Immer wieder hört man: Windelfrei sei ja viiiiel zu anstrengend. Attachment Parenting sowieso – Stillen, Tragen, Familienbett, Windelfrei, alles zuviel Arbeit. Ist das so?
Meine These: Nein, ist es nicht. Wie Monique das in ihrem Blog so schön formuliert hat: Was Du heute kannst besorgen (Nähe geben, stärken, Körperbewusstsein stärken, da sein), das verschiebe nicht auf… den dritten Geburtstag. Oder später.
Was meint ihr?
Ich habe mir die Frage gar nicht gestellt. Aber auch schon Leute getroffen, die z.B. nicht gestillt haben, weil es zu anstrengend sei. Oder nicht getragen u.s.w.Aber will nicht jeder das Beste für sein Kind? Wenn es besser ist, finde ich, sollte man gar nicht weiter überlegen!
Windelfrei funktioniert; warum macht man es dann nicht einfach?
Mir ist auch egal ob es nun anstrengender ist oder nicht. Ich mache einfach was meinem Kind und uns gut tut und was es braucht.
Was mich momentan ein bisschen nervt ist dass überall ein riesen Hype um Attachment parenting gemacht wird, als würden sie das Rad neu erfinden. Dabei ist es ja nur natürlich ,man folgt einfach seinem Bauchgefühl – und das Ganze hat jetzt einen Namen.
Ich finds eigentlich traurig, dass man die meisten Eltern erst darauf stoßen muss und der Großteil sagt dann „nee, das ist nichts für mich“. So auch gerade gelesen in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Eltern“. Riesen Aufmachung auf der Titelseite… aber immerhin haben die da Herbert Renz-Polster zu Rate gezogen. Wenigstens etwas.
In Gesprächen mit anderen Eltern versuche ich schon meist, das Thema zu vermeiden. Oft werden wir belächelt oder die Leute reagieren abwertend, aber da stehen wir drüber ;o) Ich finds schön so .
Sehr schön! Ist was für werdende Papas, find ich! Die gehen häufiger analytisch vor (ist jetzt ein Vorurteil, das ich zumindest in meinem Bekanntenkreis bestätigt finde;)
Ich glaube, was viele Eltern zum „Standardprogramm“ bringt, ist
1. alle machen es so, folglich ist es richtig und wenn auch nicht, so werde ich das unverständnis meiner Freunde und Bekannten auf mich ziehen- wer will das, wer hält dem stand?
2. ganz großer Punkt ist die Angst, etwas unwiederbringlich falsch zu machen, zu verwöhnen und einen Tyrannen zu bekommen, der elterliche Bedürfnisse völlig untergräbt
3. 3 bis 4 Jahre sind eine lange Perspektive, ich habe mich erst mit dem 3. Kind entspannen können und mit dem Rückblick Zeit anders bewertet, es fällt eltern auch unterschiedlich schwer auf lieb gewordenes (abendliches fernsehen, ausgehen, durchschlafen…) zu verzichten) erst wenn eigene grundbedürfnisse befriedigt sind, habe ich die meines kindes im blick. das habe ich immer wieder in der arbeit mit müttern und babies erfahren dürfen. und auch, was wertschätzung, eingebundensein und unterstützung der mütter bewirken kann. darum finde ich es so viel wichtiger, die frage nach den bedürfnissen der eltern zu stellen…das war jetzt viel und durcheinander, ich hatte gerade einen lauf 😉 edda
Ich persönlich finde ja alles außer das (Vollzeit)windelfrei beim AP viel leichter als konventionell… Aber es hat mir ja keiner gesagt, dass ich das machen muss, also ist es auch in Ordnung so!
Ich sehe das ein bißchen anders. Meine AP-Kurve würde grundsätzlich unter der konventionellen liegen, denn: Stillen ist weniger Arbeit als Fläschchen machen, tragen ist weniger Arbeit als ständig nach einem schreienden bzw. meckernden Kind zu schauen und windelfrei ist auch nicht mehr Arbeit als zu wickeln.
