Connie war in Vietnam und hat beobachtet, wie dort mit den Kleinkindern umgegangen wird, die bei der Hitze natürlich keine Windeln tragen. Ihr Bericht ist wie eine Entspannungsseelenmassage: Auch in Gesellschaften mit Windelfrei-Tradition können die Mütter nicht hellsehen, anpieschern ist erlaubt und Sonne macht die Sache natürlich leichter :). Außerdem: Wie ein kleiner Sprung über den indischen Ozean einen 3-monatigen Streik beenden kann.
hallo mitgeplagte windelfrei-Mamis,
ich komme gerade von einer Reise nach Vietnam zurück, wo mein Mann zur Zeit
arbeitet. Unser 14-Monatiger, der seit ungelogen drei Monaten streikt, war auch
dabei – und siehe da: es klappt auf einmal wieder! Gründe dafür könnten sein
– das schöne warme Wetter,
– Mami macht sich keine Sorgen, ob der Kleine dreckig wird, denn hier hat er eh
nur nen Body an und einen Schlippi, beides wird jeden Tag vom Hotelpersonal
gewaschen, macht also keine Mühen,
– mehr Aufmerksamkeit für das Kind, wie es im Urlaub allgemein üblich ist,
– viel getragen werden (noch mehr als daheim ohnehin) – ohne Tuch, da in Vietnam
merkwürdig beäugt,
– einfach mal irgendwohin abhalten, ohne dass Leute entsetzt sind (in
Deutschland bin ich mal dafür beschimpft worden, dass ich mit dem Baby nicht
aufs Klo gegangen bin, sondern ihn in die Büsche gehalten habe – „da spielen
schließlich Kinder drin“, haha), es war zum Beispiel völlig OK, während einer
3-Stunden-Fahrt mit dem Speed Boat den Kleinen über die Reling zu halten, wobei
natürlich auch Pipi am Boot runterlief
was noch viel interessanter ist, ist wie in Vietnam mit der Windelfreiheit
umgegangen wird (würden die armen Babypopos in Windeln eingeengt werden, würden
sie täglich kochen bei der Hitze)
– ich habe eigentlich nirgends auf der Straße Babys gesehen (schon gar nicht in
einem Kinderwagen!), diese sind scheinbar nur daheim, aber nicht unbedingt
permanent bei Muttern, aber ständig bei irgendeinem Erwachsenen: z.B. hatte die
Tochter des Hotelbesitzers einen kleinen Jungen von 7 Monaten. Ich habe ihn nie
krabbeln sehen (dafür hätten sie es gerne gesehen, dass er schon läuft), er saß
immer bei irgendwem im Arm oder auf dem Schoß
– die Kinder tragen tagsüber nur einen Pulli/T-Shirt, untenrum sind sie gänzlich
nackt, nur abends wenn es „kühl“ wird, kriegen sie eine dünne lange Hose an (es
ist zu bemerken, dass die Vietnamesen sehr großen Wert auf Sauberkeit legen:
jedes Mal, wenn meinem Kleinen die Nase lief und das war quasi ständig, haben
sie mich darauf aufmerksam gemacht, die Kinder haben täglich frisch gewaschene
Sachen an)
– die Leute gehen viel entspannter mit den Ausscheidungen um, sie sagen selbst
von sich (und das wird all denen unter uns vielleicht ein bissel mehr Frieden
geben, die verzweifelt nach „ihrer Intuition“ suchen, um das Geschäft des Babys
vorherzusehen), dass sie selbst nicht wissen, wann das Kleine mal muss – und
wenn es dann passiert, naja… z.B. saß ich einmal in der Lobby und da kam
gleich die Schwester der Mutter mitsamt dem vietnamesischen Baby und wir
turtelten lustig miteinander, ein weiterer Angestellter kam dazu und auf einmal
pullerte der Kleine ohne Vorwarnung los – der Mann sprang „bestürzt“ (lachend)
zur Seite, die Tante lachte auf und ließ den Kleinen auf ihr Bein fertig
pinkeln!! sie ist nicht einmal gleich losgerannt, um sich umzuziehen (das bissel
Babypipi trocknet bei den Temperaturen eh ganz schnell wieder), ein anderes Mal
hatte der Kleine scheinbar gerade auf dem Sofa in der Nähe des Restaurants auf
den Boden gemacht – das hat die Mutter unauffällig mit einem Lappen weggewischt
und fertig, gar keine weitere Diskussion
ich bedaure, dass ich nicht mehr herausfinden konnte, wie etwa was beim Zahnen
passiert, wie die Kinder schlafen „müssen“ usw. Aber vielleicht fandet Ihr ja
das auch so spannend wie ich.
Danke an Connie für die Zitiererlaubnis!