Donnerstagsserie – Irgendwo zwischen Windelfrei und Wegwerfwindel
Puh, das ist wirklich ein ziemlich komplexes und schwieriges Thema… Ist es wirklich egal, ob ich Wegwerfwindeln mit all ihrer Chemie, hohen industriellen Herstellungsaufwand und den riesigen Müllbergen nutze oder die Stoffwindeln, für die ich die Waschmaschine häufig laufen lasse und dafür Waschmittel, Wasser und Energie verbrauche, für mein Baby verwende?
Quarks & Co brachte 2009 kleine Dokumentation namens „Umweltschutz am Babypopo“ dazu:
Schließlich bleibt als Ergebnis: Die Stoffwindel ist nicht umweltfreundlicher als die Wegwerfwindel. Für mich ist die Sache jetzt klar: zurück zu den gewohnten Einwegwindeln. Optimal sind sie zwar nicht, aber praktisch.
Der Autor von Stoffwindel oder Einweg-Windeln kommt zu folgendem Schluss:
Sind Sie sich nicht sicher, welchen Ergebnissen Sie bezüglich der Ökobilanz Glauben schenken sollen, sollten Sie wissen, dass Greenpeace den Stoffwindeln den Vorzug gibt.
Greenpeace sagt auf seiner österreichischen Seite:
Die Verwendung von waschbaren Windeln stellt eine umweltfreundliche Alternative zum Gebrauch von Wegwerfwindeln dar.
Das deutsche Greenpeace weiß leider keine Antwort darauf und verweist an „Stellen, die ausschließlich mit Verbraucherinformation und -beratung beschäftigt sind – Foodwatch e.V., ÖKO-TEST Verlag GmbH, Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V., Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. und Bundesinstitut für Risikobewertung„. Die Antworten von diesen Institutionen – ausgenommen Foodwatch e.V. – stehen noch aus.
Deshalb wandte ich mich an die hiesigen Wasserbetriebe, da der Wasserverbrauch für die Reinigung der Stoffwindeln so hoch angeprangert wird und ich eine Lösung finden wollte, wie ich mit der Ressource Wasser besser umgehen kann. Auf der Internetseite habe ich mir folgende Informationen zusammengetragen:
- Es wichtiger ist auf die Verunreinigung des Wassers zu achten als auf die verbrauchte Wassermenge.
- Wasser in Berlin zu sparen ist aufgrund des steigenden Grundwassers und dem steigenden Pflegeaufwand der Wasserinfrastruktur nicht erwünscht.
- Lieber sollte man schauen, wie man Wasser in anderen Regionen dieser Erde durch den eigenen bewussten Konsum sparen kann, denn Wasser ist eine lokale Ressource und Deutschland davon reich gesegnet.
Meine Anfrage an die Wasserbetriebe ergab dann auch keine entscheidende Neuigkeit mehr.
Verunreinigungen sollten vermieden werden… Wassersparen nicht mehr erforderlich… Deutschland ein wasserreiches Land … die heutigen technischen Geräte machen es möglich, dass praktisch jede Wasseranwendung sparend ist. … Wasser eine lokale Ressource. … Sparen in Berlin behebt anderswo keinen Mangel. Die Folgen des Wassersparens in den Trink- und Abwassernetzen (Verkeimung, Geruch, Korrosion, Verstopfung) sind technisch zu beheben, allerdings führt dies zu steigenden Kosten/Preisen. Empfehlungen zum Stoffwindelgebrauch können wir Ihnen nicht geben.
So ist mein aktuelles Fazit:
Ich denke, dass man mit dem Verzicht auf Wegwerfwindeln und dem Wechsel zu Stoffwindeln einen großen Beitrag leisten kann. Unsere persönliche Bilanz möchte ich durch Zeiten ohne Windeln, den Kauf von (zum Teil gebrauchten) Stoffwindeln und einen bewussten Umgang mit Wasser aufbessern.