Hinzu kommt, daß Kinder, auf deren Bedürfnisse am Anfang zuverlässig eingegangen wird, meiner Erfahrung nach schneller selbständig (und damit „weniger wartungsintensiv“ ;o)) werden als konventionell „aufgezogene“.
Wie gesagt: meine persönliche Erfahrung. Andere Eltern mögen andere Erfahrungen gemacht haben.
LG
Tanja
Klingt sehr logisch alles, aber ich finde, dass in der Überlegung ein Fehler ist: Ein Baby, das gestillt, getragen oder familiengebettet wird, ist viel pflegeleichter und damit auch ab Geburt viel weniger energieintensiv. Ich finde, dass es viel anstrengender ist, wenn ich nachts ein Fläschchen anrühren muss statt zu stillen, es ist anstrengender aufzustehen und zum Babybett zu gehen, als das Kind gleich im eigenen Bett zu haben und Kinder schreien viel weniger, wenn sie häufig getragen werden – somit habe ich mit dem Kinderwagen viel eher Stress, wenn das Kind mal weint und ich es tragen muss und gleichzeitig den leeren Wagen schieben soll. Meine Kurve sähe ganz anders aus: Bei AP (ich mag ja den Begriff gar nicht, weil ich mich nicht in eine Konzeptschublade pressen lassen möchte) wäre bei mir eine waagerechte Linie im unteren Bereich (der Energieaufwand ist also immer recht niedrig), beim heutzutage gängigen Elternverhalten eine waagerechte Linie im oberen Bereich (der Energieaufwand ist also immer hoch). So sehe ich das.
Ich schließe mich MrsJorden an. Seit ein paar Tagen isst unser Kleiner und was es da plötzlich an Logistik zu organisieren gibt, wenn man das Haus verlässt, finde ich alles andere als einfach. Stillen ist da deutlich bequemer. Flasche hätte ich als logistische Zumutung empfunden. Analog die Benutzung eines Kinderwagens statt eines Tragetuchs. Auch damit wäre ich ziemlich überfordert und grusele mich jetzt schon vor der Übergangszeit, wenn er zwar laufen kann, aber zur Unterstützung noch nen Buggy etc braucht. Ich hoffe sehr, dass ich es möglichst lange hinkriege, ihn dann weiterhin zu tragen statt zu schieben.
Über die Einführung eines eigenen Bettes denke ich lieber noch gar nicht nach, sondern warte erst mal ab, ab wann ich mir darüber tatsächlich Gedanken machen muss. Naja, und bis diese Themen dann alle ernst werden, ist er ja voraussichtlich weitestgehend trocken, so dass sich dieser Teil des Kraftaufwands dann erledigt hat. – Eigentlich praktisch: so kommt eins nach dem anderen… 🙂
Wenn deine Kurve also stimmt (wovon ich kraft deiner Erfahrung ausgehe), dann wird es, sobald wir mit Essen und Laufen halbwegs eingespielt sind, alles immer einfacher. Das find ich ja eine höchst entspannende Perspektive. 🙂 Kaum zu glauben. Wo es bislang doch vor allem entspannt und nicht belastend ist. Sind das die Hormone oder mach ich irgendwas falsch? 😉
Ich denke auch, dass der „Mainstream-Umgang“ mit Kindern energetisch für die Mutter niedriger ist (Fläschen anrühren kann auch der Papa). All ihre Aufgaben kann sie weiterdelegieren und – überspitzt gesagt – ein paar Tage Urlaub vom Kind machen. 🙁
hmm… zu den überlegungen was weniger anstrengend ist, möchte ich auch noch meinen senf dazugeben…
wenn ich mich sowieso alleine als mutter ums kind kümmere, stimme ich Katti zu, dass AP (oder wie auch immer man es jetzt nennt, weniger aufwendig ist) – vorausgesetzt, man lässt sich vorbehaltlos auf das experiment ein und ignoriert die umgebung, die einen verunsichern will, dass das andere doch einfach ist.
