Windelfrei- so gehts nicht

Wieder habe ich etwas über Windelfrei gelernt -und zwar, wie es nicht geht. Eine Freundin macht gerade eine interessante Erfahrung.

„Warum macht er im Tragetuch?“

Eine liebe, kluge, wunderbar Freundin hat ein jetzt fast drei Monate altes Baby (2. Kind) und klagte darüber, dass windelfrei einfach nicht klappen wolle. „Er pinkelt mich immer noch im Tragetuch einfach an!“ sagt sie. Ich weiß, dass es Babys gibt, die das tun, aber es wunderte mich doch.

Dann sprachen wir darüber, wie sie denn windelfrei so handhabe. Und da stellte sich heraus, dass sie ihn oft in Windeln hat – was nicht kontra-windelfrei sein muss -, dass sie ihn dann aber auch oft nicht abhält. Wenn er im Tragetuch aufwacht, holt sie ihn zwar manchmal raus und hält ihn ab. Aber oft eben auch nicht. Und dann macht er in die Windel. Der Effekt: Wenn er aufwacht, strullert er häufig einfach los, egal wo und wie er ist.

Regelmäßigkeit ist doch wichtig…

Bei meiner Kleinen ist Aufwachen hingegen die absolute Standardsituation, bei der sie auch schon richtig wartet und strampelt, wenn ich sie nicht gleich rauslasse. Aber ich hole sie auch konsequent jedes Mal raus, halte sie überhaupt immer ab, wenn sie gerade aufgewacht ist.
Ich kann es nicht beweisen, aber: Mein Baby weiss, dass sie abgehalten wird, sie ist schon fest daran gewöhnt.

Windelfrei im Zufallsverfahren

Im Verlauf unseres Gespräches stellt sich heraus, dass meine Freundin eigentlich immer eher nach Zufallsverfahren arbeitet. Mal hält sie ihn viel ab, mal gar nicht. Mal nach dem Schlafen, mal nicht.

Der Effekt ist frustrierend. Er macht ins Tragetuch, er meldet sich schon jetzt kaum noch, er wartet nicht. Wenn er also ohne Windel ist, kann sie kaum abschätzen, wann er macht und sie kann sich nicht drauf verlassen, dass er signalisiert oder wartet. Daher ist sie oft nass – und er oft in der Windel.

Allerdings kennt er die Abhalteposition und den Signallaut, das klappt. Er kennt also das Prinzip „bitte macht jetzt beim Abhalten“, aber er weiß einfach nicht, dass er nur an bestimmten Stellen oder möglichst nur in diesen Positionen machen soll.

Und jetzt?

Ich könnte mir vorstellen, dass hier Routine plus Windel helfen könnte. Ihn ohne Windeln zu lassen – was ich mit meiner Kleinen jetzt schon 80% der Zeit, ach was, 90% wahrscheinlich, tue, wäre total nervig, weil er ja überallhin macht. Wenn man ihm jetzt aber nachträglich beibringt, dass er z.B. nach dem Schlafen wirklich immer abgehalten wird, könnte er das evtl. noch lernen. Hat jemand Erfahrung damit?

Ich hab es auch vorgeschlagen, aber meine wunderbare Freundin ist auch wunderbar ehrlich. Irgendwie nervt es sie, dass er es nicht kann, aber „immer regelmäßig abhalten? Ich glaube, dazu bin ich zu unaufmerksam und oft auch zu faul“. Es ist schon ihr zweites Kind und auch beim ersten hat Windelfrei „nicht geklappt“ – aus den gleichen Gründen wahrscheinlich, sagt sie.

Es ist und bleibt wie Laurie sagt: Regelmäßigkeit ist wichtig. Die Babys müssen wissen, worauf sie sich verlassen können, nur dann könnt ihr euch auch auf sie verlassen. Einfach immer mal abhalten funktioniert offenbar nicht. „Es muss feste Bräuche geben“ sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Und das Baby zur Windelfrei-Mama.

Ich finds spannend, zu sehen, warum es manchmal einfach nicht zu gehen scheint. Man hört das ja immer wieder – vielleicht stehen oft solche oder ähnliche Effekt dahinter. Ich bin insofern für diese Lektion sehr dankbar!

Und wenn es einfach nicht reinpasst, dann ist das auch okay ;).

6 Gedanken zu „Windelfrei- so gehts nicht

  1. Ich habe Töchterchen erst mit Ende 4 Monaten abgehalten und sie hat es verstanden/gelernt. Ich glaube, wenn Deine Freundin konsequenter wird und wenigstens IMMER nach dem Schlafen abhält und zusätzlich ihre Intuition oder innere Uhr anschaltet, wird der Kleine es auch noch/wieder lernen. Ich wäre da optimistisch.

