Die nicht stillende Mutter

Manchmal weiß man einfach nicht, wie das Leben spielt und es kommt zu keiner intakten Stillbeziehung. Oder es wird sich – aus welchen Gründen auch immer – bewusst gegen das Stillen und für die Flaschenfütterung entschieden. Doch dies soll kein Hindernis für eine enge Mutter(/Eltern)-Kind-Beziehung sein.

Für einen gelungenen Start ins Leben eines Flaschenkindes sind gleiche ähnliche Voraussetzungen wichtig:

  • Intensiver Hautkontakt mit der Mutter ab dem ersten Atemzug
  • Ersatz für Muttermilch (Pre-Nahrung im gesamten ersten Lebensjahres ausreichend)
  • Fütterung nach dem Vorbild des Stillens (Füttern nach Bedarf des Kindes und Fütterpositionen immer im Körperkontakt)
  • Stillen des Saugbedürfnisses

Weitere detaillierte Hinweise zur Ernährung mit der Flasche gibt es hier: Mit Nähe zum Baby die Flasche geben (Infoblatt der WHO – Babyfreundliches Krankenhaus).

 

0 Gedanken zu „Die nicht stillende Mutter

  1. Meine Kleine, jetzt 16 Monate, hatte einen etwas harten Start: nach der Geburtshausgeburt ging es mit Blaulicht ins Krankenhaus auf die Neo wegen Mekoniumaspiration (grünes Fruchtwasser in die Lunge). Sie war drei Tage intubiert, sediert, mit Sonde ernährt und sonstwie verkabelt. Stillen war da leider erst nach 4 oder 5 Tagen das erste Mal drin, so hatten wir uns das natürlich gar nicht vorgestellt. Sie hat dann ohne mit mir drüber zu reden (fand ich nicht so nett) einen Nucki bekommen. Klar, die Kleinen müssen saugen, und meine Brust war natürlich nicht möglich. Da kommt man um einen Schnuller kaum rum. Aber von Anfang an, auch noch im Krankenhaus, gab es Probleme beim Stillen. Sie hat ganz heftig gebrüllt, obwohl sie direkt an der Milchquelle lag. Richtige Wutanfälle hatte sie zwischendrin, die dann plötzlich verschwanden, und sie trank weiter. Auch meine Hebamme wusste nicht weiter. Den Nucki hatte sie auch nach dem Krankenhaus noch (und noch immer, bis heute, leider). Ich hatte schon das Gefühl, dass die Stillprobleme vielleicht eine Saugverwirrung waren. Nach 2 Monaten benutzte ich Stillhütchen, damit ging es dann recht gut. Aber ohne die Dinger hat sie bis zur Beikosteinführung und darüber hinaus nicht getrunken, ich hab es immer wieder probiert, und manchmal kamen die Wutanfälle auch mit den Stillhütchen, ich war teilweise echt am Ende der Kräfte und ratlos. Ich konnte sie auch nur daheim auf dem Sofa im Liegen stillen, musste also spätestens nach 2-3 Stunden wieder zu Hause sein. Wollte ihr aber nicht früher die Flasche geben, habe sie 6 Monate voll gestillt und nach 8 Monaten dann abgestillt. Sie hat nur noch 1-2 Minuten getrunken und immer wieder den Kopf weggedreht. Da hab ich mich überwunden und ihr die Flasche gegeben – die hat sie dann freudigst genommen und liebt sie bis heute. Das war wohl die Lösung. Ich habe es quasi lange herausgezögert, aber nun sehe ich, dass es gut ist, und 8 Monate stillen ist schon ok. Aber ich hab schon ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht länger stillen konnte. Im Juli kommt das zweite Kind auf die Welt, und ich wünsche uns sehr, dass wir erstens ohne Nucki auskommen und zweitens eine harmonischere Stillbeziehung haben, die hoffentlich auch über das 1. Lebensjahr hinaus geht. Ich hab die Nähe durchs viele Tragen (auch jetzt noch mit Babybauch, mal gucken wie lang noch) versucht zu kompensieren und kuscheln beim Flaschegeben. Es ist also echt nicht so einfach, immer eine einfache Stillbeziehung hinzubekommen. (Sorry, ist bissl lang geworden ;-))
    LG Steffi

