Dazu fragt sich Cathrin Kahlweit in ihrem Artikel „Hör mal Freundchen!“ aus dem Süddeutsche Zeitung Magazin: Als Ausstehender Grenzen setzen. Darf man das?
Bis zur Entstehung der bürgerlichen Familie war ein Kind selten einzig einer Mutter, einem Vater, einer Kindergartentante ausgesetzt, sondern im Zweifel einer Großfamilie oder gleich dem ganzen Dorf. Im 19. und 20. Jahrhundert delegierte, wer es sich leisten konnte, die Erziehung an mehr oder minder gut ausgebildetes Personal.
… Und heute…
Was wäre, wenn das eigene Kind sich schlecht benimmt und von einem Fremden zurechtgewiesen wird? »Kritik an meinen Kindern ist immer auch Kritik an mir. Da dringt jemand in mein Terrain ein und will mir im Zweifel mitteilen, dass ich versagt habe. Denn wenn sich mein Kind schlecht benimmt, bin doch letztlich ich verantwortlich«, sagt Simone, 60, Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. Susanne, 45, Mutter eines Sohnes, ergänzt: »Wer meine Kinder zurechtweist, weiß oft gar nicht, warum sie sich so verhalten. Vielleicht sind sie überfordert? Gestresst? Müde?« Und Eva, 48, Mutter einer Tochter, wendet ein: »Wenn meine Mutter meine Kinder erziehen will, gibt sie mir zu verstehen, dass ich eine schlechte Mutter bin. Wenn meine Freunde das tun, dann greifen sie meine Kompetenz an; das verunsichert mich. Und wenn Fremde sich einmischen, im Supermarkt oder auf der Straße, dann bekommen sie es mit mir zu tun: Was bilden die sich ein?« Übereinstimmendes Nicken. Wie die dazugehörigen Väter das sähen, fragt eine in die Runde. Genauso: mein Haus, mein Auto, mein Kind, mein Stolz.
Was meint Ihr? Dürfen sich andere einmischen und ihre Meinung kundtun?
Ich bin gespannt, was Ihr darüber denkt.
Ja, ich denke das ist ein bekanntes Phänomen. Kann man auch als Eltern erleben mit den Eltern anderer Kinder. In der Krabbelgruppe während des Gottesdienstes: Ein vielleicht 2,5 jähriges Mädchen geht zielstrebig auf meinen Sohn (1 Jahr) zu, der ein Bobycar schiebt, schubst ihn zur Seite, greift sich das Auto. Ich hin, ihr das Auto wieder abgenommen und meinem Sohn zurückgegeben, und ihr freundlich gesagt „Du schubst bitte keine anderen Kinder“. Einige Minuten später kommt die erboste Mutter zu mir, was ich mir einbilden würde, ihre Tochter zurechtzuweisen, sie wäre doch noch ein Baby und würde das nicht verstehen. Ich wusste nichts darauf zu sagen und habe lange darüber nachgedacht, ob ich vielleicht überreagiert habe, bin aber zu dem Schluss gekommen, ich hätte meinem Sohn dasselbe gesagt, hätte er sich des Autos auf diese Weise bemächtigt. Und wenn jemand anderes ihm das gesagt hätte, wäre das auch in Ordnung gewesen.
Ich glaube für mich ist es wichtig, dass wenn jemand meine Kinder ermahnt, dass er das respektvoll und höflich tut. Damit habe ich bei anderen Kindern immer gut Erfahrung gemacht. Wer von oben herab sich gleich aufregt, anstatt Kinder höflich zu bitten, etwas zu unterlassen, oder leiser zu sein, denke ich, zieht mit Recht den Ärger der Eltern auf sich.
In einem hat ein Kommentator des Artikels jedoch recht, dass es auch die Verantwortung der Eltern ist, Kinder zur Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen anzuhalten, und Ursachen rücksichtslosen Verhaltens zum Teil auch bei den Eltern zu suchen sind (vor allem bei den Anhängern der antiautoritären Erziehung). Aber meistens sind Kinder halt Kinder. Von ihnen zu erwarten, sich in einem Restaurant zwei Stunden ruhig zu verhalten ist einfach nicht fair, aber vielleicht sollte ihnen das von den Eltern auch nicht zugemutet werden. Nordirland ist in dieser Hinsicht sehr kinderfreundlich. Wir waren heute mit unserem 18 Monate alten Sohn 1h 20min im Büro einer Bankangestellten, um ein Konto zu eröffnen. Der Kleine war mitunter ziemlich laut, ist ständig um ihren Schreibtisch gerannt und wollte alles in die Hand nehmen. Wir haben natürlich versucht in einigermaßen ruhig zu halten und ihn für sein Spielzeug, Getränk oder Müsliriegel zu begeistern, aber mit 18 Monaten ist das ein recht erfolgloses Unterfangen. Aber sie hat das gar nicht gestört, sie hat sogar immer mal wieder mit ihm geredet und bewundert wie süß er doch sei. Ob das in Deutschland auch so laufen würde?
