was? Der Anti-Loben-Fundamentalismus, der daraus in einigen Kreisen gemacht wird, ist völlig unnötig.

Also hiermit mein öffentliches Coming-Out: Ja, ich lobe mein Kind! Und meinen Partner. Und meine Mutter. Und meinen Papa. Und meine Freunde. Und meinen Bäcker. Und den Buchhändler unten im Haus. Und die freundliche Verkäuferin im Bioladen. Und jeden, der sein Rad so anschließt, dass meins auch noch daneben passt.

Warum? Weil Lob auch gut sein kann.

Steht auch in meinen Artikeln. Es ist nämlich wichtig, WIE wir loben und WARUM. Schädlich ist es, soziales Verhalten durch Lob zu kontrollieren: „Jetzt sei ein braaaves Kind und teile die Spielsachen, braaaav, gut sooo.“ Schädlich ist es, ein Kind mit Lob zu erpressen: „Na klar schaffst Du das, das machst du doch sooo toll, los, kletter noch höher!“ Schädlich ist es, ein Kind mit Lob loswerden zu wollen: „Tolles Bild. Mal noch eins. Ich muss arbeiten.“

Ein aufrichtiges, konkretes, zielfreies Lob hingegen ist eine gute Sache. „WOW! Die Katze auf dem Bild kann man richtig gut erkennen! Das gefällt mir total gut!“

Und auch sonst tut es in meinem Umfeld ALLEN Menschen gut zu hören, was an ihnen gut ist (zumindest in unserer Kultur, in der wir derzeit aufwachsen und leben.).

Ich mag deine aufrichtige Art. Ich bin dankbar dafür, dass Du mir so aufmerksam zuhörst. Ich freue mich jedes Mal, wenn Du Gitarre spielst. Ich liebe deine Linzer Torte. Ich bin so froh, dass ich Dich immer anrufen kann. Es tut so gut, dass du mir klar sagst, wenn ich auf dem Holzweg bin…

Ihr seid so aufmerksame, kommunikative, kluge Blogleser – ich bin unsagbar glücklich, dass ihr da seid.

Windelfrei in der KidsGo

In der KidsGo (Veranstaltungsmagazin für Eltern hier in Berlin) gibt es einen Windelfrei-Artikel – und der ist nicht von mir! Großes Kino. Kommentiert ruhig fleissig, dann weiß Google auch, dass es ein wichtiges Thema ist ;).

Ich finde ihn ein mini-bisschen gefährlich, den Artikel, weil 18 Monate und trocken wirklich sehr früh ist und auf keinen Fall ein Ziel sein sollte, sonst wirds total unentspannt. Hab ich auch schon kommentiert. Wie findet ihr ihn?

Montags-Mantra: Wenn ich nur darf…

Heute ein Montags-Mantra für Windelfrei-Streikphasen. Ich habe es am Wochenende bei der Ausbildung zur AFS-Stillberaterin an einer Kita-Wand gesehen und euch mitgebracht:

Wenn ich nur darf,
wenn ich soll,

aber nie kann, wenn ich will,
dann kann ich auch nicht,
wenn ich muss.

Wenn ich aber darf,
wenn ich will,
dann kann ich auch,
wenn ich muss.

Denn merke: Die können sollen,
müssen auch wollen dürfen.

Johannes Conrad (Philopsoh)

Ich habe es, glaube ich, schon 15 mal gelesen und jedes Mal fällt mir ein neuer Aspekt auf. Und es passt sehr auf Windelfrei und die Phasen, in denen unsere Kinder „verweigern“, weil sie einfach selbstständig werden.

Dann wollen sie nämlich nicht, wenn sie sollen, sondern nur wenn sie wollen. Und wenn wir ihnen das lassen und sie einfach wollen dürfen, dann kooperieren sie nach dieser Phase auch wieder und wollen, wenn wir wollen bzw. glauben, dass sie (mal) müssen. Mit diesem Gedanken bekommt für mich „Streik“ eine neue Qualität… wie eine Blume, die bei genauem Hinsehen auch dann schön ist, wenn sie schon welkt.

Montagsgruss von eurer
nic

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Windelfrei nachts mit 21 Monaten

Hm. Bisher lief es nachts wie am Schnürchen. Jetzt ist was passiert. Ich weiß nicht was… aber es geht nicht mehr.