ABER… wenn man dann doch ein bisschen delegieren können will und nicht bis zum 2. Lebensjahr des kindes warten (oder länger) warten will, bis man wieder ausgehen oder an einem kurs teilnehmen kann, etc., dann kann ich mir schon vorstellen, dass man z.B. mit fläschchen liebäugelt. – Ist mir selbst eben passiert, als ich in einem schwachen moment überlegte, ob ich baby nr. 2 nicht 1x am tag mit einem fläschchen versorgen (lassen) sollte, nur damit es sich daran gewöhnt und die möglichkeit besteht, dass ich z.B. für meinen chef eine schulung mache. als ich allerdings weiterdachte und mir einfiel, dass ich dann auch fläschchen sterilisieren muss und so, sah die sache schon anders aus und ich schlug mir das schnell wieder aus dem kopf…
es spielt sich also viel über die frage, was anstrengender ist, im kopf ab… wenn ich denke, es ist anstrengend, wird es auch so sein. wenn ich denke, es ist einfach, wird es sich auch einfach anfühlen…
Byron Katie lässt grüßen… 😉
@sonci: Ich denke, anstrengend ist vor allem, wenn ich mich krampfhaft an ein Konzept klammere. Ich mache beispielsweise alles nach Gefühl und habe kein Problem damit, wenn mal der Papa übernimmt, damit ich mir eine Auszeit gönnen kann. Tragen oder über der Toilette abhalten kann er genauso. Nur beim Stillen ist das eben so eine Sache. Wenn man den Rhythmus seines Kindes aber so ungefähr kennt, dann sollte es kein Problem sein, mal zwischendrin was anderes zu machen. Und wenn ich bei einer Weiterbildung bin etc. die länger dauert, nehm ich mir jemanden Vertrautes mit, der mir das Kind dann bringt, wenn Stillzeit ist.
Also auf Windelfrei trifft das mit der Kurve wohl zu. Aber für den Rest finde ich eher nicht. Wo ist denn Flaschenfüttern bitte weniger aufwändig als Stillen? Sterilisieren, Wasser heiss machen, warten bis es kühl genug ist, derweil sich das Geschrei anhören. Stillen hingegen, jederzeit und überall und sofort. Und wie Du ja so schön selbst einmal beschrieben hast, mit einem Kinderwagen ist man wie als Rollstuhlfahrer auf Fahrstühle und Rampen, usw. angewiesen. Das einzige was mit dem Tragetuch nicht geht ist Duschen und alleine Klamotten kaufen (wenn man sie anprobieren will). Und das Kind gehört nun mal am Anfang zur Mutter, da nimmt man es einfach überall hin mit. Wer sein vorheriges Leben wiederhaben will (getting your life back, wie es auf English so schön heißt) der sollte sich das mit den Kinderwunsch noch einmal überlegen.
Als ich die Kommentare las, fiel mir folgende Unterhaltung ein: Als ich meiner Oma vor der Geburt meines ersten Sohnes erzählte, das ich das Beistellbettchen schon aufgebaut habe, sagte sie, aber Du kannst doch das Kind nicht gleich ablegen, das will doch gehalten werden. So eine alte Weisheit muss wohl auch erst wieder von „hippen“ AP unter die Leute gebracht werden.
AP zu betreiben bei einem 24h-Baby, das dadurch nur ein nächtlich anspruchsvollen Baby würde, ist weit entspannter als das verkrampfte eigenes Bett, Ablegen, Durchschlafen, etc zu erzwingen. Warum den Stress machen, wenn AP nicht nur besser ist (mein Argument), sondern auch wesentlich entspannter (ein Argument, das eigentlich auch die Mütter aus dem Nachmittagsfernsehen überzeugen sollte! )