Und wieder fragte mich letztens eine liebe Freundin: Windelfrei? Warum denn das?
Es gibt für mich eine Menge Gründe, die ich in der Antwort auf Christianes Kommentar bereits gelistet habe. Aber es gibt noch einen, der letztens erst wieder aus einer der hinteren Ecken meines Herzens nach vorne in mein Bewusstsein krabbelte.
Eines Tages sah ich eine befreundete Mutter, die ich übrigens für außerordentlich kompetent und liebevoll halte, ihre Tochter wickeln. Das Kind war nicht nur wund, es weinte beim Saubermachen, hatte schorfige Stellen, es sah einfach gar nicht gut aus. Mir schauderte. Ein paar Tage später erzählte mir die Mutter, dass ihre Tochter jetzt in der Wärme manchmal ohne Windel herumlaufen dürfe. Und dass es toll sei zu sehen, wie sie plötzlich ihren Körper entdecke, den nackten Popo gegen die kühlen Wände lehne, sich berühre, sich anschaue…das Kind war zu diesem Zeitpunkt fast anderthalb Jahre alt.
Irgendwie hat mich das in meinem Herzen bewegt. Das wunde Kind, dem das Wickeln offensichtlich weh tat. Die Mutter, die ihrer Tochter alles, alles Gute tut, die Wickeln aber mangels Alternative als unerlässlich ansah. Das Kind, dass 1,5 Jahre lang keinen Zugang zu seiner Hüfte hatte, weil sie immer eingepackt war.
An Tagen, an denen ich denke, menno, Windeln sind wundervoll, alles geht schief, windelfrei ist anstrengend, doof und hysterisch, wieso mache ich das eigentlich?…an solchen Tagen denke ich an diese Geschichte und dann pelle ich ihn halt auch aus drei Schichten Herbstklamotten und geh mit ihm im Café zur Tür mit der Aufschrift „Damen“.
Unsere Tür mit der Aufschrift „Damen“ heißt derzeit: NACH DRAUßEN!!! Es geht, mal abgesehen von den Standards, im Moment am besten mit dem nackten Po an der frischen Herbstluft: im Garten, unterwegs am Straßenrand, in den Büschen am Spielplatzrand, bei Regen auch schon mal ziemlich direkt vor der Haustür.
Und – auch ich denke in solchen Momenten daran: Mein Kind liebt das Nackigsein, kennt seinen Körper und weiß, wo das Pipi und die Knöke herkommen.