Nächtliche Arbeitsteilung

Die Windelfrei-Erfahrungsberichte-Serie

Katharina R lässt uns auch an ihren Windelfrei-Erfahrungen teilhaben:

Wie bist Du zu windelfrei gekommen?
In einem Forum für Natürliche Empfängnisregelung erzählte eine windelfrei-Mama davon. Das hat mich sofort interessiert und ich hab angefangen, im Netz zu lesen. Als ich dann auf den windelfrei-Blog stieß, hab ich diesen systematisch von Anfang bis Ende durchgelesen. Das war und ist meine wichtigste Informationsquelle zum Thema.

Wie alt war dein Kind, als Du mit Windelfrei angefangen hast?
Seit er ca. 2 Wochen alt ist haben wir seine Ausscheidungen (sofern wir sie mitbekommen haben) mit dem Schlüssellaut begleitet. Mit ca. 3 1/2 Wochen haben wir ihn erstmals abgehalten. Inzwischen ist er 7 Monate alt.

Wie viele Windeln hast Du vorher pro Tag verbraucht (Durchschnitt)?
Viele. Vielleicht 15? Vielleicht auch mehr. Wir haben immer sofort gewickelt, wenn wir mitbekommen haben, dass er was gemacht hat.

Wie viele Windeln verbrauchst Du derzeit?
Je nach Tagesform: an guten Tagen verbrauchen wir ca. 7-10 Einlagen, an schlechten mehr als 20. Zum Glück alles waschbar. Wegwerfwindeln benutzen wir nur noch, wenn wir so lange außer Haus unterwegs sind, dass auch einmal Backup wechseln nicht reicht.

Nutzt Du auch andere Backups?
Tagsüber benutzen wir mehrlagig genähte Stoffeinlagen (Form und Größe ähnlich einer Damenbinde) mit Frotteeoberfläche. Die fassen (falls wir arg unaufmerksam sind) bis zu zweimal Pipi (falls er mal so ins Spiel vertieft ist, dass er nach dem ersten Pipi noch nicht meckert), machen aber nur wenig Wäschevolumen. Nachts und außer Haus nehmen wir eine gefaltete Mullwindel.

Hattet/habt ihr Probleme mit Wundsein?
Nö. Ich hab von Anfang an alles gegessen, worauf ich Appetit hatte. Inklusive Erdbeeren, Südfrüchte, Chili etc. Das äußerste an Wundheit ist mal eine leichte Rötung. Dann kommt ein bisschen Stadelmann-Gesichtscreme drauf und beim nächsten Wickeln ist alles wieder gut.

Welche Standardsituationen probierst Du aus?
nach dem Aufwachen – Inzwischen immer. Das klappt auch mit Abstand am zuverlässigsten.
beim Stillen – Hab ich ganz am Anfang probiert, aber auf Anraten der Hebamme gleich wieder gelassen. Er musste dabei den Kopf so verdrehen, um mit dem Po im Töpfchen an die Brust zu kommen. Da war es mir dann wichtiger, dass er in Ruhe essen kann, als dass er gleichzeitig in den Topf machen kann.
nach dem Stillen – Praktisch immer. Klappt oft. Die größte Herausforderung dabei: den richtigen Zeitabstand zum Stillen zu erwischen.
nach dem Spielen
– Momentan vor allem noch BEIM Spielen. Ansonsten ginge es mit Sicherheit in die Hose.
Andere: Bevor wir das Haus verlassen. Klappt häufiger als ich erwartet hatte. Und ansonsten: Timing. Klappt mal perfekt und mal gar nicht.

Wann klappt es am besten?
Nachts. Ab den späteren Abendstunden bis in den Vormittag hinein gelingt es uns mittlerweile an fünf von sieben Tagen, ihn 10-14 Stunden am Stück trocken zu halten oder höchstens ein einzelnes nächtliches Mini-Pipi zu verpassen.  Und eben direkt nach dem Schlafen auch tagsüber.

Wie viele Minuten (circa) hast du Zeit, um dein Kind abzuhalten (wenn es z.B. gerade aufgewacht ist oder wenn es Zeichen gibt)?
Sehr unterschiedlich. Wenn er Zeichen gibt, haben wir schon bis zu 10 Minuten Zeit gehabt. Aber derzeit gibt er nur selten Zeichen. Nach dem Aufwachen hatten wir schon bis zu 3 Minuten Zeit. Aber in der Regel sehen wir zu, dass wir ihn beim Erwachen direkt schnappen und zum Wickeltisch tragen.