Bei uns war windelfrei nachts lange Zeit so, dass sie um 12, um 2 und um 5 mal musste. Dann nur noch um 12 und um 5. Und mittlerweile waren wir auf ein einziges 12-Uhr-Abhalten herunter. Danach war sie trocken bis morgens. Fein! Wenn nix kam, zog ich ihr eine Mama-schläft-ab-jetzt-tief-Sicherheitswindel an, die morgens aber dann auch stets trocken war.

Und jetzt? Aus! Vorbei! Seit drei Nächten macht sie nix mehr, wenn ich sie abhalte. Sie murmelt verschlafen „Mama, Pipi alle…“ und es passiert auch nix. Leider ist dann morgens das Bett nass bzw. die vorsorglich angezogene Windel. Doof. Kennt das jemand? Ich weiß nicht, ob ich das beim Großen auch hatte.

Naja…vielleicht ist es die Rache dafür, dass ich jetzt nachts manchmal schwindele „Nein, Nana alle“, wenn sie stillen will und ich nicht ;).

Montags-Mantra: Schreibe und bete.

Es gibt Dinge, die ich immer, immer, immer wieder mache. Und mich jedes Mal drüber ärgere.
Den Schlüssel verlegen, falsch parken, zuviel Nutella essen, den Müll nicht perfekt trennen, die Kleine nach dem Aufstehen nicht nochmal abhalten…und das sind nur die weniger dramatischen. Wenn es um meine Kids geht, dann bin ich strenger und vor allem völlig genervt, wenn ich immer wieder Dinge tue, die ich mir schon längst abgewöhnt haben wollte.

Aber wie neue Wege gehen? Ich habe zwei Techniken, die mir gut helfen.

1. Schreiben.
Ja, ich weiß, wir haben alle keine Zeit. Aber Schreiben hilft. Aus dem Buch von Julia Cameron „Weg des Künstlers“ lernte ich die Technik der Morgenseiten. Jede Morgen drei Seiten schreiben, einfach was euch in den Kopf kommt, wie es euch geht. Wenn es keine drei Seiten werden, schreibt eine. Oder eine halbe. Egal. Wichtig ist, dass ihr es täglich macht. Es ist unmöglich, sich über Wochen hinweg bei sich selbst jeden Tag über die gleichen Dinge zu beschweren. Irgendwann ändert ihr es einfach.

2. Beten.
Ja, ich weiß, total altmodisch. Hilft aber. Jeden Abend vor dem Schlafengehen zum Beispiel kurz: „Liebe/r/s wasimmerihrglaubt, danke für …. washeutetollwar….bitte gib mir die Kraft, morgen…. wasimmerihrbraucht. Schlussformel“

Bei mir klingt das dann zum Beispiel so: „Liebe Kraft da draußen, danke, dass wir heute warme Sonne, so leckeres Essen und lieben Besuch hatten. Bitte gib mir die Kraft, morgen beim nächsten Geschwisterstreit nicht sofort einzugreifen, sondern zu warten, ob sie es selbst lösen können. Bitte gib mir die Geduld zu warten. Das Vertrauen, zu schweigen. Die Kraft, mich zurückzuhalten. Danke.“

Ebenfalls unmöglich, sich das jeden Abend zu sagen und es dann nicht auch irgendwann so zu machen.

Wie macht ihr das? Ähnlich? Noch ganz anders?

Montagsmantramontagsgruss,

back in town,
eure nic

Windelfrei mit 18 Monaten

Windelfrei…tja…Windeln sind bei uns derzeit kein Thema mehr. Es ist Sommer. Sie sagt an. Wir wischen 1x pro Tag was weg, wenn ich unaufmerksam bin. Fertig.

Wie wir da hin gekommen sind… ich versuche, das mal kurz zu summieren:

1. Immer abhalten, wenn das Kind aufwacht, besonders im Tuch / Trage
2. Immer respektieren, wenn das Kind keine Lust aufs Abhalten hatte
3. Windeln benutzen, damit ich immer entspannt bleiben kann – also auch mal eine Woche lang Stoff oder WWWs, wenn es sein musste
4. Den Sommer nutzen und sie so viel wie möglich ohne Back-Up, einfach in Hose herumlaufen lassen (oder im Urlaub am Strand auch ganz frei)
5. Sie durfte wie der Große schon immer mit ins Bad, um zu sehen, was die anderen Familienmitglieder da so machen
6. Ich halte nachts ab (sie muss glücklicherweise nur 1x und das zur immer gleichen Zeit, ca. zwischen 23 und 1 Uhr)
7. Konsequent ihr Timing lernen und beachten
8. Spass haben, auch mal auf einen Baum oder in eine Pfütze zielen, singen, vormachen

