Eis oder nicht? T-Shirt oder Jacke? Machtkampf oder Selbstregulation? Und – sind das überhaupt Gegensätze? Ich bin mal wieder am grübeln. Anstoss ist die aktuelle Kurzfassung zum Thema: Erziehen für eine neue Welt in der Kindred.
Therese Graham Brett, die Autorin von Parenting for Social Change hat einen Artikel in der Kindred veröffentlicht, in dem sie darüber schreibt, was für sie „Adultismus“ ist. Ich hab ja gerade das Buch gelesen und vorgestellt und mein Kopf arbeitet an dem Thema.
Es geht um das Machtgefälle zwischen Eltern und Kindern. „Wir bringen unseren Kindern bei, eine Welt zu akzeptieren, in der der Stärkere den Schwächeren kontrolliert“, sagt sie. Und das tun wir mit jedem „das Gemüse wird aber aufgegessen!“ und „Du sagst jetzt sofort Danke, sonst gehst Du in Dein Zimmer!“. Auch dann, wenn wir kontrollieren, was Kinder essen, wie lange und was sie fernsehen und mit wem sie spielen.
Ich finde das ein super spannendes Thema. Denn bei einigen Punkten gehe ich total mit und doch finde ich das Konzept der totalen Selbstregulation schwierig.
Einerseits bin ich total dafür, dass es endlich aufhört, dass Kindern ALLES gesagt wird – was sie anzuziehen haben „rosa? Du bist doch kein Mädchen!!“, was sie essen („der Brokkoli wird aber probiert!!!“), wieviel („nimm doch noch!!“), wann sie schlafen sollen. Andererseits habe ich meine Bedenken gegenüber der totalen Selbstregulation.
Mein Sohn z.B. braucht schlicht einen Rahmen, wann er ins Bett geht, sonst schläft er nicht selig auf dem Sofa ein, sondern weint und weint und weint, weil er nicht „runterfährt“. Wir haben z.B. Süßigkeiten im Haus und sie sind frei zugänglich, dennoch bringe ich ihm bei, dass „Ich will Eis!!“ meist nur ein Zeichen des Körpers ist, dass er Hunger hat und dass er gerne ein Eis essen kann, wenn er vorher ein Brot gegessen hat (und dann will er in 90% der Fälle kein Eis mehr).
Auch das muss man lernen: Dass der Mund bei Unterzucker sofort schnellen Zucker will, dass der Körper aber auf Dauer andere Nahrung braucht. Bin ich also schon wieder keine unerzogen-Mutter?
Derzeit bin ich an diesem Punkt: Kinder sollen bei Tisch entscheiden, was und wieviel sie essen – von dem, was ich da aufgetischt habe. Der Große kann sich aussuchen, welche Filme er sieht – von denen, die wir angeschafft haben (aktuell: der kleine Maulwurf) und ich mache kein Hehl daraus, dass ich zuviel Filmguckerei nicht gut finde, er kann soviel Süßkram essen, bis er platzt – wenn er vorher Eiweiß oder langkettiges Kohlenhydratfutter in sich reingefuttert hat. Und bei uns klappt das gut, mittlerweile sagt er manchmal schon selbst: „Ich will ein Eis, aber erst nach dem Essen“. Und natürlich ist es nicht in Stein gemeißelt, wenn er nach Eis weint und das Essen noch dauert, dann kriegt er auch was, ich nasch ja auch, wenn ich vor Hunger schier umkomme… also alles so ein bisschen im Fluss…
Wie handhabt ihr das? Gibt es bei euch Regeln oder regelt sich alles von selbst?
Das Thema Adultismus war übrigens kürzlich in der Unerzogen behandelt, da hab ich den Begriff zum ersten Mal gehört.
Bei uns gibt es Regeln vor allem für den Großen. Der wurde aber auch seit Geburt erzogen. Beim Kleinen fällt mir ein unerzogener Umgang wesentlich leiter, vielleicht auch, weil der noch nicht in den Mühlen staatlicher Erziehungsinstitutionen gefangen ist. Ich würde manche Dinge gerne lockerer sehen, aber so richtig glücken will mir das noch nicht. Ich arbeite an mir.