Hallo Nic,
danke für den Eintrag. Die meisten „Studien“ über Stoffwindeln gehen ja davon aus das man jeden Tag wäscht, bei 90°. Ich nehme nur Stoffwindeln für meine Tochter und wasche 1-2 Maschinen helle 60° Dinge (also auch Handtücher, Waschlappen, Bettwäsche, helle Baumwoll-Klamotten und natürlich Windeln) pro Woche und eine dunkle Maschine 40° alle 10-14 Tage. Ich wasche die Windeln auch vor dem waschen nicht extra aus. Aber auch wenn, so war am 3. November in der Berliner Morgenpost zu lesen, dass der Grundwasserspiegel wegen des vielen Wassersparens steigt.(http://www.morgenpost.de/berlin/article110585909/Geringerer-Wasserverbrauch-laesst-Grundwasserspiegel-steigen.html)
Da fast alle meiner Windeln 2nd- oder 3rd-Hand sind kann meine Ökobilanz nicht so hoch sein.
Es gab vor kurzem eine Doku über diese Thema bei arte, „Wickel Windeln Wegwerfen“
Schönen Gruß und Danke für deinen Blog
Liebe Nicola,
wenn ein direkter Vergleich gemacht wird, müssten meiner Meinung nach noch mehrere Optionen berücksichtigt werden. Ich schreib mal, wie wir das machen: Wie Tina reicht uns die 60 Grad Wäsche im Gemisch mit anderer „Weißwäsche“. Ich weiche vorher (ohne Extra- Wasser) ein und wasche mit Regenwasser (spart zudem Enthärter bei unserem Kalkgehalt). Dann waschen wir mit Ökowaschmittel und alle paar Wäschen mit einem Ökobleicher, den Rest macht die Sonne. Wir haben keinen Trockner (wie Windeldienste ihn nutzen) und auch keine Anfahrtswege wie Windeldienste (unser örtlicher fährt loblicherweise mit Rad!). Unsere Stoffwindeln sind allesamt gebraucht und aus Biobaumwolle. Wenn sie zu dünn werden nutzt mein Mann sie kleingeschnitten zum Filtern (er hat da so ein Hobby;).Noch was? Ach ja, wir nutzen Ökostrom und unsere Waschmaschine wäscht schon wasser- und energiesparend seit fast 12 Jahren, somit die Windeln aller 4 Kinder.
Da die Inhaltsstoffe der üblichen Einwegwindeln nicht genau bekannt sind, lässt sich ja über deren Zersetzung oder Belastung des menschl. Organismus und deren ökol. Folgebelastungen ja nicht genau berechnen.
Mein Argument im Zweifel ist das Wohlgefühl des Babys. Ich kenne einen Zivi,der im Altenheim gearbeitet hat. Er hatte eine Wette verloren und musste 24 Stunden eine „Pampers“ tragen. Seinem Urteil zufolge war es „unerträglich“. Alle Frauen, die mal Stoffbinden probiert haben, bekommen eine Ahnung vom Unterschied.
Das klingt jetzt sehr radikal- wir nutzen auch Einweg nachts. Das Knuddel ist nach Windeln oder Abhalten erst mal richtig wach.
Mein persönliches Faszit: Eine dünne häufig gewechselte Stoffwindel mit Abhalten nach Gefühl und Gelegenheit zwischendurch hält den Wäscheberg in Schach, den Babypo trocken und luftig und die Ökobilanz ist definitiv besser als mit „Pampers“.
Vielen Dank für Deine Mühe im Recherchieren und die „gesammelten Anregungen“ in Deinem Blog. Auch bei Kind 4 gibts Neues zu lernen.
Edda
Hallo,
die Vergleiche, die ich damals (vor ca. 8 Jahren) zum Thema Kosten und Ökobilanz gefunden habe, bezogen sich alle nur auf EIN Kind. Dabei war die Ökobilanz dann ziemlich ausgeglichen. Wenn man nun aber davon ausgeht, daß Stoffwindeln ja „weitervererbt“ werden können, schneiden sie ab dem zweiten Kind natürlich besser ab.
