#Antibewerbung – Stellt uns ein!

Christine Finke von Mama-arbeitet.de hatte gemeinsam mit Sarah Wies von „mutterseelenalleinerziehend“ eine großartige Idee: Eine kolossal ehrliche Bewerbung – die Antibewerbung! Los geht’s – wer sich zutraut, uns einzustellen, trete vor!
Büro

Bewerbungsanschreiben

Sehr geehrte Damen und Herren in der Personalabteilung,

auch hier: Sie wollen keine Alleinerziehenden? Großartig, dann können wir uns beiden alles weitere ersparen. Aber falls Sie darüber nachgedacht haben, Christine Finke einzustellen – denken Sie nochmal nach und nehmen Sie mich! Ich hab nämlich nur 2 Kinder und damit stehen mir zu meinen 30 Urlaubstagen nur 40 Tage Sonderurlaub wegen kranker Kinder zu 😉 (was ich sehr bedauere, drei Kinder ist eine tolle Zahl!).

Ich war noch nicht fest angestellt seit ich Kinder habe, und bin darüber nur mäßig traurig, weil nach meiner Ansicht ein 6 oder 8-Stunden Arbeitstag nur schwer mit artgerechtem Leben zu vereinbaren ist. Was nicht heißt, dass ich nicht 6,8 oder gar 12 Stunden innerhalb von 24 Stunden arbeite. Ich hab nur immer zwischendurch auch Zeit für die Kinder, was in ihrem Büro wahrscheinlich eher nicht gehen wird? Da nehmen Sie vielleicht doch lieber Christine – ich würde sicher keinen geraden Satz zu Papier bringen, wenn eines meiner Kinder gerade operiert wird. Ich habe auch schon Camps verlassen, wenn eines meiner Kinder krank war und würde das wieder tun.

Urlaub ist für meine kleine Familie überlebenswichtig, aber praktischerweise hat der Vater ja die Kinder die Hälfte der Ferien, in der Zeit kann ich dann 16 Stunden am Tag arbeiten. Denke ich. Oft bin ich dann aber so erschöpft, dass ich erstmal 4 Tage schlafen muss – das sollten Sie also einberechnen. Wenn Sie also flexibles Rund-um-die-Uhr-Homeoffice mit erschöpfungsbedingt spontanen Erholungsphasen anbieten können, bin ich sofort dabei!

Ich bin gerne international unterwegs, halte Vorträge und Seminare für mein Leben gern und hatte bisher immer begeistertes, amüsiertes, seliges Publikum. Die Kinder sind das gewöhnt und kommen sogar manchmal mit. Aber solange ich für jeden ein Air-Berlin-Schokoherz mitbringe und Oma für sie da ist, darf ich auch gerne um die halbe Welt fliegen um Windelfrei oder Social Media zu erklären. Allerdings nicht länger als zwei Tage lang – dann kriegen wir alle Heimweh.

Auch ich arbeite wie eine Löwin für meine Projekte und glaube an das, was ich tue – kennen Sie das noch? Diese Leidenschaft, wenn es einen schon morgens an den Rechner zieht, obwohl das erste Kind noch nicht sein Müsli aufgegessen hat? Gleichzeitig weiß ich, dass zu einem artgerechten Leben eben auch ein Privatleben und Soziales gehört und insofern kann ich mich als willigen Arbeitsesel nur bedingt empfehlen.

Deswegen geht es mir wie Christine – wenn Sie mich einladen, falle ich vor Erstaunen tot um. Aber wer weiß – familienfreundliche Unternehmen sind ja auf dem Vormarsch! Rufen Sie mich an! Aber bitte entweder vormittags oder nach 20:30 – sonst kann es locker sein, dass eins der Kinder ans Telefon geht.

Mit freundlichem Gruß
Windelfrei-Bloggerin
Nicola Schmidt

Kurzlebenslauf

Geboren: weit nach 1970 – also noch richtig jung ;)!
Geburtsort: Nicht hier und selbst dort nicht aufgewachsen
Familienstand: happy work in progress
Kinder: zwei, hinreißend!, eins schon weitgehend wartungsfrei, das andere noch ein wenig arbeitsintensiv
Familiäre Unterstützung: ein ganzes, artgerechtes Dorf und ich bin dankbar und glücklich darüber
Staatsangehörigkeit: Planet Erde (der blaue! und der einzige mit Schokolade!)

