Respektiere die Entscheidungen und Wahlen deines Kindes.
Klar mach ich das! Klar mach ich das?
Lass ich mein Kind aussuchen, dass es schon wieder Pommes essen will? Sage ich zu meinem Jungen sanft, ob er nicht die Mütze mit den blauen Haien doch toller fände als die rosafarbene mit den Herzchen? Lege ich die geschenkten Fußballschuhe ganz ganz hinten in den Kleiderschrank, damit er erst gar nicht auf den Gedanken kommt? Darf sie aussuchen, dass sie wirklich nicht auf dem Pony reiten will? Ist es nicht doch netter, wenn sie schön „Tschüss“ sagt, statt sich vor der Tante einfach nur wegzudrehen? Und in Sandalen heute raus? Kommt nicht in Frage!
Es ist nicht so einfach. Es ist häufig fast unhörbar, wie wir eingreifen. Es nicht bewußter zu tun, ist eine Übung. Jeden Tag.
Eine Frage die sich mir in letzter Zeit dazu stellt: Respektiere ich die Entscheidungen und Wahlen meines Kindes NACH den Entscheidungen und Wahlen die ich schon respektiert habe? Mit anderen Worten: Bringe ich meinem Kind bei, auch seine eigenen Entscheidungen zu respektieren oder akzeptiere ich auch das minütliche Umentscheiden? Erkenne ich, dass mein Kind in der Lage ist, die Reichweite seiner Entscheidung zu erkennen und dementsprechend auch die Endgültigkeit zu akzeptieren? Muss ich für die Endgültigkeit sorgen und warum?
Verstehst Du was ich meine? 🙂
Hallo Karl Maria,
gute Frage. Keine Antwort. Bei uns war das altersabhängig und ist noch immer situationsabhängig.
Grundsätzlich bin ich dafür, meinem Kind beizubringen, dass Entscheidungen auch solche sind und nicht beliebig wieder zurückgenommen werden können. Aber es kommt auch drauf an. Will er erst Vanille- und dann Schoko-Eis? Dann kauf ich ein Mal noch das Schoko – und esse Vanille selbst, *hmmm* – aber beim nächsten Mal kann es schon sein, dass ich sage, hey, nee, du hast gesagt Vanille.
Will er erst in den Zoo und dann doch ins Aquarium? Dann frage ich mich, ob die Frage nicht doch zeitlich zu weit vom Geschehen entfernt war und überlege, wie ich es konkreter machen kann. Ich glaube, wir sorgen selten bei komplexen Dingen für Endgültigkeit, sondern „üben“ das an konkreten, kleinen Dingen wie Eis oder ähnliches. Und meistens lass ich mich – so möglich – auf eine Änderung ein, aber nicht auf zwei. Und wenn es nicht möglich ist, wenn wir vor einer Endgültigkeit stehen, dann akzeptiert mein Sohn es so gut wie immer. „Echte“ Ausweglosigkeit produziert keinen oder kleinen Protest, hingegen „gemachte“ Ausweglosigkeit („wir machen das jetzt nicht nochmal anders, weil ICH keine LUST mehr dazu habe, so!“) produziert auch mal massiven Widerstand.
Zwei Schritt vor, einer zurück? Wie macht ihr es?
Nica
Hallo Nicola,
bei uns ist das gerade in Hinsicht auf das Essen ein Thema. Sie will erst dies, dann (nach dem Anbeißen) dies wieder nicht sondern das und nach dem Anbeißen lässt sie das dann auch wieder liegen und will jenes. Solange sie mich davon überzeugen kann, dass ihr etwas echt nicht schmeckt ist das für mich kein Problem. Oft kennt und mag sie aber auch die Dinge, die sie liegen lässt. Ich erkläre ihr dann auch, dass sie sich jetzt entschieden hat und im Zweifel damit leben muss, wenn es keine Alternativen gibt. Aber dass es sich hier ums Essen handelt macht die Sache für mich schwieriger, denn hier war und ist mir Zwang- und Drucklosigkeit ein wichtiges Anliegen. Und die Ausweglosigkeit ist oft künstlich. Hmm …
Ansonsten sehe ich das wie Du und versuche auch zu unterscheiden zwischen Dingen inner- und außerhalb ihres Horizonts und gehe damit dann entsprechend anders um. Und auch bei uns ist Frust und Widerstand bei „natürlicher“ Endgültigkeit kaum ein Thema.
warum eigentlich nicht auch mal einen schritt vor und zwei zurück… oder einen zurück und zwei zur seite… wie beim tanzen… offen für den partner/das kind sein und schauen, welche richtung sich jetzt grade richtig anfühlt… was wartet denn da vorne schon auf einen, dass es immer nur dahin gehen soll ;O)