Die Windelfrei-Erfahrungsberichte-Serie…
Teresa wurde von ihrem Mann angestoßen, Windelfrei endlich zu versuchen. Wie es dazu kam, lest Ihr heute:
Wie bist Du zu Windelfrei gekommen?
Meine beste Freundin packte in eines ihrer zahlreichen Schwangerschafts-Care-Pakete das Buch von Ingrid Bauer. Da ich zunächst felsenfest davon überzeugt war, dass das sicherlich nichts für mich ist, hab ich es in den Schrank gestellt und nicht mehr angeschaut. Ich hab mich monatelang damit rumgequält, ob ich nun Stoff oder Plastik nehmen will. Ich hab die Entscheidung vertagt bis nach der Geburt und fand dann, dass Stoff zu nass und Plastik zu vermüllt ist. Dann hab ich zu lesen angefangen. Ich fand es völlig abgefahren und ich war lange nicht überzeugt. In meinem Kopf waren Sätze wie „Aber er liebt es, nackt auf der Wickelablage zu strampeln, das kann ich ihm doch nicht nehmen.“ (klingt Banane, war aber so.) und „Es ist Winter und ich kann ihn unmöglich die ganze Zeit nackt beobachten, bis ich seinen Rhythmus rausfinde.“ (muss man ja gar nicht). Irgendwann meinte mein Mann dann (nachdem ich ihm sämtliche absurden Überlegungen ausgebreitet habe) „Probiers doch einfach aus. Zieh ihm ne Stoffwindel an und leg los!“ Das tat ich dann und seitdem bin ich offiziell süchtig.
Wie alt war dein Kind, als Du mit Windelfrei angefangen hast?
5 Wochen
Wie viele Windeln hast Du vorher pro Tag verbraucht (Durchschnitt)?
Das hab ich vergessen
viele. Ungefähr eine Packung pro Woche.
Wie viele Windeln verbrauchst Du derzeit und wie alt ist Dein Kind mittlerweile?
0 – 3 Windeln pro Tag, 0 wenn ich nachts fit genug bin zum Abhalten, 3 wenn wir wirklich den ganzen Tag unterwegs sind und er nachts eine Windel trägt; 6 Monate ist er alt.
Nutzt Du auch andere Backups?
Ja, Mullwindeln oder Moltoneinlagen.
Hattet/habt ihr Probleme mit Wundsein?
Nö.
Welche Standardsituationen probierst Du aus?
nach dem Aufwachen – Immer.
beim Stillen – Nie.
nach dem Stillen – Immer.
nach dem Spielen – Manchmal.
Andere: Wenn er aus dem Tragetuch rauskommt (klappt fast immer). Bevor wir das Haus verlassen und er eine WWW anbekommt (klappt erstaunlicherweise auch fast immer, ich erklär ihm, was los ist und er piescht
)
Wann klappt es am besten?
Nach dem Aufwachen.
Wie viele Minuten (circa) hast du Zeit, um dein Kind abzuhalten (wenn es z.B. gerade aufgewacht ist oder wenn es Zeichen gibt)?
Puh, nicht lange. Nach dem Aufwachen 1 – 4 Minuten, je nachdem wann ich es mitbekommen. Momentan ist der Gute so sehr mit Krabbeln und Welt entdecken beschäftigt, dass das mit den Zeichen derzeit schöne Theorie bleibt. Oft ist das Zeichen „Oh, es wird warm und nass“ – also eher so – 1 Minute
Wird wieder.
Was benutzt ihr als Töpfchen, wenn ihr eines benutzt?
Die Toilette.
Wie schätzt Du die Arbeitsbelastung ein: eher mehr Arbeit eher weniger Arbeit genauso viel Arbeit wie beim Wickeln?
Mal so mal so. An guten Tagen definitiv weniger Arbeit, an schlechten eher mehr. Das macht aber nichts, denn wenn man sich gelegentlich vorstellt, ein zappelndes, sich drehendes Kind aus einer vollgekackten Windel befreien zu müssen, kann man sich immer ganz entspannt zurücklehnen und sich denken: „Wie schön, das bleibt uns erspart.“ Um das hinzubekommen, ohne alles vollzusauen, muss man auch Spezialfähigkeiten erwerben, was Zeit kostet und wenig Spaß macht. Und nachdem das große Geschäft so gut wie nie mehr Thema ist, nehm ich den zeitweisen Mehraufwand beim Mullwindelbackupwechsel sehr gern in Kauf. Die Arbeit ist einfach anders und langfristig mit Sicherheit weniger. Und schöner. Und lehrreicher.
Hat sich in deiner Kindes-Wahrnehmung etwas verändert, seit ihr Windelfrei macht und was?
Ich bin mit Sicherheit bewusster geworden, was die Bedürfnisse von Kindern angeht. Und respektvoller. Und mir ist klar geworden, dass man wirklich für ALLES die Verantwortung hat, sowohl für das, was oben reinkommt, als auch für das, was unten rauskommt. Mit beidem respektvoll umzugehen, nicht nur mit dem „schönen“ Füttern sondern auch mit den „schmutzigen“ Ausscheidungen trägt auf jeden Fall dazu bei, das Kind als Ganzes wahrzunehmen, kennen zu lernen, sein zu lassen. Mir ist klar geworden, wie sehr Kinder in unserer Gesellschaft (selbst von scheinbar liebenden Müttern) als Belastung wahrgenommen werden. Wenn man sie als überwiegend als kleine Hosenscheißer betrachtet, verwundert das auch nicht. Jedes minikleine Baby ist ein kompetenter, vollwertiger Mensch mit Bedürfnissen, die genauso wichtig und wertvoll sind wie die von Erwachsenen. Und solange diese Bedürfnisse noch nicht selbst erfüllt werden können, machen wir Eltern das eben. Ganz einfach.
Hast Du einen heißen Tipp für Windelfrei-Mütter in der gleichen Situation?
Wenn es gerade mal kriselt, stelle ich mir einfach möglichst plastisch vor, wie es wäre, selber den ganzen Tag in einer Plastikwindel zu sein. Schneller kann man mich gar nicht motivieren
Ansonsten – ein entspanntes Verhältnis zu Körperflüssigkeiten hilft definitiv. Immer locker bleiben, Atmen nicht vergessen. Und sich von jemandem, der schon ein älteres Windelfrei-Kind hat sagen lassen, dass er/sie diese Phase auch schon mal durchgemacht hat. Und darauf vertrauen, dass jede Phase eben nur eine Phase ist. After the sun comes rain, after the rain comes sun.
Vielen lieben Dank!
By the way: Einen lesenswerten Windel-Selbstversuch findet Ihr hier. Der ist einfach super!!!