Wir haben der Early Learning Group das Set „Reisen“ aus der Reihe Ben& Bella zum Testen bekommen. Ben&Bella ist ein Englisch-Lernprogramm für Kinder unter sieben Jahren. Es folgt der Immersionsmethode. Kinder lernen eine Fremdsprache dabei ähnlich wie die Muttersprache einfach durch hören, wiederholen, fragen.
Das Set kommt mit einer DVD mit Zeichentrickfilmen, Filmen mit „echten“ Schauspielern und von Kindern getanzten Liedern zum Thema. Außerdem mit einem Vorlesebuch, einem Begleitheft für Eltern und einem Stickerbook.
Wir haben uns gemäß der Anleitung zuerst mit dem Vorlesebuch beschäftigt, dann einige der DVD-Filme gesehen und anschließend das Stickerbook verwendet.
Das Ergebnis gleich vorweg: Meine Kinder können jetzt „suitcase“, „bus“, „airplane“ und einige andere Englische Wörter sagen und verstehen. Die Idee, Kindern eine Sprache ohne Druck und Grammatik-Pauken beizubringen, finde ich nach wie vor sehr schön und artgerecht.
Wenn ich aber mittlerweile Buch heraushole, ruft mein Großer sofort: „Nicht das! Das ist total langweilig!“
Was ist passiert? Wir haben das Set in einer Phase bekommen, in der der Große sehr am Englisch-Lernen interessiert war (und sie dauert im Prinzip auch noch an). Wir haben also abends ein paar Mal das Buch gelesen. Auf Englisch las ich vor und die Kinder zeigten mir auf den Bildern, wo sie die Dinge finden, von denen im Text die Rede ist.
Dabei stellten sich für uns schnell zwei Dinge heraus:
a) die Idee, Vokabeln herauszugreifen und mit Bildern zu unterlegen (unten auf jeder Seite) funktioniert bei meinen Kids sehr gut. Sie verknüpfen Bild und Wort und lernen das Wort schnell.
b) eine Story braucht einen Spannungsboden. Die Geschichte von Ben& Bellas Reise jedoch hat keinen solchen – es gibt keine Hindernisse, keine Widersacher, keine Bösewichter. Es wird schlicht und einfach erzählt, wie Ben&Bella mit dem Bus zum Zug fahren und mit dem Zug zum Flughafen und dann losfliegen.
Der Geschichte fehlt es an einer Storyline Der Bus ist nicht verspätet, im Zug verlieren sie nicht ihre Fahrkarte, das Flugzeug ist nicht kaputt – es passiert einfach nichts. Das führt dazu, dass das Interesse meiner Kinder schnell abflaute. Das war schade, denn sonst muss ich jedes Buch mindestens ein Dutzend Mal vorlesen, bevor sie gesättigt sind.
Die Bilder im Buch machen mir zudem den Eindruck, als seien sie aus dem Zeichentrickfilm übernommen. Und das macht sie irgendwie… auch langweiliger. Auf zwei Seiten zwei Bilder zu haben, die sich praktisch nicht unterscheiden, ist für meine Kinder nicht lange spannend.
Ich dachte anfangs, dass das Vokabular zu komplex sein könnte, aber dies war definitiv nicht der Fall.
Die Filme sind nett, aber auch hier fehlt ein wenig der Spannungsbogen, die Zeichentrickfilme sind vorwiegend deskriptive Sequenzen. Allein in den Filmen mit echten Schauspielern – von denen einer zufällig ein Freund von mir ist 🙂 – finden sich Hürden, die überwunden werden müssen und Humor, den die Kinder teilen.
Insgesamt hat das alles dazu geführt, dass die Kids am Ende nur noch die Filme sehen wollten und das Buch schon nach 5 Mal Lesen nicht mehr interessant genug war. Viel Spannender fanden sie die Deckelinnenseiten – da sind nämlich Vokabeln und Bilder noch einmal aufgeführt und wir haben uns ein lustiges Suchspiel dazu ausgedacht, das wir dann auch oft gespielt haben.
Die Lieder auf der DVD habe ich kurz versucht, mit den Kindern nachzumachen, aber da hat evtl. einfach mein Unterhaltungstalent nicht gereicht, sie waren jedenfalls nicht zu begeistern. Als ich versuchte, beim Stickerbook auch nochmal Englisch einfließen zu lassen, wurde ich schon genervt zurechtgewiesen. Der Zauber war verflogen. Ich fand das sehr schade, da ich den Ansatz und die Idee an sich toll finde und auch die Bücher grundsätzlich prima gemacht sind.
Da wir eher bücherlastig sind, würde ich dennoch kein zweites Set bestellen. Für meine Kinder funktionieren stattdessen besser „echte“ Englische Kinderbücher mit einfachen Vokabeln (z.B. die Maisy-Reihe oder Todd Parrs Bücher), die eine kleine Geschichte erzählen oder Klappen haben, zu denen ich mir eine spannende Geschichte ausdenken kann.
Schade, dass ein nicht ganz durch-dachtes Produkt, die natürliche Interresse von Kindern kaputt machen kann :(. Aber ich bin mir sicher, dass du es wieder hinkriegst. Ich muss mal nachdenken, welchen Bücher aus meiner Kindheit eventuell geeignet sein könnten… Ich habe gerade geschauy auf dem Bücher Regal, und leider sind allen, die guten Geschichten erzählen, auch ziemlich kompliziert von der Sprache her. Eventuell Amelia Bedelia… Was super lustig ist, aber ich bin mir nocht mehr sicher wie schwer zu verstehen es wäre. Ich glaube, es gibt auch Trickfilme dazu.
Hallo Nicola, es gab in den 60ern ? die Idee, „bildungsbenachteiligten“ Kindern mit Lernprogrammen wie der Sesamstraße beim Deutschen nachzuhelfen. Ist nicht aufgegangen. Sprache lernen funktioniert anscheinend nur in Interaktion. Daher wird der Film vermutlich am wenigsten „rüberbringen“. Ein paar Vokabeln bleiben bestimmt durchs Wiederholen hängen, mehr, glaub ich, nicht.
Wenn ich an die Freundinnen meiner Mutter denke, da stehen auch einige Englisch- Cds und Fitness- Filme…;)
Grüße Nadine
Wenn euch Todd Parr und Maisy gefallen, waere vielleicht Sandra Boynton was fuer euch – ist bei uns ein Dauerbrenner.
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Kennst Du „One-Two-Three-Me“ von Nadia Budde („Eins-Zwei-Drei-Tier“ auf deutsch)? Das ist bei uns der absolute Renner, macht allen Beteiligten großen Spaß und übt auch bei den Großen Vokablen wie „Necklace“ oder „Moose“ 🙂