Außerdem kann man – je nach Windelsystem – Teile der Windeln auch später noch für andere Dinge, wie z.B. Brust- oder Wadenwickel nutzen.
Viele Grüße
Tanja
Meiner Meinung nach sollte auch folgendes bedacht werden: Jede Packung WWW wird zum Laden transportiert, dort fährt wiederum der Konsumemt hin und kauft sie. Anschließend holt das Müllauto den Kram ab.
Mit Stoffwindeln wird es genauso gemacht – 1x! Und villeicht eine weitere Beförderung, wenn sie gebraucht weiterverkauft werden. Ich denke doch da kommt eine ganz andere Summe an Transportkilometern zusammen.
Keine Ahnung ob so was in der Ökobilanz beachtet wurde – für mich ein wesentlicher Faktor.
Liebe Christina 🙂
schau mal hier:
http://die-besten-stoffwindeln.de
Ist wohl neu, bin nur grad drüber gestolpert. Hört sich auf den ersten Blick ganz gut an. Vielleicht auch was für Dich?
Lieben Gruß
Katharina
Man muss auch bedenken, dass die Studien davon ausgehen, dass die Windeln nicht nur für Pipi verwendet werden, was ja bei den meisten von uns Windelfrei Eltern nicht vorkommt. Es ist ja nur das Kaka, das das Wasser stark verunreinigt. Und wenn man Waschnüsse o.ä. benutzt kann die Ökobilanz ja nur besser sein als bei www.
Hatte diese Diskussion erst neulich mit meiner besten Freundin. Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass Windelfrei sowieso alles andere meilenweit schlägt!
(Die Philosophie meiner Freundin ist übrigens: „Nie wieder Windeln! Wenn das Abhalten nicht klappt, werden wir eben ein bisschen nass. Was soll der ganze Stress?“ Und Recht hat sie!)
Für mich reicht schon die Tatsache, dass Stoffwindeln recyclebar sind bzw. biologisch abbaubar. Der Energieaufwand bei der Herstellung oder auch Reinigung ist ja nur die eine Seite. Ich denke, dass bei so einer Rechnung – wenn schon denn schon – alles berücksichtigt werden sollte. Der Vergleich hinkt also gewaltig.
Wenn ich allerdings daran denke, dass ich mit den WWW meine Umwelt mehrere Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte kunststoffbelaste und damit das Lebensumfeld meiner eigenen Kinder verseuche, kann ich mir den Vergleich allerdings auch komplett sparen. Da liegt die Antwort ja wohl auf der Hand, wer da besser abschneidet.
Ich finde es übrigens sehr bedenklich, dass den Leuten gesagt wird, Wassersparen wäre nicht mehr erforderlich…Kein gereinigtes Abwasser hat jemals wieder die Reinheit, mit der es aus den Tiefen des Erdbodens geholt wird. Jeder verbrauchte Liter Wasser ist also belastet mit Stoffen, die eben nicht gefiltert werden können – oder wird mit eben solchem Wasser, was nicht vollständig frei von solchen Stoffen ist, zusammen geleitet.
Wasser ist unsere Lebensgrundlage, und ich finde, man sollte zu jeder Zeit sorgsam und auch sparsam damit umgehen, auch, wenn es mal Zeiten gibt, in denen bei uns davon genug vorhanden ist.
Nun habe ich auch eine Antwort vom Umweltbundesamt:
„Dem Umweltbundesamt sind jedoch keine unabhängigen wissenschaftlichen Studien oder Ökobilanzen zum Thema Einweg-Mehrwegwindeln bekannt,
so dass wir dazu leider keine Auskunft geben können.
Die Diskussion Einweg-Mehrweg-Windeln sind ein komplexes Thema, bei der der gesamte Lebensweg auch der unterschiedlichsten Mehrweg-Windel-Systeme
von der Herstellung über den Gebrauch bis zur Entsorgung berücksichtigt werden müsste.
Wir hoffen, Ihnen hiermit weitergeholfen zu haben.“
…nein, leider nicht, denn schlauer bin ich jetzt auch nicht geworden. 😉