Mein windelfreier kleiner Kerl

„Bebe“ sagt der kleine Kerl, knapp 1 1/2, und schaut mich an. „Bebe“. Wir gehen schnell zum Abhalten, wo er ein kleines Geschäft macht und wir begeistert den Strahl bewundern. Auch jetzt, nach etwa einem Monat windelfrei, zeig ich noch stets drauf und sage ihm, wie das heisst und was er da gemacht hat. Es ist häufig ein Anlass für Heiterkeit. Kein Wunder also, dass er das Wort blitzschnell gelernt hat!

Erstaunlich, dass mein Sohn jetzt plötzlich ein Bewusstsein von seinen Bedürfnissen hat und diese kommuniziert, nachdem er bisher keinen Mucks von sich gegeben hat, wenn er mal musste. Vor nicht allzulanger Zeit hättte ich mir das nicht träumen lassen. Er hatte ja immer Windeln an, also würde er vermutlich auch in Zukunft immer Windeln anhaben. So dachte ich. Klar, oder? Jetzt höre ich manchmal andere Mütter darüber palavern, wie sie mit ihren 2-3-Jährigen langsam mal das Töpfchentraining anfangen könnten und habe das Gefühl, in einem Paralleluniversum zu leben. Das war mit den Windeln vorher nicht so, trotz regelmässigem Abhalten.

Aber Eltern lernen mit ihren Kindern mit, alles wird immer anders, als wir das im Geburtsvorbereitungskurs gelernt haben. So auch das Leben mit einem Kleinkid. Es stört mich einfach nicht (mehr), nasse Hosen zu wechseln, ebensowenig wie irgendwelche halbgegessenen Reste von ihm aufzuessen. Ich denke nicht „Igitt, igitt“, wenn mal was daneben geht, sondern wisch es halt auf. Mütter stumpfen da vermutlich ab. Früher hab ich mir immer die verschmierten Kinder mit ihren Rotznasen angeschaut und leicht geschaudert – brr! Und jetzt hüpft hier auch so eine herum. Mal nur fürs Protokoll, momentan kann man auf dem Körper meines Sohnes detailliert nachverfolgen, welche Aktivitäten und Mahlzeiten es heute gab:

– Beine: klebrige Fahrradschmiere vom Herumturnen an Fahrrad
– Wangen: leichte Spuren Haferbrei vom Frühstück
– Nase: na was schon, wir sind die Erkältung immer noch nicht los
– Augenbrauen: Tomatensosse, da beim Klettern auf dem Sofa in Pizzateller gefallen (Achtung Bio-Mütter: die Pizza war selbstgemacht und aus Vollkornmehl!)

Also bei soviel Dreck machen mich die paar nassen Hosen wirklich nicht verrückt. Ehrlich – ich bin da erstaunlicherweise tatsächlich entspannt, auch wenn der Kleine nicht immer Bescheid sagt wenn er mal muss oder manchmal auch einfach nicht will. Wir haben durchaus auch Tage, da sieht es bei uns so aus:

nasseHosen

Aber dennoch gibt es eigentlich keinen Grund, den einen körperlichen Bereich total abzudichten, wenn das Kind ohnehin eine permanente Quelle für Unordnung und Dreck ist. Jetzt freu mich einfach, wenn ich seine knallbunten Sesamstrassenunterhosen aus der Hose lugen sehe, freu mich, dass er weichen, leichten Stoff am Popo haben kann statt schwitzigem Plastik oder eine dicke Stoffwindel. Und dass er lustige Wörter lernt, wie „Bebe“. Es macht soviel Spass, ihn beim Lernen und Erforschen zu beobachten, das möchte ich nicht mehr missen.

2 Gedanken zu „Mein windelfreier kleiner Kerl

  1. Hallo Bettina,

    was für ein schönes Posting :)! Hab sehr geschmunzelt über dein Foto, jaja, daran erinnere ich mich auch noch!

    „Aber dennoch gibt es eigentlich keinen Grund, den einen körperlichen Bereich total abzudichten, wenn das Kind ohnehin eine permanente Quelle für Unordnung und Dreck ist. “ Toller Gedanke – wie recht Du hast, so hab ich das noch gar nicht gesehen! Dabei liegt es ja auf der Hand – eigentlich ist es schon deshalb irgendwie unsinnig, soviel Aufhebens wegen ein paar nasser Hosen zu machen. Toll, dass er jetzt plötzlich Interesse an der „Sache“ hat. Bebe ahoi und liebe Grüße nach UK,

    miss you!
    nica

    1. Liebe Nica

      vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Hat mich sehr gefreut. Meine Logik a la „aus Matschekind folgt Windelfrei“ haut leider bei den Müttern nicht hin, bei denen ihre KInder immer wie aus dem Ei gepellt sein müssen, bei den Yummy Mummys. Da gibts welche, die bürsten bei ihren Kindern ständig den Dreck von der Kleidung, selbst an so Orten wie Sandkästen. Total abwegig, kann man sich im Sandkasten bewegen OHNE überall Sandl zu haben?

      Ganz liebe Grüsse zurück!
      Bettina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert