Setzt euch mal hin. Setzt euch hin und zählt bis 60. „SECHZIG???“. Ja. Sechzig. Das sind sechzig Sekunden. Das ist nicht mehr als eine läppische, klitzekleine Minute. Und die bleibt doch einfach mal sitzen. Das klingt einfach? Na, wunderbar, dann los!
Was so einfach klingt, kann zur totalen Unmöglichkeit werden.
Szene auf:
Letztens bei einer guten Freundin. Sie hat ein paar wirklich harte Wochen mit krankem Kleinkind und zahnendem Baby hinter sich und ist eigentlich reif für die Insel. Ihre Tochter spielt mit meinem Sohn im Nebenzimmer. Sie sinkt erschöpft auf einen Stuhl und hält sich an ihrem Tee fest. Sie ist müde. Es ist kaum elf Uhr, aber ihr erstes Kind war schon um halb sechs wach.
Sie blickt durch ihr Wohnzimmer und sagt:
„Ach, ich muss diesen Wäscheständer jetzt mal dringend abräumen.“
Ich antworte: „Lass mich das machen und bleib einen Moment sitzen.“
„Ja, gute Idee, ich glaube, eine Pause wäre super.“
Ich freue mich, nehme ihr Baby, mein Kleine spielt mit der Katze, und fange an, die Wäsche abzuhängen.
Meine Freundin steht auf, sie holt noch schnell etwas aus der Küche. Sie setzt sich wieder hin. Greift nach dem Tee- und steht sofort wieder auf:
„Soll ich Dir auch noch schnell einen Tee machen?“
„Nein, Du sollst mal 5 Minuten sitzen bleiben.“
„Ach ja…stimmt ja…“ Sie setzt sich wieder hin.
Keine 30 Sekunden sitzt sie. Dann springt sie hoch.
„Wo läufst Du denn hin?“ frage ich.
„Mann, hier sieht’s aus…“ brummelt sie.
Sie beginnt, das Sofa abzuräumen und Bücher einzusortieren, die die Kleinen vorher aus dem Regal gezogen haben.
„Wolltest du nicht eine Pause machen?“ erinnere ich.
„Jaja…“ sie räumt noch schnell ein paar Bücher weg und lässt sich aufs Sofa fallen. Springt sofort wieder auf, um den Tee zu holen. Setzt sich wieder hin.
„Ach je, die Katze braucht ja Futter…“
„Meinste, die kann 5 Minuten noch warten?“
Sie lacht, „wegen meiner Pause, meinst Du? Jaja…“
Sie sitzt wieder. Springt wieder auf: „Oh je, schau mal, was die Kids da unterm Schreibtisch verstreut haben!“
„Lass das noch kurz liegen, dein Tee wird kalt, ich mach das gleich, wenn es Dich stört“ sage ich, hänge die letzten Wäschestücke ab und setze das Baby auf den Boden.
„Ach ja, der Tee…“ sie geht mit ihrem Glas zum Tisch und trinkt einen Schluck im Stehen.
Ich muss lachen: „Huhu…Hinsetzen?“
„Was? Ach so, ja…“ Sie zögert. „Du, ich glaub, ich kann das nicht, hier ist noch so viel zu tun!“
Klar ist noch so viel zu tun. Es ist immer viel zu tun. Aber ich sage euch: Hinsetzen muss auch getan werden! Wenn ihr das jetzt nicht fertigkriegt, müsst ihr morgen nochmal ran. Fangt mal ganz spontan überhaupt nichts an. Zieht das eisern durch, konzentriert und ruhig (frei nach Madame Louisan).
Etwas weniger poetisch heißt das in meinem Mantra: Mach Sitz. Und bleibt mal 5 Minuten sitzen. Schau auf die Uhr und versuche, das durchzuhalten. Das tut unglaublich gut. Und es tut auch den Kindern gut. Sie sehen, dass ihre Mutter auf sich Acht gibt. Sie sehen die Ruhe-Insel im Wusel-Alltag. Und die genießen es. Ich hoffe, ihr genießt es auch :).
werde ich morgen mal ausprobieren. naja mein stillkind „zwingt“ mich mehrmals am tag mich hinzusetzen und zur ruhe zu kommen. dafür bin ich meistens auch echt dankbar. oftmals sieht man in diesen augenblicken auch echt schöne dinge, wie z.b. die herrlichen sonnenstrahlen, die durchs fenster dringen, auf die man sonst nicht geachtet hätte.
Jo, das bin ich. Danke für die treffende Beschreibung :)…
War es wirklich so schlimm? Aber manchmal setz ich mich auch hin….. Naja, immer wiedermal. Oder ich versuche es. Nein wirklich. Heute Vormittag saß ich in der Sonne, hab den kleinen einfach auf dem Gehweg rumkrabbeln lassen und hab in aller Ruhe im Sitzen einen Tee getrunken. Mindestens 20 Minuten lang. EHRLICH!
Exakt ich :-/ muss ich ändern……