Wenn einer eine Reise tut…und das mit kleinem Kind, dann hagelt es meistens strenge Blicke. Reisen sind stressig. Reisen werfen den Rhythmus eines Kleinkindes durcheinander. Reisen werfen die Windelfreierei durcheinander. Da nimmt man lieber viele Pampers mit, das Kind ist ja sowieso verwirrt. Und windelfrei auf solchen Kurztrips, das bringt nichts!
Doch, doch. So dachte ich.
Wir sind nach München gefahren, – und das genau in den Moment, als die Bahn beschlossen hat, ihre ICEs mit Neigetechnik aus dem Verkehr zu ziehen. Grundsätzlich bin ich geneigt, das eine wunderbare Idee zu finden – ich kenne eine Menge Leute, denen in den tollen Hochgeschwindigkeitsmonstern schrecklich übel wird. Ich gehöre dazu und der Umstieg auf den IC kam meiner Neigung zur Seekrankheit entgegen. Bis ich feststellte: Sieben Stunden im IC sind sehr, sehr lange sieben Stunden. Ein sich wehrendes Kind Abhalten im IC macht irgendwie gar keinen Spass.
Wir kamen entsprechend gerädert (ich) und gewickelt (er) in der bayerischen Hauptstadt an. Ich dachte, okay, das werden drei Wickeltage, von mir aus. Aber schließlich waren wir ja nicht irgendwo, sondern bei Claudia, also in einem Windelfrei-Haushalt…Ich könnte es also wenigstens versuchen? Ich versuchte es.
Und das Wunder geschah: Kaum im fremden Badezimmer, ließ er sich abhalten!
Kein Protest, kein Durchstrecken, kein Wegdrehen mehr. Und am zweiten Tag in München ließ er sich sogar wieder anziehen, was tagelang nur mit viel Ablenkung möglich war. Vielleicht hat es ihn so beeindruckt, wie professionell die vier Monate alte Tochter von Claudia auf ihrem Asia hockt :).
Jetzt sind wir wieder zu Hause und wir sind zu unserer persönlichen Urform von Windelfrei zurückgekehrt: Er trägt eine Jogginghose und nix drunter und ich halte ihn regelmäßig ab. Eine Änderung hat sich allerdings ergeben: Töpfchen ist nicht mehr. Es muss unbedingt das stille Örtchen sein und am meisten Spass hat er, wenn wir noch ein kleines Spiel mit den Delfinen spielen, indem ich sie erst ein paar Mal unterm geschlossenen Deckel verschwinden lasse und wir dann vorsichtig schauen, ob sie noch da sind. Nach diesem Spiel sitzt er auch begeistert da und schaut sie sich ganz genau an, während er sich erleichtert.
Wenn einer eine Reise tut, dann tut das manchmal richtig gut!