  2. Ich kenne mich mit dem Thema Windelfrei überhaupt nicht aus, aber ich denke auch, dass es hier um die Regelmäßigkeit geht. Babys und Kinder brauchen einfach eine Routine, egal bei was.
    Zwar irgendwie ein ganz anderes Thema aber trotzdem passend, so kenne ich einige Mütter die davon reden dass sie ihre Kleinen abends nicht ins Bett bekommen. Der Grund: mal geht das Kind um 8 ins Bett, mal um 7, dann aber auch erst um 9, je nachdem wie es in den Ablauf der Eltern reinpasst, ein festes Ritual gibt es auch nicht. Wenn die Kinder allerdings eine feste Zeit haben und genau wissen nach dem Zähneputzen wird man gewaschen, anschließend kommt die neue Windel (oder auch nicht :-)), der Schlafanzug und dann das Bett, machen die wenigsten Kinder eigentlich Stress.

    1. Meine Erfahrung ist, das ein Kind dann freudig ins Bett geht, wenn es müde ist, sprich ich ein gewisses „Ritual“ (ergibt sich ja eh aus Abendessen, Baden/waschen, Schlafi anziehen, Zähne putzen, vorlesen (stillen)) während eines Einschlaffensters mache und ich das Kind in den Schlaf begleite, so lange es dies braucht. Die Uhrzeit ist da mE egal. Zumindestens bei uns 🙂

  3. Hallo Nicola,
    oftmals finde ich die Beiträge, warum etwas nicht klappt, viel hilfreicher, als die eigentlichen Anleitungen. Wir Menschen lernen am meisten aus Fehlern, auch aus denen anderer. Also, Mut zum Fehler und vielen Dank an Deinen Freundin, dass sie Ihre Erfahrungen mitgeteilt hat.

    Viele liebe Grüße
    Heike

  4. Also, das mit der Routine ist sicherlich ein Argument. Aber ich habe eine Beobachtung gemacht, die ich nicht so ganz erklären kann. Mein Süsser (5,5 Monate) meldet sich häufig nicht, wenn er eine Stoffwindel umhat (während ich das hier geschrieben habe hat er vier Stoffwindel vollgepullert, trotz Abhaltens wo nichts kam), oder ganz nackig ist. Oft macht er unangemeldete kleine Geschäfte. Wohingegen er, wenn er eine Wegwerfwindel umhat zuverlässiger Bescheid sagt. Ich ignoriere in eigentlich äusserst selten (wenn ich seine Meldung richtig deute).
    Aber ich muss zustimmen, nach dem Aufstehen klappt eigentlich immer.
    Im Tragetuch hat er mich noch nie angepullert. Da ist er sehr vehement strampelt und will raus (auch in der Manduka). Manchmal kommt dann zwar nichts, aber dann will er eben fünf Minuten später nochmal raus.
    Nur grosse Geschäfte kündigt er immer noch nicht an. Meistens macht er morgens nach dem Aufstehen und es kündigt sich mit Pupsen an. Und wenn ich Glück habe am Tage auch. Aber meistens scheint der herrlich gelbe und färbende Muttermilchstuhl nur so aus ihm herauszulaufen, ohne das man irgendwelches Drücken beobachten könnte. Da weiss ich mir auch keinen Rat.
    Wenn man ihn den ganzen Tag tragen würde, dann wäre die Trefferquote wohl sehr hoch, aber mein Süsser spielt gern und rollt sich herum. Und da vergisst er wohl das Bescheidsagen eher.
    Aber, ja Faulheit ist der Feind der Konsquenz, vor allem 5:30 wenn sich sein Morgengeschäft ankündigt. Aber da ich nur einen Waschtag in der Woche habe, stehe ich lieber auf, als dass er mir die Bettwäsche versaut, denn Seitenauslaufschutz ist ja toll, aber am Rücken kommts meistens durch.

    Liebe Grüsse aus der Schweiz

  5. Hi Nikola

    ich denke auch, das eine Regelmäßigkeit in Standardsituationen hilfreich ist. J. ist ja momentan tagsüber absolut windelfrei und nahezu trocken . Selbst wenn er aus dem Mittagschlaf aufwacht und ich nicht sofort hoch sprenge (weil gerade jemand anderes von mir will) wartet er, bis er abgehalten wird.

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