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Was ist eigentlich „artgerecht“?! – Clan, Toleranz, Umweltschutz – und gesunde Babys

Herbert Renz-Polster hat auf seinem Blog diese Frage gestellt und da er unseren Begriff und unsere Bewegung ja sogar ins neue Menschenkinder-Buch aufgenommen hat, geht auch an uns die Frage: Was ist eigentlich artgerecht?

Artgerecht klingt für viele nach Dogma, nach Ideologie, nach Perfektionismus und Besser-Machen-Wollen. Wer mich – und uns – kennt, weiß, dass das nicht weiter entfernt von der Wirklichkeit sein könnte.

Ich habe schon vor sieben Jahren einen Artikel geschrieben zum Thema „Attachment Parenting funktioniert nicht“, der viel gelesen und kommentiert wurde. Dort steht genau das, was Herbert auch schreibt:

Es gibt keine Knöpfe, die wir drücken können und dann kommt ein perfektes Kind heraus. Attachment Parenting Germany hat in diesem Facebook-Beitrag über die „Haltung“ AP geschrieben – die ja auch nah an Artgerecht ist: Dass es eben eine Haltung ist – die ganz klar Toleranz beinhaltet, nämlich die Toleranz, dass jeder seinen Weg findet. Meine geschätzte Kollegin und Freundin Nora Imlau hat dazu bezüglich Stoffwindeln in diesem Blogbeitrag schön geschrieben, durch welche Emotionen wir Mütter gehen, wenn wir perfekt sein wollen. Und dass der Mittelweg häufig für alle viel gesünder ist als die Perfektion. Das vertreten wir auch hier bei Artgerecht. Windelfrei? Habe ich schon immer mit Windeln gemacht. Warum auch nicht? Und meine Kollegin Susanne Mierau schreibt auf ihrem Blog eine Hymne auf die „Alles -egal“-Freundinnen, die uns lehren, was wirklich wichtig ist.

Aber warum dann „artgerecht“? Warum dieses doch sehr klare Wort?

Weil es alles zusammenfasst, was wir tun:

Artgerecht hat als Ziel gesunde Kinderseelen:

Artgerecht - das andere Babybuch
Artgerecht – das andere Babybuch

Wir nehmen keine Säuglingspflege- oder Erziehungstipps an, ohne uns zu fragen: Was ist optimal für die mentale und körperliche Entwicklung unserer Kinder? Worauf sind sie evolutionär vorbereitet, was wird ihrer Art gerecht? Mir ist der erste Teil davon sogar noch wichtiger als der zweite. Denn es fragen ja ohnehin alle, was GESUND für die Kinder ist, meinen aber immer in erster Linie ihren Körper. Was aber ist mit der Seele? Könnte eine Woche ohne Zähneputzen zwar schädlich für den Körper (Karies!), aber gut für die Seele (kein Zahnputzkampf) sein? Bei Artgerecht ist es also immer eine Abwägung aus beiden – das ist mir sehr wichtig.

 

Artgerecht heißt, es gemeinsam zu tun:

Artgerecht Camp
Artgerecht Camp – Kreis der Frauen

Artgerecht heißt, dass wir eine kooperativ aufziehende Art sind – so sagt es die große Anthropologin Sarah Bluffer Hrdy schon seit vielen Jahrzehnten. Bisher waren ihre Worte wenig beachtet, bis Herbert und ich angefangen haben, das in die Breite zu tragen: Ihr müsst es nicht alleine schaffen! Dafür seid ihr nicht gemacht! Im Artgerecht-Projekt ist uns der Clan wichtig (deshalb bieten wir auch Wildniscamps an). Wir wollen Eltern helfen, zu verstehen, dass sie es nicht alleine schaffen müssen und die Möglichkeit geben, sich zu vernetzen, damit sie es auch nicht alleine schaffen müssen!

Artgerecht heißt, unser Zuhause zu schützen:

KINDBAUMArtgerecht heißt für uns auch, dass wir alles, was wir tun, auch daran messen, wie gut es für unseren Planeten ist. Egal wie gut ein neues Babyprodukt für das Kind sein mag – wenn es den Planeten schädigt, schädigt es langfristig auch dieses Kind. Daher legen wir immer großen Wert darauf, dass wir den Planeten im Blick behalten. Das heißt nicht, dass meine Kinder kein Lego bekommen. Aber das heißt, dass meine Kinder in Wildniscamps und am Wochenende im Wald lernen, dass alles zusammen hängt. Dass wir Teil eines Ökosystems sind, das wir schützen müssen, wenn wir überleben wollen.

Das ist artgerecht im Artgerecht-Projekt: Mentale Gesundheit in Familien, gemeinsames Großziehen der Kinder und Scutz des Planeten. Und wir wissen, dass Eltern in Grönland und Eltern in der Kalahari auch schon 10.000 Jahren ganz unterschiedliche Dinge mit ihren Babys gemacht haben. Das macht nichts. Menschenbabys kommen prima damit klar. Es gibt keinen Goldstandard. Aber ihre ureigensten Bedürfnisse müssen erfüllt sein. Dazu gehört auch, dass wir Erwachsenen ihr Zuhause schützen, in dem sie mal ihre Kinder großziehen.

Deshalb steht auf unseren T-Shirts von Anbeginn auch: Happy Families, Happy Planet.

Für Dogmatismus, Ideologie und Perfektionismus ist da kein Platz. Das würde uns nur behindern. Wenn wir wissen, dass jedes Familie ihren Weg finden muss. Wir wissen, dass jede Generation nur einen Schritt weiter gehen kann.

Aber das reicht. 4+ ist ausreichend! Wir müssen nicht perfekt sein. Ich bin es auch nicht.

Gut genugJulia ist es nicht. Keiner ist das. Und das macht nichts. Um es mit meinem Freund Lienhard Valentin zu sagen: Achtsam sein ist völlig ausreichend.

 

Eure Nicola