Die Effekte:

1. Sie weiß definitiv, was da passiert (schaut z.B. an sich herunter, wenn sie eine Windel anhat und sucht die Pfütze)
2. Sie sagt an, was passiert
3. Sie vergisst es nur, wenn sie z.B. gerade ganz intensiv mit Wasserfarben malt o.ä., sonst sagt sie immer an
4. Sie hat seit Monaten keine großen Sachen mehr irgendwo rein gemacht, das klappt immer (das ist aber total üblich bei Windelfrei-Kindern)

Derzeit sind wir an einem Punkt, auch das sehr üblich mit 18 Monaten, dass sie auch dann keine Windel mehr will, wenn ich gerne hätte, das sie eine anzieht. Ich bin dann ziemlich froh, dass ich sie nicht zwingen muss (oft gesehen), sondern einfach entspannt sagen kann, okay, dann halt nicht. Dann pack ich zwei Mal Wechselsachen ein oder ziehe ihr eine Trainerhose an, die sind zwar nicht so dicht, aber die Pfütze wird nicht so groß. Wenn es gut läuft, sagt sie dann 100% sicher an. Wenn doch was danebengeht, merkt sie selbst, dass sie nass wird, hält dann an, ruft „Mama!! K***a!!“ und wir machen den Rest im Bad und ich ziehe sie um, ohne dass der Boden nass wurde.

Insgesamt: Großartig. Windelfrei ist toll und klappt hier gut. Und das bei zwei Kindern. Da ist nix mit Sich-Total-Auf-Windelfrei-Konzentrieren. Da ist Artgerecht-Projekt und der Große und Reisen und Schreiben und der ganz normale Alltagswahnsinn.

Aber bei uns hat Timing wirklich gut geholfen. Ich weiß einfach, wann sie vorraussichtlich muss und ich richte mit konsequent danach. Ich verpasse auch immer was, jeden Tag. Aber 1x wischen finde ich wirklich nicht wild, wenn sie dafür 24 Stunden ohne Windel sein kann. Keine Ahnung, wieviele Pakete wir bisher gekauft haben, aber das letzte Mal ist lange her, liegt hier immer noch halbvoll herum und in allen Rucksäcken und Taschen liegen angehabte, aber trocken gebliebene Windeln, die ich „für Notfälle“ wieder reingestopft hab ;).

Abhalten nachts-Tip für Jungsmamas

Machen wir uns nix vor: Wir können unsere Babys nicht nachts aus der Hängematte halten und auf den Lehmboden machen lassen. Ist einfach so. Daher gibt es viele Ideen, wir man trotzdem auch nachts den Kindern die Möglichkeit geben kann, ihre Bedürfnisse mitzuteilen und sich zu erleichtern.

Also was tun? Es gibt hier ein paar Postings zu Nachtlogistik (Halbwindel-Nächte und detailliertes So-Geht’s und geht natürlich nur im sicheren Familienbett). Dennoch bleibt das Problem, dass man nachts den Topf oder was immer treffen muss. Gerade bei Jungs kann das zu einer Herausforderung und nassem Bett führen. N. hat dafür eine ganz grandiose Lösung gefunden, die ich euch nicht vorenthalten will:

„Nachdem ich jetzt noch schnell bei dir im Blog nachgelesen hab und entdeckt hab, dass du fürs Nachtpinkeln bei Jungs das Asia empfiehlst, hier meine „Methode“.

Ich verwend für L. nachts eine Pinkelflasche – nichts extra Gekauftes, nein ein leeres Schlagobersfläschchen vom Hofer (zu deutsch: ein leeres Sahne-Fläschchen vom Aldi)

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Der Grund dafür: Über sämtliche andere Gefäße hat er immer „drübergeschossen“ und mit dieser Flasche klappt es super. Der Rand ist nicht so scharf, dass es ihm weh tut ich kanns geschickt in der Hand halten und ihn dabei auf dem Schoß/im Arm stillen. Glücklicherweise fängt er nicht zu schieben an, wenn er groß muss – irgendwie gibt er mir das immer sehr deutlich zu verstehen, sodass er mir noch nie auf den Schoß gem** hat.

