Der Streit um die Hebammen geht weiter. Ich muss gestehen – die kompletten Details entgehen mittlerweile meiner Kenntnis, wer sich dafür interessiert, findet auf Mother-hood.de Infos und Expertinnen.
So wie ich das sehe, ist der Stand jetzt:
In der Radiosendung NDR-Redezeit sagte GKV-Mitarbeiterein Ann Marini am 8. Juli, dass wir vielleicht gar keine freiberuflichen Hebammen brauchen.
Der DHV hat eine Stellungnahme dazu gefordert.
Ich lese das alles und fühle mich wie im falschen Film…
Ich wünschte, ich könnte die Krankenkassenvertreter, die Ärzte und die Politiker ein Mal mit in meine Camps nehmen. An dem vormittag, an dem wir den Geburtsworkshop machen. Wenn sie nur einen Funken Empathie im Leib haben, müsste das den Streit eigentlich in Nullkommanix beenden.
Ich habe in den Camps dieses Jahr wieder so viele Geburtsgeschichten gehört, in denen die Frauen und Babys unter und nach der Geburt gestört wurden. Geburtsgeschichten, bei denen Unachtsamkeit, Personalmangel, Überlastung und Überforderung der Geburtshelfer dazu geführt haben, dass der erste Bindungsmoment nicht stattfinden konnte. Wir haben alle Tränen in den Augen gehabt, als die Frauen das erzählt haben, es tut Vater, Mutter und Baby so weh, wenn sie nicht selbstbestimmt und geborgen gebären können und die Wunden brauchen lange, lange bis sie heilen.
Keine der Frauen mit einer Hausgeburt oder Beleghebamme hat in all meiner Zeit, in der ich Workshops zum Thema Geburt leite, dermaßen traurige Geschichten erzählt (auch wenn es Einzelfälle geben mag).
Die Freiberuflichkeit von Hebammen rein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen ist daher nach meiner Meinung ein falscher Blickwinkel. Denn dann ist es nicht mehr die Selbstbestimmung, um die es geht – dass ich mir also eine Hebamme aussuchen kann, die ich mag und nicht nehmen muss, wer eben Dienst hat – sondern es geht um Finanzierung, Risiken, Versicherungsmathematik. So isses ja auch. Aber es geht doch auch noch um etwas ganz anderes!
Wir haben ALLE ein INTERESSE daran, dass die Hebammen finanziert werden, und zwar gut finanziert, weil es ein wichtiger Baustein für selbstbestimmte Geburten, sichere Bindung und gesunde Familien ist.
Sogar die Blauwale brauchen die Hebammen! Weil gesunde, heile Familien und Menschen viel besser auf den Planeten aufpassen können als wir es gerade tun (siehe hier). Was muss noch passieren, damit wir das verstehen und rückhaltlos umsetzen, egal was die Versicherungsmathematik dazu ausrechnen mag?
Wir müssen etwa dafür tun, damit in den Workshops im Jahre 2025 die Mädchen von heute schöne, selbstbestimmte, kraftvolle Geburtsgeschichten erzählen und die Tränen ihrer Eltern nur noch ein Relikt der Erinnerung in meinem ergrauten Kopf sind…
Du wünschst Dir das auch? Das können wir tun.
Liebe Nicola, vielen Dank für die aktuellen Info’s!
Obwohl es einfach erschreckend ist, wie wenig passiert (obwohl ich viele kenne, die sich engagieren und auch frustriert sind) und wie wenig Bewusstsein da ist für die Wichtigkeit eines guten Start ins Leben! Gerade komme ich wieder von einer Familie, die einen schweren Start hatten und jetzt, 8 Monate später und völlig erschöpft, einiges nachholen und ihr Kind richtig kennenlernen können. Für mich ist da eindeutig die Geburt ausschlaggebend, die ein Trauma hinterlassen und die Intuition durcheinander gebracht hat. Übrigens haben bestimmt 90% der älteren Kinder, die mit der Diagnose AD(H)S, Autismus oder Verhaltensauffälligkeiten zu mir kommen eine gruselige Geburtsgeschichte….Daher ist es so wichtig weiter für die Hebammen und eine Wahlmöglichkeit zu kämpfen! Viele Grüße aus Köln, Kerstin
Ich würde gern wissen, ob denn schon überhaupt Mal jemand daran gedacht hat wie das Versicherungssystem in den Niederlanden das regelt. Könnte man sich nicht da eine Lösungsmöglichkeit abschauen? Schließlich sind dort 30% aller Geburten zu Hause, was auch durchaus vom Gesundheitssystem ermutigt wird… Kenne mich leider nicht genau mit den Hintergründen aus.