… heißt entspannen lernen. Läuse sind Lehrer. Sie sind auch ekelig, krabbelig und lästig. Aber ich danke ihnen trotzdem.
Das ging so:
Ich entdeckte das Krabbeln auf dem Kopf des Großen natürlich abends nach 19 Uhr, als alle Kinderärzte, Apotheken und die Hotline unserer Krankenkasse schon geschlossen hatten. Sonst machts ja keinen Spass. Also Sprung an den Rechner „Läuse Befall Hilfe“. Mann ist noch unterwegs. Also „Apotheke Berlin Notdienst“ und dann SMS an den Mann: Bring bitte aus der Nachtapotheke folgendes…. da lernte ich sie, die…
1. Lektion: Erst denken, dann delegieren!
Denn mein Auftrag war natürlich völlig sinnlos. Als der Mann nach Hause kam, schlief der Große schon tief und fest. Und selbst ein Parasitenpaniker wie ich zerrt keinen Dreijährigen nachts aus dem Bett, um ihn mit Läuseshampoo zu übergießen.
Stattdessen verbrachte ich eine unruhige Nacht (ich: Mütze, der Große: unglaublich ungewöhnlich anhänglich stets kuschelnah neben mir, die Kleine: abgeschirmt auf der anderen Seite). In meinem Kopf drehten sich Erzählungen meiner Mutter von meinen Läuseepisoden als Kind, von „es ziiiept“-Schreien beim Nissenkämmen, beißendem Läuseshampoo und panischer Desinfektion der ganzen Wohnung. Als ich aufstand, war ich mit den Nerven schon total runter, ich lief wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung und drangsalierte den Mann mit meinen Sorgen, wie ich das alles schaffen solle, wie wir den Tag überstehen würden und ob wir die Läuse jeeeemals wieder loswürden.
2. Lektion: Panik ist unnötig.
Die Läuse auf dem Kinderkopf werden nicht mehr chemisch rausgeätzt, sondern einfach erstickt. Das geht mit Silikon und ist schmierig, aber schmerzfrei – für die Kinder – und einfach – für die Eltern. Bei Jungshaaren Nissen auszukämmen ist nicht schwer. Es ist unnötig, sofort panisch das arme Baby mit zu behandeln oder die gesamte Bettwäsche zu verbrennen. Man wasche, was sich mit 60 oder mehr Grad waschen lässt. Man stopfe 48h in die Gefriertruhe, was hineinpasst (Mützen z.B.) und man stecke in einen Plastiksack, was sich weder waschen noch einfrieren lässt (3 Tage). Dann noch einmal ordentlich durchsaugen. Wohl dem, der Laminat und ein Ledersofa hat, einfach abwischen. Fertig. Es ist viel Arbeit, aber nicht so hoffnunglos wie bei Flöhen, die überall herumspringen.
3. Lektion: Erst lausen, dann ekeln.
Doch es kam wieder anders. Die Läuse auf meinem Kopf juckten mich schon seit der Nacht. Ich war mit total sicher, dass ich quasi fühlen konnte, wie sie sich vermehrten. Auf meinem Kopf. Eier legten. Mich ansaugten. Grauenhaft. Es juckte an meinem ganzen Körper. Ich wollte morgens SOFORT auch die Läusekur. Aber alleine mit zwei Kindern? Nicht zu machen. Am liebsten hätte ich den Mann zu Hause festgezurrt, aber der musste arbeiten gehen. Mittags kam die Oma aushelfen, aber der wollte ich meine Läusekurbedürfnisse nicht antun. Nachmittags endlich Hilfe – und die Erkenntnis: keine Läuse! Auf meinem Kopf war nichts zu finden. Peinlich, peinlich. Hab trotzdem Silikongekurt, vielleicht hab ich auch doch ein paar Eier rausgekämmt, vielleicht waren es aber auch nur Sandkörner vom letzten Spielplatzbesuch. Der Mann ist nach eingehender Lausung läusefrei gesprochen.
Fakten: Wie man Läuse loswird, dazu gibt es einen ausführlichen Artikel auf Focus.de, der freundlicherweise auch gleich die im Test gut bewerteten Präparate auflistet (auch wenn Ökotest dem geneigten Blogleser derzeit etwas suspekt sein könnte).
Der Artikel erklärt, dass Läuse kein Hygieneproblem sind und keine Krankheiten übertragen. Ich weiß jetzt, dass es keine Leute gibt, die gegen Läuse „immun“ sind, sondern dass der Zufall über Ansteckung entscheidet. Läuse springen nicht, sie klettern langsam – man kann also weiterhin mit seinem Kind am Tisch sitzen. Die Läuse sterben bei der Anwendung des Fluids, ihre Eier aber sind noch da. Die schlüpfen nach acht Tagen und neuen Läuse legen nach weiteren 10 Tagen neue Eier. Daher muss acht Tage nach dem ersten Waschen die zweite Behandlung erfolgen, um auch alle Larven zu erwischen bevor sie selbst legen. Vorbeugend kann man versuchen, dem Kind die Haare mit Essigwasser zu spülen, wenn in der Kita Läuse gemeldet sind. Die Parasiten mögen die Säure nicht. Auch Olivenöl statt Silikonfluid empfehlen manche, allerdings fehlen mir Belege, dass es funktioniert.
Also insgesamt eine Lektion in „Es ist nicht so schlimm wie es aussah“ – und ich hoffe sehr, dass ich das in zwei Wochen immer noch denke :).
Nur allein bei dem Gedanken an die Viecher juckst mir schon…
Immer locker bleiben. Letzten Winter hatte mein Sohn auch Läuse „mitgebracht“. Ihm habe ich die Haare geschoren, Fluid drauf. Fertig. Der Mann hat so kurze Haare, da hält kein Ei 🙂 ein Hoch auf die Halbglatze 🙂 Nur ich mit schön langen Haaren und dicken Babybauch durfte die Prozedur schön mitmachen (beim kuscheln einiges abbekommen). Nissenkamm und lange Haare geht gar nicht kann ich nur sagen…
Musste wieder herzhaft lachen Nicola. Du schreibst immer so nett.
🙂