Vergiß nicht: Dein Kind ist ein Kind.
Au weia.
Was für ein vielschichtiger Satz. Man könnte sagen: Ja, oft vergisst man es, vor allem bei Kindern, die schon laufen und sprechen, dass sie eben noch Kinder sind. Dass sie viele Dinge einfach noch nicht können (Entfernung von Autos abschätzen, gewisse Ebenen der Selbstregulation, abstraktes Denken, zeitliche Zusammenhänge). Einiges davon ist wissenschaftlich nachweisbar (die Sache mit den Entfernungen, gewisse Abstraktionen und z.B. solche Dinge wie das Erfassen zeitlicher Abstände), anderes ist heiß umstritten (Selbstregulation z.B.).
Aber welchen Glaubenssätzen man da auch immer anhängt, es ist wichtig zu wissen, dass ein Kind ein Kind ist. Wo hab ich das gelesen? Wenn manche Eltern ihre Kinder fragen: „Verflixt, bist du doof oder was?“, dann möchte man im Namen des Kindes antworten: „Nein, ich bin nicht doof, ich bin drei!!!“
Mir geht das auch manchmal so. Ich denke mir, Himmel, was macht er denn da bloß? Und dann wird mir erst bewusst, dass er das nicht macht, weil er böse oder doof ist, sondern weil er die Folgen einfach nicht abschätzen kann oder schlicht nicht kennt. Beispiel: Er redet seit langem davon, endlich mal einen richtig großen Stock aus dem fünften Stock zu werfen. Ihn interessiert einfach, was dabei passiert. Er kann aber nicht abschätzen, was passiert, wenn zufällig gerade dann jemand unten aus dem Haus tritt.
Und für uns gilt z.B. auch, dass ich immer wieder dran denken muss, dass bestimmte Dinge für ihn einfach aufregender, stressiger sind, als ich das denke. Wenn ihn im Bus jemand blöd anraunzt, dann kann er sich nicht so wehren wie ein großer Mensch. Egal wie eloquent er sonst ist, in solchen Momenten kriegt er einen Schreck. Und braucht eine Mama, die dann sagt: „Stop. Richten Sie ihre Kritik gerne an mich, aber ob das Kind zurechtzuweisen ist, das überlassen Sie mir.“ Die Großen schützen die Kleinen. Ein Kind ist ein Kind.
Ich finde das trifft den Nagel auf den Kopf.
Ist es doch in unserer Leistungsgesellschaft zunehmend so, dass viele Eltern von Ihren Kindern viel zu viel erwarten.
… und oftmals sind das Erwartungen, die sie als Kind selber auch nicht erfüllt hätten