    1. ihr hattet einen richtig schlechten start und hey ihr hab trotzdem lange gestillt. es müssen sich immer mutter und kind wohl fühlen und wenn du das gefühl hattest, dass dein kind es irgendwie ablehnte, dann wird da schon was dran sein. wenn man sich gegenüber vollkommen ehrlich ist findet man immer die beste lösung für sich und das kind. und stillen ist nicht alles. es gehört viel mehr dazu um eine gute bindung aufzubaufzubauen. und da bist du doch auf dem richtigen weg! vergib dir und schicke das schlechte gewissen für immer weg! es lag nicht in deinem einflussbereich, was auf der neo passiert ist. und dein kind hat bestimmt n trauma gehabt. sie hat sich den kummer eben aus der seele geschrien. so verarbeiten babys eben das erlebte! ging uns wenn auch auf anderem gebiet ganz genauso.

  2. Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Natürlich, stillen ist nicht alles, um eine gute Bindung aufzubauen. Ich habe die Nähe mit Tragen „ausgeglichen“, sie schläft meistens in meinen Armen (auch wenn ich sie bis zum zweiten Baby lieber mal in ihr Bettchen kriegen würde…), weil sie es grad braucht usw. Das spielt ja auch alles eine Rolle. Keine Ahnung, warum ich das schlechte Gewissen überhaupt habe. Es liegt vielleicht daran, weil man im Zusammenhang von AP halt auch viel von Langzeitstillen hört/liest. Aber mit fast anderthalb sind jetzt auch andere Dinge dran, die ich ihr geben kann.

  3. ich glaube, dass deine gefühle mit „schlechtes gewissen“ auch nicht treffend benannt sind. ich würde es eher tiefe sehnsucht nennen. du wolltest diese besondere nähe zu deinem baby eben auch erleben. wie ich dazu komme? du hast es z.b. durchs tragen versucht auszugleichen bzw. tust das noch immer. ich kann es mir jedenfalls gut vorstellen, wie schwer es gewesen sein muss zu akzeptieren, dass eine „normale“ stillbeziehung nicht mehr herzustellen ist. nichts passiert ohne grund. du hast dafür viellicht noch was viel besseres bekommen und siehst es nur nicht 😉

  4. Das stimmt, es ist schon eher eine tiefe Sehnsucht nach dem, was du beschrieben hast. Und zusätzlich auch ein wenig das Gefühl eines Versagers, weshalb ich es nicht hinbekommen habe, was ich falsch gemacht habe. Und es gibt noch eine Sache, weshalb ich mir darüber immer noch Gedanken mache: ich hatte sehr stark Magersucht, also Thema Essen war das Problem. Und ausgerechnet bei diesem Thema habe ich mit meiner Tochter auch ein Problem, das wühlt schon auf. Man versucht ja schon so gut es geht, die eigenen Probleme vom Kind fernzuhalten und nicht zu übertragen. Deswegen frage ich mich manchmal, ob das dann Zufall war, dass wir ausgerechnet beim Stillen Schwierigkeiten hatten.
    Ob ich gerade deswegen noch was viel Schöneres bekommen habe, kann ich nicht sagen 🙂 Ich habe sowieso soooo viel Schönes bekommen! Schön zu sehen nach all den Stillkämpfen war natürlich, wie zufrieden und ruhig sie dann ihre Flasche getrunken hat. Und dass das ihr wohl guttut – noch heute könnte sie mindestens 4 Flaschen „Meme“ am Tag und in der Nacht trinken…

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