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Jesper Juul stellt sein neues Buch vor

… und kommt dafür am 13. November 2012 nach Berlin ins Babylon.

Titel der Veranstaltung und des neuen Buches – eher Broschüre – ist:

„Wem gehören unsere Kinder – dem Staat, den Eltern oder sich selbst?“

Jesper Juul, der bekannte dänische Familientherapeut und Bestsellerautor, entlarvt in seiner Streitschrift die Interessen, die hinter der Kampagne »Jedem Kind einen Krippenplatz« stehen, ruft zur Selbstbestimmung der Eltern auf und macht sich für eine dramatische Verbesserung der Qualität unserer Kinderkrippen und Kindergärten stark.

Ob Betreuungsgeld oder Krippenplatz – kaum ein Thema wird von Politikern und Eltern derzeit heftiger diskutiert. Was dabei häufig aus dem Blick gerät, ist das Wohl der Kinder, und damit das, worum es in dieser Debatte, so Jesper Juul, doch eigentlich gehen sollte. Juul beruft sich auf jahrzehntelange Erfahrungen beim Kita- und Krippenausbau in Skandinavien, wenn er uns eindringlich vor den gesellschaftlichen Folgen warnt, die Frühbetreuung nicht an die Bedürfnisse unserer Kinder anzupassen. Dass es möglich ist, dafür gibt er Beispiele und Eltern den Rat, sich nachhaltig für verschiedene Möglichkeiten optimaler Frühbetreuung ihrer Kinder einzusetzen.

Dankeschön nochmal an kraehenmutter für den Hinweis in ihrem Blog.

EDIT: Juul hat seit dem 14. Oktober eine Kolumne auf derStandard.at und beantwortet nun „alle zwei Wochen Fragen zu Erziehung, Partnerschaft und Familienleben“.

Eltern brauchen Rückenwind

Anfang des Jahres schrieb ich Herbert Renz-Polster eine Mail mit vielen Fragen auf dem Herzen, die im Alltag in einer  Kinderklinik, während eines länger zurückliegenden Praktikums in der Geburtshilfe beziehungsweise einfach im Beobachten der „Menschen von nebenan“ entstanden sind…

Lieber Herr Renz-Polster,

mit großem Interesse habe ich Ihre Bücher „Kinder verstehen“ und „Menschenkinder“ gelesen – besser gesagt verschlungen.

Seit längerem habe ich einen großen Haufen Fragen und der Berg wird im Laufe der Zeit nicht kleiner:  Was braucht man(n)/frau um bedürfnis- und bindungsorientiert, gleichwürdig und respektvoll mit seinen Kindern umzugehen? Oder anders ausgedrückt: Wie kommt man auf den Pfad des artgerechten Erziehens? Welche Voraussetzungen werden gebraucht, dass eine Familie dieses für sich als richtig und wichtig empfindet? Sind es Bekannte/Verwandte, die es vorleben? Charakter? Intellekt? Bildungsniveau? Form der Geburtsvorbereitung/Geburt? Bonding? Stillen? Resilienz?

Im vergangen November war ich zu einer zweitägigen Fortbildung zum Thema „Stillförderung im Krankenhaus“ im Rahmen der Zertifizierungsvorbereitung einer Berliner Klinik, die den Titel „Babyfreundlich“ in der Zukunft tragen möchte. Ich war schon überrascht, was eigentlich alles möglich sein kann, damit Mama, Papa und Kind trotz „medizinischer Geburt“ die besten Bonding- und Stillvoraussetzungen haben können.
Wie wäre es, wenn die Empfehlungen von WHO/unicef bestmöglich überall umgesetzt werden und der überwiegende Teil der jungen Eltern davon profitiert. Würde es dann einen Ruck durch die Gesellschaft geben, auch wenn man die Auswirkungen erst eine Generation später wirklich sehen würde?
Wie erreicht man werdende Eltern, die aus einfachen Verhältnissen oder besonders die aus einem „respektlosem Umfeld“ stammen, um sie auf die „feinfühligere Schiene“ zu lenken?

Kann artgerechtes Erziehen als Prävention vor sowohl körperlicher als auch verbaler Gewalt gegenüber Kindern wirken?

Wie kann man die Menschen wieder in die Richtung stupsen, dass sie auf ihren naturgegebenen Instinkt/Gefühl im Umgang mit ihren Kinder hören? Kann man diese Ressource wieder wecken und fördern?

Liebe Grüße aus Berlin,
C. Baris

Recht schnell erhielt ich eine Antwort:

Liebe Frau Baris,

ja, herzlichen Dank, da haben Sie echt einen Haufen Fragen, und ich glaube da müsste ich jetzt noch mal ein ganzes Buch schreiben um die alle zu beantworten…

