Immer wieder höre ich von Müttern und Vätern:
„Erzähle mir blooooß nicht, was Du dazu denkst, dann krieg ich immer so ein schlechtes Gewissen, was ich schon alles falsch gemacht habe.“
Und sie sind immer sehr erstaunt, wenn ich antworte:
„Das macht nichts. Man lernt sich halt Stück für Stück kennen. Die Kinder gehen ja nicht gleich kaputt.“
Es ist wie ein Slogan eines befreundeten Projektes sagt: Liebt euch selbst, liebt einander. Fehler sind erlaubt!
Eltern sind Menschen. Eltern sind heute stärker gefordert als je zuvor. Deshalb ist es gut, sich hin und wieder zu sagen:
Fehler sind erlaubt.
Aus meiner Sicht ist nur wichtig, dass wir a) uns unseres Verhaltens und seiner Auswirkungen bewusst sind und b) Fehler zugeben.
a) ist der erste Schritt dorthin, Verhalten, das wir selbst an uns nicht mögen, zu ändern
b) ist die Möglichkeit für unsere Kinder, mit unseren Fehlern zu leben, sie als solche – und uns als Menschen – zu erkennen und es selbst ggf. sogar anders zu machen.
Bei Babys ist es wie in der Liebe: Wir lernen erst einander zu verstehen und lernen einander erst kennen. Natürlich interpretieren wir am Anfang vieles falsch oder finden schlicht nicht heraus, was das Kind hat – bei Windelfrei: Ob es jetzt wirklich muss oder nicht. Und das gehört dazu.
Es ist ein gemeinsamer Lernprozess, der zu allen Zeiten zwischen allen Eltern und Kindern stattgefunden hat. Nur, dass andere Kulturen und Zeiten mehr Hilfe hatten. Erfahrungsgemäß merkt meine Mutter drei Mal schneller als ich, wenn mein Kind Hunger hat oder mal muss. Wenn ich mir vorstelle, wie das Leben wäre, wenn ich lauter erfahrene Mütter alltäglich um mich herum gehabt hätte, die viel mehr Erfahrung haben und so viele Fehler schon gemacht haben, die ich nicht mehr machen muss (und was für tolle neue Fehler ich dann hätte wohl machen können ;)).
Und selbst wenn wir es wirklich mal verbockt haben und das Kind Symptome von Stress zeigt: Es gibt fast nichts, was man nicht mit Zuwendung, Liebe und Ruhe wieder gut machen könnte. Also -macht euch nicht verrückt! Macht euch keine Selbstvorwürfe und ärgert euch nicht – vor allem nicht über euch selbst und schon gar nicht über euer Kind. Anstrengende Kinder sind immer Benutzerfehler, aber Stress, Schuld und Selbstvorwürfe machen aus Eltern keine besseren Eltern, sondern gestresstere Eltern. Also dürfen wir uns getrost entspannen und aus dieser Warte anschauen, wo wir Fehler machen, uns sagen: „Fehler sind erlaubt“ und uns dann vornehmen, dass wir es morgen ein einziges Mal besser machen. Nur ein Mal. Das reicht.
Ein Mal am Tag nicht verschlafen, nicht das abhalten verschieben, nicht an der falschen Brust stillen (und dann eine zu volle zweite haben), nicht Tragetuch falsch binden, nicht aufbrausend sein, ruhig und passend reagieren, den Wutanfall des Kleinkindes liebevoll und geduldig begleiten… was immer es ist, freut euch, wenn ihr einen Fehler, den ihr oft macht, einmal nicht gemacht habt. Und lobt euch dafür! Am nächsten Tag wird es garantiert noch besser werden. Das funktioniert viel besser, als sich abends aufzuzählen, wo ich heute schon wieder überall nicht angerufen habe, obwohl so viel zu tun ist. Ich habe EINEN Anruf erledigt, EIN Buch vorgelesen – also prima! Gut gemacht! Weiter so :). Nicht nur unsere Kinder profitieren von positiven Rückmeldungen, auch wir – vor allem in unserem Gedankenkarussel im Kopf!
Mein Lieblingsfehler ist übrigens: Ich bin ungeduldig. Oft. Leider. Immer wieder. Und ich sage mittlerweile: „Es tut mir leid, ich bin total ungeduldig, aber ich habe es jetzt gerade innerlich so eilig, ich finde keine Ruhe, ich will einfach, dass das jetzt fertig wird!“ Und das hilft den Kids. Der Große erinnert mich sogar schon daran: „Mamaaaa… nicht so ungeduldig, du wolltest dich doch bessern!“ Was nett ist – im Gegenzug kann ich nämlich zu ihm sagen, wenn er mich irgendwohin hetzt: „Hm, mein Schatz, jetzt bist Du aber ungeduldig….ja….manchmal ist Geduld so schwer, ich kenne das.“ – und dann grinsen wir beide.