Pinkelflasche wird ins Töpfchen ausgeleert, sodass sie für den nächsten nächtlichen Einsatz bereit ist (das war auch eine Lernerfahrung, mir ists nämlich mal passiert, dass ich ihm das Fläschchen mit kalt gewordenem Lulu beim Versuch ihn abzuhalten drübergeleert hab. Mahlzeit.)

Haltung: L. ist es gewöhnt, dass ich ihn beim Abhalten auf den Oberschenkeln stütze. Also muss ich das auch nachts tun: Er sitzt auf meinem Schoß, in den linken Arm gelehnt, am linken Busen stillend. Mein linker Arm umfasst also seinen Rücken und die Hand hält dann seinen linken Oberschenkel. Mein rechter Arm stützt seinen rechten Oberschenkel und die Hand führt das Fläschchen zum Ort des Geschehen.“

Ein Bild hat sie auch gemacht für uns:

Foto

Großes Kino, Danke N.!!

((„Warum lässt man sie nicht einfach in die Windel machen??!“ fragt sich manche geneigte Mama jetzt vielleicht.

Weil a) die Kinder dann genau das lernen: Nachts mach ich einfach los. Dauert lange, ihnen das wieder abzugewöhnen (bei manchen bis ins fünfte Lebensjahr hinein, es erzählt euch nur keiner!)

Und weil b) viele Kinder besser schlafen, wenn sie sich erleichtern dürfen. Denn sie machen offenbar instinktiv (?) sehr lange erstmal nicht ins Bett, wälzen sich herum, stöhnen, jammern, strampeln, weil die Blase voll ist. Und erst wenn es gar nicht mehr geht, lassen sie laufen und schlafen dann entweder weiter oder sind gerne auch mal wach. Viele Mütter berichten übereinstimmend, dass ihre Kinder zwischen 4 und 5 Uhr morgens unruhig werden. Werden die Kinder abgehalten, schlafen sie bis 7 oder 8 weiter. Werden sie nicht abgehalten, sind sie um 6 Uhr wach – und die Windel ist voll.))

Windelfrei – so haben wir angefangen

Durch Mails, Facebook und Gespräche höre ich immer wieder heraus, dass der Anfang von Windelfrei das Schwerste ist. In meinen Kursen sitzen häufig Mamas, die um 12:30 Uhr sagen: „Ich bin sehr skeptisch, wie soll das denn gehen?“ und um 14:30 sagen sie „Wow, wenn das SO EINFACH ist, dann fange ich sofort an!“ :).

Aber wie fängt man an? Für Spätstarter habe ich das mal hier zusammengestellt.

Für Neulinge, also Kinder unter 4 Monaten, fängt man ganz einfach an, besonders jetzt im Sommer: Windeln weg. Das Kind – am besten nachmittags, in ein paar ruhigen Stunden beobachten und schauen:

Wie oft macht es? Wie schnell nach schlafen oder stillen?
Welche Signale sehe ich, bevor es macht?

Anschließend habt ihr ein Gefühl dafür, wie das aussieht, bevor euer Kind sich entleert. Und könnt es dann abhalten, wenn ihr glaubt, dass es wieder soweit ist.

Abhalten geht so: Kind in Ruhe ausziehen (sie warten!), es an den Abhalte-Ort bringen (oder den Abhalte-Ort, also eine Schüssel, Topf o.ä. zum Kind), dann das Kind in eine gute Abhalteposition bringen (bei Topffit gucken oder bei Unsicherhiet in meinen nächsten Kurs kommen, da zeige ich anatomisch gute Positionen für Babys verschiedener Altersklassen), dann einen Signallaut machen und los geht’s!

Ein wenig aufpassen muss man, wenn man versucht, auf Signale des Kinder zu reagieren – manche Mütter werden ganz verrückt, weil sie in jeder Regung des Kindes ein Signal sehen (so wie ich, hihi) , es ständig abhalten und dann beide irgendwann genervt sind. Timing ist da schon einfacher – einfach das Kind nach dem Schlafen IMMER abhalten (AUCH und besonders, wenn es im Tuch oder in der Trage aufgewacht ist!), dann habt ihr schonmal 3-6 Fälle am Tag, an denen ihr beide das Abhalten üben, euch motivieren und das Gefühl des Loslassens mit dem Signallaut verbinden könnt. Timing ist auch ideal, um nach einer Pause wieder anzufangen.