Also ich kann Sie auf jeden Fall nur bestärken solche Fortbildungen weiter zu machen, da geht es ja auch immer wieder um diese Fragen: wie  vermittle ich eine am Kind orientierte Einstellung? Wie stärke ich Müttern (bzw. Eltern) den Rücken?
Was mir da wichtig ist: das läuft in ressourcenschwachen Familien oft nur indirekt, man kann nicht eine sozial gestresste oder psychisch eingekesselte Mutter durch noch so einfühlsame Worte überzeugen wollen, wie sie das mit ihrem Kind besser packt… Und das gute „Vorbild“ reicht da auch nicht weit (wenn es Ihnen schlecht geht, können Sie sich auch nicht so ohne weiteres für die vernünftigen Lebenswege der anderen begeistern…).
Mit Bildung und Intellekt hat das meines Erachtens auch nichts zu tun – hochgebildete Mütter haben es mit ihren Babys nicht leichter als andere…
Der Weg führt da oft über ganz konkrete Entlastung, Vermittlung von Hilfsangeboten, aber auch über Vernetzung mit anderen Müttern, stärkende Erfahrungen im eigenen Umfeld – all das eben, was sich nur so schwer „vermitteln“ lässt.
Mit Rückenwind klappt dann auch das Bonding und das Stillen besser, was wiederum eigene „Engelskreise“ begründet (habe das in dem Abschnitt zur „Kompetenzkette“ in „Menschenkindern“ beschrieben). Eine gute Hebamme, Mütterpflegerin, Nachbarin, Sozialarbeiterin sind da Gold wert – aber wir haben viel zu wenig davon. Jedenfalls: ohne dass sich das „System Familie“ erholt und gestärkt wird, werden auch die Kinder nicht stark. Nur dann erwacht auch die intuitive Kompetenz zum Leben… Solange es der Mutter nicht gut geht, kann sie dem Kind beim besten Willen nicht das mit auf den Weg geben, was sie gerne wollte.

Darf ich auf ein paar Artikel verweisen für ein paar Fragen – ich bin einfach so eingespannt, dass der Brief sonst ewig liegenbleibt… Etwa auf meiner Webseite unter „Downloads„: Was brauchen Neugeborene am meisten?

Oder, unter www.kinder-verstehen.de/artikel.html: Das Interview aus der TAZ: Baut euch einen Stamm auf! Oder: zu Bindung: Mehr als Urvertrauen – Was Bindung ist und wie sie das Leben prägt. Also da finden Sie bestimmt was Interessantes.

Herzlich, Ihr  Herbert Renz-Polster

EDIT: Herbert Renz-Polster ist jetzt recht neu im medizinischen Beirat der schönen Internetseite: Einfach Eltern.

Kinder wünschen mehr Zeit

… somit stand der gerade zurückliegende Weltkindertag 2012 bei der unicef unter dem Mott „Kinder brauchen Zeit!„.

Hier ein kleiner Beitrag dazu von WDR: Zeit für Kinder

Die Welt lässt Kinder in ihrem Artikel „Kinder brauchen Zeit – Drei kleine Berliner erzählen, wie viel Freiraum sie gern hätten“ zu Wort kommen.

Ist es wirklich so schwer heute ein Kind zu sein?!

Fremdbetreuung: Jedes Kind ist anders

Bei SpringerMedizin ist ein schönes Interview-Video mit Prof. Klaus Hurrelmann erschienen:

Von Fremdbetreuung, Rabenmüttern und Kita-Qualität

… Es gibt Kinder, die brauchen die kleine Gruppe. Es gibt Kinder, die brauchen die gemischte Gruppe. Es gibt Kinder, die brauchen die gleichgeschlechtliche Gruppe. Es gibt sehr vulnerable, sehr empfindliche Kinder, die gehören in einen anderen Kontext. …

Was Prof. Hurrelmann ebenfalls erwähnt, dass ein Kind eine sichere Bindung zu einer festen Bezugsperson braucht. Somit ist eine gute Basis für eine eventuelle frühe Fremdbetreuung gegeben. Doch sollte man individuell auf jedes Kind schauen, was ihm gut tut, und ebenso genauer auf die Qualität der Tagesbetreuung achten.

Parallel will ich noch auf ein junges Interview mit Herbert Renz-Polster hinweisen: „Kinder brauchen konstante Bindungen“ – … was die Kleinsten schon immer brauchten – und was daraus für die Betreuung abzuleiten ist.

Und noch ein TV-Tipp: Precht und Hüther

So, die 35. Kalenderwoche 2012 endet heute mit einem bestimmt spannenden Gespräch zwischen Richard David Precht und Gerald Hüther: Skandal Schule – Macht Lernen dumm? um 23:35 im ZDF zu sehen oder später in der Mediathek zu finden.

Es wird sich alles um unser heutiges Bildungssytem und die aktuelle Hirnforschung drehen, die zeigt, wie Lernen und Bildung besser gelingt.

Skandal Schule

Was brauchen Babys wirklich…

… oder wie verdient man sich an den kleinen Menschen eine goldene Nase?! Eine schreckliche erschreckende Dokumentation vom WDR: Baby, Baby, mach mich reich! (Erstaustrahlung: 27.8.2012 22:00).

In den vergangenen 8 Jahren ist die Zahl der Kinder um 8 Prozent zurückgegangen – das Marktvolumen für Baby und Kinderausstattung jedoch um fast 10 Prozent gewachsen. Die Deutschen bekommen zwar immer weniger Kinder – aber sie geben für die wenigen immer mehr Geld aus. Für Babys ist nichts gut und damit teuer genug. Dieser Trend wird angefeuert von einer Industrie, die immer neue Möglichkeiten kreiert, um am Elternglück finanziell zu profitieren.