Fanny, das unterschreibe ich sofort! Als frischgebackene Mama (der Kleine ist 3 Wochen alt) bin ich diesen Konflikten bislang natürlich noch nicht begegnet. Aber als Erwachsene, die andere Erwachsene im Umgang mit Kindern beobachtet, hab ich mir die selbe Frage schon oft gestellt. Und ja, ich finde, man darf fremden Kindern Grenzen setzen. Zunächst ganz banal meine eigenen Grenzen, aber selbstverständlich auch stellvertretend für mein Kind dessen Grenzen. Wenn dies in respektvoller Weise geschieht, finde ich das absolut in Ordnung. Natürlich gibt es Eltern, die ihren Kindern selbst keine Grenzen setzen und das deswegen als Einmischung in ihre (Nicht-) Erziehung empfinden. Aber in den meisten Fällen habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, denn die meisten Eltern wollen natürlich, dass ihre Kinder soziale Wesen werden, die respektvoll mit ihren Mitmenschen umgehen. Und dazu gehört eben auch der Respekt vor den Grenzen anderer Leute. – Als freundliche aber bestimmte Ich-Botschaft an das fremde Kind formuliert, funktioniert das ziemlich gut.
Schwieriger finde ich die Einmischung in solche Grundsatzfragen wie Fernseh- und Süßigkeitenkonsum etc. Wobei ich da mitunter gern an fremden Eltern rumerziehen würde. Aber das verkneife ich mir selbstverständlich.
Fanny, ich kann mir vorstellen, dass es hart ist zu sehen dass das eigene Kind geschubst wird. Hab ich zum Glück noch nicht erleben müssen.
Aber ich verstehe die Reaktion der Mutter sehr gut und finde dass sich dein Verhalten nicht mit deiner Aussage „Ich glaube für mich ist es wichtig, dass wenn jemand meine Kinder ermahnt, dass er das respektvoll und höflich tut. Damit habe ich bei anderen Kindern immer gut Erfahrung gemacht.“ deckt.
Du und das Kind, ihr habt euch genau gleich verhalten. Ihr habt euren Willen durchgesetzt. Das Kind wollte das Bobbycar. Dein Kind war im Weg, also wurde es beiseite geschubst um an das Objekt der Begierde zu kommen.
Du wolltest dass dein Kind das Bobbycar wiederbekommt. Du bist also zu dem Kind und hast es ihm ebenfalls weggenommen und eine Ansage gemacht.
Den Unterschied sehe ich nur darin, dass das kleine Mädchen die Situation altergemäß und so wie sie es konnte geregelt hat. Du aber hättest ja durchaus andere (sprachliche) Mittel gehabt die Situation zu klären.
Du hast dem Kind nicht vorgelebt, dass sich solche Dinge anders regeln lassen.
Natürlich bist Du nicht für die Erziehung anderer Kinder zuständig,aber ein nettes Miteinander ist ja einfach netter. Und Du hättest vielleicht dem Kind und deinem zu der Chance verhelfen können zu sehen, dass man bekommt was man will auch wenn man nett miteinander redet.
Das is nicht böse gemeint!
Schwieriges Thema.
Erster Gedanke ist auch bei mir: mein Kind – ICH erziehe und Fremde haben sich da mal gar nicht einzumischen.
ABER: wenn jemand die gleichen Werte hat wie ich und diese in der, für mich richtigen Art und Weise an mein Kind vermittelt, ist das für mich in Ordnung.
Wenn ich nicht in der Nähe bin und mein Kind tut jemandem weh, ist es für mich O.K. wenn eine andere Mutter, freundlich und auf Augenhöhe mit dem Kind, ihm sagt, dass das nicht in Ordnung war usw.
Doch meistens mischen sich ja die Leute ein, die so ganz anders denken als man selbst und DIE nerven mich dann gewaltig und es macht mich wütend. Und da werde ich dann auch gern patzig.
Ich bin da ganz auf Fannys Seite.
Ich finde nicht, dass ein Kind mit Verstaendnis belohnt werden sollte, wenn es sich einem anderen (egal ob kleiner oder nicht unsozial gegenueber verhaelt. Ich finde Fanny hat es sanft gehandhabt. Da gibt es ganz andere Eltern!
