Das RTL-Format „SuperNanny“ ist laut Medienberichten eingestellt. Angeblich hat Erziehungscoach Katharina Saalfrank genug davon, dass ihr erzieherischen Inhalte „massiv in den Hintergrund“ gedrängt wurden (zitiert nach Spiegel Online). Sie „wirft hin“, heißt es auf Stern.de.
Das Format lief seit 2004 und mehrfach kritisierten Pädagogen und der Kinderschutzbund die entwürdigende Art der Darstellung von Kindern. Dennoch erhielt Saalfrank 2007 den Deutschen Fernsehpreis als „Bester TV-Coach“. 2010 verhängte die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) ein Bußgeld in Höhe von 30.000 Euro wegen Verletzung der Menschenwürde – ein Kind war vor laufender Kamera geschlagen worden, ohne dass jemand eingegriffen hätte.
Einen ausführlichen Überblick über vielfältige Kritik an der Sendung gibt es im Wikipedia-Artikel dazu.
Aber wie auch immer es war – jetzt isses offenbar vorbei. Ich hab die Sendung ehrlich gesagt nie gesehen. Einer von euch?
Ja, ich habs mehrfach gesehen. Mittlerweile ist leider soviel geskripted, aber früher haben wir viele Sendungen oft gesehen, wurden auch im Studium dazu angeregt, quasi als „Milieustudie“ ;), da das häufig die Leute sind, die wir dann in der Praxis sitzen haben.
Ich muss sagen, dass ich schon finde, dass sie an einigen Punkten über die Strenge geschlagen hat bzw. einige Konzepte fragwürdig waren. Allerdings finde ich auch, dass wir es hier mit extrem krassen Familien zu tun haben, für die eigentlich alles, was anders ist als das, was sie bisher machen, eine Verbesserung darstellt. (Ich beziehe mich hier immer auf die Folgen, in denen noch nicht der Kameramann gesagt hat, dass sie nochmal das Kind hauen sollen, damit es besser wirkt etc.) Der stille Stuhl usw. ist indiskutabel, das ist klar, aber bspw. die Belohnungssysteme mit Sonnen und Kram, das würde ich nie machen, aber vielleicht hat es den Familien dort geholfen, mehr Struktur zu bringen, so dass am Ende alle weniger schreien und brüllen. Einfach die Stimmung verbessern, auch wenn dafür an anderer Stelle gewisse Opfer gebracht werden mussten. V.a. in der Anfangszeit hatte ich schon den Eindruck, dass es den Familien geholfen hat. Und ich finde auch, dass sie damit Recht hat, dass die Sendung die Hemmschwelle in der Bevölkerung gesunken hat, sich Hilfe bei Beratungsstellen etc. zu suchen. Sicherlich nicht NUR die Sendung, aber in gewissen Anteilen schon. Mittlerweile verkam es jedoch wirklich zu einer reinen Farce, so dass ich froh bin, dass damit Schluss ist. Das betrifft aber nicht nur diese Sendung, sondern Privatfernsehen im Allgemeinen.
Noch was: Sicherlich ist auf das zur Schau stellen der Kinder in Frage zu stellen, allerdings finde ich, dass die Eltern sich selbst viel mehr zur Schau gestellt haben. Die Kinder waren doch am Ende nur zu bemitleide, über die Eltern schüttelte jeder den Kopf.
@Artsyfartsy war das so? Hat die Sendung Mitleid für die Kinder erregt? Oder hat sie den Leuten gezeigt, dass ja auch andere ihre Kinder schlecht behandeln und dann die Hemmschwelle, es genauso zu machen gesunken ist? Ging es nicht eher darum, aus der Reihe tanzende Kinder wieder zurecht zu biegen anstatt aus „schlechten“ Eltern bessere zu machen? Denn dann hätte es ja „Supperfamilientherapeutin“ geheißen und nicht „Supernanny“.
Ich frage ernsthaft, denn ich kenne die Sendung nicht, ich würde mir so etwas niemals ansehen. Davon abgesehen haben wir seit über 4 Jahren keinen Fernseher mehr und darüber bin ich sehr froh.
Ich weiß nicht, in welchen „Schichten“ das wer wie gesehen hat, aber alle die ich gesprochen habe, hatten Mitleid mit den Kindern und fanden es schrecklich, wie manche Leute ihre Kinder behandeln. Und es ging immer um Elternarbeit, das ist schon sehr deutlich rausgekommen. Sie hat eigentlich wenig mit den Kindern gemacht, vorrangig mit den Eltern, die dann auf bestimmte Art und Weisen ihr Verhalten ändern sollten. Das Problem was ich sehe ist natürlich, dass es bei diesen Familien an allen Stellen fehlte, die hätten eigentlich eine langfristige intensive Therapie gebraucht oder Familienberatung, aber oft haben sie wenigstens gute Anregungen erhalten. Bei den meisten wurde berichtet, dass z.B. häusliche Gewalt aufhörten und die Stimmung allgemein besser war. Wie gesagt, alles früher ;). Die letzten 2 Jahre wohl nicht mehr, seitdem RTL so eingreift.
Ich denke, dass Katharina Saalfrank eine kompetente Pädagogin ist, die in dieser Sendung bzw. von RTL ausgenutzt wurde.
Meiner Meinung nach sind alle Sendungen von RTL und RTL 2 zu sehr auf die lästerfreudigen Leute ausgerichtet, die diese ansehen. Man möchte keinen normalen Haushalt zeigen, sondern nur Extremsituationen, um die Inhalte interessanter zu gestalten. Damit werden alle Beteiligten mehr zu Schauspielern gemacht, als eine seriöse Serie zu produzieren.