Was das Eis angeht, so haben wir hier immer selbstgemachtes Eis am Stiel (in Formen vom Schweden) aus Saft. Da sage ich dann ach immer ja, wenn die Kinder nach Eis fragen.
Ganz ganz schwieriges Thema über das ich mir viel den Kopf zerbreche.
Ein Kind kann nicht vollkommen selbstbestimmt leben, wir Erwachsenen können das ja auch nicht! Zumindest nicht in der Gemeinschaft, da das eigene Verhalten ja auch immer Konsequenzen für die anderen mit sich bringt.
Nehmen wir nur mal an mein Sohn (2,5 J) würde selbst bestimmen wann er schlafen soll, er würde bis weit nach Mitternacht rumturnen, allerdings spät. ab 21 ziemlich mies drauf sein, hochdrehen, die Wohnung verwüsten. Würde für mich bedeuten ich könnte für mich selbst nicht entscheiden wann ich ins Bett geh. Würde auch bei mir bis in den Morgen gehen (+ aufräumen). Am nächsten Morgen würde er nicht aus dem Bett kommen und könnte somit nicht mehr zur Tagesmutter und ich nicht arbeiten und und und. Fazit, wenn er komplett selbstbestimmt leben würde, wäre ich zu 100% fremdbestimmt. Hm, also heißt es hier er oder ich?
Doof das, aber da fällt die Wahl auf mich, weil ich im Gegensatz zu ihm wenigstens teilweise in der Lage bin ihn einzubeziehen. Umgedreht würde er das wohl so gut wie nicht tun.
Wir alle sind ein Stück weit fremd bestimmt weil wir gewissen gesellschaftlichen Regeln und Zwängen unterliegen. Auch wenn die Drohungen bei uns Erwachsenen nicht mehr so offensichtlich sind, so sind sie doch da (wenn sie nicht pünktlich zur Arbeit kommen, verlieren sie ihren Job…)
Wie sieht es aus mit totaler „Selbstregulation“ bei gewissen Verbrechern? Für jeden Menschen sind die Bedürfnisse nun mal anders und bei manchen eben abartig.
Aber der „Selbstregulation im kleinen Rahmen“ bin ich durchaus zugeneigt. Das ist ein täglicher Kampf mit mir selbst. Ich erwische mich viel zu oft beim sinnlosen Einschreiten. Beim basteln zum Beispiel ärgere ich mich oft über mich selbst weil ich ihn nicht einfach so hab machen lassen. Es muß doch nicht perfekt sein.
In einigen Situationen hab ich schon gelernt lockerer zu werden. Wenn er keine Mütze aufsetzen will, brauch er das nicht. (Ich steck sie aber sicherheitshalber in die Tasche weil er garantiert nach 5 Minuten über kalte Ohren jammert und eine Mütze verlangt. Dafür ist Muddi eben da just in solchen Momenten das Passende parat zu haben! 😉 )
Beim Essen ist es ähnlich wie bei Dir. Ich entscheide was auf den Tisch kommt (es gibt allerdings alternativ immer ein Brot im Angebot). Falls er keinen Hunger hat und nicht essen möchte ist das okay. Aber, es gibt dann zwischendurch keine Süßigkeiten! Der mehrmalige Versuch hat gezeigt, er ißt dann tatsächlich den ganzen Tag nur Süßes … und Obst. Obst kann er immer und soviel er will, das nutzt er auch.
Fernsehen ist bei uns kein Thema, wir hatten lange Zeit gar kein Programm. Jetzt läuft der selten und meißt sagt der Kleine wir sollen den Fernseher ausmachen. Das freut mich jedes Mal und wird natürlich gemacht! 😉
Wenn, dann achte ich aber sehr darauf was gesehen wird. Letztens hat er aus Versehen bei Oma im TV gesehen wie jemand ausgepeitscht wurde (in nem Mittelalterfilm ) und hat gleich angefangen zu weinen. Das hat mir mal wieder gezeigt wie tief sowas bei Kindern geht. Also nicht mal eben CSI oder sowas gucken wo Leichen gezeigt werden oder geschossen wird wenn ein kleines Kind im Raum ist. Ich frage mich was mit solchen Kindern passiert deren Eltern sich den ganzen Tag solchen Mist reinziehen.
