Wofür wir kämpfen – jetzt erst recht.

So langsam kann keiner mehr „Hebammensterben“ hören – aber unsere Müdigkeit ändert nichts daran, dass hier etwas kolossal schief läuft. Als ich meinen Sohn zur Welt gebracht hatte, lief in den USA „Business of Being Born“ und ich war auf meiner Reise durch die USA entsetzt, wie wenige Hebammen und von Hebammen geleitete Geburten es dort gab. Die Geschichten, die die Frauen von ihren Geburten erzählten, waren erschreckend. Es waren Zustände, wie ich sie mir in Deutschland nicht vorstellen konnte. Geburten ohne Hebammen? Ich dachte: „Sowas gibt es bei uns nicht. Geburten nur im Krankenhaus? Wieso? Wir können auch Zuhause entbinden, wenn wir das wollen.“

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Die Hausgeburten in New York drohten damals illegal zu werden. Es gab eine Studie, dass die Hebammen besser als der Arzt sind. Und ich hatte den Gedanken: Wenn ich im Café den falschen Kaffee kriege, gebe ich ihn zurück. Wenn unsere Geburt schief läuft, ist da nix zum zurückgeben.

Es waren damals nur Gedankenspiele. Nachrichten von irgendwoher. Aber jetzt ist es plötzlich hier, hier vor unserer Tür! Und ich will genauso für meine Kinder und alle Kinder dieser Welt ein Recht auf eine sanfte, Hebammen-geleitete Geburt, wenn sie das wünschen, wie ich es für mich eingefordert habe. Eine Geburt, die für sie gut funktioniert.

Das ist mir ein Bedürfnis. Und ich sehe, dass das gerade verschwindet. Das geht nicht. Das darf einfach nicht sein. Vielleicht ist es naiv, vielleicht dickköpfig, vielleicht verrückt, aber ich will, dass wir alle unsere Kinder genau so und genau dort zur Welt bringen zu können, wo wir das möchten. Es sind ja unsere Kinder – wir müssen ein Leben lang mit dieser Geburt und ihren Effekten leben.

Und es ist mehr als artgerecht! Menschen haben immer mit Hebammen geboren, mit Unterstützung vor, bei und nach der Geburt. Alles andere wäre nicht machbar gewesen – wer einmal länger im Wald war, weiß, wovon ich spreche. Und auch heute, wo so vieles machbar scheint, ist es wichtig, dass Eltern unterstützt werden. Und die Hausgeburt hinterlässt bei vielen nicht ohne Grund ein Gefühl von Luxus. Es ist der Luxus der Selbstbestimmung und des Aufgehobenseins – nicht umsonst heißt das wunderbare Buch von C. Blasser „Luxus Privatgeburt“ – aber sie darf nicht zum Luxus werden!

Deshalb machen wir weiter. Deshalb schließe ich mich den Worten Susanne Lily Mierau von Geborgen-Wachsen an:

„Deswegen, liebe Eltern, die Haftpflichtversicherungen der Hebammen laufen Mitte 2016 aus. Wir müssen und heute dafür einsetzen, dass dieser Prozess nicht stattfindet. Werdet Mitglied bei Mother Hood, unterzeichne die Petition und überlegt von Euch aus, was wir tun können und teilt Eure Idee beispielsweise auf Facebook mit anderen. Ich persönlich werde am Freitag in einer Telefonkonferenz Lena Glodde von Apfelgarten, Franzi Karagür (Einfach Klein), Anja Constance Gaca (von guten Eltern), Kathrin Szabò (Nestling), Jana Friedrich (Hebammenblog), Nicola Schmidt (Artgerecht Projekt), Nora Imlau, Christina Baris und Michaela Skott von Motherhood unsere Ideen zusammen werfen und schauen, was wir daraus stricken können. Es muss weiter gehen und wir müssen uns dafür einsetzen – und zwar richtig udn jetzt erst Recht.“

Genau Susanne. Jetzt erst Recht.

Eure Nic

Ein Gedanke zu „Wofür wir kämpfen – jetzt erst recht.

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