Montags-Mantra: „Motz mich an!“

2015-11-12 16.39.34Eine Mutter- und Tochter-Geschichte. Sie geht so: Die wunderbarsten Mütter erzählen mir, dass ihre Kinder sie anmotzen. Und zwar nur sie. Zu allen anderen sind diese Kinder zuckersüß, aber Mama kriegt das „Och nöööö“ oder „Ey, Maaaaaannn“ zu hören – und zwar in einem Ton, den keine dieser Mütter je ihren Kindern gegenüber anschlagen würde.

(Väter reagieren auf diese Geschichten übrigens oft damit, sich zu brüsten, dass die Kinder sich das ihnen gegenüber nie herausnehmen würden und die Mutter sich eben mehr durchsetzen/konsequenter sein/ freundlicher sprechen/ weniger meckern/ mehr joggen – you name it – müssten.)

Ich sage schon länger, dass das  Motzen der Kinder gegenüber Mama nichts mit schlechter Erziehung zu tun hat. Sondern mit Vertrauen (Sieh: „Sei froh, wenn das Kind schreit“). Was nicht heißt, dass wir uns umkommentiert anmotzen lassen, aber ich finde es wichtig zu wissen, dass wir keinen „Fehler“ gemacht haben.

Jetzt hat mein eigenes Kind das Phänomen besser erklärt, als ich es je könnte und ich werde es daher zu meinem neuen Mantra machen.

Situation: Wir kommen von draußen, kurz vor dem Abendessen. Die Kinder eumeln herum und es ist klar: Ohne freundlichen Hinweis passiert hier nix. Ich: „Würdest Du dir bitte schonmal die Hände waschen gehen, ich decke solange den Tisch.“ Sie: „Oh Mann Mama, du NERVST!“

Ich war spontan sauer. RICHTIG sauer. Nachdem ich mich – auf einem Gang ums Haus – beruhigt hatte, berief ich eine Familienkonferenz ein. Ich fragte: „Kannst du sagen, warum du so geantwortet hast?“ Und was mich brennend interessierte: „Bist du eigentlich zu anderen auch so?“
Und das wunderbare Kind sagte: „Nein, zu anderen bin ich nie so! Bei denen traue ich mich das nicht, die meckern so dolle! Das traue ich mich nur bei Dir…“ „Und warum musst du überhaupt so unfreundlich sein?“ „Manchmal ist mir einfach danach. Und wo soll ich das denn sonst machen, wenn mir danach ist? Das geht doch nur bei Mama!“

Peng. Das saß. Klar. Das geht nur bei mir. Bei mir ist sie ja sicher. Und was raus muss, muss raus. Wir haben dann gemeinsam beschlossen – mit Hilfe des großen Bruders – dass wir immer dann, wenn sie in „Motz-Stimmung“ ist, ein Spiel daraus machen und sie 10 Minuten alle anmotzen darf (da ich sowas oft vergesse, wird mich der Große dran erinnern).

Ich habe also ein neues Mantra: „Motz mich an!“  Ich habe ihr dann dennoch erklärt, dass mich das manchmal auch verletzt und dass ich nicht immer in der Lage bin, cool zu reagieren.  Wir haben daher ein Zeichen vereinbart, wenn ich es gerade nicht abkann: „Stop.“ Dann weiß sie, dass ich gerade nicht in Prellbock-Stimmung bin.

Bin gespannt, wie das klappt – aber schon jetzt dankbar für diese neue Erkenntnis durch meine wunderbaren, vertrauensvollen, im Grunde ihres Herzens nämlich sehr freundlichen Kinder 🙂 <3.