Es gibt noch zwei weitere Punkte zum Thema die mich bewegen, das würde aber langsam den Rahmen meines Kommentars sprengen.
1. Richtiges Verhalten wenn man mit fremden unerzogenen Kindern unangenehm zusammen trifft und die Eltern schweigend daneben stehen?
2. Manchmal fühl ich mich von der Gesellschaft „genötigt“ mein Kind zu regulieren obwohl ich selbst keinen Bedarf sehe.
Ach und nicht zu vergessen sind die Kleinen oft überfordert wenn sie Entscheidungen treffen sollen und ich habe das Gefühl mein Sohn ist manchmal ganz froh wenn ich ihm das abnehme!
LG Shiva
Hi Shiva,
ja, „sinnloses Einschreiten“, das kenne ich von mir auch. Häufig gerät eine Situation in Stress, einfach weil ich nicht den Mund gehalten oder nicht nix getan habe.
Deine Fragen sind auch so ein Thema…bei 1. versuche ich einfach, meine Grenzen abzustecken, allerdings finde ich das schwierig, wenn z.B. ein „unerzogen“-Kind ein anderes Kind drangsaliert und die Eltern nix machen. Bisher habe ich dann immer gesagt, dass ich das nicht okay finde und mir Ärger eingehandelt ;).
Bei 2…hmmm…ja, kenne ich auch und ich erinnere mich sehr, sehr deutlich daran, wie das bei mir als Kind war. Meine Mama hat IMMER hinter mir gestanden, auch und gerade wenn andere sie zu Ordnungsmaßnahmen nötigen wollten und ich spüre noch heute, wie unendlich gut mir das getan hat… sie hat dann eher hinterher mit mir unter vier Augen besprochen, ob das jetzt okay war oder nicht.
lg nic
Noch etwas ist mir eingefallen. Wir schauen ja so gern auf unsere Vorfahren und aufs Tierreich. Selbst da werden Jungtiere in gewissem Umfang von den Eltern reguliert, teilweise ist das Überlebenswichtig!?
Ich finde man muss unterscheiden zwischen 2 Fällen:
1. Ich habe durch mehr Lebenserfahrung einen Wissensvorsprung gegenüber meinem Kind, deshalb setze ich manche Sachen einfach durch, gebe einen Rahmen vor, weise die Richtung. Das ist für mich kein Adultismus, sondern meine Verantwortung.
2. Ich übe meine Macht aus, einfach nur, weil ich „der Große“ bin. Das ist für mich Adultismus, zumindest so, wie ich den Artikel in der unerzogen verstanden habe.
Am Beispiel Eis:
Man selbst erkennt, dass das Kind unterzuckert ist, bietet ihm also schnell etwas zu essen an, das aber nicht unbedingt Eis sein muss (denn das wahre Bedürfnis des Kindes ist Energie, nicht unbedingt Eis).
ODER
Völlig unabhängig davon, ob das Kind unterzuckert ist, verweigere ich ihm das Eis, einfach weil ich es kann und der Meinung bin, ich müsste Macht ausüben, strikte Regeln durchsetzen, erziehen.
Ich denke, dass man sich in vielen Fällen auf die Selbstregulierung des Kindes verlassen kann. Gleichzeitig gibt es nun mal viele Dinge mit einem gewissen Suchtfaktor. Dazu zählen für mich z.B. Fernsehen und Zucker. Viele Erwachsene haben hiermit Probleme, wie könnte ich da von einem Kind erwarten, dass es sich selbst reguliert, obwohl es nicht einmal etwas über die süchtigmachende Wirkung weiß?
Also ich finde auch, Kinder haben ANSPRUCH darauf, dass ihnen Eltern einen Rahmen und auch manche Regeln vorgeben. Dafür sind wir schließlich Eltern und haben Verantwortung für unsere Kinder. Unsere Aufgabe ist, unseren Kindern die notwendigen Informationen zu geben, damit sie selbst entscheiden und selbst immer mehr Verantwortung übernehmen können.
