Forscher: Das Schreien eines Babys "tut weh" – Mutter und Kind

Kennt ihr die Wahrnehmung, dass es richtig weh tut, wenn ein Baby schreit? Und dass es so klingt, als würde auch dem Baby etwas weh tun? Bei meinem Recherchen zu Liebeskummer habe ich heute etwas Interessantes gefunden: Es gibt Hinweise darauf, dass im Gehirn ähnliche Prozesse ablaufen, wenn wir jemanden vermissen oder uns verlassen fühlen wie wenn wir tatsächlich körperlichen Schmerz fühlen.

Wenn ein Baby schreit, wird bei Müttern der „Cortex cingularis anterior“ aktiviert, das ist eine Region im Hirn, die soziale Vorgänge bewertet und sich immer dann meldet, wenn etwas „falsch läuft“. Oder wenn der Körper Schmerz fühlt. Naomi Eisenberger zieht in diesem Artikel von 2003 für Science den Schluss:

This study suggests that social pain is analogous in its neurocognitive function to physical pain, alerting us when we have sustained injury to our social connections, allowing restorative measures to be taken.“.

Der Schmerz, wenn wir jemanden verlieren oder vermissen, löst ähnliche Prozesse im Gehirn aus wie physisch empfundener Schmerz. Das Ziel: Wir sollen unsere sozialen Verbindungen wieder „heilen“ – im Falle von Mutter und Kind die lebensnotwendige Nähe wieder herstellen.

Ein paar Jahre und einige Studien später (2009) schreibt Eisenberger in dem Artikel „Pains and Pleasures of social Life“ für „Science“: „Trennungsschmerz stellt für Betreuer und Baby sicher, dass die soziale Verbindung wieder hergestellt wird und sichert so das Überleben der Nachkommen.“

Mein Schluß daraus: Es ist also nicht – wie oft behauptet – böswillige Manipulation, dass unsere Babys nach uns weinen, wenn sie uns nicht sehen oder spüren können. Es aktiviert in ihren kleinen Gehirnen tatsächlich ein evolutionär sinnvolles, uraltes System, das dafür sorgen soll, dass wir wieder zu ihnen gehen und auch sie die Nähe suchen, wenn sie alleine gelassen werden. Und es ist völlig normal, dass eine Mutter auf das Weinen ihres Babys reagiert, „als wäre sie von der Tarantel gestochen“ – denn in ihrem Gehirn laufen sehr ähnliche Dinge ab, als hätte die Tarantel genau das getan.

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