Ausserdem ist es ganz schoen zu versuchen solche Konflikte verbal zu klaeren, aber wie Linda gesagt hat war es dem Alter des Maedchens entsprechend einfach etwas zu wollen und zu nehmen, wenn das der Fall ist hat sie verstanden, dass das Auto weg genommen wird nachdem sie es selbst getan hat, nicht dass ihr Verhalten nicht schoen war und sie es doch bitte zurueck geben soll, oder?
Also, entweder muss man sich auf das Niveau des kleinen Kindes einstellen, oder man muss von dem Kind eine verbale Konfliktloesung erwarten koennen…
Ich weiß nicht Recht ob ich Dich richtig verstehe…
Meinst Du, dass das wegnehmen als Reaktion angemessen war, weil es sich auf der kindlichen Ebende abgespielt hat auf der das Kind selbst agiert hat?
Falls Du das meinst, dann kann ich dem garnicht zustimmen. Ich find enicht dass man sich aus selbe Niveau einstellen sollte.
Aber ich habe eingentlich alles was ich zu der Situation denke schon im ersten Post geschrieben.
Zum Hundebeispiel der Krähenmutter-Ich finde da ist ganz klar das Einschreiten notwendig. Da ist die Mutter ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen und das hätte fatale Folgen haben können. Denn wie dein Hund darauf reagiert, das kannst ja nur Du wissen.
Außerdem kannst Du ja auch durchaus einfach deinen Hund schützen wollen.
Fanny, deine Beschreibung des (zu) frühen Eingreifens (nach dem eigenen Gefühl) kenne ich auch. Das stört mich massiv wenn ich es an mir beobachte. Ich gehe auch ab und an in eine Krabbelgruppe und oft sind wir die Ersten dort. Mein Sohn bewegt sich dann ohne mich durch den Raum, ich sitze in der Ecke und lese. Sobald dann andere Mütter und Kinder kommen sitz ich dann recht bald genau wie alle anderen bei ihm weil ich ständig aus jeder Ecke die Mütter ermahnen höre „nein, nicht wegnehmen“ usw. Während ich denke dass die Kinder das unter sich klären können solang es nicht allzuruppig zugeht wird von der anderen Seite versucht den Kindern künstlich soziales VErhalten anzutrainieren und ich habe nicht das Gefühl, dass ich meinen Sohn in dieser Umgebung einfach machen lassen kann.
schwierig, schwierig.
bisher wurde mein sohn eher objekt von attacken, als das er als angreifer auftrat, aber auch das wird sich wohl bald ändern.
grundsätzlich versuche ich ihm beizustehen, wenn er meine hilfe benötigt und mir das zeigt. bei körperlichen attacken gehe ich natürlich auch (noch) dazwischen.
wenn ihm ein kind sein spielzeug wegnimmt, hole ich es aber nicht zurück, denn das passiert in der kinderwelt und da gelten meine erwachsenenregeln nicht („könntest du bitte, wie schade, man darf nicht, jetzt weint er/sie, das ist aber nicht schön, guck mal nimm das hier, ihr könnt doch zusammen spielen,..“).
wenn er aufm hinterhof in einer kindergruppe spielen würde, gäbe es auch keine gottgleiche autorität von oben, die reguliert, was erlaubt ist und was nicht.
bei leib&leben-gefährdenden situationen trete ich natürlich trotzdem als schicksalsgöttin in aktion 😉
neulich habe ich „aus versehen“ ein kind mit-erzogen, sehr zum unwillen der mutter.
ich war in einem laden, einer der hunde stand davor.
als ich rauskomme, streichelt ihn ein junge.
ich sage ihm, dass er sowas nicht machen darf, ohne vorher den besitzer zu fragen.
die mutter meinte daraufhin „wenn, sag ich ihm das!“
…ja, hat sie aber nicht.
und wenn der hund dann beisst ists meine schuld..naja, anderes thema.
Schwieriges Thema…. ich halte mich eher zurück mit Äußerungen. Halte sehr oft einfach meine Hand dazwischen, um mein Kind, aber auch das andere Kind zu schützen. Erkläre es den Kindern und den Rest überlasse ich anderen. Also wenn eine Mutter ihr Kind dann dort wegholt, dann soll Sie es oder ich nehme mein Kind einfach weg, wenn ich merke die Situation wird ihm zu viel. Manchmal merke ich aber das Kinder so etwas auch alleine regeln und wichtig ist halt zu beobachten… das eigene Kind sowie das Fremde.