Beim Eis heißt das: „Du darfst gerne ein Eis haben, aber brauchst Du wirklich Eis, oder hast Du Hunger? Es gibt in 15 Min. Mittagessen – willst Du schon mal ein paar Nudeln? [wird in 99% der Fälle gerne genommen] Iss bitte mit uns zu Mittag als Grundlage, und dann kannst Du gerne ein Eis als Nachtisch haben.“
Oft ist Hunger auf Süßes auch übrigens auch ein Zeichen für Müdigkeit. Das geht uns doch auch so, wenn wir wieder bis Mitternacht am PC versumpfen und dann nochmal Kekse essen, anstatt schlafen zu gehen, wie es unser Körper eigentlich bräuchte…
In diesem Sinne: Gute Nacht
Ganz Deiner Meinung: ich halte es da auch eher mit Jesper Juul: Die Eltern wissen was die Kinder brauchen, die Kinder wissen, worauf sie Lust haben. Und es ist eben meine Verantwortung dem Kind zu geben, was es braucht. Und ihm zu verweigern, was ihm schadet.
Ich sag dann zu meiner Großen: Dein Mund will ein Eis haben, aber Dein Bauch will was Richtiges zu Essen!
Hi,
also Eis ist bei uns freigegeben, Süßigekeiten auch. Ich weiß auch, dass es manchmal Müdigkeit ist. Aber das mache ich ja auch. Insgesamt reguliert es sich – finde ich – schon alleine.
Beim Fernsehen gibts bei uns auch Rahmenregeln- so haben wir keinen TV, der einfach eingeschaltet werden kann, sondern Fernsehen wird heruntergeladen, also vorher ausgewählt. Außerdem gibt es gewisse Fernsehzeiten, da ich es sonst einfach zu viel finde. Wir sind mit dem Maß des Fernsehens immer noch meinem Gefühl nach eher im oberen Bereich. Das ist so mein eigener Kompromiss, da ichs einfach nicht wirklcih drastisch einschränken will, aber auch nicht völlig freigeben will. Es gibt eigentlich kaum Krach deshalb. Ich weiß, dass ich da nicht frei bin, ich habs aber ausgelotet bei mir selber, wie ich damit umgehen will. Süßigkeiten sind völlig frei – sie isst eher wenige – eher so schubweise. Und beim Essen gibts keine Regeln. Wenn sie was wirklich nicht mag – auch ohne probieren, gibts halt Stulle als Alternative. Das finde ich superperfekt, nämlich einfach 100% stressfrei. Und ich kann mich nicht beklagen, dass sie jetzt ungesund essen würde, im Gegenteil: Meistens fragt sie nach Obst als Imbiss (das ich immer vergesse, zu essen).
Die Frage zu dem anderen unerzogen Kind. Hatten wir noch nicht. Aber ich schreite immer ein, wenn ein Kind drangsaliert wird (erst erklärend), oder wenn es zu Handgreiflichkeiten kommt oder ein Kind drastisch überfordert ist. Ich bin keine Freundin von Selbstregulierung in diesem Bereich, da müssen dann alle mit leben. Ich verstehe mich im Zweifelsfall immer als Anwältin des Schwächeren.
