„Artgerecht“ – dieses Wort fasst für mich am besten zusammen, was „bindungsorientierte Elternschaft“ ist. Artgerecht scheint mir für uns Menschen, als Babies ständig getragen zu werden, tags und nachts körperlich nah bei den Bezugspersonen zu sein, nach Bedarf gestillt zu werden und nicht in eine Windel machen zu müssen. Mir geht es da wie vielen anderen: Ich lese über indigene Völker und denke, ja, klar, das ergibt Sinn. Über die Details streiten sich natürlich auch hier die Geister, aber die generelle Linie erscheint mir immer so simpel und einleuchtend: Man kann ein Baby in Wald/Busch/Steppe eben nicht einfach mal ablegen und stundenlang liegenlassen. Welche Mutter würde das selbst heute in einem Wald oder sogar Park tun? Wer würde sein Baby auf dem Zeltplatz nachts im Zelt nebenan alleine lassen?
Und nicht nur hier, auch in anderen Bereichen fragen sich die Leute, was wohl für uns Menschen „artgerecht“ ist. Gerade habe ich auf meinen Streifzügen eine Seite gefunden von Mark aus Hattingen, der sich der „artgerechten“ Bewegung verschrieben hat: Primalmoves.de. Er folgt nach eigenen Worten Georges Hébert und seiner „Methode naturelle“. Es geht darum, sich in der Natur zu bewegen und den Körper dort zu schulen, natürliche Hindernisse zu überwinden und – im Falle von Mark – auch barfuß zu laufen.
Auf seiner Seite las ich von der „Paleo-Diät“, die man im Prinzip als „Neandertaler-Diät“ bezeichnen könnte. Es gibt natürlich bereits ein Buch dazu. Und sicher viele, viele Diskussionen, was davon nun richtig ist, wo es fanatisch wird, wie sich der Mensch doch an die Ernährung der Seßhaftigkeit in den letzten 10.000 Jahren angepasst haben mag. Milch z.B. tolerieren mittlerweile 70% der Nordeuropäer, viele Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass dieses Merkmal erst mit der Seßhaftigkeit aufgetreten ist und sich sehr schnell durchgesetzt hat – wir haben uns also an die „moderne“ Ernährung angepasst.
Für mich ist das mal wieder eine Idee, die nicht sagt „ab, zurück in die Höhlen!“, denn auch Mark rennt im Winter mit Schuhen durch seinen Wald. Sondern eine Idee, die – genau wie das Windelfrei-Blog – fragt: Woran sind wir Menschen eigentlich angepasst? Und was davon können wir uns bewahren, wenn uns das guttut? Für unser Steinzeitbaby kann ich jedenfalls bestätigen: Es macht die Sache viel, viel einfacher und artgerechter für alle :).