Eine Definition von Irrsinn ist: Immer dasselbe zu tun und jedes Mal ein anderes Ergebnis zu erwarten.
Ein wenig ist es in den letzten Wochen so mit Windelfrei gewesen: Ich habe ihn immer wieder abgehalten und erwartet, dass es wieder „funktioniert“. Tut es aber nicht. Kinder „funktionieren“ nicht.
Und da dachte ich heute: So komme ich nicht weiter. Unser Windelfrei verkommt zum morgendlichen Geschäft und ansonsten macht er in Stoffwindeln oder Pampers.
Also griff ich zu Laurie Bouckes Topffit, um mir einen Rat zu holen ohne zu ahnen, dass die Lösung so einfach und naheliegend ist und dass es mein kompetentes Kind ist, das mir helfen wird!
Da ich das Gefühl hatte, dass wir ganz von vorne anfangen müssen, saß ich auf dem Sofa und las mir erst das Kapitel für Spätstarter durch. Dabei fiel mir mal wieder auf, wie sehr mir der entspannte Ansatz von L. Boucke gefällt. Manchmal erwische ich mich dabei, doch ein wenig ehrgeizig zu sein, es schaffen zu wollen, „das muss doch gehen“ zu denken und da holt sie mich dann immer wieder heraus.
Ich versuchte also, mich zu entspannen und keinen Stress zu machen. Sagte mir, hey, er ist ja schon 13 Monate alt und dann müssen wir eben von vorne anfangen. Aber er weiß ja schon, worum es geht, kann aber weder laufen noch sprechen, daher half mir das Kapitel nicht. Während ich ein wenig ziellos blätterte, krabbelte mein Sohn zu mir, zog sich zum Stehen hoch, griff nach dem Buch und schlug es auf einer Seite auf. Ich sah nach Seite 167, und was sah ich da? Das Bild einer Inderin mit ihrem Kind und darunter den Satz: Eine Mutter, die ihren 12 Monate alten Sohn dabei stützt, wie er sich im Stehen erleichtert. Da machte es klick. Juchuh! Das ist es!, dachte ich.
Nachdem er das Buch eingehend untersucht hatte, krabbelte ich in Richtung Badezimmer. Neugierig folgte er mir. Dort angekommen, erklärte ich ihm, dass wir jetzt etwas Neues ausprobieren würden, zog ihm Hose und Schuhe aus und stellte ihn in die Dusche. Er kann stehen, wenn er sich an den Armaturen festhält und stand nun dort und sah mich erwartungsvoll an. Ich machte Ssssss, unser Signalgeräusch. Er sah nach unten und erleichterte sich. Ohne Protest, ohne Zögern, als hätte er schon seit Wochen darauf gewartet, dass auch seine Mama endlich drauf kommt, dass Jungen lieber im Stehen machen. Ich freute mich wie eine Schneekönigin, spülte es mit ein wenig Wasser weg und fertig!
Heureka! Das Leben kann so einfach sein. Man sollte nur nicht irrsinnigerweise versuchen, mit immer dem gleichen Verhalten immer andere Ergebnisse erzielen zu wollen. Sondern einfach mal in ein inspirierendes Buch schauen und etwas Neues ausprobieren. Der Gedanke lässt sich bestimmt noch in anderer Hinsicht nutzen ☺.
Ich bin allerdings sehr gespannt, wie wir das mit dem Steh-Geschäft jetzt nachts und unterwegs machen. Aber morgen schau ich erstmal, ob es ein bleibender Effekt ist und er wirklich gerne so macht.
Klasse!
Und da sehen wir mal wieder, wir sollten es unseren Kerlen nicht abtrainieren – das Im-Stehen-Pinkeln. Mir hat mal eine Homöopathie-Kollegin gesagt, dass ein Grund für spätere Prostata-Probleme das Im-Sitzen-pinkeln sei…. nun, es macht Sinn, denke ich.
Frauen gebären ja auch gerne auf ihre Weise, und nicht wie die Herren Gynäkologen es wünschen (im Liegen);-)
Meine Tochter macht übrigens auch gerne im Stehen. Wir haben seit 2 Monaten Abhalte-Streik. Und da habe ich auch immer mal eine neue Position ausprobiert. Letztlich habe ich herausgefunden, dass sie es am besten kann, wenn ihre Füße Kontakt mit irgendetwas haben. Sei es stehend in der Badewanne – was sie mit Festhalten mit ihren knapp 7 1/2 Monaten schon hinkriegt – oder hockend auf dem Waschbeckenrand (Beine rechts und links neben den Armaturen). Letzeres ist am praktischesten, denn das große Geschäft klappt sehr, sehr zuverlässig in einer tiefen Hockposition. Und so stellen sich neben dem zuverlässigen Morgengeschäft nach und nach auch wieder weitere „Erfolge“ ein.
Also: Auf das Neue im Leben!!
Liebste Grüße,
Claudia,
die übrigens sehr beruhigt ist, dass es sich bei ihrer Tochter nicht um einen Einzelfall handelt, wenn sie eeeeeeeewig nicht signalisiert, und sich eeeeeeewig nicht abhalten ließ. Ich dachte auch, was sollte jetzt meine ganze hohe Konzentration in den ersten fünf Monaten, wenn am Ende doch wieder nur Windeln getragen werden?
Aber natürlich weiß ich, dass nichts umsonst ist, dass ihr Wissen und Gespür ums Geschäft nur mal über kurz (oder auch seeeeehr lang) unter Wichtigerem begraben liegt.
Oh ja, das erinnert mich an „alte“ Zeiten!!! Und das, obwohl ich ja ein Mädchen im Hause habe… 😉