Tja und wenn ein Außenstehender ein Verhalten einfordert. Hach, das finde ich immer oberschwierig. Das macht mir schlechte Laune. Je nach situation fühle ich mich verpflichtet, das durchzusetzen, wenn der Erwachsene Hausrecht hat etc. Heute wars die Busfaherin. Tocher pfiff wunderschön Jinglebells. Busfahrerin unterband es (nein, sagte mir, ich solle dafür sorgen, dass sie aufhört. Grmpf). Hatte wohl nen schlechten Tag. Nerv. Meistens bin ich dann ebenso sauer über die Einschränkung wie mein Kind, wir sind dann gemeinsam gegen die Blöden :)) Ich hasse das. Manchmal mucken wir auf und werden frech 🙂
Ich nehme mir Montessori als Vorbild. Daher darf und durfte mein Kind schon sehr früh Dinge selbst (entscheiden). Manche finden es falsch was ich mache und meinen es würde der Entwicklung schaden, aber es funktioniert bei uns sehr gut! Ich entscheide nur bei absolutem Zeitmangel beispielsweise was sie anziehen soll. Sie kann mit ihren 3 Jahren(aktuell) eigenständig an ihren Kleiderschrank gehen und sich etwas aussuchen. Das dauert zwar länger als wenn ich ihr etwas hinlege oder sie zw. 2 Outfits entscheiden lasse, aber sie weiß was sie will und es dauert nur einen Bruchteil länger. Wir stehen da also nicht Minuten lang vor… Das selbe mit der Garderobe(Jacke, Mütze, schal, Handschuhe) Wenn sie sich unsicher ist, fragt sie mich. Ich habe deswegen auch Wetterangepasste Kleidung zu hängen, so dass sie immer genau das richtig anzieht bei den jetzigen Temperaturen. Sie schmiert und schneidet ihre Stulle eigenständig was andere Kinder in der Kita JETZT erst lernen. Gießt sich selbst was zu trinken ein. Zieht sich selbst an und aus und auch auf dem Spielplatz ist sie eigenständig. Meiner Nichte die nur 3 Monate älter ist als meine Tochter, wird viel und ständig geholfen. Die ist nicht mal in der Lagen selbstständig auf eine Schaukel zu klettern, weil sie immer drauf gesetzt wird und nie die Gelegenheit bekommt, das mal selbst zu versuchen. Meine Tochter tut sich Mittags ihr essen selbst auf. Meiner Nichte wird das essen aufgetan und kann nicht mal „Stop“ sagen. Die Eltern entscheiden wie viel sie isst und das muss sie – ganz altbacken ALLES aufessen. Meine Tochter hilft mir viel im Haushalt, Tisch decken, fegen, Blumen gießen, aufräumen ect. Ich habe sie auch schon mit 2 Jahren „frei“ auf dem Gehweg laufen lassen, ohne Buggykutsche und ohne permanentes an die Hand nehmen. Manche Eltern meinten zu mir auch schon ob ich „spinne“! Kinder sind unberechenbar – sagen sie, und könnten auf die Straße laufen. Also mein Kind wird nicht in Watte gepackt und ich sehe einfach an ihr wie gut es funktionieren kann, wenn man seinem Kind mehr Vertrauen schenkt(wir erwarten von unseren Kinder ja auch VOLLES Vertrauen und wir selbst vertrauen unseren Kinder nicht?!) und es auch einfach manchmal „machen lässt“. Ich bin nämlich der Überzeugung: einige, wenn nicht sogar die meisten Eltern trauen ihren Kindern zu wenig zu oder ruhen sich auf dem Satz „dass muss mein Kind in dem Alter noch nicht können“ aus. Für manche scheint es total unlogisch zu klingen, wenn ich sage, ich habe meinem Kind, als es mit 13 Monaten selbst laufen konnte, schon beigebracht wie man sich im Straßenverkehr verhält. Mir ist es inzwischen auch egal was andere dazu sagen oder wie sie gucken. Man muss, so finde ich zumindest, als Eltern auch lernen damit umzugehen und nicht den Konflikt scheuen und weil es manchmal peinlich ist oder das Kind in aller Öffentlichkeit weint, schreit und tobt.
Ich bin aber auch der Meinung, mein Kind darf nicht alles, nur im Rahmen. Mir ist es wichtig, eine logische aber einfache Erklärung abzuliefern und nicht einfach nur meine Macht als Mutter auszupspielen indem ich sage „weil ich das sage“ oder „weil das man das so (nicht) macht.“ Das sind selbst für mich als Erwachsene keine logischen Erklärungen wieso ein Kind das gerade nicht darf oder etwas bestimmtes von ihm verlangt wird. Jetzt gerade weint meine Große weil sie kein 2. Jes-Törtchen bekommt. Ich möchte aber dass sie sich sauber macht, weil sie dreckige Hände und einen dreckigen Mund hat. Sie protestiert natürlich lautstark. Also drücken wir auf Pause(ein Film läuft) und sagen, dass sie erst weiter gucken darf, wenn sie sich sauber gemacht hat, weil sie sonst das Sofa dreckig macht. Das dauert ne weile bis sie kooperiert, aber das ist für mich eine logische Konsequenz. Und es gibt kein 2. Törtchen, da es in 2 Stunden wieder Abendessen gibt. Aber Erziehung ist und bleibt ein heißes Thema unter Eltern, weil jeder eine andere Ansicht und eine andere Meinung und auch andere Erfahrung gemacht hat.