Natürlich sind oft auch die anderen Eltern eher am Kind, weil meine Kinder einen größere Radius haben und ich nicht ständig hinter her renne, aber einmischen darf sich hier auch keiner… wenn ein Erwachsener mein Kind einfach von der Rutsche nimmt, weil das andere Kind doch rutschen will und einfach drauf los rutscht.. ist gerade oft Thema.. erkläre ich auch mal, das das andere Kind halt auch einen Mund hat, mit meinem zu reden und mein Kind sehr wohl versteht, was man von einem will.. sehr oft auch weggeht und ansonsten halt auch einfach mal da stehen darf. Sie weint nämlich dann bitterlich und ich darf das ausbaden.
Aber trotzdem schwierig, egal wie man es macht.. in Familien oder Freundeskreis, kann man nur vorleben und hoffen es wird verstanden, ansonsten sehe ich das auch sehr als persönliche Kritik an.
Noch habe ich solche Situationen selten oder ich bin so ignorant und merke es nicht..
Im öffentlichen Raum hat erstmal jeder das Recht, zum Audruck zu bringen, dass er sich von einem anderen gestört fühlt. Wenn mir also jemand zu verstehen gibt, dass mein Kind ihn/sie stört, ist das legitim – solange es höflich stattfindet. Ich versuche dann, die moralische Situation zu überblicken, sprich, meine Interessen, die meines Kindes und die des Dritten, so objektiv wie möglich abzuwägen und eine in meinen Augen vetretbare Entscheidung zu treffen, die uns allen entgegenkommt. So funktioniert Gesellschaft, und dass sie so funktioniert – empathisch und im Austarieren von Egoismus und Altruismus – soll mein Kind auch vorgelebt bekommen. Soviel zum Beispiel im Artikel.
Die Bobbycarnummer…hmmmm… entwicklungspsychologisch betrachtet ist das ganze bis zum Alter von drei Jahren ja kein „wegnehmen“, sondern ein „nehmen“, und Eigentum gibts eh garnicht. Diesen Zustand finde ich persönlich wunderbar, und zukunftsträchtig (d.h. die Abschaffung von Eigentum zugunsten zeitweiligen, bedarfsorientierten Zugangs zu kollektiv besessenen Waren). Deshalb möchte ich eigentlich garnicht, dass das „mein“ und „dein“ früher als nötig zum Thema wird. Also würde ich mir beide Kinder schnappen und eine Gesprächssituation herstellen, in der die beiden klarmachen können, für wen das Bobbycar gerade wichtiger ist, ob sie vielleicht beide damit spielen können, entweder gleichzeitg oder nacheinander etc. Klappt eigentlich immer und bedarf lediglich (wichtig!) unserer MODERATION, aber nicht unseres Advokatentums anstelle unserer Kinder.
Viel interessanter & komplexer aber ist, wenn ich eine Situation beobachte, in der ein fremdes Kind meines Erachtens in meinen Augen falsche oder gar keine Verhaltensmaximen angeboten bekommt – oder aber das Gleiche einem anderen Menschen mit Hinblick auf meine Kinder passiert. Ich glaube, wir dürfen in U-Bahnen nicht wegschauen, wenn Menschen angegriffen werden, und wir sollen auch nicht wegschauen, wenn kleine Kinderbewusstseine in die falsche Richtung gelenkt werden. Aber: Was ist die falsche Richtung? Und das ist doch die Crux. Meine immer wieder sich selbst auf die Probe stellende Lösung: Ich gehe zu den Eltern und sage: „Ich hoffe, ich darf Sie ansprechen. Ich habe da gerade beobachtet, dass …Ein ähnliches Problem hatte ich auch mal, und ich habe festgestellt, dass mein Sohn sich viel wohler gefühlt hat, als ich stattdessen das folgende getan habe:…“. Das stellt die Erziehungskompetenz als solche nicht in Frage, sondern bricht die Situation auf das Wohlgefühl des Kindes herunter. Gestern z.B. in meinem Kindertreff hat ein Junge etwas getan, was in den Augen der Mutter nicht ging (in meinen wars kein Problem, aber seis drum). Sie hat ihn auf den Schoss genommen und hat gesagt „Sag‘ mal, ich hatte doch einen braven Jungen bestellt.Ich glaube, die haben dich falsch geliefert.“ Danach war Ruhe. Aber was für eine. Der Kleine war total blass und geschockt und hat nur noch mechanisch in Bilderbüchern geblättert. Ich habe dann einfach gesagt, dass Kinder unter fünf noch keine Ironie verstehen, sondern alles, was aus den als absolute Wahrheitsinstanz betrachteten Mütterlippen kommt, 100% wortwörtlich nehmen, und dass ich mir vorstellen könnte, dass da seine Weltsicht und ihre gerade sehr verschieden sind. Aber ganz lieb und leise, so dass er garnicht mitgekriegt hat, dass es um ihn ging (wichtig – ich glaube, dass ist eines der grössten Probleme: Vor dem Kind gemaßregelt zu werden; dann ist die Reaktion meistens nur noch eine panische Wiederherstellung der eigenen Rolle unabhängig von der Qualität des Hinweises). Das hat gut funktioniert.