Wenn sie dann älter sind, kann man es wieder beim Hingucken merken (Griff in den Schritt, Verziehen in eine bestimmte Ecke, Trippeln, versonnener Blick etc.)

Nachts ist es nochmal einfacher so geht’s. Alle Babys werden unruhig und machen nachts vor allem beim Stillen, nur ganz, ganz wenige machen es im Tiefschlaf. Unsere Nachtlogistik hier im Detail. Nachts geht aber nur, wenn Energie dafür da ist – sonst lasst es besser.

Dann gibt es natürlich viele Sondersituationen – unterwegs, bei Krankheit, Pausen, Streiks, auf Reisen mit 18 Monats-Kind, Reisen mit Baby….dazu findet ihr hier viel im Blog und im Detail erkläre ich das alles dann im nächsten Kurs am 21. August im Veganz (Interessiert? Ihr könnt euch direkt hier anmelden).

Und wenn es euch mal stresst und überhaupt nicht läuft – denkt immer daran: Das macht nix. Denn Attachment Parenting funktioniert nichtund Windelfrei ist kein Super-Mutter-Test.

Windelfrei im Urlaub mit 1,5 Jahre-Kind

Windelfrei im Urlaub – Chance oder Katastrophe? Ich bin mit meinen Windelfrei-Kindern viel unterwegs. Diesmal ins Warme, vier selige Wochen mit Freunden in Elternzeit. Warmes Wetter ist immer von Vorteil.

DorfSo haben wir es für uns genutzt:

Anreise:
Wir reisen wie schon damals in Indien mit minimalem Gepäck: Matratzenschoner, Stoffwindeln, Stilltuch sind dabei. Während der Anreise trug die Kleine Windeln, basta. Ich halte sie ab, wenn es geht (oder verlangt wird), aber ich gehe kein Risiko ein. Sie trägt dm- Öko-Wegwerfwindeln. Wir hatten diesmal eine Anreise von 48 Stunden mit einer Übernachtung, da trage ich definitiv keine nassen Stoffwindeln umher.

Ich habe mittlerweile ziemlich viel Übung darin, Hotelzimmereinrichtungen zum sicheren Familienbett mit Windelfrei-Option umzubauen. Das heißt:

– große Kissen aus dem Bett nehmen (Gefahr!!) und lieber vors Bett auf den Fußboden, falls einer rausfällt
– Stühle an beiden Seiten ans Bett, damit keiner rausfällt
– in alle Schränke gucken – wenn extra-Decken angeboten werden, rolle ich diese zu dicken Rollen und baue so Begrenzungen an den Betträndern vor die an die Bettseiten gelehnten Stuhllehnen, damit die Kids nachts nicht hart dagegenkullern
– die Tagesdecke des Hotelbettes kommt ebenfalls neben das Bett und zwar an der Seite des Kindes, bei dem ich nicht liege, falls es rausfällt
– wenn das Bett sehr hoch ist (und sich nicht an die Wand schieben lässt), lege ich den Koffer zusätzlich neben das Bett – den Großen habe ich auf selbigem schlafend auch schon vorgefunden
– ich suche einen guten Mülleimer (unterm Schreibtisch oder aus dem Bad) und nutze ihn als Schüssel fürs nächtliche Abhalten. Wenn es keinen gibt (oder es so ein netter Gitter-Mülleimer ist), trage ich sie auch schonmal nachts in Bad und lasse sie in die Wanne…bei uns lohnt sich das, sie schläft dann einfach ruhiger.

Für die Reise schreibe ich meinen Kindern Vornamen, meine Handynummer und ggf. Sitzplatznummern (auf einer Fähre z.B.) oder wie in Indien den Hotelnamen mit Kuli auf die Arme. Bisher haben wir es nie gebraucht, aber es macht mich ruhiger.

Telefonnummer auf Arm

Erste Tage:
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In den ersten Tagen bin ich total abhalte-unfähig. Daher nutze ich hier je nach Ort und Planung Öko-Windeln oder Stoffwindelsysteme. Für mich hat sich das bewährt, weil ich so besser und entspannter in der neuen Umgebung ankommen kann – und das Kind auch. Ist es ein Strandurlaub, dann ist sie am Strand natürlich ohne Windel (aber mit UV-Shirt).