Was benutzt ihr als Töpfchen, wenn ihr eines benutzt?
Anfangs hatten wir eine hohe Rührschüssel. Das hat sich gar nicht bewährt. (Ich dachte, das sei dem Asia-Töpfchen am ähnlichsten, ist aber zu wackelig.) Dann hatten wir eine flache Plasteschüssel (ca. 7 cm hoch, Durchmesser ca. 20 cm) für einen Euro von Kaufland, die hat sich sehr bewährt. Seit er da rausgewachsen ist, nehmen wir ein ganz gewöhnliches Töpfchen. Allerdings benutzen wir es verkehrt herum: die höhere Rückenlehne verhindert, dass das Gespritze in alle Richtungen geht. Wenn er bald selbst sitzen kann, werden wir es dann richtig herum benutzen. Außer Haus nehmen wir in der Regel das Waschbecken. (Selbst bei längeren Wegen zwischen Auszieh-Platz und Waschbecken hatten wir da auch noch nie einen Unfall.)

Wie schätzt Du die Arbeitsbelastung ein?
Im Vergleich mit konventionellem Wickeln ist es sicher mehr Arbeit. Aber wir haben ihn ja von Anfang an deutlich häufiger als üblich gewickelt. Von daher ist für uns die Arbeitsbelastung deutlich geringer als vor Beginn des Abhaltens. Ich wasche inzwischen nur noch alle paar Tage Windeln (anfangs war es fast täglich). Seit ein paar Wochen geht außerdem praktisch jedes große Geschäft ins Töpfchen. Und das ist die eigentliche Arbeitsentlastung. – Keine Kackewindeln mehr, kein kackeverschmiertes Kind mehr, keine kackeverschmierten Klamotten mehr. Einfach kurz Po abwischen, Töpfchen ausleeren und fertig. Und ein anderer Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist: wenn er quengelt oder meckert, dann weiß ich fast immer, was der Grund ist. Wenn ich all sein Ich-muss-mal-Quengeln ohne das Wissen um windelfrei hätte, dann würde ich vermutlich ganz schön viele Nerven lassen. – So oft am Tag ein anscheinend grundlos unleidliches Kind. Da finde ich mehrmals stündlich Wickeln und am Wickeltisch mit meinem Baby schäkern und rumalbern die entspanntere Variante. 

Hat sich in deiner Kindes-Wahrnehmung etwas verändert, seid ihr Windelfrei macht und was?
Ja. Ich nehme ihn als viel selbständiger und „erwachsener“ wahr, als ich das jemals einem Baby zugetraut hätte. Und ich genieße es sehr, dass wir einander oft so gut verstehen. Sein glückliches Lächeln, wenn ich verstanden hab, dass er mal aufs Klo muss und er sich erleichtern konnte, das ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Neuerdings zieht er in solchen Situationen beim Anziehen auf dem Wickeltisch mein Gesicht zu sich runter und gibt mir Küsschen auf beide Wangen. – Da quillt mein Mutterherz über vor Rührung. 

Hast Du einen heißen Tipp für Windelfrei-Mütter in der gleichen Situation?
Bei uns hat es sich nachts bewährt, abwechselnd für den Kleinen zuständig zu sein. Meistens kümmert sich mein Mann im ersten Teil der Nacht und ich mich im zweiten Teil. So haben wir beide eine Phase, in der wir entspannt schlafen können und weder aufs Kind achten noch aufstehen müssen. Mein Mann reicht ihn mir nach dem Abhalten zum Stillen an die Brust. Und umgekehrt gibt er dem Baby seinen kleinen Finger zum nuckeln, wenn ich nach dem Abhalten selbst noch kurz auf Toilette muss, bevor ich ihn wieder stillen kann. Aber das geht beides auch im Halbschlaf. So können wir beide deutlich erholsamer schlafen, als wir anfangs dachten (und weshalb wir nächtliches Abhalten anfangs für zu strapaziös gehalten hatten).

Dankeschön!

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