Die Frage, ob ich als „Erwachsener“ so behandelt werden möchte, oder möchte, das so mit mir gesprochen wird, beantwortet eigetnlich alles zu diesem Thema.
Hi,
irgendwie sind wir immer anders, als andere. so auch hier.
essen:
es gibt bei uns etwa drei mahlzeiten an einem tag, die als solche auch zu erkennen sind. meistens sitzen alle mit am tisch, oder mindestens einer., vielleicht auch kerzen an, und richtig mit gedeck.
draussen werden diese mahlzeiten (frühstück, brunch und abendessen) auch etwas aufwendiger gestaltet, aber das meist in picknickform.
das sind die mahlzeiten, an denen wir essen und das kind darf dazukommen und dran teilnehmen, wenn es denn möchte. es darf essen so viel und was es will, von dem, was wir da haben. bisher gilt bei uns die regel, für die kinder möglichst nur bio (sehr aufwendig), so wenig verarbeitet wie möglich, ungesalzen (ausser brot), nichts mit e-stoffen etc und lebensmittel mit sehr wenig verarbeitung.
dieser stil ist sehr aufwendig und ich versuche mich auch so zu ernähren, aber wir predigen sinngemäß wasser und trinken wein 😉
das kind darf auch aufstehen und rumspielen, nur wir essen dann halt weiter und keiner spielt dann mit. essen wird nur nicht verschwendet und dann wieder neuverlangt.
ansonsten empfinde ich die teilnahme am essen als angebot, was jeder freiwillig zu sich nehmen darf, oder auch nicht. ich vertraue da auf die natur. wenn ein kind hunger hat, wird es essen, wenn nciht dann nicht.
ansonsten wird nehmen den offiziellen mahlzeiten ach nach bedarf gegessen, so wie das stillen.
süssigleiten:
ich kann nicht verstehen wie man kleinkindern frei süssigkeiten geben kann?
es kommt vielleicht auf das alter an?
wie ich es bei einem kinde über drei jahren mchen würde, weiss ich noch nicht.
aber bei einem kind unter drei jahren würde ich niemals süssigkeiten frei zugänglich machen. renz-polster hatte irgendwo so treffend formuliert (sinngemäß), dass der mensch an sich auf süss, fettig und salzig getrimmt sei. was ja auch so seinen sinn hat.
ich würde es dem kinde gegenüber gemein finden, diesen mechanismus auszunutzen. ich wäre auch so, dass ich dann mit großer anspannung zähne putzen würde und so geht es eher locker und spielerisch zu bei uns. weil es fast keine gesalzenen, nie gezuckerte und künstliche nahrungsmittel gibt.
ist der geschmacksinn erstmal ruiniert, dann sind meiner meinung die eltern schuld. ausserdem haften die eltern in meinen augen für ihre dicken kinder 😉 das hat für mich nichts mit unerzogen zu tun, sondern mit merkwürdigen anderen dingen, ich habe noch keine namen dafür (vielleicht faulheit, bestechung, verantwortungslosigkeit, unwissenheit?)
meine hoffnunf ist, dass das kind in den ersten drei jahren die mechanismen beim essen lernt, die es für das leben gut vorbereitet und danach dann freiwillig vielleicht auch dann weiterführt. jedenfalls hätte es dann vielleicht die chance dazu. ich meine das so, wenn ein kind den geschmack einer banane zu genüge kennt, dann wird er sich nicht so leicht mit einem künstlichen bananenaroma in joghurt zufriedenstellen lassen. das ist jedenfalls meine hoffnung.
ich frage mich immer, warum einige mainstream-mütter so streng mit der erziehung sind beim thema schlaf und aufräumen, teilen etc, aber so lasch und für mich unerklärlich nachgiebig beim thema ungesunde ernährung.
