TIME: Magazin: Bist du Mutter genug? JA, bist Du.

Bist Du Mutter genug?

Mir geht es wie Annie von PHDinParenting: Ich komme zurück von einem langen Tag, von einem Kurs, einer langen To-Do-Liste vor mir, ein schlafendes Baby neben mir. Und dann schmeißt das TIME-Magazin uns diesen Brocken hin. Über den man nur stolpern kann. Danke Christina, dass Du es gleich ins Blog gehoben hast. Ich hab mir heute Abend noch ein paar Gedanken dazu gemacht. Mich ein bisschen geärgert. Und mich entschieden.

Bist Du Mutter genug?


Zum Bild: Grundsätzlich positiv finde ich, dass eine stillende Mutter gezeigt wird, die nicht ein Neugeborenes, sondern ein älteres Kind stillt. Sieht man sonst ja nirgends. Ärgerlich und schädlich finde ich, dass das sofort als Super-Mutter-Test aufgemacht wird (gegen den ich mich schon lange sträube). Was kann es denn bringen, als Schuldgefühle, Streit, Diskussionen ums Besser-Sein? Bin ich nicht genug Mutter, wenn ich nicht bis drei stille? Bin ich eine dem AP-Guru Bill Sears verfallene, „bis ins Extrem gehende“ AP-Mutter, wenn ich es doch tue?

Beides ist meines Erachtens Quatsch. Es bringt uns kein Stück weiter. Ob eine Mutter ihr Kind bis in die dritte Woche oder das dritte Lebensjahr stillt, ist allein die Entscheidung der beiden. Attachment Parenting auf William Sears zu reduzieren, ist schlicht falsch. Er hat das Konzept möglicherweise einfach von Jean Liedloff übernommen, ist beeinflusst von verschiedenen Bindungsforschern und schlicht einer derjenigen, der das beste Marketing-Geschick bewiesen (und die meisten Bücher zum Thema geschrieben) hat.

Attachment Parenting ist auch viel mehr als Langes Stillen, Tragen und Familienbett, wie es im TIME-Artikel offenbar beschrieben wird. Annie verweist in einem Artikel für Care2 darauf, dass die Internationale AP-Organisation acht Prinzipien von AP formuliert – Langzeitstillen und Tragen sind übrigens gar nicht dabei. AP vermittelt keine Handlungsanweisungen, sondern Ideen, Gedanken, die jede Familie für sich umsetzen und an ihre Lebensumstände anpassen kann. Und Papas haben übrigens auch einen Anteil daran, ob und wie AP umgesetzt wird… nur mal so nebenbei…

Schön, dass TIME das Thema aufgreift. Schade, dass sie Grabenkämpfe befeuern, statt Aufklärung zu betreiben.

Bist Du Mutter genug? Ja, bist Du. Wenn Du dein Kind nicht vernachlässigst oder missbrauchst, bist Du Mutter genug. Du tust dein Bestes da, wo Du gerade bist. IHR, nämlich ihr Eltern, tut euer Bestes, wo ihr gerade seid. Informiert euch und entscheidet, welcher Stil zu euch passt, was euren Erziehungszielen entgegenkommt und schaut, was sich für euch gut anfühlt.

Lasst euch nicht reinreden. Es ist eure Familie. Es ist kein Super-Mutter-Test. Auch nicht, wenn ihr euch für Attachment Parenting entscheidet. Auch nicht, wenn ihr euch dagegen entscheidet. Auch das Artgerecht-Projekt kommt ja schnell und den Verruf, es „besser“ zu wissen. Wir wissen es nicht besser. Wir verfolgen eine bestimmte Richtung, die sich für mich – und die Leute um mich herum – gut anfühlt. Das ist alles. Wer es gut findet, ist herzlich willkommen. Wer es doof findet, den behelligen wir nicht. Just relax. Mir ist wichtig, dass eine Frau drei Jahre stillen darf, wenn es für sie und ihr Kind das Richtige ist. Und wenn es nicht das Richtige ist, dann hat sich da niemand einzumischen.

Es ist eure Familie.

7 Gedanken zu „TIME: Magazin: Bist du Mutter genug? JA, bist Du.

  1. hast du sehr gut formuliert nicola. frau und mann machen es so gut sie es können und das reicht dann auch. was bringt es, wenn man irgendwelchen ideologien hinterher rennt und die gute mutter/den guten vater spielt. wenn kinder klein sind finden sie ja alles toll, was ihre eltern machen. wenn sie aber älter werden und unser verhalten hinterfragen, dann merken wir ganz schnell ob wir authentisch waren oder ob wir jur gute eltern gespielt haben und programme angewendet haben. das katzenbild ist richtig gut. gut dass tiere sich darüber keine gedanken machen müssen!

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