Parenting Card: Glaube an die guten Absichten

Good Intentions

Meine Parenting Card für diesen Freitag: Glaubt an die guten Absichten eurer Kinder (auch Babys. Sie weinen NIE, um euch zu manipulieren, sie haben immer ein echtes Problem).

Und wenn er seine Schwester haut? Dann muss er das Feedback kriegen, dass das keine Konfliktlösungsstrategie ist, er muss aber auch Verständnis kriegen für seine Wut über das kaputte Lego-Flugzeug. Eine Wut, die er nunmal noch nicht anders ausdrücken kann. Er muss lernen, anders damit umzugehen, aber er darf wütend sein.

Und wenn er mit Bleistift auf der Marmorplatte rumkritzelt? Dann kriegt er von mir die Info, dass das keine gute Idee ist, dass ich das schonmal erklärt habe und dass es mich ärgert, dass er es wieder vergessen hat. Und er kriegt einen Schwamm. Und dann machen wir das gemeinsam weg. Und dann kriegt er ein grooooßes Blatt Papier, auf dem er weitermalen kann.

Und wenn er sich morgens nicht anziehen lässt, genau dann, wenn ich es total eilig habe?
Dann habe ich glücklicherweise einen wunderbaren Mann an meiner Seite, der übernimmt. Denn dann bin ich im Stress und ich krieg das nicht ver-jesperjuult, aber ich weiß, dass es eigentlich mein Problem ist. Und ich sollte wissen, dass knapp Vierjährige keine Konzept von „es ist eilig“ haben, weil sie im Moment leben, im Jetzt und nicht im wir-müssen-gleich-am-Flieger-sein. Wenn er groß ist und ich ihm das Im-Jetzt-Sein mit meiner Hetzerei ausgetrieben habe, wird er viele Bücher lesen und es ggf. mühsam wieder lernen müssen. Seufz.

Ich weiß auch, dass das schwer ist. Daran zu glauben. Nicht dem was-soll-das??-Reflex zu verfallen. Und mir ist bewusst, dass viele Menschen denken, Kinder wären kleine manipulative, bösartig egoistische Monster.

Nix mit „sind so kleine Hände“ und so…. Der Alltag sieht anders aus. Kürzlich wurde mir das wieder bewusst. Ich hatte Besuch von einem – kinderlosen – Freund. Mein Kind wollte etwas zu trinken. Mein Kind bekam etwas zu trinken. Da sagte er zu meinem Sohn: „Na, Du hast deine Mama aber richtig gut im Griff.“ Ach so, jaja.
Später lieferte er noch weitere Perlen: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ (Autsch!!) und „Wenn Du nicht aufisst, dann scheint morgen die Sonne nicht“ (Interessant, ich dachte immer, das hätte was mit Hoch- und Tiefdruckgebieten zu tun…).

Aber wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es ja eigentlich auch nicht. Ich kann ja auch nicht in Kinder reingucken. Vielleicht erzählt mir mein Sohn in dreißig Jahren was ganz anderes, schilt mich für meine Haltung oder lacht mich aus. Aber ich bleibe dabei und glaube weder an „um den Finger wickeln“, „auf der Nase rumtanzen“ oder „hat Dich im Griff“ (=Manipulation). Ich glaube – fühle, spüre, sehe, weiß, lese – dass mein Kind ein Mensch ist. Ein kleiner Mensch, aber ein ganzer Mensch. Er hat eigene Absichten, aber keine bösen.

Ich glaube überhaupt nicht an böse Absichten. Ich glaube, dass wir böse Absichten erst anerziehen. Indem wir sie ihnen unterstellen und die Kinder dann kooperieren. Oder indem wir sie dank unserer körperlichen und organisatorischen Überlegenheit kontrollieren und dominieren. Dazu später mehr, aber jetzt schon: Ich kann richtig sehen, wie mein Sohn auf sinnlose oder unmäßige Kontrolle mit Aggression und Rachegefühlen reagiert, die er sonst nie hat.

Es lohnt sich bei uns immer, an die guten Absichten der Kids zu glauben. Ich könnte unzählige Beispiele nennen. Ihr auch?

3 Gedanken zu „Parenting Card: Glaube an die guten Absichten

  1. Nach meiner Schlaflose Nacht hilft mir dieser post soooo weiter. was.ist wenn sie nicht schlafen wollen? mir fällt das nachts so schwer ruhig zu bleiben! Aber ich weiß genau, dass dieser kleine krümel nichts absichtlich tun würde, was mich verletzt oder wütend oder traurig macht.

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