Beruflicher Werdegang:
Auch das falsche studiert, nämlich Politikwissenschaft, jeder weiß, dass man damit nur Taxifahrer werden kann. Ich wollte damit Diplomatin werden, stellte schon im Grundstudium fest, dass ich viel zu undiplomatisch für so einen Job bin und wurde Journalistin. Im Express-Gang studiert, sauberes Diplom mit 1 vor dem Komma, dann sofort in die Wirtschaft abgedriftet und als hoch bezahlte Computerredakteurin die erste E-Commerce-Blase beim Platzen begleitet. Es sehr bald als langweilig empfunden und nebenberuflich erst Spanisch gelernt, dann eine Schauspielausbildung absolviert. Kurze Karriere als Poetry-Slammerin und Web-TV-Moderatorin, durchs erste Kind aus dem Loop geflogen und das Bloggen angefangen. Seitdem: Bloggerin, Buchautorin, Social-Media-Trainerin.

Ausbildung und Qualifikation:
Ich hab einen Haufen Zeugnisse, die erzählen, wie gerne alle mit mir gearbeitet haben, weil ich schnell, zuverlässig und unfassbar gut gelaunt bin – allerdings ist das letzte Zeugnis einige Jahre alt, weil einem als Blogger keiner mehr Zeugnisse ausstellt.

Weiterbildung – immer! Ich schrecke vor nix zurück. Hab schon mit Stipendium in Unis gesessen und Wissenschaftsjournalismus online gepaukt, aber auch mit Schlafsack und Taschenmesser einen Monat im Wald verbracht und dort mehr gelernt als ich jemals erzählen könnte.

Interessen und Fähigkeiten: Ich kann unmögliche Deadlines einhalten, zwischen meinen Vorträgen mal eben innerhalb von 10 Wochen ein ganzes Buch schreiben und mich in Nullkommanix in jedes Thema einarbeiten. Dafür verstehe ich nicht, warum Leute Kraft und Zeit in Hierarchien verschwenden. Und ich kapiere nicht, warum nicht jeder in 4 Arbeitsstunden das Pensum von 8 Stunden schaffen kann – ich kenne lauter Mütter, die so arbeiten.

Hobbys: Neben meinem Brotjob als Autorin (den ich sehr liebe) versuche ich, mich an der Rettung des Planeten zu beteiligen, indem ich Eltern erzähle, dass es auch mit weniger Müll und mehr Zeit geht (www.artgerecht-projekt.de).

Anlagen: Nur ein Foto von meiner einer – Kinderfotos gehören meiner Meinung nach nicht ins Internet – sowie Kontoauszüge (oh mein GOTT, hey, Christine, wir können uns die Hand geben ;)) und meinen Rentenauszug der BfA, auch hier zum Gruseln.

Ein Gedanke zu „#Antibewerbung – Stellt uns ein!

  1. Wenn ich das so lese, bekomme ich direkt Lust auch eine Antibewerbung zu schreiben. Einfach nur so. Aus Spaß. *grins*

    Übrigens: Als männlicher Personalchef, der bestenfalls ein bis zwei Kinder hat – um die sich immer seine Frau gekümmert hat, damit er „den Rücken frei hat“ – würde ich dich nicht einstellen. Die Unberechenbarkeit mit kranken Kindern und so… Ach nee, lass mal: Dann lieber ’nen Mann. Der arbeitet zuverlässiger und regelmäßiger.

    Sorry. Klingt hart. Ist es auch. Ich hasse es selbst. Aber: Ich bin auch so eine Mutter, die für ihr Kind da sein will. Als Mutter finde ich deine Bewerbung klasse, kann mich reinfinden und wiedererkennen. Aber damit kriegt man eben heutzutage auch keinen Job. 😉

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