Und wenn einer zu mir kommt und sagt: Hör mal, Du baust da gerade Mist mit deinem Kind. Dann sage ich „Danke für den Input. Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen.“ (Plus, falls nötig, dem Zusatz: Es wäre schön, wenn Sie das ein wenig freundlicher hätten formulieren können.) Und zum Kleinen sage ich (wenn er alt genug ist) „Ich glaube, da war jemand gerade besorgt, ob ich alles richtig mache mit Dir. Was findest Du denn?“ Denn wer weiß? Der Blick von außen ist immer ein Geschenk – abends setze ich mich dann hin und denke die Situation durch – wenn mein Kind sie nicht gleich mit mir besprechen will.
Danke für die verschiedenen Rückmeldungen. Ich glaube in dem Fall mit dem Bobbycar hat mich eher das sehr unsanfte Beiseiteschubsen gestört als die Eroberung des Spielzeugs. Denn ihr habt Recht, dass man in dem Alter noch kein Verständnis von mein und dein erwarten kann. Aber vielleicht gilt das ja auch für das Einsetzen der Körperkräfte. Zum Glück ist meiner hart im nehmen und weint nicht, wenn er umfällt oder geschubst wird. Ich bin mittlerweile (nun ist er ja schon wieder ein halbe Jahr älter) eher dafür, die Kleinen das weitgehend unter sich ausmachen zu lassen. Bei seiner Oma, die Tagesmutter ist, beobachte ich, dass sehr oft kleine Kappeleien geschlichtet werden. Irgendwie scheinen sich die Kinder daran zu gewöhnen und sehr oft geht der Blick beim kleinsten Konflikt sofort zu ihr und es wird oft „gepetzt“.
In anderen Gruppen (wo die Eltern auch anwesend sind) finde ich mich manchmal früher intervenieren als ich möchte, weil ich denke, dass die Eltern des anderen Kindes eine Intervention von meiner Seite erwarten. Wie gesagt, schwierig, schwierig, die Rechte Balance zu finden. Vielleicht habe ich damals tatsächlich etwas überreagiert. War auch mit meine erste Krabbelgruppenerfahrung.
@caro
– yes, she’s back!!! (?)
einen einwurf habe ich – trotz aller wiedersehensfreude – : gespräche zwischen 1-1,5jährigen herstellen und das dann moderieren…hm…stell ich mir in jeder hinsicht kompliziert vor. (wir hatten ja bisher hier nur baby-kleinkind-beispiele)
Ein spannendes Thema, das auch mich im Innersten spaltet. Ab wann mische ich mich zu sehr ein? Doch eigentlich immer dann, wenn ich als Last und nicht als Hilfe empfunden werde.
Wenn wir die Werte für die Erziehung unserer Kinder festlegen, geht es uns um eine Art „Qualitätsmanagement“ in der Erziehung.
Wo bleibt das bei der Mitgestaltung unserer Gesellschaft? Was, wenn ich das nicht darf, ist dann soziale Verantwortung? Ab welchem Alter ist etwas nicht mehr Erziehung sondern Kommunikation, Diskussion oder gesunder Konflikt?
Wir sollten auch die „Werte des Einmischens“ definieren! Alleingelassen fühlen sich viele Menschen, und bevormundet erst recht.
Es gibt Situationen in denen bin ich so dankbar, wenn mir andere Menschen unter die Arme greifen.
Beispielsweise, wenn mir die Einkaufstasche mit den Milchflaschen runterfällt und mein Kind hinten im Fahrradsitz vor Schreck das hart erkämpfte Eis fallengelassen hat.
Die Frage nach dem „WIE“ darf hier gern diskutiert werden.
Doch, ich mische mich ein. Unterstützend, niemals vorwurfsvoll. Ich tue es respektvoll, mit Ruhe und mit Leidenschaft. Weil so Kontakte, ja sogar Freundschaften entstehen können. Weil es unseren Blick leitet und so manches soziales Türchen öffnet.