Zwei – wundervoll – humorvolle Selbsterfahrungsberichte…
Einmal von Nicola „Kinderwagen-Selbstversuch„
und ein recht neuer Artikel von Siri Lehmann „Tragen und der liebe Pragmatismus…„.
Enjoy reading!
Zwei – wundervoll – humorvolle Selbsterfahrungsberichte…
Einmal von Nicola „Kinderwagen-Selbstversuch„
und ein recht neuer Artikel von Siri Lehmann „Tragen und der liebe Pragmatismus…„.
Enjoy reading!
Klasse, oder?!
Etwas länger her: Nicolas Kinderwagen-Selbstversuch. Fragt sich doch einer, was da verhext ist?
Zuerst: Liebe Nicola! Vielen lieben Dank für die liebe Vorstellung meiner Person und das Vertrauen in mich als Co-Autorin! 🙂
Als begeisterte ehemalige und immer noch Tragemama – ja, meine 3 1/2 Jahre alte Tochter mag müde nach dem Kindergarten gerne huckepack heimgetragen werden – stieß ich vergangene Woche auf einen doch recht interessanten Artikel: Baby bei Minusgraden am Körper tragen. Mein Trageherz schlug sofort vor Freude schneller…
Ursprung dieser Aussage ist Prof. Dr. med. Joachim Gardemann, der seine Empfehlung für die DRK-Wintertipps für Eltern abgab.
Neugierig schrieb ich Herrn Gardemann eine Mail, um den Hintergrund seiner Trageempfehlung zu erfahren:
Lieber Herr Gardemann,
derzeit geht Ihre Empfehlung „Babys immer am Körper tragen!“ über die DRK-Wintertipps für Eltern herum.
Ich möchte Sie gerne fragen, wie Sie zu dieser Aussage kamen. War es rein aus praktischer Sicht, wie man Kinder bei der winterlichen Witterung warmhalten kann? Oder steckt noch mehr dahinter? Denn eine gängige Empfehlung von Kinderärzten ist sie meines Erachtens nicht.
Ich interessiere mich sehr für das Thema Eltern-Kind-Bindung, speziell dem Bonding im ersten Lebensjahr. Dabei, denke ich, kann das Tragen eine sehr wichtige Rolle einnehmen, um eine bindungs- und bedürfnisorientierte Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind zu stärken. Somit freue ich mich über jede subtile Empfehlung zum Tragen.
Ich würde mich sehr über Ihre Gedanken und persönliche Meinungen dazu von Ihnen freuen!
Mit freundlichen Grüßen
C. Baris
Sehr erfreut bekam ich schnell eine Antwort von ihm:
Sehr geehrte Frau Baris,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage, seit 17 Jahren bin ich als Pädiater oftmals in Auslandseinsätzen des Roten Kreuzes gewesen. Überall tragen Mütter ihre Babys am Körper, das hat viele Vorteile, natürlich auch die Ausbildung einer engen Bindung, aber auch ganz banal die Körperwärme. Ich erinnere mich noch an den Kosovo-Krieg 1999, wo junge Mütter bei eisigen Temperaturen an der Grenze zu Mazedonien auf dem nackten Erdboden schlafen mussten, damals haben wir auch empfohlen, die Babys am Körper zu tragen.
Für uns vom IKRK-Feldkrankenhaus gibt es auch einen Leitsatz:
„The only Incubator used in a field hospital is the mother.“
[Übersetzung: Der einzige Inkubator, der in einem Feldlazarett verwendet wird, ist die Mutter.]
Sehr interessant ist, dass nahezu alle Mütter auf der Welt das wissen, nur die Mütter aus reichen Industrieländern nicht, so hatten wir 2005 im November einen mehrtägigen Stromausfall in Gemeinden des Münsterlandes, bei dem Mütter ihre Babys in Tragetaschen und Kindersitzen transportierten, anstatt sie am eigenen warmen Körper zu halten. Ich erinnere mich gut an eine Szene in Horstmar, wo ich als Rotkreuzarzt tätig war und eine verzweifelte Mutter vor laufenden Fernsehkameras mit der Babytragetasche in der Hand lamentierte, anstatt ihr Kind an ihren Körper zu nehmen.Die reichen Menschen verlieren die selbstverständlichsten Alltagskompetenzen, daher dachte ich, es sei wichtig, einmal an das Selbstverständliche zu erinnern.
Ihr J. Gardemann
Mir persönlich zeigte seine Antwort mal einen ganz anderen Blickwinkel des Tragens auf. An das Naheliegende wie das Tragen in den ärmsten und unterentwickelten Regionen bzw. Kriegsgebieten in Europa hatte ich noch gar nicht gedacht. Meine Assoziationen mit dem Tragen gingen bisher eher in die Richtung Naturvölker sowie dem Leben in Afrika und Asien.
Sehr schön fand ich auch seine Erinnerung an die Rückbesinnung auf die doch ehemals selbstverständlichen Alltagskompetenzen im Umgang mit unseren Säuglingen/Kindern.
Die Top 3 der Kommentare, wenn ich mit dem Baby im Tragetuch auftauche:
„Das wäre mir viel zu kompliziert!“
„Ich würde ja gerne, aber das ist so unpraktisch!“
„Also, mein Rücken würde das nicht mitmachen!“
Okay, da könnte etwas dran sein. Nach fünf Monaten Hardcore-Tragetuching habe ich also heute mal unseren unbenutzten Kinderwagen aus dem unbenutzen Kinderzimmer geholt und für eine Fahrt gerüstet.
Der Plan sah so aus:
Ich packe Kind in den Kinderwagen, bin so ja auch viel schneller zum Bioladen gelaufen, kaufe dort gemütlich ein, kann ja alles total praktisch in den Kinderwagen packen und laufe dann wieder zurück.
Kalkulierte Dauer: 1 Stunde.
Kalkulierter Aufwand: Gering.
Kalkulierte Kosten: Keine (bis auf den Einkauf).
Es kam natürlich alles ganz anders.
Schwanger? Baby? Kleinkind? Perfekt!
Hier entsteht gerade ein Blog zum Thema „Muttersein für Faule“
Statt bepackt mit Kinderwagen, Wickeltasche und Flaschenwarmhalter einfach nur mit Baby und Tuch gut gelaunt durch die Welt ziehen.
Geht nämlich auch alles ganz einfach.
In Kürze an dieser Stelle!