„Das ist großartig! Also, ich muss Sie wirklich loben, das ist toll!“
Die Herrin über die Toiletten des Einkaufscenters freut sich und schenkt mir ein Lächeln nach dem anderen. Noch fünf Minuten vorher hätte sie wahrscheinlich selbst nicht gedacht, dass sie die komische Frau mit dem Kind vor dem Bauch so freundlich verabschieden würde.
Wir kamen gerade aus dem Wickelraum, der ein paar Meter hinter der Damen-WC liegt. Mein Sohn hat ja beschlossen, sich seit dem Streik ausschließlich über dem WC abhalten zu lassen (alles andere ist für Babies), also tigerte ich mit dem schon aus Mütze und Jacke gepellten jungen Herren in Richtung „Damen“. Als ich gerade eintreten wollte, stellte sich die zuständige Frau in die Tür
„Der Wickelraum ist da hinten“, ihre Stimme klang bestimmt, aber freundlich.
„Ja, danke, da waren wir gerade, jetzt müsste ich mal hierher“, erklärte ich.
„Nein, nein, der Wickelraum ist da hinten!“ bestimmt, weniger freundlich. Sie stand noch immer direkt im Türrahmen und ich wollte unbedingt an ihr vorbei.
„Ich weiß, aber das hilft mir gerade nicht, wir müssen auf die Toilette…“ meine Zeit rannte davon, ich hatte ihn schon aus der Manduca geholt und er wartet nicht ewig.
„Aber hier können sie nicht wickeln.“ Sie wich nicht einen Millimeter zur Seite.
„Ich will ihn gar nicht wickeln, wir müssen mal auf die Toilette“, und ich hab keine Wechselklamotten dabei, ergänzte ich in Gedanken.
Ihr Gesicht hellte sich etwas auf:
„Ach so, ja, soll ich das Kind mal halten?“
„Nein, um genau zu sein: Er muss auf die Toilette und jetzt ist es wirklich dringend“, bettelte ich, Herrgott, lass mich durch, bitte…
Sie ging erstaunt zu Seite: „Was? Er? Ach so..na, dann kommen sie herein…“
Erleichtert drückte ich mich an ihr vorbei und rauschte in die erste offene Tür. Während ich – jetzt leicht hektisch – mein Kind auszog und mich dankbar mit ihm positionierte, dachte sie vor der Tür laut nach.
„Der Kleine geht also aufs…?“
„Hmhmmmm“ (ich hatte gerade seine Jeans zwischen den Zähnen)
„Das ist ja toll, wie haben Sie denn das hingekriegt?“
„Hmmeinfach hmmüben“, murmelte ich möglichst verständlich.
„Haben Sie gerade angefangen, ja?“
„Hmhmnee“, ich hatte ihn endlich komplett ausgepellt und konzentrierte mich gerade aufs Treffen, während der Kleine sich entspannte.
„Also er lernt es gerade erst seit Kurzem?“
Puh – geschafft, alles trocken, nicht einmal danebengezielt, uff!! Ich nahm die Jeans aus dem Mund:
„Nein, seit er sieben Wochen alt ist“, spätestens jetzt erwartete ich Protest.
Aber weit gefehlt, sie klang begeistert:
„Wie bitte? Na, das ist ja interessant, so etwas habe ich ja noch nie gehört! Wie haben Sie denn das hingekriegt??“
Wir kamen gerade aus der Kabine und während ich mir die Hände wusch erklärte ich es kurz: Abhalten, sie sagen Bescheid, Timing etc. Sie stand vor mir und fragte:
„Und jetzt? Ich meine – keine Windel?“
Er hatte keine an, ich drehte ihn um und sein kleiner Baby-Po zeichnete sich deutlich in der Hose ab – statt Windelpaket.
„Das ist ja super!“, freute sie sich, „wissen Sie, ich hab vier Kinder, Mensch, wenn ich das gewusste hätte!! Keine stinkenden Windeln, nicht dieser Stress unterwegs, das ist ja großartig, sie suchen sich einfach ein WC und…also, ganz toll, ganz toll!!“
Das fand ich auch! Das tat so gut!
So fröhlich bin ich selten von einem öffentlichen WC gekommen. Und dachte bei mir: Ja, sie hat recht. Man muss es halt wissen. Und vielleicht gibt es noch viel mehr Frauen, die es gerne machen würden, wenn sie darum wüssten und wüssten, wie man es macht.
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