StrandUrlaub

Alltag:

Je länger wir da waren, desto mutiger wurde ich. Bei Ausflügen erst Wegwerfwindeln, dann BumGenius, dann Kabea-Trainerslips, am Ende manchmal gar nix mehr am Po (es war auch einfach zu heiß…)

Hausgeburt

Da wir dieses Mal im Haus von Freunden wohnen konnten, waren die Kleinen (15 und 18 Monate) zu Hause ohnehin bald unten ohne und basta. Überall war Steinboden und eine Pfütze war kein Problem. Leider haben beide das zum Anlass genommen, um alsbald auch große Geschäfte fröhlich ins Haus zu machen. Doof. Meine Lösung: Jedes Mal, wenn sie etwas im Haus gemacht haben, haben wir sie genommen, rausgetragen und sie an einen Ort im Garten gestellt, an dem sie machen durften: „Guck mal, mach das bitte hier….“.
Es hat nicht lange gedauert, bis zumindest die Größere das verinnerlicht hatte.

Allerdings ließ sie sich nach wenigen Tagen „Freilaufs“ so gut wie gar nicht mehr abhalten. Es war ja viel spannender, das alleine im Garten zu erledigen. Ich war genervt – denn es wurde jedes Mal eine große, mehrteilige Aktion, wenn ihr wisst, was ich meine….

Gegen Ende des Urlaubs ließ sie sich nicht mal mehr zu den Standardzeiten abhalten, nur noch nachts. Ich war etwas in Sorge, wie das zu Hause werden würde, beschloß aber, mich zu entspannen. Und siehe da – zwei Tage vor Abfahrt ging es wieder. Und zu Hause war es dann überhaupt keine Diskussion mehr, alles wie gehabt – uff.

Tja und dann – dann war alles schon wieder viel zu schnell vorbei. Noch einmal die Badesachen trocknen, packen, ab nach Hause. Aber schön war es. Wirklich schön. Und seit wir wieder hier sind, ist sie 90% windelfrei. sie sagt an. Draußen klappt es super. Alle 2-3 Tage eine nasse Hose – da kann man nicht meckern. Aber dazu die Tage mehr!

Badesachen

PS: Wir haben in 4 Wochen knapp 1,5 Pakete Windeln verbraucht, ca. 45 Stück, für vier Kinder, die theoretisch alle noch Windeln hätten tragen können (die Großen in der Kita des Großen tragen sie alle noch nachts). Hätten wir Vollzeit gewickelt, hätten wir (30 Tage * 4 Windeln * 2 Babys + 30 Tage * 1 Windeln * 2 Kleinkinder = 300 Windeln) 8-10 Pakete Windeln verbraucht (je nachdem, wieviele im Paket sind).

Montags-Mantra: Sei einen Schritt voraus

Sodele, ihr Lieben, es geht hier wieder weiter und zwar heute mit einem neuen, sehr wichtigen Montags-Mantra:
Sei den Kindern immer einen Schritt voraus.

Heißt bei uns z.B.:

Nicht erst kochen, wenn die Kids Hunger haben – wissen, dass sie in einer Stunde essen müssen.
Nicht erst rausgehen, wenn die Kids schon am Rad drehen – wissen, dass sie nochmal raus müssen.
Nicht erst Zähne putzen, wenn die Kids schon total müde sind – wissen, dass wir das lieber jetzt erledigen und danach noch ein bisschen spielen.
etc.

Für Windelfrei heißt das zum Beispiel:

Nicht erst abhalten, wenn die Hose nass ist.
Nicht erst nach einem Tuch suchen, wenn das Kind schon in Abhalteposition ist, sondern vorher sehen, dass man was zum Abwischen hinterher hat :).
Nicht erst wickeln, wenn alle vom Abhalten schon total genervt sind, sondern vorher merken, dass jetzt mal ne Windelfrei-Pause angesagt ist.
Nicht erst Trainerhosen/Splitpants/Mokomidis kaufen, wenn schon alles andere nass und nervig ist, sondern vorher in Equipment investieren.
Nicht erst denken: Windelfrei ist zu anstrengend und dann nach 3 Jahren wundern, dass man immer noch wickelt ;).

Großartiges Mantra. Hat uns im Urlaub viel Stress erspart – und wenn wir es nicht beachtet haben (mit vier Kindern in einem Haus), haben wir regelmäßig die Quittung bekommen. Und es ist eine großartige Achtsamkeitsübung, das Jetzt wahrzunehmen und nach vorne zu denken, was als nächstes notwendig werden wird. Go for it!

(Dank an Andra und Oma Otti, die mir diese Mantra gebracht haben!)