Gestern gab es einen Kommentar auf meinen Blogeintrag „Windelfrei goes MAINSTREAM“ mit der Frage, warum es ist toll ist, dass Windelfrei nun in den Medien thematisiert wird.
Hier kommt meine Antwort:
Windelfrei – das Eingehen auf das Ausscheidungsbedürfnis und das Abhalten der Babys im ersten Lebensjahr – ist eigentlich normal, aber leider in unserer Gesellschaft nicht die Norm. Windelfrei soll keine Randerscheinung bleiben. Jede Familie soll wissen, dass es die Alternative Windelfrei zum Vollzeitwickeln mit Wegwerf- oder Stoffwindel bis ins späte Kleinkindalter gibt.
Wir vom Team „Babys ohne Windeln“ arbeiten im Hintergrund hart daran, dass Windelfrei auf der einen Seiten bekannter und auf der anderen Seite mit wissenschaftlichen Fakten untermauert wird. Denn schließlich ist Windelfrei kein Hokuspokus das wissen selbstverständlich alle Windelfrei-Familien. Aber es gibt die allgemein bekannten medizinisches „Ammenmärchen“, die sich hartnäckig halten, wobei es mittlerweile genügend Untersuchungen auf diesem Gebiet gibt. Es stimmt einfach nicht, dass man auf die verbalen und motorischen Anzeichen des Kindes (Kind sagt an, dass es keine Windel mehr will und kann selbstständig zum Badezimmer/Töpfchen gehen) warten muss, bis man auf das Sauberkeitsbedürfnis der Kinder eingehen darf. Ebenfalls falsch ist das so oft hervorgebrachte Wissen über die Physiologie und Entwicklung der Blasen- und Darmsteuerung. Angeblich wäre das Nervensystem erst um den zweiten Geburtstag herum reif, um die Blase und Darm vernünftig anzusteuern, so dass die Sauberkeitserziehung einen Sinn macht. Das ist veraltet und nicht wissenschaftlich belegt.
Um nicht noch weiter an dieser Stelle auszuufern: Neugeborene merken, wenn es im Bauch „drückt“ und sie mal „müssen“. Das Nicht-Beachten der Signale der Kleinsten und die Verwendung insbesondere von Wegwerfwindeln trainiert ihnen die Toilette am Po zu tragen an. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Information gehört in das Mainstream-Wissen. Genauso wie die Sachkenntnis, dass die achtsame Begleitung der Sauberkeitsentwicklung vor dem ersten Geburtstag keine psychischen oder physischen Schäden hervorruft.
Leider können wir die Journalisten aktuell noch so gut mit Studien füttern, wenn die Redaktion auf Sensation aus ist und unsere Thematik nur 2-3 Minuten Sendezeit bekommt siehe RTL. Doch eine große Breite an Eltern schaut diese Sendungen. Und von diesen Eltern haben bestimmt zu über 90 % noch nie etwas von Windelfrei gehört, so dass es für uns schon ein kleiner Erfolg ist, wenn von 100 RTL-Zuschauern eine(r) anfängt nachzugoogeln, was Windelfrei genau ist und es auch noch ausprobiert. Dann hat sich auch ein überhaupt nicht perfekter Windelfrei-Beitrag in den Mainstream-Medien schon gelohnt.
Ich hatte heute ein Gespräch mit einer Hebamme, die mir berichtete, dass eine ihrer Mütter, die sie besucht, im Fernsehen etwas zu Windelfrei gesehen hätte. Sie wurde aber davon nicht nachdenklich gestimmt. Im Gegeteil, sie war wohl äußerst empört darüber, wie man sowas mit den Babys machen kann. Gott sei Dank hatte meine Hebi damals bei uns gesehen, wie es funktioniert und konnte ihr das entsprechend berichten. Ich glaube, das gesamte Weltbild dieser Mutter ist nun erschüttert. Fernsehen/Medien allein können das nicht unbedingt erreichen.