thema schlaf (im familienbett, anderes kommt für uns nicht in frage zur zeit):
ich finde babys und kleinkinder (vielleicht auch sogar größere?) können in den meisten fällen selbst entscheiden wann sie ins bett müssen, wo und wie sie schlafen wollen. ich gehe nicht nach der devise nur ein schlafendes baby ist ein gutes baby. kinder haben ein recht darauf am gesellschaftlichen, auch abendlichen leben teilzunehmen. das heisst auch auf besuch zu fahren, auch auf erwachsenenpartys (ohne rauch, ohne zu laute musik und merkwürdigen betrunkenen) mit dabei zu sein. (warum ist das in deutschland eigentlich so anders?)
nur wenn ich in meinem schlafverhalten massiv beeinträchtigt werde, dann greife ich ein und es wird einfach bestimmt, wann geschlafen wird. das kind kann seine freiheit so weit ausleben, solange es keinen anderen menschen in seiner freiheit einschränkt, meiner meinung nach. denn die fittnes der eltern soll nicht verhandelbar sein;)
oder das kind wird dann schlafen gelegt, wenn alle aus der familie schlafen. es kann dabei auch wach sein, wenn es möchte, bekommt dann ein kleines licht an, aber alle anderen stehen dann nicht für schwätzchen oder spiele zur verfügung. es ist ja nie allein nachts, daher kann es machen was es will, ich schlafe dann aber und es kann bei freier brust stillen, während ich schlafe. den fehlenden schlaf kann das kind dann im tragetuch, im auto oder sonstwo am tage meist nachholen (ich nicht). vielleicht braucht das kind gerade diese phase des wachseins in der nacht oder am abend, weil es gerade sehr viel lernt und übt? ich gehe davon aus, dass das kind immer kooperieren möchte, so wie es juul mal ausgedrückt hat, aber das es gerade etwas sehr wichtiges zu tun hat und dass sich die natur dabei was gedacht hat das kind wach zu halten.
ich brauche das kind auch nciht zu wecken, es wird einfach angezogen, und hat dann die chance aufzuwachen und eingebunden, oder stehe auf und beginne in rufnähe mein taagwerk, dann wacht es auch meist von selbst auf. ich provoziere ein aufwachen, aber ich wecke es nicht. ist das unerzogen? keine ahnung.
gewalt:
wenn das kind mir oder anderen (vorsätzlich) weh tut, dann bitte ich im einhalt, und wenn es nicht aufhört unterbinde ich das auch. ich oder andere menschen, auch kleine kinder haben das recht auf eine gewaltfreie umgebung und körperliche unversehrtheit. warum sollte da die freiheit eines hauenden kindes über die körperliche unversehrtheit anderer stehen? ich würde auch nicht zulassen, wenn mein partner andere vorsätzlich schlägt, so auch nicht mein kind.
was hat das regulieren mit erziehung, oder unerziehung zu tun?
kann mir jemand das „unerzogen-konzept“ bei hauenden kindern mit ihren nicht eingreifenden müttern erklären? was ist die philosophie dahinter nichts zu tun?
kinder sind in meinen augen nicht so doof, dass sie das nicht verstehen.
fernsehen, computer, smartphone, hörspiele, dauerradio.
ich sehe es so wie manfred spitzer und es gibt diese dinger bei uns für kleinkinder nicht.
wir benutzen möglichst diese medien nicht in anwesenheit des kindes.
fernsehen haben wir komplett abgeschafft und ab einem gewissen alter schauen wir gemeinsam ausgewählte, aufgenommen sachen an. werbung ist die pest und kommt erstmal garnicht frage.
wir sammeln jetzt schon filme, dokus und serien, die wir für pädagisch wertvoll halten, oder die uns als erwachsene nicht anöden,. wir würden das dann als familienaktion machen.
bei uns wird es auch später kein fernsehen geben.
aufräumen:
ich räume auf und das kleinkind darf mir helfen, wenn es denn möchte.
teilen:
es braucht keine dinge zu teilen. meist frage ich es im vorfeld, ob es dinge gibt, die später geteilt werden können.
auch wollen immer alle anderen kinder an unseren speisen teilnehmen. da frage ich auch mein kind, ob es okay ist.
