Wir müssen zum Turnen, der Autoschlüssel ist nicht aufzufinden, das große Kind muss nochmal aufs Klo, das Kleine räumt gerade das Schuhregal aus, ich stolpere über einen Haufen Schleich-Pferde und wo zum Himmel ist mein Portemonnaie?! Als wir endlich entnervt beim Auto ankommen, grüßt ein Nachbar „Na, Sie haben ja auch immer frei?“ ARGH.
Nein, wir haben nicht „immer frei“.
Auch wenn wir nicht arbeiten, Familienmanager zu sein ist ein Vollzeitjob! Und ich wünsche mir so sehr, dass immer mehr Familien sich wieder zusammen tun, um Kinder gemeinsam großzuziehen. Es macht so vieles leichter.
Denn soviel Stress ist ungesund – im Vortrag erzähle ich genau, warum das so schädlich ist. Wir sehen dann nicht mehr, dass der Schlüssel direkt vor uns auf der Kommode liegt, dass es doch toll ist, dass das große Kind so zuverlässig Bescheid sagt und dass das Kleine gerade eine wichtiger Forschungsarbeit erledigt. Wir sind einfach nur gestresst. Und das schadet uns, unseren Kindern, unseren Familien – unserer Gesellschaft.
Als ich mit meinen Kindern einen Monat lang in einer Jäger- und Sammler-Simulation in Schweden „lebte“, stellte ich eines Tages fest: Wenn jetzt die anderen von ihrer Feuerholz-Suche nicht mehr nach Hause kommen, würden wir keine Woche hier überleben können. Sie kamen an dem Abend alle, aber ich hatte etwas Wichtiges gelernt: Alleine mit Kind oder Kindern wäre in den
vergangenen 120.000 Jahren immer eine Notsituation gewesen. Und so fühlt es sich für viele Familien auch an. Da beschloss ich: Das müssen Familien wissen! Eure Erschöpfung ist echt! Ihr habt nicht „immer frei“, weil ihr nicht arbeitet, es ist wirklich anstrengend! Und ich wünsche mir so sehr, dass immer mehr Familien sich wieder zusammen tun, um Kinder wieder gemeinsam großzuziehen.
Sieben Schritte zurück ins Dorf – Facebook, München, New York!
In meinem Buch artgerecht – Das andere Baby-Buch (Amazon -Partnerlink)
erkläre ich deshalb, wie wir sieben Schritte zurück ins Dorf gehen können. Denn das Dorf ist das, was wir brauchen. Das, worin wir uns als Homo sapiens entwickelt haben. Hier sind die Hände, die uns helfen, die Ohren, die uns hören, die Augen, die uns sehen und die Menschen, die unser Zuhause sind. Auch Facebook ist toll! Nutzt es! Fragt um Hilfe! Es gibt soviele Geschichten, dass plötzlich jemand mit einer Suppe oder einem Legebausatz vor der Tür steht <3. Was gehört dazu?
- Einander vertrauen.
- Einander um Hilfe fragen- und zwar lange bevor es zu spät ist.
- Einander Hilfe anbieten – und sie annehmen lernen
- Einander sehen – begrüßen und verabschieden.
- Sich bewusst Zeit füreinander nehmen – Handy weg, Tasche abstellen, da sein.
- Unsere Leben bewusst verzahnen – Autos teilen, Kinder abwechselnd zum Turnen, gemeinsame Wochenenden oder Urlaube.
- Einander überraschen – eine Blume, ein Stück Kuchen…
- Einander vertrauen – ja, vielleicht gibt es bei Max kein Bio-Essen, aber dafür bastelt der Opa tolle Sachen mit den Kindern
- Einander verzeihen – es ist kaum möglich, über die soziale Wiese zu gehen, ohne auch mal auf ein Gänseblümchen zu treten – macht nichts! Entschuldigen und verzeihen gehört dazu.
Und…geht das auch…in der Stadt? In der Vorstadt? Im Münchner Umland? Im Hochhaus? In Berlin-Spandau oder Bonn-Poppelsdorf? In unserem Buch Slow Family: Sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern (Amazon-Partnerpink) haben Julia und ich im Kapitel „Slow Village“ im Detail erklärt, wie wir uns überall ein Zuhause schaffen können. Es fängt damit an, einander wirklich, wirklich zu begegnen, die Nachbarin wirklich mal zu fragen, wie es ihr geht, ohne dabei den Briefkasten zu leeren oder das Handy in der Hand zu halten. Oft sind es die kleinen Dinge, die jeden Tag unser Leben ein bisschen besser machen (zu mehr als ein bisschen jeden Tag haben wir ja auch oft gar nicht mehr die Kraft). Jeden Tag ein bisschen mehr Dorf kann ein ganzes Leben verändern.
Meine Termine in Österreich 2017:
Trostberg Kulturzentrum, 10.2.2017
Salzburg Artgerecht Coach Grundkurs 10.- 12. Februar 2017
Dein Kalender 2017 – jede Woche Anregungen für achtsames Familienleben:
Der artgerecht Planer 2017 (mit dem weekview Zeitplansystem)
Links und Bücher:
Online Training gegen Stress – Online Training mit Fragebögen und Literatur
Stark und alleinerziehend: Wie du der Erschöpfung entkommst und mutig neue Wege gehst
– Wie man negative Gedanken ändert – meine neue Entdeckung – von Alexandra Widmer – absolut empfehlenswert für alle, die ihr Leben in die Hand nehmen wollen
Stress für Eltern – Stress für Kinder: Stressbelastung der Eltern und kindliches Problemverhalten
– Infos rund ums Thema aus wissenschaftlicher Sicht – von Anette Nina
Achtsame Eltern, glückliche Kinder
– CD und Buch – von Lienhardt Valentin
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Meine Kinder hatten sich beschwert, dass Mama dieses Jahr schon so viel herumgefahren ist, also hatte ich gebeten, meinen Vortrag beim Familienkongress in Graz von zu Hause aus zu machen. Ein dicker Dank an die Veranstalterinnen und die Teilnehmerinnen, dass ich digital dabei sein durfte. Dank der tollen Organisation von Beatrice und Ellaine konnte ich zum ersten Mal einen Vortrag über Skype halten – 1000 Dank :D.