Sind Windelfrei-Mütter besonders perfektionistisch? Sind wir es alle? Perfekte Mamas – überforderte Väter? Überperfekte Mamas – genervte Väter?
Seien wir mal ehrlich: Wir halten nach Ingrid Bauer ab, wir tragen nach Jean Liedloff, wir kommunizieren nach Emmi Pikler („Ich SEHE, du hast einen BALL“), wir streiten nach Jesper Juul und Gordon, wir ernähren unsere Kinder anthroposophisch („weißer Zucker? NUR über meine Leiche!!“), wir behandeln sie homöopathisch, wir heilen sie osteopathisch und im Zweifelsfall auch mal kinesiologisch.
Und dann kommt Papi und bietet dem 11 Monate alten Sprößling eine Bratwurst mit Senf an, weil doch die Kinderärztin gesagt hat, der könne jetzt alles mitessen. Aaaargh! Da kann man als Perfekt-Mama doch nur explodieren…oder?
Hier sind zwei so perfekte Mamas. Nennen wir sie Petra Perfekt und Nina Super-Nanny und halten wir fest, dass Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig, aber voll beabsichtigt sind.
DIALOG
Petra hat sich gerade zehn Minuten lang über eine Bratwurst-Episode ausgelassen und ist höchst empört, kurz vor der Scheidung und überhaupt total frustriert, dass ihr Gatte weder Jesper Juul lesen noch sonstwie mit Frau Perfekt kooperieren möchte. Nina Nanny hat ihr aufmerksam zugehört.
Nina: Sag mal, Petra…vielleicht sind wir einfach zu perfekt.
Petra: Wie meinst’n das jetzt? Was soll denn das heißen? Wieso zu perfekt? Jetzt hör aber mal auf! Ich kann doch nicht einfach alles durchgehen lassen? Ich muss es ihm doch sagen dürfen? Es gibt tausend Statistiken, die belegen, dass….
Nina: Sei doch mal ehrlich: Du kriegst doch die Krise, wenn er dem Kind eine Bratwurst anbietet.
Petra: Absolut! Und das auch zurecht! Findest Du das etwa gut? Kein Mensch weiß, was in dem Zeug drin ist!
Nina: Klar, das stimmt. Aber das ist ja nicht das Einzige…meistens können sie es uns ja überhaupt nicht recht machen… wenn es zum Beispiel bei ihm schreit, dann weil er einfach alles falsch macht, weil er es einfach nicht drauf hat, oder? Wenn es hingegen bei Dir schreit, dann natürlich nur weil irgendetwas richtig schlimm ist, richtig?
Petra: Hm…ja?
Nina: Meinst du nicht, dass das für die Männer ganz schön anstrengend ist?
Petra: Aber für uns ist es das doch auch! Ständig muss ich auf alles aufpassen. Er könnte wenigstens mal seine Nase in ein einziges Buch stecken!
Nina: Naja, aber sieh es mal andersherum: Ständig nörgeln wir an ihnen
herum, sie können nichts richtig machen, immer haben wir noch eine weitere
Anmerkung…
Petra: Oh je, ja, wenn ich ihm nicht ALLES erkläre oder nochmal nachfrage,
klappt gar nichts…das ist der absolute Horror!
Nina: Aber genau das ist es doch. Wir kommunizieren total konstruktiv und
förderlich mit den Kindern:
„Toll gemacht, ja, guter Versuch, du schaffst das, ich helfe dir, es selbst
zu tun…“
Aber mit unseren Männern? „Wann hast Du sie zum letzten Mal gewickelt?
Vergiß nicht die Creme, die Schuhe, die Mütze, mach dem Kind die Jacke zu,
nein, das Tragetuch wird anders gebunden, nein, nicht diese Banane, die ist
nicht Bio, nein, nicht auf den Boden setzen, der ist zu kalt…“
Petra: Aber, aber, aber… sie ringt nach Luft
Nina: Vielleicht sollten wir uns einen Tick weniger mit unseren Kindern und einen Tick mehr mit unseren Männern beschäftigen, sie auch mal fragen, wie es ihnen eigentlich geht …?
Petra: *platzt*…
QED 😉
Super Episode, wie sie das Leben schrieb. Aber nicht nur mit ihren Männern, auch um sich selbst und ihren Bedürfnissen könnten sich so manche Super- Mütter mehr kümmern. Ich glaube viele glauben nur noch ihr Kind zu spüren und vergessen völlig, dass auch sie selbst Bedürfnisse haben.
Ja, es hilft, nicht nur Vertrauen in unsere Kinder und in uns selbst, sondern auch in unsere Männer (und Mütter) zu haben und darauf, dass ALLE Beteiligten immer ihr in der jeweiligen Situation Bestes tun.
(Außerdem wird ein kompetentes Kind, das elf Monate darin unterstützt wurde, seinen Instinkten zu vertrauen und selbst zu entscheiden, die Bratwurst sicher ablehnen, wenn sie nicht gut für es ist 🙂