stillen:
es darf stillen wo und wann es will. aber nicht wie.
wenn es mir zu unangenehm wird (zum beispiel wegen schwanerschaft, krankheit), dann sage ich nein, oder verschiebe es.
windelfrei:
kind entscheidet alles, wann wie oft, wieso etc, wieso nicht. ich mache wenn nur angebote und biete die kleidung an.
kleidung:
ich habe bestimmte kleidung für das kind, und es darf innerhalb des rahmens es aussuchen. wenn es zu kalt ist und es möchte partout nicht die jacke anziehen, dann frage ich es nochmal draussen in der kälte, ob es nun dazu bereit wäre.
bewegungsfreiheit:
das kind kann überall hingehen, es sei denn es gefährdet sich (verkehr) oder andere , oder schränkt andere in ihrer freiheit ein (garten eines fremden etc). und wenn es unbedingt in die pfütze springen will, dann darf es das auch, ist dann aber eventuell ohne wechelkleidung erstmal nass.
spielen, basteln:
ich habe immernoch einen kleinen polizisten im kopf sitzen, der sagt, wie man spielen sollte und wie man richtig malt und bastelt.
machmal meldet der sich und und lässt mich denken „arggg, spiel richtig, oder male das so und so, so ist das doch nciht schön, oder mensch, jetzt ist es kaputt, etc“ aber dann denke ich mir, warum versuche ich mein ästhetikempfinden meinem kinde aufzudrücken. wer sagt, dass der himmel blau sein muss, die wiese grün und am boden des blattes? wer sagt, dass braun und schwarz keine schönen farben sind? wer sagt, dass man seine eigene puppe die haare nicht abschneiden darf, oder das gesicht zu halloween mit edding bemalen darf?
meistens bekomme ich dadurch einen ganz neuen blick auf die welt und lerne viel über die welt, kinder und mich kennen. nur greife ich ein, wenn meine sachen „verschönert“ werden sollen.
die mainstream mütter denken wir wären „antiautoritär“-dabei strotzt unser verhalten nur so von „adultismus“.
unser kind ist für mich so wie mein partner. ich sage ihm auch nciht, wann er schlafen, wann er auf klo oder essen soll 😉
nur hat mein partner meistens den weitblick für gefahren und rechte anderer, und mein kind muss das noch lernen. da komm ich dann ins spiel.
die mainstream mütter denken wir wären „antiautoritär“-dabei strotzt unser verhalten nur so von „adultismus“.
Ich sehe es hier wie in den meisten anderen Kommentaren: Ich gebe einiges vor und bestimme auch über gewisse Dinge, weil ich mehr Wissen darüber habe. Ich würde das jetzt nicht als „Adultismus“ bezeichnen. Klingt für mich schon fast wie eine Krankheit. Entscheidend ist eher, wie man beim Bestimmen mit dem Kind umgeht. Lass ich jetzt raushängen, dass ich mehr Macht habe, so nach dem Motto: „Ich sage das so, dann wird das auch so gemacht und basta!“ oder rede ich mit dem Kind und erkläre ihm, warum ich etwas (nicht) möchte. Ist bei ganz kleinen Kindern natürlich schwierig. Da ist das noch mal was anderes. Aber prinzipiell signalisiert man dem Kind damit, dass man sein Bedürfnis ernst nimmt und sich Gedanken darüber macht und nicht einfach so was verbietet. Bei uns klappt das prima. Einwände kommen nur manchmal und bieten auch mir die Möglichkeit, meine Sicht auf bestimmte Dinge evtl. zu ändern.
Bei ganz kleinen Kindern hilft es, ihren Focus auf andere, erwünschte Dinge zu lenken, statt dauernd „Nein!“ zu sagen. Und manches muss man eben einfach wegräumen. Süßigkeiten stehen bei uns nie rum. Es gab auch noch nie die Frage nach einem Eis, weil es sowas bei uns kaum gibt. Wenn ich möchte, dass meine Kinder etwas bestimmtes nicht tun sollen, wie z.B. andauernd Süßes naschen, dann muss man als Eltern als gutes Vorbild vorangehen, sonst wird das auf Dauer nicht funktionieren.